Ich mach mit dem Text der Garten Eden Erzählung weiter, denn jetzt kommt im Text dieses ominöse Speisege- bzw. Speiseverbot:
1. Mose 2,16-17 hat geschrieben:Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben.
In der Interptretation, die ich hier anbiete, ist nun völlig klar, wieso bei der ersten Erwähnung des Baumes der Erkenntnis des guten und des Bösen ...
1.Mose 2,9 hat geschrieben:Und Gott, der HERR, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung, und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
... NOCH kein Speisege- bzw. Speiseverbot ausgesprochen wurde, von diesem einen Baum nicht zu essen. Als Fötus in dem Garten (Gebärmutter) IN Eden (dem weiblich-mütterlichen Teil Gottes) ist "meine" (aller Menschen), also "des Menschen" Nahrungsquelle eben der Strom, der von Eden (der Gottmutter) ausgeht, welcher durch die Nabelschnur fließt, welche bei der Geburt "geteilt" wird - und nicht irgendwelche Baumfrüchte.
Hier an dieser Stelle an der wir uns jetzt im Bibeltext befinden, ist der von "Gottvater" in der "Gottmutter" gezeugte Mensch bereits von der "Gottmutter" geboren worden. Des Menschen Nahrung ist nun, die göttliche Muttermilch - aber nicht für lange Zeit. Jetzt erst ergibt ein Speisege- bze. Verbot auszusprechen überhaupt erst einen Sinn. Damit löst sich der scheinbare Widerspruch auf, dass es zwei Stellen im Text gibt, an denen Gott im Zusammenhang aller Bäume kein Speisege- bzw. Speiseverbot ausspricht. Wir erinnern uns auch an die erste dieser beiden Stellen - die uns später die Schlange in Erinnerung rufen wird:
1.Mose 1,29 hat geschrieben:Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles Samen tragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem Samen tragende Baumfrucht ist: es soll euch zur Nahrung dienen;
BTW:
Erstens:
Das hier im Forum schon mehrmals aufgekommene Problem, ob der erste Mensch einen Bauchnabel hatte oder nicht, ist so anhand der Bibel allen nachvollziehbar begründet: er hatte einen Bauchnabel.
Zweitens:
Ich kann gut verstehen, dass sich viele an den von mir verwendeten Formulierungen "männlich-weibliche Polarität", "weiblich-mütterlicher Teil Gottes" oder "Gottvater" und "Gottmutter" stoßen. Das ist halt etwas gewöhnungsbedürftig. Sie könnten sich aber auch darüber freuen, dass so endlich klar wird, auf welche Mutter sich diese Stelle bezieht:
1.Mose 2,24 hat geschrieben:Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden.
Denn nach den üblichen Interpretationen, gab es noch keine einzige Mutter im ganzen bisher gelesenen Text. An dieser Stelle ist der Mensch zwar schon Mann und Frau, aber noch hat er keine Ahnung, was Vater und Mutter überhaupt sein soll - es sei denn, er kennt sowohl seinen eigenen Vatergott und und seinen eigenen Muttergott, wie es bei meiner Interpretation ist. Das sind schließlich seine Eltern, und diese verlässt er in gewisser Weise, wenn er seinen Kindergarten Eden als selbtändige Verantwortung tragende Eltern "verlässt" und Arbeiter im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern wird. Dieser Satz ist also eine, das danach im Text Folgende vorraussagende Überschrift. Dies wird noch durch den nachfolgenen Satz verdeutlicht, der auch noch zu dieser Überschrift gehört:
1.Mose 2,25 hat geschrieben:Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht.
Dieser macht klar, dass der pubertierende Mensch, der sich noch im Kindergarten Eden befindet, zwar schon um "den kleinen Unterschied" zwischen Mädchen und Jungen weiß, aber noch nicht das an seiner Nachktheit erkannt hat (= hebräisch "jada" erkennen, mit einander schlafen), was er im nächsten Schritt seiner Entwicklung erkennen wird. Seine Entjungferung macht ihn erst wirklich zum Mann und zur Frau.
Drittens:
Es löst sich so auch diese Ungereimtheit im Text in Wohlgefallen auf, dass der Mann Vater und Mutter verlässt. Denn in der Lebenswirklichkeit der Autoren und Leser damals, war es mitnichten so, dass etwa der Mann - und schon gar nicht der erstgeborene Mann - sein Vaterhaus verließ. Nein es war die Frau, welche in das Vaterhaus des Mannes zu dem Mann zog. So etwas meine ich, wenn ich sage, dass ich offensichtliche Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten in der Bibel als Verbündete betrachte, die mir manchen Interpretationsweg zwar versperren, mich dadurch aber zum Umdenken zwingen, andere Verständnis- und Interpretationswege zu suchen.
So eine Ungereimtheit ist ja auch dieser Strom, der von Eden ausgeht und sich in vier Flussarme aufteilt. In der Lebenswirklichkeit der Autoren gibt es so etwas nicht. Da ist es auch genau umgekehrt, nämlich so, dass Flüsse sich vereinigen und so zu einem Strom werden.
Ich gehe einfach davon aus, dass die Autoren keine weltfremden oder dumme Menschen waren, denen solch krasse Fehler unterliefen, sondern dass sie solche Signale ganz bewusst in den Text einbauten, um ihn einerseits spannender zu machen, und so eine gesteigerte Aufmerksamkeit der Leser zu erreichen, - "Was? Das haben wir ja noch nie gehört." und andererseits, klar zu machen, dass man mit einem rein wörtlichen Verständnis nicht weiter kommt, und deshalb etwas anderes gemeint sein muss, als das wörtlich Verstandene.