
Hier prallen Christen und Nichtchristen aufeinander und häufigt "funkt" es. Dies ist menschlich, aber es wirft auch die Frage auf: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?
Ich möchte dieses Thema im Lichte der Bibel diskutieren und deshalb eröffne ich es auch hier im Bibelforum.
Paulus sah sich in gewisserweise als ein Diener aller Menschen, indem er ihnen das Evangelium verkündigte, um so einige zu retten.
Dabei war er nicht barsch. Auf vorbildliche Weise hielt er auf dem Areopag in Athen eine galante Predigt, in der er den Griechen in der Tat zum Griechen wurde.Zitat aus 1. Korinther 9, 19-23 (Menge):
Denn obwohl ich von allen Menschen unabhängig bin, habe ich mich doch allen zum Knecht gemacht, um die Mehrzahl (oder: recht viele) von ihnen zu gewinnen.So bin ich denn für die Juden (oder: den Juden gegenüber) zu einem Juden geworden, um Juden zu gewinnen; für die Gesetzesleute zu einem Mann des Gesetzes – obgleich ich selbst nicht unter dem Gesetz stehe –, um die Gesetzesleute zu gewinnen;für die (Heiden), die das Gesetz nicht haben, zu einem Manne, der ohne das Gesetz lebt – obgleich ich nicht ohne Gottes Gesetz lebe, vielmehr dem Gesetz Christi unterworfen bin –, um die, welche das Gesetz nicht haben, zu gewinnen;für die Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen; kurz: für alle bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.Alles (das) aber tue ich um der Heilsbotschaft willen, damit auch ich Anteil an ihr (oder: ihrem Segen, d.h. an dem in ihr verheißenen Heilsgut) erlange.
Eine gelungende Schilderung mit aufschlussreichen Hintergrundinformationen könnt Ihr im Link nachschlagen:
Der Areopag - Paulus in Athen (Apg 17)
Ferner verweise ich auf meinen Beitrag vom Di 2. Dez 2014, 21:19.
Paulus war einst ein Pharisäer und nun ein Judenchrist und Apostel Jesu Christi. Wie empfand er, als er die vielen Götzenbilder sah?
Könnte man nun nicht eine gepfefferte Strafpredigt von einem ehemaligen Phariäser erwarten, dass den Griechen die Ohren wackeln?Zitat aus Apostelgeschichte 17, 16;Elberfelde:
Während aber Paulus sie in Athen erwartete, wurde sein Geist in ihm erregt, da er die Stadt voll von Götzenbildern sah.
Sehen wir weiter.
Jedenfalls wollten die Griechen ihn höhren, Paulus drängte sich ihnen also nicht auf.
Und nun stand Paulus mitten unter ihnen:Zitat aus Apostelgeschichte 17, 20;Elberfelder:
Denn du bringst etwas Fremdes vor unsere Ohren. Wir möchten nun wissen, was das sein mag.
Ist dies nicht eine galante Rede? Paulus hielt ihnen keinen gepfefferte Predigt, welche die Griechen kaum ertragen und nur gegen ihn aufgebracht hätten. Stattdessen war seine Rede mit "Salz" gewürzt, wie ein wohlschmeckendes Gericht.Zitat aus Apostelgeschichte 17, 22-23;Elberfelder:
Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Männer von Athen, ich sehe, daß ihr in jeder Beziehung den Göttern sehr ergeben seid.Denn als ich umherging und die Gegenstände eurer Verehrung betrachtete, fand ich auch einen Altar, an welchem die Aufschrift war: Dem unbekannten Gott. Den ihr nun, ohne ihn zu kennen, verehret, diesen verkündige ich euch.
Er interessiete sich dafür, was die Menschen glaubten, denen er predigte, denn er hatte sich zuvor genau umgeschaut, so dass ihn auch ein besonderer Altar nicht verborgen blieb. Paulus tadelte sie nicht, sondern lobte sie sogar für ihre religiöse Ergebenheit, als er auf diesen Altar Bezug nahm, indem er ihn nun diesen "unbekannten Gott" verkündete.
Wie der Bericht zeigt, waren einige Griechen nicht für die Botschaft der Auferstehung empfänglich, aber andere schon.
Paulus wurde hier allen Griechen ein Grieche, um so einige für Christus zu gewinnen. Er überließ es seinen Zuhörern zu entscheiden und respektierte, dass jeder seinen Weg ging.Zitat aus Apostelgeschichte 17, 32-34;Elberfelder:
Als sie aber von Totenauferstehung hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber auch nochmals hören.Also ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg.Etliche Männer aber schlossen sich ihm an und glaubten, unter welchen auch Dionysius war, der Areopagit, und ein Weib, mit Namen Damaris, und andere mit ihnen.
Es werden drei Reaktionen berichtet; sie reichen von Spott, über Interesse bis Bekehrung. Da lese ich nichts von Zwangmissionierung. Dies ist das biblische Vorbild (vgl. bitte 1Kor 9:19-22).
Christen, die Gewalt gegen Andergläubige praktizieren, verlassen logisch notwendig das biblische Christentum.
Paulus ist ein gutes Vorbild für christiche Mission.
Sehr bewegend finde ich auch Pauli Verteidigungsrede vor Festus. Festus dachte sogar, dass Paulus vor lauter Gelehrsamkeit von Sinnen sei.
Als ich dies vor vielen Jahren das erste mal in der Bibel las, war ich sehr berührt und noch heute beeindruckt mich Pauli christliche Nächstenliebe, die hier zum Ausdruck kommt. Paulus sprach so selbstbewusst und respektvoll, dass Agrippa von seinen Worten sehr angetan war.Zitat aus Apostelgeschichte 26, 24-29;Schlachter 2000:
Als er aber dies zu seiner Verteidigung vorbrachte, sprach Festus mit lauter Stimme: Paulus, du bist von Sinnen! Das viele Studieren bringt dich um den Verstand!
Er aber sprach: Hochedler Festus, ich bin nicht von Sinnen, sondern ich rede wahre und wohlüberlegte Worte! Denn der König versteht dies sehr wohl! An ihn richte ich meine freimütige Rede. Denn ich bin überzeugt, daß ihm nichts davon unbekannt ist; denn dies ist nicht im Verborgenen geschehen! Glaubst du den Propheten, König Agrippa? Ich weiß, daß du glaubst!
Da sagte Agrippa zu Paulus: Es fehlt nicht viel, und du überredest mich, daß ich ein Christ werde! Paulus aber sprach: Ich wünschte mir von Gott, daß über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche würden, wie ich bin, ausgenommen diese Fesseln!
Paulus wünschte sich, dass er so werden würde, wie er - nur ohne Fesseln. Das ist Christentum.
An die Urchristen in Kolossä schrieb er:
Paulus gab nicht nur diesen Rat, er wandte ihn selbst an.Zitat aus Kolosser 4, 5-6;Elberfelder:
Wandelt in Weisheit gegen die, welche draußen sind, die gelegene Zeit auskaufend.Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.
Titus riet er:
Christen sollten nicht streitsüchtig sein, oder über Atheisten lästern, sondern gegen allen Menschen, ob nun Agnostiker, Muslime oder Hindus, sanftmütig sein.Zitat aus Titus 3, 2;Elberfelder:
niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, gelinde, alle Sanftmut erweisend gegen alle Menschen.
Petrus stimmte mit Paulus darin überein:
So sollten Christen Außenstehenden gegenüber auftreten, doch ich räume ein, dass es mir schwerfällt, diesem Ideal zu entsprechen.Zitat aus 1. Petrus 3, 15;Schlachter 2000:
sondern heiligt vielmehr Gott, den Herrn, in euren Herzen! Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung;