In der Konsequenz - du.closs hat geschrieben:Selbstverständlich richtig - wer behauptet anderes?Thaddäus hat geschrieben: Nicht jeder abolute Blödsinn ist gerechtfertigt, nur weil irgendein Schwachkopf daran glaubt!
Wenn du bestreitest, dass korrekte Sachverhalte letztlich nicht von falschen Sachverhalten unterschieden werden können, weil es stets eine Frage der gewählten Prämissen ist, ob ein Sachverhalt korrekt ist oder nicht, dann behauptest du nicht weniger, als das es eben keine wahren Sachverhalte gibt. Damit aber kann Beliebiges mit derselben Berechtigung behauptet werden, ohne die Möglichkeit zu entscheiden, ob das Behauptete einem wahren Sachverhalt entspricht.
Dies ist radikalkonstruktivistischer Unsinn. Es gibt für die meisten philosophischen Behauptungen die Möglichkeit, vernünftig zu entscheiden, ob diese Behauptung plausibel ist oder nicht. Ist sie es nicht, muss sie fallen gelassen werden.
Der radikale Konstruktivismus fällt dagegen eimal mehr einem Retorsionsargument zum Opfer.
Verkürzt behauptet der Konstruktivismus, dass die Welt eine reine Konstruktionsleistung des subjektiven Geistes bzw. des Organs Gehirn ist und der Neurokonstruktivismus versucht diese These durch empirische neurologische, medizinische und biologische Befunde zu erhärten.
Wenn aber die Welt tatsächlich nichts als eine komplexe Konstruktionsleistung des Gehirns ist, dann ist auch all unser empirisches Wissen über die Neurologie und Biologie unseres Gehirns, dann sind alle Untersuchungen des Gehirns in Kernspintomographen oder mit sonstigen bildgebenden Verfahren, auch über EEG usw. ebenfalls nichts anderes als eine bloße Konstruktionsleistung unseres Gehirns! Wenn die Welt letztlich unsicher bis unerkennbar ist, da sie ja nur eine Konstruktion unseres Gehirns ist, dann sind alle unsere empirischen biologischen und neurologischen Befunde über die Beschaffenheit und Arbeitsweise unseres Gehirns, ebenfalls bloße Konstruktion und damit grundsätzlich in Zweifel zu ziehen.
Insbesondere der radikale Neuro-Konstruktivismus widerlegt sich als philosophische Behauptung selbst in dem Augenblick, in dem man ihn auf sich selbst anwendet (= Retorsion, von lat: "retorquere" = zurückdrehen).
Das Terrain der Philosophie ist das vernünftige Denken und damit universell.closs hat geschrieben: Dass sie innerhalb dieses Sektors Unsinn von Nicht-Unsinne unterscheiden kann, mag zugestanden sein - aber sie kann es eben nur innerhalb ihres selbst-gewählten Terrains.
Man mag bestreiten, dass es Vernunft überhaupt gibt. Will man diese These aber verteidigen, muss man bereits wieder auf vernünftiges Denken und vernünftige Argumente zurückgreifen. Ansonsten bleibt es lediglich eine unbegründete Behauptung.
Die Naturwissenschaften haben sich aus der Philosophie entwickelt und nicht umgekehrt. Sie haben dabei das (mehr oder weniger) strenge methodische Vorgehen und das rational-vernünftige Argmentieren aus dieser mitgenommen. Hinzu kamen lediglich das grundsätzliche empirische Vorgehen in den Naturwissenschaften und das wiederholbar sein müssende Experiment.closs hat geschrieben: - Das heisst: Sie transportiert die Begrenztheit der Naturwissenschaft in die Philosophie - Fortschritt?
Das sollte jetzt klar sein.closs hat geschrieben:Korrekt. - Schützen kann man sich nur dagegen, wenn man auf "Glaube" verzichtet und nur noch das als "relevant" versteht, was nachweisbar ist. - Dann allerdings bleibt die Frage, was das Wort "Philosophie" eigentlich noch soll.Thaddäus hat geschrieben:Das zeigt ein Grundproblem des Glaubens selbst auf: sich nämlich abgrenzen zu müssen vom kollossalen Blödsinn.
Das kann man in der Philosophie alles machen, insofern man vernünftig und plausibel-nachvollziehbar argumentiert. Dann sind auch plausible Einsichten und Abwägungen darüber möglich, welche Behautung sinnvoll ist und welche nicht sowie welche Sachverhalte entweder sicher oder mit Wahrscheinlichkeit korrekt sind und welche falsch. Nicht immer ist das eindeutig, aber oft!closs hat geschrieben: Aus meiner Sicht ist nach wie vor die Grundfrage, ob die Philosophie unabhängig von Methoden (Kritischer Rationalismus) und Gesellschafts-Trends (Säkularisierung) bleiben will oder nicht - konkret: ob man transzendent "über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet" oder ob man es lässt.