Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Philosophisches zum Nachdenken
JackSparrow
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#81 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von JackSparrow » Mi 25. Mär 2015, 22:26

ThomasM hat geschrieben:Wie mir meine Frau glaubhaft versichert hat, ist x ungleich y.
Also existiere ich nicht.
Ja, das wäre der logisch richtige Schluss. Wenn du nicht gleichzeitig in einem öffentlichen Internetforum schreiben würdest. Was Jesus bedauerlicherweise nicht tut.

Du bildest dir Foreneinträge von jemanden ein, der nicht existiert.
Es lässt sich empirisch belegen, dass jemand in deinem Namen Forenbeiträge verfasst. Nun müssen wir noch rausfinden, ob du ein Mensch oder ein Automat bist.

Dass Jesus jemals irgendeine Form von Kommunikation verfasst hätte, lässt sich bisher nicht belegen. Weil die Leute, die mit Jesus reden, an einem solchen Beleg nicht interessiert sind. Ich aber schon.

closs
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#82 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von closs » Mi 25. Mär 2015, 23:16

JackSparrow hat geschrieben: Ich aber schon.
Wie sollte man das rauskriegen? - Bis dahin wäre es aus meiner Sicht empfehlenswert zu verstehen, WAS gesagt wird.

Pluto
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#83 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Mi 25. Mär 2015, 23:26

JackSparrow hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Wie mir meine Frau glaubhaft versichert hat, ist x ungleich y.
Also existiere ich nicht.
Ja, das wäre der logisch richtige Schluss. Wenn du nicht gleichzeitig in einem öffentlichen Internetforum schreiben würdest. Was Jesus bedauerlicherweise nicht tut.
Der gute Thomas ist nur nach als quantenphysikalische Superposition von Existent/Nichtexistent zu retten. :geek:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#84 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von Novas » Do 26. Mär 2015, 04:14

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben: Ich aber schon.
Wie sollte man das rauskriegen? - Bis dahin wäre es aus meiner Sicht empfehlenswert zu verstehen, WAS gesagt wird.

Nun frage ich mich: wann kommen wir wieder auf das Verhältnis von Wissenschaft und Metaphysik zu sprechen? Eine rationale, empirische Forschung bleibt auf der Ebene der Dualität in Zeit und Raum, während die Metaphysik nach dem allem zugrunde liegenden Sein fragt.

Das sind also zwei verschiedene Ansätze, die einander aber inhaltlich ergänzen und bedürfen.
Darauf verweist auch der bekannte Satz von Werner Heisenberg: "Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber am Grund des Bechers wartet Gott"

closs
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#85 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von closs » Do 26. Mär 2015, 08:00

Novalis hat geschrieben:Eine rationale, empirische Forschung bleibt auf der Ebene der Dualität in Zeit und Raum, während die Metaphysik nach dem allem zugrunde liegenden Sein fragt.
Prinzipiell richtig - aber schwer vermittelbar im westlichen 21. Jh., weil der hier dominierende Materialismus die Metaphysik psychologisch, also als individuelles Phänomen innerhalb des eigenen Systems interpretiert.

Große Denker wie Heisenberg und auch zukünftige werden dem nicht folgen, aber momentan kann man halt nur die Stellung halten.

Pluto
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#86 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Do 26. Mär 2015, 11:29

closs hat geschrieben:weil der hier dominierende Materialismus die Metaphysik psychologisch, also als individuelles Phänomen innerhalb des eigenen Systems interpretiert.
Bevor man sich über "Systeme" versucht abzugrenzen, sollte man nachweisen, dass es andere Systeme gibt, sonst ist die Behauptung bedeutungslos.

closs hat geschrieben:Große Denker wie Heisenberg und auch zukünftige werden dem nicht folgen, aber momentan kann man halt nur die Stellung halten.
Dass dies der Beliebigkeit Tür und To öffnet und nichts weiter als lauwarme Luft ist, wussten anscheinend bereits grosse Denker vor Heidegger.

Immanuel Kant meinte z. Bsp. Mitte des 18. Jh.:
I. Kant hat geschrieben:...wenn ein hypochondrischer Wind in den Eingeweiden tobt, so komme es darauf an, welche Richtung er nimmt, geht er abwärts, so wird daraus ein F**z, steigt er aber aufwärts, so ist es eine Erscheinung oder eine heilige Eingebung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#87 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von closs » Do 26. Mär 2015, 13:47

Pluto hat geschrieben:Bevor man sich über "Systeme" versucht abzugrenzen, sollte man nachweisen, dass es andere Systeme gibt, sonst ist die Behauptung bedeutungslos.
Aus meiner Sicht eine falsche Schlussfolgerung - aus 2 Gründen:

1) Ein System sollte sich aus sich heraus definieren - konkret: Die Wissenschaft sagt, auf welchen Wahrnehmungs-Prinzipien sie beruht (KR, etc.). - Was NICHT auf ihren Prinzipien beruht, ist nicht Teil dieser Überlegung.

2) Es ist ein Widerspruch in sich selbst, wenn man ein ANDERES System nach den Kriterien des EIGENEN Systems meint qualifizieren zu können. - Denn könnte ein anderes System nachgewiesen werden, wäre es kein anderes System.

Was man trotzdem tun kann, ist folgendes: "Mit Verweis auf das wissenschaftliche System glauben wir, dass es darüber hinaus nichts gibt - alles, was es gibt, ist nach unserem Glauben prinzipiell naturwissenschaftlich nachweisbar". - Das kann man aber nur, wenn einem dabei bewusst bleibt, dass man damit mit Verweis auf das wissenschaftliche System eine weltanschauliche Äußerung macht (also eine Glaubens-Äußerung, die aber eben INNERHALB der Wissenschaft nichts zu suchen hat).

Pluto hat geschrieben:Dass dies der Beliebigkeit Tür und To öffnet und nichts weiter als lauwarme Luft ist, wussten anscheinend bereits grosse Denker vor Heidegger.
Der WAHRNEHMUNGS-Beliebigkeit sind methodisch Tür und Tor geöffnet - das ist richtig. Das kann man nicht ändern. - Andererseits gibt es hier schon Regulative wie Hermeneutik und Logik, die schon Klarheit bringen können - konkret:

Selbst wenn Pumuckl und Gott aus materialistischer Sicht prinzipiell nicht unterscheidbar sind, sind sie es aus hermeneutischen und logischen Gründen sehr wohl. - Das einzig Gemeinsame, das beiden bleibt, ist ihre methodische Unbeweisbarkeit (und das auch nur dann, wenn man Gödels Gottesbeweis widerlegt - aber das werden wir hier nicht schaffen - zumal man ihn zuerst verstehen müsste, was ich bislang NICHT tue).

Pluto
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#88 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Do 26. Mär 2015, 14:04

closs hat geschrieben:Aus meiner Sicht eine falsche Schlussfolgerung - aus 2 Gründen:

1) Ein System sollte sich aus sich heraus definieren - konkret: Die Wissenschaft sagt, auf welchen Wahrnehmungs-Prinzipien sie beruht (KR, etc.). - Was NICHT auf ihren Prinzipien beruht, ist nicht Teil dieser Überlegung.
Abgesehen davon, dass die "Wissenschaft" das sagt, nicht stimmt, bist du es doch, der auf den Begriff von unterschiedlichen Systemen beharrt.
Also liegt es auch an dir, die Existenz solcher Systeme nachzuweisen.

closs hat geschrieben:Es ist ein Widerspruch in sich selbst, wenn man ein ANDERES System nach den Kriterien des EIGENEN Systems meint qualifizieren zu können. - Denn könnte ein anderes System nachgewiesen werden, wäre es kein anderes System.
Damit widersprichst du deiner eigenen These der "Multiplen Systeme".

closs hat geschrieben:DAndererseits gibt es hier schon Regulative wie Hermeneutik und Logik, die schon Klarheit bringen können
Ich sehe nicht wie Hermeneutik die Deutung von Schriften) hier weiter helfen kann, schliesslich ist Papier geduldig.
Wie hier Logik helfen kann, verstehe ich ebenfalls nicht. Im Gegenteil, die Logik würde Mehrfachsysteme eher ausschliessen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#89 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von closs » Do 26. Mär 2015, 14:39

Pluto hat geschrieben:Abgesehen davon, dass die "Wissenschaft" das sagt, nicht stimmt
Vielleicht war es ungenau von mir - aber stimmt der Satz NICHT, dass Wissenschaft auf Wahrnehmungs-Kriterien ("Beobachtung") beruht?

Pluto hat geschrieben: bist du es doch, der auf den Begriff von unterschiedlichen Systemen beharrt.
Ja - weil ich erkenne, dass Wissenschaft ein System ist UND es andere Wahrnehmung als die wissenschaftliche gibt. - Unter wissenschaftlicher Sicht mag man das NICHT erkennen, weil man setzt, objektivierbare Wahrnehmung sei alles. - Das ist wie der Dackel, der unter Dackeln nichts anderes weiss, als dass die Gleichung gilt "Dackel = identisch mit Hund.

Pluto hat geschrieben:Also liegt es auch an dir, die Existenz solcher Systeme nachzuweisen.
NEIN - wäre ein anderes System im Sinne der Wissenschaft nachweisbar, wäre es Teil der Wissenschaft und somit kein anderes System. - Das schließt sich in sich selber aus.

Pluto hat geschrieben:Damit widersprichst du deiner eigenen These der "Multiplen Systeme".
Warum denn das?

Pluto hat geschrieben: Im Gegenteil, die Logik würde Mehrfachsysteme eher ausschliessen.
:thumbup: Zu Ende gedacht stimmt das sogar - aber nicht zum Gefallen des Materialismus. - Denn DAS eine System, unter dem es Untersysteme gibt, ist das geistige System - sagt man aus der weltanschaulicher Sicht, wenn man Christ o.ä. ist. - Unter geistiger Sicht aber ist das wissenschaftliche System ein untergeordnetes Wahrnehmungs-System (was ganz und gar nicht abschätzig gemeint ist).

Nur: Christen bekennen sich dazu, weltanschaulich zu argumentieren (und diese Argumente logisch zu begründen - Ontologie/Dialektik/persönliche ERfahrung/etc.) - während der Materialismus gelegentlich den Eindruck erweckt, NICHT zu wissen, dass er auf Setzungen beruht, also eine Weltanschauung ist. - Dann brauchten nur noch Unschärfen zwischen Wissenschaft und Weltanschauung dazuzukommen - und das geistige Chaos ist perfekt.

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#90 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von ThomasM » Do 26. Mär 2015, 21:49

closs hat geschrieben: Denn DAS eine System, unter dem es Untersysteme gibt, ist das geistige System
Nun, du betonst ja immer, das ein System selbstbestimmend auf "seinen" Setzungen beruht.
Hast du eigentlich mal deine Definition dieses "geistigen" Systems beschrieben?

Ich meine, den Materialismus, bzw. die Naturwissenschaft kann ich in wenigen Absätzen charakterisieren. Da müsstest du doch auch das geistige System beschreiben können. Welche Setzungen gibt es, was folgt daraus logisch, wie schließt dein geistiges System das materielle ein?

Nur damit ich mal sehen kann, ob deine Behauptungen überhaupt Hand und Fuß haben.

Gruß
Thomas
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