Descartes und die menschliche Seele

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#671 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Fr 28. Okt 2016, 10:33

closs hat geschrieben:Geist ist auch aus spiritueller Sicht immanent im Körper.
Ja. Das ist eine sehr verlockende Setzung.
Aus der Informatik wissen wir, dass das Wichtigste Glied zwischen zwei Systemen immer die Schnittstelle ist. Die Frage ist, wo ist denn diese Schnittstelle?

closs hat geschrieben:Insofern bräuchte es keine Diskussionen zwischen materialistischer und spiritueller Fraktion zu geben...
Nein. Das ist ein Problem das man nicht einfach unter den Teppich kehren kann. Es ist sogar eine absulut notwendige Diskussion. So lange man die Schnittstelle nicht kennt, über die der Geist wirk, bleibt die Frage offen: Wo befindet sich die Schnittstelle, und warum haben wir sie nicht gefunden?

Es ist nicht so, dass die Wissenschaftler herum sitzen und Kaffee trinken.
Die Wissenschaft sucht dauernd nach noch unbekannten Teilchen und Kräften. Was wir aus diesen Bemühungen sagen können, ist:
Unbekannte Teilchen sind entweder (a) unwirksam (z.B. dunkle Materie), oder (b) so groß (energiereich), dass wir sie in den Teilchenbeschleunigern nicht herstellen können, oder (c) zu kurzlebig um erkannt zu werden.
Unbekannte Kräfte müssten um einen Faktor 10'000 kleiner sein als die Schwerkraft (letztere ist bereits winzig klein) um von den heutigen Messsystemen nicht erfasst zu werden.
Diese Erkenntnisse sagen uns, dass es im Körper eines Menschen, keine Struktur geben kann, die als Schnittstelle in Frage kommt. Nach heutigem Wissensstand wäre alles denkbare zu schwach, zu kurzlebig oder zu unzuverlässig, um eine solche Schnittstelle zu bilden, so dass man mit einem sehr hohen Grad an Gewissheit sagen kann: es gibt sie nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#672 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Fr 28. Okt 2016, 14:57

Pluto hat geschrieben:Die Frage ist, wo ist denn diese Schnittstelle?
Weiß ich nicht - aber Wahrnehmungs-Lücken (alias Nachweisbarkeit) sind nicht entscheidend für die Frage, was der Fall sein könnte.

Pluto hat geschrieben:Wo befindet sich die Schnittstelle, und warum haben wir sie nicht gefunden?
Ich wüsste nicht, wie sie die Naturwissenschaft nach den Regeln des KR finden KÖNNTE - denn sie kann doch nicht nach "Geist" suchen, sondern nur nach Korrelationen zwischen Körper und Geist - also ausgehend vom Körper. - Aber diese Ausgangslage "Materie" ist doch gerade die Frage.

Pluto hat geschrieben:Unbekannte Kräfte müssten um einen Faktor 10'000 kleiner sein als die Schwerkraft (letztere ist bereits winzig klein) um von den heutigen Messsystemen nicht erfasst zu werden.
Vielleicht ist es der falsche Weg zu denken. - Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Immanenz von Geist in Materie so erklärt werden kann, wie es bereits heute die Neurowissenschaften tun - aber damit ist nicht geklärt, woher diese Immanenz kommt. - Und DAS ist doch hier die Frage.

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fin
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#673 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von fin » Fr 28. Okt 2016, 18:02

-- Henne oder Ei --

fin hat geschrieben:Es gab/gibt bisher keinen Beleg in der Hinrforschung, der das Gehirn als Ursprung von Geist ausgewiesen und erklärt hätte.
Pluto hat geschrieben:Es gibt aber hunderte, wenn nicht tausende von Hinweisen, dass es so ist. Wer (wie Frau Zunke) die Ergebnisse der Hirnforschung in Bausch und Bogen ablehnt, ist entweder mit der Materie nicht vertraut, oder behauptet absichtlich die Unwahrheit.

Um Frau Zunke kurz abzuhandeln: Sie bestreitet nicht die Ergebnisse der Hinforschung, sondern einzelne Methoden (Versuchsanordnungen) und Interpretationen. Ich hatte auf ihre Arbeit verwiesen, da sie in ihrer Kritik auch Studien bespricht, die mit maskierten Begriffen operieren, um eben auf dein Beispiel Bezug zu nehmen, das genau diese Art Versuchsreihe als Beleg dafür heranzieht, es seien hier eindeutige Hinweise für deine Ausgangsthese gegeben, nämlich jene, daß das Gehirn der ursprüngliche und genuine Ausgangspunkt für Seele und Geist sei.

Diese Verfahren erbringt aber weder einen Nachweis noch verstehe ich es als eindeutigen Hinweis in der Sache, auch wenn hier unbewußte Prozesse angesprochen und/oder manipuliert werden können.

Um uns einen chronologischen Überblick unserer Verständigung aufzuzeigen, sei hier eine kurze Zusammenfassung gewährt.

Mein Einstieg war mit hiesigen Fragen verbunden, die auch von Martin Heidegger bedacht und angesprochen worden sind. Sein provokanter Satz: "Wissenschaft denkt nicht!", den er hier im Interview erörtert, bessagt, daß die Naturwissenschaft auf die Philosophie angewiesen sei, um sich selbst bestimmen zu können. Diese Aussage MH könnte man grundsätzlicher noch fassen:

Was Geist, Bewusstsein und Denken ist, das kann ohne Philosophie nicht entschieden werden!

Du gehörst zu den Anhängern, die meinen, Gehirn sei der genuine Ursprung von Geist und Seele. Das ist legitim. Der dialogische Diskurs ist allerdings auf Redlichkeit angewiesen. Im englischen Wortschatz findet man vielleicht Entsprechungen, wie zb. "honesty", "righteousness" oder "integrity", aber das dt. Wort spricht neben besagten Bedeutungsgehalt/en ein konkretes Medium an, nämliche die Rede, das Wort, das eben auch die Grundlage aller Beiträge hier bildet.

Warum kommen bestimmte Geistesgrößen (Inhalte) aus dem deutschsprachigen Raum, könnte man sich fragen? Möglicherweise enthält diese Sprachgestalt eigene Zugänge zum Dasein. Man betrachte nur die beiden Begriffe: Realität und Wirklichkeit, die nicht dasselbe ausdrücken und in ihrer Differenz etwas zum Vorschein bringen, was der Brite möglicherweise nicht so leicht wahrzunehmen vermag, da seine Muttersprache andere Brücken schlägt.

Bild

Kommen wir aber auf unsere Verständigung zurück.

Du hast ja bereits selbst zugegeben, daß seitens der Naturwissenschaften noch keine Nachweise erbracht worden sind, die obige These beweisen. Stattdessen sprichst du von Hinweisen (dessen Anzahl auf inflationäre Weise zu steigen scheinen: Dutzende, Hunderte, Tausende), die angeblich auf obige These zeigen, sie bestätigen und erklären.

Sofern wir unsere Redlichkeit nicht aus den Augen verlieren wollen, sollten wir deine losen Behauptungen überprüfen, denn, wenn man es recht überlegt, gab/gibt es weder einen einzigen Nachweis noch irgendwelche Hinweise (Nenne mir 3, was aufgrund der Menge kein Problem sein sollte) die das Gehirn als genuinen Erzeuger von Geist und Seele ausweisen.

Was ich meine, wird dir vielleicht in der Erörterung klarer werden, was ein "Hinweis" per se nur sein kann. Ist es nicht so, daß jeder Hinweis auf etwas hinweist. Etwas, das eine konkrete Größe darstellt, die notwendiger Weise auch bekannt und evident sein muß?

Zur Erinnerung:

fin hat geschrieben:Übrigens: Hinweise weisen auf etwas hin!
Das Wort selbst verweist auf s/ein semantisches Verhältnis,
der Ausdruck 'Orange' auf eine Frucht (die Orange),
das Stopschild auf eine weiße Linie und eine hohle Nuß ...

Wo ist eigentlich Jack? :D
Ach ja: "Denn ohne diesen Schüssel können wir nicht aufschließen, was wir nicht haben, das er aufschließt (...)"

Lassen wir Jack ziehen und konzentrieren uns auf das Stopschild, um den Sach- und Bedeutungsgehalt präziser aufzuschlüsseln.

Das Verkehrszeichen weist auf eine Gefahrenzone hin und auf eine konkrete und kontextbezogene Haltelinie. Der Kontext, auf den das Hinweisschild hinweist, ist eine konkrete und bekannte Größe. Jeder Autofahrer mit Führerschein weiß, daß die weiße Linie keine Parkfläche oder Boxenstopp ausweist, sondern einen anderen Kontext bezeichnet, wo Parkautomat und Boxenluder in der Regel nicht vorkommen, in England mag das anders sein :silent:

In 'Old Germany' verläuft der Strassenverkehr nun mal anders. Ein Hinweisschild, das zb. Richtung und Entfernung für einen Ort (zB. Metropolis) angibt, würde keinen Sinn ergeben, wenn besagte Stadt (Metropolis) keine bekannte und evidente Größe wäre, sondern nur eine Annahme, Vermutung, sprich, reine Spekulation.

Ursächlich zeigt ein Hinweis also auf etwas, daß als konkrete Größe bereits erkannt worden und somit auch bekannt ist.

Nicht umsonst lassen sich in der dt. Sprache verschiedene Ausdrücke finden, die also scheinbar in die gleiche Richtung weisen, aber dennoch differente Bedeutungen aufweisen. Zum Beispiel: Indiz und Hinweis. Hinweise und Indizien meinen nicht dasselbe, auch wenn sie vielleicht im allgemeinen Sprachgebrauch eine Symbiose eingehen.

Man würde der Sache gerechter werden, spräche man von Indizien, statt von Hinweisen, wobei … (* diese Abzweigung das Thema sprengt *).

Wie könnten nun redliche Aussagen aussehen?

Warum Ergebnisse als Hinweise bezeichnen und nicht als Vorgänge (Phänomene) die sich so und/oder so interpretieren lassen.
Das konkrete Ergebnisse vorliegen, die zb. korrelierende Phänomene aufzeigen, das betreitet keiner, diese Vorgänge sind aber keine Hinweise, die konkret das aufzeigen, was die These behauptet, nämlich daß das Gehirn der genuine Erzeuger von Geist und Seele ist, sondern vielmehr Indizien (*), bzw. belegbare Prozesse, die miteinander zu korrespondieren scheinen, darum man in der Regel auch von Korrelationen spricht.

Solange es keine korrekten Deutungen gibt, die die Annahmen beweisen, solange können auch keine Hinweise vorhanden sein, die das bezeugen. Ein konkreter Hinweis steht in konkreter Beziehung zu einer konkreten Größe. Solange die Zielgröße nicht bekannt ist, solange sind auch zugehörige Hinweise unbekannt bzw. unerkannt.

Demnach kann es passieren, daß man einen konkreten Hinweis passiert, ohne dessen Beziehungsgröße erkannt zu haben, da einem auch der zugehörige Ziel- und Bedeutungsgrund nie noch nie bekannt gewesen ist. Stellen wir uns dazu die beste Marsmobilklasse und einen Fahrer vor, selbstverständlich keinen Vulkanier, der gegen einen irdischen Tankzug knallt, weil er das Stoppzeichen für belanglose Kunst einer Gattung hielt, die ihm für seine Spritztour nicht wesentlich erschien.

Was würde von ihm bleiben,

Pluto hat geschrieben:Wenn die Bilder "explosionsartig" den gesamten Cortex überwältigen, ...

Beste Grüße
fin
Zuletzt geändert von fin am Fr 28. Okt 2016, 23:25, insgesamt 1-mal geändert.

SilverBullet
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#674 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von SilverBullet » Fr 28. Okt 2016, 18:42

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:„’Ich’ könnte genauso ein ’geistiges Wesen’ sein“
„Was soll ein ’geistiges Wesen’ sein“?“
„In diesem Fall das ’Ich’“
=> sinnlose Aussage (aber das habe ich ja schon geschrieben)
„’Ich’ könnte genauso ein ’materielles Wesen’ sein“
„Was soll ein ’materielles Wesen’ sein“?“
„In diesem Fall das ’Ich’“
=> sinnlose Aussage . -------??????????????????????????????????????????????-----
Vergleich mal "Geist" mit der Situation, wie der Körper in einzelne „Objekte“ mit konkreten Eigennamen und Funktionen (auch mit konkreten Eigennamen) unterteilt wird.

Hier wird nicht wie bei „Geist“ oberflächlich suggeriert, was es „nicht sein soll“, sondern man kümmert sich direkt um „das Ding“.
Es ist sogar so, dass die Wirklichkeit dieser Objekte akzeptiert werden muss.

Deine Reaktion ist also genauso sinnlos, wie deine Behauptung.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wann und wo zweifelt er „das Ich“ als eine vom Körper unabhängige Existenz an?
Nochmal die Antwort:
Das einzige, woran er am Ende nicht zweifelt, ist das Ich - ob dieses Ich vom Körper abhängig ist oder nicht, ist für ihn anzweifelbar, aber jeweils nicht falsifizierbar.
Wieso behauptest du dann, dass er alles anzweifelt?

Bei seinem Vorgehen wird auf Wunschbasis ausgewählt, was angezweifelt werden soll und was nicht -> maximaler Murks.

closs hat geschrieben:OK - ich habe "Denken" jetzt nicht nur intellektuell gemeint, sondern dass man bewusst wahrnimmt, dass "ich friere", etc. - Alternative: Etwas friert und merkt es nicht.
Es wird nicht wahrgenommen, dass „Ich friere“, sondern „Ich friere“ sind die Zusammenhänge der Wahrnehmung.
Vor diesem Hintergrund ist deine „Alternative“ sinnlos, denn „frieren“ ist „das Merken“.
„Frieren“ ohne es zu „merken“ geht gar nicht.

closs hat geschrieben:Das "Ding" ist das "Ich"
Nein, „Ich“ ist nur ein Zusammenhang und nicht die Existenz.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Du nennst sehr oft das Wort „Logik“, führst aber keine einzige logische Entwicklung von der Basis aus durch, dass Existenzzusammenhänge nicht sicher sind.
Genau darum geht es aber. - Der Existenzzusammenhang zwischen "Ich" und allem anderen ist nicht sicher
Und schon wieder versuchst du dich am Kern vorbei zu mogeln.
„Ich“ ist ein anzuzweifelnder Existenzzusammenhang.
Du kannst kein Argument nennen, warum der Zusammenhang eines „wirklichen Körpers“ eine andere Sicherheitsstufe einnehmen soll, als der Zusammenhang „Ich“.
Du versuchst lediglich dies unter den Tisch zu kehren und einfach mit deinem Wunsch zu starten – dieses Schauspiel ist sinnlos.

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Halman
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#675 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Halman » Fr 28. Okt 2016, 20:19

fin hat geschrieben:Du hast ja bereits selbst zugegeben, daß seitens der Naturwissenschaften noch keine Nachweise erbracht worden sind, die obige These beweisen. Stattdessen sprichst du von Hinweisen (dessen Anzahl auf inflationäre Weise zu steigen scheinen: Dutzende, Hunderte, Tausende), die angeblich auf obige These zeigen, sie bestätigen und erklären.

Sofern wir unsere Redlichkeit nicht aus den Augen verlieren wollen, sollten wir deine losen Behauptungen überprüfen, denn, wenn man es recht überlegt, gab/gibt es weder einen einzigen Nachweis noch irgendwelche Hinweise (Nenne mir 3, was aufgrund der Menge kein Problem sein sollte) die das Gehirn als genuinen Erzeuger von Geist und Seele ausweisen.
Hinweise sind Hirnläsionen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#676 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Fr 28. Okt 2016, 20:45

SilverBullet hat geschrieben:Es ist sogar so, dass die Wirklichkeit dieser Objekte akzeptiert werden muss.
"Müssen" ist übertrieben - aber Descartes würde Dir aus Glaubensgründen zustimmen.

SilverBullet hat geschrieben:Wieso behauptest du dann, dass er alles anzweifelt?
Weil er es tut - mit dem Ergebnis, dass er am Ende trotz allen Zweifels die Existenz des Ichs nicht weggkriegt ("Si enim fallor, sum" - Augustinus).

SilverBullet hat geschrieben:Bei seinem Vorgehen wird auf Wunschbasis ausgewählt, was angezweifelt werden soll und was nicht -> maximaler Murks.
Deine Schlussfolgerungen sind maximaler Murks.

SilverBullet hat geschrieben:„Frieren“ ohne es zu „merken“ geht gar nicht.
So ist es - man nimmt es bewusst wahr. - Und wenn "man" es bewusst wahrnimmt, muss es das "man" geben. - Was allerdings impliziert, dass diese Wahrnehmung täuscht - ontologisch nicht-falsifizierbar.

SilverBullet hat geschrieben:Nein, „Ich“ ist nur ein Zusammenhang und nicht die Existenz.
Siehst Du - da sind wir unterschiedlicher Meinung. - Nach meinem Verständnis ist jedes "Ich" eine Entität und nicht nur Kontext. - Frage: Wie kann ein Kontext ohne personale Entität bewusst sein?

SilverBullet hat geschrieben:Du kannst kein Argument nennen, warum der Zusammenhang eines „wirklichen Körpers“ eine andere Sicherheitsstufe einnehmen soll, als der Zusammenhang „Ich“.
HAbe ich noch nicht probiert - warum sollte ich? - Mir geht es primär um Entität und nicht um Kontext. - Dass Entitäten mit Kontexten behaftet sind, ist klar.

SilverBullet hat geschrieben:Du versuchst lediglich dies unter den Tisch zu kehren und einfach mit deinem Wunsch zu starten
Der Wunsch-Süchtige bist Du, weil Du Dir wünschst, dass DEIN Wahrnehmungs-System das Maß der Dinge ist.

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#677 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von SilverBullet » Fr 28. Okt 2016, 22:05

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Es ist sogar so, dass die Wirklichkeit dieser Objekte akzeptiert werden muss.
"Müssen" ist übertrieben
Ach ja?
Es gibt tatsächlich Menschen, deren lebenslanges Ziel es ist, sich von „den Verstrickungen in die materielle Welt“ zu lösen.
Sie meditieren fast rund um die Uhr, mit dem Ergebnis, dass sie überzeugt sind, es auch zu schaffen – sie wissen nur noch nicht, nach wie vielen Lebenszeiten (Reinarnation) sie auch nur einen Millimeter vorwärts gekommen sein werden :-)
=> Dieses „Müssen“ ist anscheinend ein wirklich echtes Pfund.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wieso behauptest du dann, dass er alles anzweifelt?
Weil er es tut
Wann und wo hat er versucht das „Ich“ anzuzweifeln?
Ach, ich vergas, das habe ich ja schon mal gefragt und du konntest ihn nicht zitieren.
Stattdessen habe ich dir „seine alte religiöse Meinung“ angegeben, wodurch sein „Ergebnis“ schon vorab feststand.

(genauso waren Augustinus, Hegel und Heidegger gestrickt)

Hier ein kleiner Auszug aus seinem Text:
ich habe mich überredet, dass es schlechterdings nichts in der Welt gibt, keinen Himmel, keine Erde, keine Geister, keine Körper, also doch wohl auch mich selbst nicht.
Keineswegs!
„Ich war“ sicherlich, wenn ich mich dazu überredet habe


Er führt ein kleines Theaterstückchen auf, weiss aber genau, dass er den anzuzweifelnden Zusammenhang, Schnur gerade verwenden wird, um genau diesen Zusammenhang als „sicher“ zu verkaufen.
Das ist „Münchhausenakrobatik in Vollendung“

=> maximaler Murks – weg damit!

closs hat geschrieben:man nimmt es bewusst wahr. - Und wenn "man" es bewusst wahrnimmt, muss es das "man" geben.
Du möchtest (wie Descartes) das Anzweifeln des „Ich“-Zusammenhanges mit dem „Ich“-Zusammenhang als „nicht angebracht“ darstellen.
Das Anzweifeln des „wirklichen Körpers“ kann dann aber genauso abgeschafft werden, denn es bedeutet ja „wirkliche Existenz“ – toll.
Und bei der Schräge in den „schrägen Linien“ machen wir es genauso, denn dann… ups, das geht ja nicht :-)
=> Deine Behauptung ist sinnlos

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Nein, „Ich“ ist nur ein Zusammenhang und nicht die Existenz.
Siehst Du - da sind wir unterschiedlicher Meinung.
Das kommt offenbar darauf an, in welcher Phase „des Heizdeckenverkaufs“ du dich gerade befindest:

Zitat-Silverbullet: Ich weiss nicht, wie oft ich schon gesagt habe, dass Wahrnehmung nicht 1:1 an die „auslösenden Sachverhalte“ herankommt.
Zitat-closs: Ähm - das kommt eigentlich von mir - siehe Stichwort "ontologische Differenz"."

Ich wiederhole:
'Ich' ist nur ein Zusammenhang und nicht die Existenz.

Um das Anzweifeln dieses Zusammenhangs aus dem Weg zu räumen, werden andere Zusammenhänge benötigt, die eine geschlossene Stimmigkeit bilden.

Diese gibt es rund um den Körper.

Bei „Geist“(?) kann nichts dergleichen aufgestellt werden.

closs hat geschrieben:Frage: Wie kann ein Kontext ohne personale Entität bewusst sein?
Es gibt kein „bewusst sein“ sondern nur den Wechsel von Zusammenhängen: „Reaktion über Zusammenhänge“ – von „bewusst sein“ im Sinne von „Existenz“ sollte man nicht sprechen.
„Bewusst sein“ ist nichts anderes als die „Überzeugung, bewusst zu sein“.
„Überzeugung“ ist hierbei ein reiner Ablaufbegriff: es gibt keine „anzweifelnde“ Zusammenhangsreaktion.

„personale Entität“ ist eine sinnlose Wortkreation, denn die „subjektive Perspektive“, also das Beachten des „handelnden Ausgangspunktes“ ist ja wiederum nur ein Zusammenhang innerhalb der Reaktion.

Was braucht man, um eine Reaktion durchzuführen? => ein Reaktionssystem.
Was haben wir für ein Glück, dass wir „den Existenzzusammenhang des Gehirns“ akzeptieren müssen, denn es ist ein gigantisches Reaktionssystem – Bingo…

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fin
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#678 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von fin » Fr 28. Okt 2016, 22:35

-- Hinweise/Indizien/Merkmale/... --

Halman hat geschrieben:
fin hat geschrieben:Du hast ja bereits selbst zugegeben, daß seitens der Naturwissenschaften noch keine Nachweise erbracht worden sind, die obige These beweisen. Stattdessen sprichst du von Hinweisen (dessen Anzahl auf inflationäre Weise zu steigen scheinen: Dutzende, Hunderte, Tausende), die angeblich auf obige These zeigen, sie bestätigen und erklären.

Sofern wir unsere Redlichkeit nicht aus den Augen verlieren wollen, sollten wir deine losen Behauptungen überprüfen, denn, wenn man es recht überlegt, gab/gibt es weder einen einzigen Nachweis noch irgendwelche Hinweise (Nenne mir 3, was aufgrund der Menge kein Problem sein sollte) die das Gehirn als genuinen Erzeuger von Geist und Seele ausweisen.

Hinweise sind Hirnläsionen.

Hallo Halman,
danke für deinen konkreten Vorschlag ...

Vorab möchte ich dich darauf hinweisen, daß ich mir nicht nur Hinweise (3 an der Zahl) erbeten hatte, sondern zugleich auch zu erörtern suchte, was ich unter dem Begriff: "Hinweis" verstehe. Meine Rede (siehe obiges Zitat) geht wie folgt weiter:

fin hat geschrieben:Was ich meine, wird dir vielleicht in der Erörterung klarer werden, was ein "Hinweis" per se nur sein kann. Ist es nicht so, daß jeder Hinweis auf etwas hinweist. Etwas, das eine konkrete Größe darstellt, die notwendiger Weise auch bekannt und evident sein muß?

Zur Erinnerung:

Hinweise weisen auf etwas hin!
Das Wort selbst verweist auf s/ein semantisches Verhältnis,
der Ausdruck 'Orange' auf eine Frucht (die Orange),
das Stopschild auf eine weiße Linie ...

Siehe vollständigen Text mit Beispielen


Und nun zu deiner Antwort: Hirnläsionen.

Nein, Hirnläsionen sind KEINE Hinweise in Bezug auf die These, daß Gehirn sei genuiner Erzeuger von Geist und Seele.

Eine Hirnläsion weist weder auf eine zeugende Potenz (Zeugungskraft) des Gehirns hin - noch auf einen zeugenden Akt oder eine Geburt, die Geist und Seele hervorbrächte.

Ganz im Gegenteil weist eine Hirnläsion auf einen Gehirnschaden hin, der sich in Arealen des Hirns verorten und beobachten läßt und zugleich auch Auswirkungen auf das menschliche Befinden/Verhalten (Geistesfelder) und dessen Psyche zeigt. Beeinträchtigungen des Hirns (zb. durch Unfälle oder Manipulationen) zeigen, daß das Wesen des Menschen von der physischen Gestalt abhängt und durch diese bedingt wird.

Beste Grüße
Fin
Zuletzt geändert von fin am Fr 28. Okt 2016, 22:43, insgesamt 2-mal geändert.

closs
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#679 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Fr 28. Okt 2016, 22:35

SilverBullet hat geschrieben:Es gibt tatsächlich Menschen, deren lebenslanges Ziel es ist, sich von „den Verstrickungen in die materielle Welt“ zu lösen.
Aber nicht von der materiellen Welt selber, an die sie glauben.

SilverBullet hat geschrieben:Wann und wo hat er versucht das „Ich“ anzuzweifeln?
Von Anfang an - aber eben mit dem Ergebnis, dass er um dieses Ich nicht rumkommt.

SilverBullet hat geschrieben: maximaler Murks – weg damit!
Man kann Descartes nicht mit subordinären Spielchen umschiffen. - Es geht übrigens auch ohne Descartes - man kann jederzeit seinen Gedankengang nachvollziehen.

SilverBullet hat geschrieben:Du möchtest (wie Descartes) das Anzweifeln des „Ich“-Zusammenhanges mit dem „Ich“-Zusammenhang als „nicht angebracht“ darstellen.
:?:

SilverBullet hat geschrieben:„'Ich' ist nur ein Zusammenhang und nicht die Existenz.“
Das scheint Deine Meinung zu sein - aus meiner Sicht komplett inakzeptabel. - SilverBullet ist keine Person/Existenz, sondern ein Zusammenhang?

SilverBullet hat geschrieben:Um das Anzweifeln dieses Zusammenhangs aus dem Weg zu räumen, werden andere Zusammenhänge benötigt, die eine geschlossene Stimmigkeit bilden. Diese gibt es rund um den Körper.
Wenn ich es richtig verstehen, ist das echter Hardcore-Materialismus: Der Körper (Fleisch, Blut, Enzyme, Neuronen) wäre der Nukleus, um den herum das Ich ein Zusammenhang ist - stimmt's?

Aus meiner Sicht eine katastrophale Sicht. - Wie auch immer: Aus spiritueller Sicht ist das Ich eine Entität, die wir gewohnheitsmäßig mit dem dazugehörigen Körper verbinden.

Aber immerhin: Möglicherweise haben wir hier den entscheidenden Punkt gefunden. - Halten wir fest: Für SilverBullet ist das Ich keine Entität, sondern ein Kontext.

Frage: Ist "Person" nun ebenfalls ein Zusammenhang und sonst nichts?

SilverBullet hat geschrieben:von „bewusst sein“ im Sinne von „Existenz“ sollte man nicht sprechen.
Ich wiederhole in meinen Worten: Die Entität "Ich" kann sich nicht etwas bewusst sein? - Was bedeutet dann eigentlich der Satz: "Ich bin mir bewusst, dass (meinetwegen) materialistisch und geistig denkende Menschen von unterschiedlichen Prämissen ausgehen" - wäre aus Deiner Sicht die Wendung "Ich bin mir bewusst" eine irreführende Konstruktion? - Wenn ja: Wie würdest Du diesen Satz in Deinem Sinne umformulieren?

SilverBullet hat geschrieben:„personale Entität“ ist eine sinnlose Wortkreation
Es gäbe aus Deiner Sicht also kein Ich, das ontologisch "ist" und Person ist? - Nur ein Spiel von Zusammenhängen? Aber für wen? Zusammenhänge machen doch nur Sinn, wenn sie "jemand" erkennt - WER wäre dies dann?

SilverBullet hat geschrieben:Was haben wir für ein Glück, dass wir „den Existenzzusammenhang des Gehirns“ akzeptieren müssen, denn es ist ein gigantisches Reaktionssystem
Über die Eigenschaften des Gehirn werden wir uns sicher einig werden. - Aber was hat das hier zu suchen?

Novas
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#680 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Novas » Fr 28. Okt 2016, 22:41

@fin: es gibt noch denkende Menschen und das Licht der Hoffnung ist noch nicht erloschen :wave:
Zuletzt geändert von Novas am Fr 28. Okt 2016, 22:42, insgesamt 2-mal geändert.

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