Thaddäus hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Ich gehe davon aus, dass es logisch gültig ist. Damit kann man freilich nicht prüfen, ob die Prämissen inhaltlich korrekt sind. Dies bedeutet nur, dass die Konklusion notwendig wahr ist, wenn die Prämissen wahr sind.
Genau so ist es.
Thaddäus hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Den Halbsatz, den ich oben als Konklusion identifiziert habe, enthält meiner Meinung nach auch eine Prämisse, nämlich:
physikalische Methodik ≡ Physik
Ich bin mir nicht sicher, ob es Sachgerecht ist, Physik auf physikalische Methodik im Sinne von mathematischen Messergebnissen und bloßer Mathematik zu begreifen.
Man kann die Physik natürlich auch weiter fassen als ihre physikalische Methodik und die mathematische Auswertung. Allerdings macht erst ihre spezielle Mehodik die Physik zur Physik. Zu den Prämissen der Physik gehört z.B. die kausale (bzw. statistisch-kausale) Geschlossenheit des Universums: dass also jedes Ereignis eine Ursache hat bzw. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintritt.
Fasst man die Physik aber um so weiter, je mehr wird sie automatisch zur Philosophie, weil sich die Themenbereich irgendwann überscheniden. Kann man an der Quantenphysik und der Kosmologie ja auch sehr schön sehen. Plötzlich sehen sich Physiker dazu genötigt, auch ein paar Worte über Gott und was die Welt im Innersten zusammenhält zu verlieren. Es gibt jedoch keine grundsätzliche Feindschaft zwischen den Naturwissenschaften und der Philosophie. Höchstens fachliche Inkompetenzen mancher, die in diesem Grenzbereich unterwegs sind.
Auch wenn ich nur ein Laie bin, so denke ich, dass die Physik areligiös ist, aber durchaus ebenso naturphilsophisch wie mathematisch. Mathematik und Naturphilosophie erscheinen mir wie zwei Wissenschaften, die in der Physik vereint werden. Damit will ich nicht sagen, dass die Physik diese Wissenschaften in gänze umfassen würde, aber vom ihrem Wesen her ist die beschreibene, naturphilsophische Ebene meiner Meinung nach ebenso unverzichtbar wie die exakte mathematische.
Thaddäus hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
... von Prof. em. Dr. Josef Honerkamp. Darin sagt er u.a. aus:
Zitat von Prof. em. Dr. Josef Honerkamp:
Ein wirklicher Paradigmawechsel
In der Tat ist der Wechsel von der Aristotelischen zur Newtonschen Physik ein höchst bedeutsamer Prozess in der Geschichte der Wissenschaft gewesen. Es war nicht nur ein Paradigmenwechsel sondern der Übergang von einer Naturphilosophie zur einer Naturwissenschaft. Dieser Wechsel wurde von Galilei angestoßen und zwei Generationen später schon wird die "neue Wissenschaft", wie Galilei sie genannt hat, durch Newton zum ersten Höhepunkt geführt. Sie stützt sich auf das Experiment und - das ist das wirklich Revolutionäre - auf die Mathematik in der Formulierung ihrer Aussagen.
Demzufolge hat sich die Physik als exakte Wissenschaft direkt aus der Naturphilosophie heraus entwickelt.
Ja, alle Naturwissenschaften haben sich aus der Naturphilosophie ergeben und sich als eigenständige Wissenschaften über ihre speziellen methoden emanzipiert.
Ja, aber doch ohne ihre naturphilsophischen Wurzeln zu kappen. Die beschreibene Ebene fällt doch nicht weg, oder?
Thaddäus hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Daraus leite ich ab, dass Physik mehr als nur mathematisch-physikalische Methodik und Messwerte umfasst. Zur Physik gehört meiner Meinung nach auch die begriffliche, naturphilosophische Ebene.
Eben, - und das betrifft natürlich vor allem die grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der Physik und anderen Naturwissenschaften.
Der heute vor allem herrschende Streit zwischen der Philosophie und der Physik dreht sich und die modern gewordenen Verabsolutierung der physikalischen Sicht auf die Welt, die eben die Welt in all ihren Aspekten und Facetten nicht zu fassen vermag. Es wird aber so getan, als ob das ginge.
Beim Reinlesen ins Buch
Das Unversum aus dem Nichts ist mir diese sehr trockende Weltsicht aufgefallen, die Krauss offenbar vertritt. Was ich bisher gelesen habe, überzeugt mich mehr und mehr davon, dass dies kein gutes Buch
für mich ist.
Aber dies scheint dem Zeitgeist zu entsprechen. Wie sonst könnte es sein, dass die Rezension des Buches in
Spektrum so positiv ausfällt.
Fazit: Trotz der gelegentlichen textlichen Schwächen ist "Ein Universum aus dem Nichts" ein lesenswertes Buch auf hohem wissenschaftlichem Niveau. Klar, es gibt auf diesem populären Gebiet viel gedruckte Konkurrenz, kaum ein Autor schreibt aber so mutig wie Lawrence Krauss.
Es ist ein populärwissenschaftliches Buch.
Das Buch
"Skurrile Quantenwelt" von Silvia Arroyo Camejo hat meiner Meinung nach ein höheres wissenschaftliches Niveau, weil es bereits keine Populärwissenschaft mehr ist, wenn auch noch kein Fachbuch.
Die
Rezension über das Buch vom Spektrum ist recht kritisch.
Ich fühlte mich von der stellenweise naiven Herangehensweise und den ausufernden Erklärungen der ersten 100 Seiten etwas genervt und wollte das Buch fast schon aus der Hand legen.
Meine Meinung fällt da positiver aus, denn die ersten 100 Seiten hätten nicht knapper sein dürfen. Ich empfinde das Buch als sehr kompakten Lehrstoff. Die angebliche Naivität vermag ich ebenfalls nicht zu erkennen. Dieses Buch richtet sich nicht an Fachleute, die sollen sich Fachliteratur besorgen. Laien muss man hingegen "naiv" all die Dinge erklären, welche die Populärwissenschaft nicht vermittelt, sondern nur Verwirrung schafft.
"Skurrile Quantenwelt" entwirrt diesen Stuss und klärt endlich mal auf, was es mit dem Doppelspaltexperiment und Schrödinges Katze auf sich hat. Wer sonst erklärt dies denn denn Laien? Wer?
Es mag manchen Fachleuten nicht passen, aber eine Schülerin, nämlich Silvia Arroyo Camejo, hatte dies getan, was sie versäumt haben.
Freilich ist ihr Buch areligiös und bleibt beim Thema. Während Krauss' populärwissenschaftliches Buch weltanschaulich ist, ganz im Sinne des neoatheistischen Zeitgeistes. Damit will ich keinesfalls Deine atheistische Weltsicht kritisieren, der Neue Atheismus ist allerdings ein unguter Zeitgeist.
Thaddäus hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Freilich lasse ich mich davon nicht abschrecken.
Solltest du auch nicht! Die Logik ist wie die Mathematik nicht ganz leicht zu erlernen, aber es kann Spaß machen.
Danke für die Motivation.
Thaddäus hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Welche philosphischen Fehler begeht R. Dawkins in seinem Buch "Der Gotteswahn"?
Welche philosphischen Fehler begeht S. W. Hawkings in seinen Büchern?
Welche philosphischen Fehler begeht L. M. Krauss in seinem Buch "Das Universum aus dem Nichts"?
Nur in aller Kürze ...
1. Dawkins macht viele Fehler. Er macht Kant zu einem Atheisten, was schlicht falsch ist. Als Evolutionsbiologe versucht er alles evolutionär zu erklären, was aber manchmal nicht hinhaut. Seine Kritik an den Gottesbeweisen ist fachlich oft inkorrekt usw. usf.
So weit ich weiß, macht er auch Einstein zu einem Atheisten.
Welche Weltanschauung vertrat Immanuel Kant?
Hast Du ein Beispiel dafür, wo seine evolutionäre Erklärung nicht hinhaut? Betrifft dies vielleicht die
Meme?
Inwiefern ist seine Kritik an den Gottesbeweisen inkorrekt?
Thaddäus hat geschrieben:2. Er unterschätzt grundsätzlich die Philosophie, weil er sich zu schlecht in ihr auskennt.
Hast Du ein Beispiel, wo Hawking philosophisch "daneben" liegt?
Albert Einstein hattest Du neben Planck und Heisenberg als positives Beispiel eines Physikers erwähnt, eines, der über gute naturphilosophische Kenntnisse verfügte. Zusammen mit seinem Freund und Fachkollegen L. Infeld schrieb er:
Zitat aus Die Evolution der Physik (Einstein, Infeld), Seite 298:
... Auf die Grundideen kommt es bei der Aufstellung einer physikalischen Theorie in erster Linie an. In wissenschaftlichen Werken wimmelt es zwar von komplizierten mathematischen Formeln, doch entspringt jede physikalische Theorie aus einem Denkvorgang, einer Idee, und nicht etwa aus Zahlengebilden. Später, wenn es an die Ausarbeitung einer quantitativen Theorie geht, müssen diese Gedanken in eine mathematische Form gebracht werden, da sie sich sonst nicht experimentell nachprüfen lassen. ...
Hier ein Einflick in Einsteins
berühmtes Essay zur SRT und ART und weil ich Einstein so schätze, habe ich hier noch ein
Beitrag von mir, das im Wesendlichen aus zwei Einstein-Zitaten besteht.
Danke für die Antworten, Thaddäus.