Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Philosophisches zum Nachdenken
Benutzeravatar
Andreas
Beiträge: 5148
Registriert: So 21. Apr 2013, 19:15

#311 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Andreas » Sa 6. Dez 2014, 20:39

Savonlinna hat geschrieben:Alles, was ich bei Lebendigem wahrnehmen kann, "wächst", will wachsen, muss wachsen.
Es ist schöpferisch, alles Lebendige ist schöpferisch. Darum nehme ich das Geschehen eher so wahr, dass sich neue Einheiten herauskristallisieren.
Möglicherweise meinst Du das auch so, denn ich meine, bei Dir sowas schon mal gelesen zu haben. Welche Seinsformen der Mensch noch erreichen wird, wissen wir nicht, aber er ist ewig am Tun und Machen, neue Seinsformen zu erschließen.
Da sind wir nah beisammen.
Andreas hat geschrieben:und zwangsläufig zu seiner ursprünglichen Einheit zurückkehrt.
Da hätte ich besser noch dazugeschrieben, dass ich mir das auf einer höher gewachsenen Eben vorstelle. Der Kreis, der an seinen Ursprung auf höherer Ebene zurückkehrt, ist wie eine Spriralfeder die sich nach oben windet und Neues erschließt. Letztlich sind das alles Denkmodelle - Glasperlenspiele. Ich seh das nicht so verbissen. Ich brauche heilsame, gedankliche Leitplanken in meinem Alltagsleben. Kultur sollte so etwas sein.
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe meine stärksten Hilfen durch Bücher bekommen, deren Autoren schon längst verstorben sind. Da konnte ich nach dem suchen, was ich brauchte.
Ging und geht mir auch so. Hesse, den ich verschlungen habe, war teil des Weges und Dostojewsky und Fromm und viele andere.
Savonlinna hat geschrieben:Wenn wir wirklich alle aus einem Mus-Pott kommen, dann kann man sich doch einen Riesencomputer vorstellen, in dem alle Gedanken und Empfindungen aller Menschen herumschwirren und einander beeinflussen.
Das wäre dann - für mich - dieses große "Ich bin". "Ich" bin alles, was da in diesem Riesencomputer rumschwirrt, alles davon ist mir zugänglich. Was davon mein Spatzenhirn erreicht, weiß ich nicht, man rechnet jedenfalls aus Gewohnheit alles seinem kleinen Ich zu.
Und nochn Modell. :lol: Auch nicht schlecht. :thumbup:

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#312 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Sa 6. Dez 2014, 20:54

Pluto hat geschrieben:Wie viele Götter und Götzen die Menschheit in ihrer Geschichte schon hervorgebracht hat weiß man nicht, aber die Schätzungen überschreiten die zehntausend.
Das ist eigentlich nicht beuruhigend - es zeigt nur, dass sich die Menschen überall über ihren Ursprung Gedanken gemacht und versucht haben, dafür mehr oder weniger geglückte Chiffren zu finden.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#313 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Sa 6. Dez 2014, 21:04

Savonlinna hat geschrieben:Das ganze Internet ist entstanden, um uns miteinander zu verbinden.
Das sehe ich anders. Das Internet ist seinerzeit aus dem damaligen ARPAnet hervorgegangen (ARPA = Advanced Research Projects Agency, das heutige DARPA). Das ARPAnet diente dem Austaisch von weit auseinander liegenden Forschungseinrichtungen der amerikanischen Armee (+NASA). Erst als die Hochschulen dazugeschaltet wurden wuchs das "Netz" zu einem allgemeinen Austausch Medium heran, aber der hauptsächliche Verkehr war immer noch SMTP (= Simple Mail Transport Protocol) -basierender E-Mail. Erst mit der Erfindung des HTML (am CERN) und der Entwicklung von multimediafähigen PCs wurde das Internet zu dem was es heute ist.

Huch... :roll: und wie komme ich jetzt zum Thema zurück.

Vielleicht so:
Heute heißt es nicht mehr nach René Descartes "Ich denke, also bin ich", sondern nach Mark Zuckerberg "Ich teile (mich mit), also bin ich". :lol:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#314 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Sa 6. Dez 2014, 22:20

@ Savonlinna
Wenn wir wirklich alle aus einem Mus-Pott kommen, dann kann man sich doch einen Riesencomputer vorstellen, in dem alle Gedanken und Empfindungen aller Menschen herumschwirren und einander beeinflussen.
Das wäre dann - für mich - dieses große "Ich bin". "Ich" bin alles, was da in diesem Riesencomputer rumschwirrt, alles davon ist mir zugänglich. Was davon mein Spatzenhirn erreicht, weiß ich nicht, man rechnet jedenfalls aus Gewohnheit alles seinem kleinen Ich zu.
Jetzt versteh ich noch besser, was du mit "deinen" Impulsen meintest.
Aber läuft man denn dadurch nicht Gefahr, noch mehr durch äusserliche Impulse geprägt zu werden oder gar verwirrt?
Oder könnte es nicht auch so sein, dass man sich nur das rauspickt, was die eigene Ansicht bestätigt und sich für andre Perspektiven verschliesst und immunisiert?

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#315 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Sa 6. Dez 2014, 22:36

Savonlinna hat geschrieben:Wenn wir wirklich alle aus einem Mus-Pott kommen, dann kann man sich doch einen Riesencomputer vorstellen, in dem alle Gedanken und Empfindungen aller Menschen herumschwirren und einander beeinflussen.
Die "Matrix" lässt grüßen. :roll:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#316 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Sa 6. Dez 2014, 22:41

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Wenn wir wirklich alle aus einem Mus-Pott kommen, dann kann man sich doch einen Riesencomputer vorstellen, in dem alle Gedanken und Empfindungen aller Menschen herumschwirren und einander beeinflussen.
Die "Matrix" lässt grüßen. :roll:
Ich vermute, du hast ihre Aussage nicht so verstanden, wie sie es meinte...
Aber warten wir mal ab, was Savonlinna noch dazu zu sagen hat... ;)

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#317 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Sa 6. Dez 2014, 22:50

Salome23 hat geschrieben:Ich vermute, du hast ihre Aussage nicht so verstanden, wie sie es meinte...
Mag sein,dass du Recht hast.
Das menschliche Gehirn ist nun mal ein assoziierendes Organ. Wenn Savonlinna von Computern schreibt in denen alle unsere Gedanken und Empfindungen herumschwirren, dann assoziiere ich das mit der "Matrix". ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#318 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von JackSparrow » Sa 6. Dez 2014, 22:56

closs hat geschrieben:Sein/Realität ist aber nur schwerlich als Metaphysik abzutun, sondern schlicht alles, was existiert.
Natürlich ist das Metaphysik. Es reicht offenbar nicht aus, einfach nur über die Dinge zu sprechen, die man wahrnimmt. Der Mensch fühlt sich erst wohl, wenn er die wahrgenommen Dinge in Kategorien wie "Sein" und "Nichtsein" oder "objektive Realität" und "subjektive Realität" einsortieren kann. Die Fähigkeit, überall Muster zu erkennen, wäre in freier Wildbahn sehr hilfreich, ist aber für rein theoretische Sachverhalte, beispielsweise zum Philosophieren, leider völlig ungeeignet.

Du verstehst nicht: Warum kann der Mensch überhaupt solche Fragen stellen? - ET-mäßig sind solche Fragen doch extrem kontra-produktiv.
Sowohl diese Fragen als auch die passenden Antworten sind uns während unserer Sozialisierung erst beigebracht worden.

Wie beantwortet man die Frage: "Woher komme ich?" Der Eine ist zufrieden mit der Antwort "Ich wurde von meiner Mutter geboren". Der Andere hat gelernt, dass nur "von Gott" eine akzeptable Antwort darstellt. Im Grunde sind alles nur rhetorische Fragen. Wer hat uns denn auf die Idee gebracht, dass wir irgendwo herkommen müssen oder dass es einen "Sinn des Lebens" geben muss? Wir wissen schon vorher, welche Antwort wir erwarten, und wenn der Andere die falsche Antwort liefert, dann ist das eben ein Zeichen dafür, dass er nicht zu unserer eigenen sozialen Gruppe gehört und wir ihn noch ein wenig erziehen müssen.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#319 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Sa 6. Dez 2014, 23:01

JackSparrow hat geschrieben:Es reicht offenbar nicht aus, einfach nur über die Dinge zu sprechen, die man wahrnimmt.
Doch, doch - gerade darüber - aber eben auch das, was man geistig wahrnimmt.

JackSparrow hat geschrieben:Die Fähigkeit, überall Muster zu erkennen ... ist aber für rein theoretische Sachverhalte, beispielsweise zum Philosophieren, leider völlig ungeeignet.
Was glaubst Du, warum Kant das einige Jahrzehnte seines Lebens gemacht hat?

JackSparrow hat geschrieben:Sowohl diese Fragen als auch die passenden Antworten sind uns während unserer Sozialisierung erst beigebracht worden.
Und woher hat es die Sozialisierung, so etwas beizubringen?

JackSparrow hat geschrieben:Wer hat uns denn auf die Idee gebracht, dass wir irgendwo herkommen müssen oder dass es einen "Sinn des Lebens" geben muss?
Eben - die ET sicherlich nicht, weil im Verwalten und Entwickeln der Lebens-Notdurft ( 8-) :lol: ) solche Fragen kontraproduktiv wären.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#320 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Sa 6. Dez 2014, 23:18

Salome23 hat geschrieben:@ Savonlinna
Wenn wir wirklich alle aus einem Mus-Pott kommen, dann kann man sich doch einen Riesencomputer vorstellen, in dem alle Gedanken und Empfindungen aller Menschen herumschwirren und einander beeinflussen.
Das wäre dann - für mich - dieses große "Ich bin". "Ich" bin alles, was da in diesem Riesencomputer rumschwirrt, alles davon ist mir zugänglich. Was davon mein Spatzenhirn erreicht, weiß ich nicht, man rechnet jedenfalls aus Gewohnheit alles seinem kleinen Ich zu.
Jetzt versteh ich noch besser, was du mit "deinen" Impulsen meintest.
Aber läuft man denn dadurch nicht Gefahr, noch mehr durch äusserliche Impulse geprägt zu werden oder gar verwirrt?
Oder könnte es nicht auch so sein, dass man sich nur das rauspickt, was die eigene Ansicht bestätigt und sich für andre Perspektiven verschliesst und immunisiert?
Man wird schlicht einfach mit Impulsen bombardiert, egal, ob man das registriert oder nicht.
Von außen und von innen.
Und das, was man als Ich-Auffassung bezeichnen könnte, bildet sich aus dem, was man sich rauspickt, klar. Nur pickt man es sich nicht beliebig raus. Es muss mit dem eigenen inneren Antrieb zusammenpassen. Und passt auch meist zusammen.

Die Abschottung gegen äußere und innere Impulse ist ja auch unser Schutz. Ichlosigkeit ist auch nicht lustig. Darum baut man sich Bollwerke, damit der eigene innere Antrieb wie eine Pflanze sich überhaupt erst mal entfalten kann.

Wenn man später diese Bollwerke aber nicht gegen luftdurchlässige Wände oder Häute ersetzt, wird man starr.
Die Impulse von anderen kommen durch die dicken Wände nicht durch.
Aber keiner weiß, wozu das im Einzelfall gut ist. Man sollte das respektieren.
Man kann ja auch Ventile öffnen, damit da mal was Neues reinzischt, und wenn's zuviel wird, wieder zudrehen. Da muss jeder lernen, mit sich selber umzugehen.

Ich wollte damit nur irgendwie verstehen, woher die Impulse beim Schreiben eines Romans z.B. herkommen, die man nicht lokalisieren kann. Man ist irgendwie mit irgendwas vernetzt, und darauf reagiert man, ohne es selber zu durchschauen.

Antworten