closs hat geschrieben:Wie kann etwas nach Deiner Ansicht "korrekt" sein, wenn es um etwas Nicht-Falsifizierbares geht, das sich zum gegebenen Zeitpunkt als real erweist?
1. Es muss tatsächlich um „Etwas“ gehen. Nur so zu tun, als läge ein Zusammenhang vor, reicht nicht aus.
-> Exakt hier scheitert bereits die „Geist“-Idee.
2. Der Zusammenhang, um den es geht, muss innerhalb der anderen (bisher bereits als korrekt bewerteten) Zusammenhänge, ohne Widersprüche eingeordnet werden können.
-> auch das ist für „Geist“ eine Sackgasse, denn es sind Körperaktivitäten (Gehirnaktivität) vorhanden, wenn man „Geist“-Aktivitäten propagiert.
-> Warum reagiert der Körper (Gehirn) in einer Detailauflösung, bei der ein „Geist“ (was auch immer das sein soll) quasi gar keine Aufgabe mehr hat?
3. Der Zusammenhang muss umfassend vorliegen, d.h. es muss entweder eine Verbindung zu den anderen Zusammenhängen geben oder er muss vielfach reproduzierbar sein.
Wenn diese Punkte (es gibt bestimmt noch mehr) nicht gegeben sind, kann ein Zusammenhang bzw. ein Verhalten rund um einen Zusammenhang quasi nur unter Zweifel verwaltet werden
-> was exakt bei den „Gläubigen“ der Fall ist.
-> der Zweifel verdeutlicht den Status des Zusammenhangs (falls ein solcher überhaupt vorliegt)
closs hat geschrieben:Der Anthropozentrismus besteht in der Annahme, dass ein menschliches Wahrnehmungs-Korrektheits-System maßstäblich für jede Form von WIrklichkeit/Realität ist.
Du machst hierbei einen entscheidenden Fehler:
Es geht nicht darum, dass das menschliche Wahrnehmungs-Korrektheits-System „Existenz“ erzeugt, sondern es geht um Zusammenhänge, also „das Halten für Wirklichkeit/Realität“.
Wenn ein Wahrnehmungssystem hierbei einen Fehler macht, beeinflusst dies eine „Existenz“ in keiner Weise.
Gleiches gilt jedoch auch für den Korrektheits-Fall. Auch dies wirkt sich nicht auf „Existenz“ aus.
-> und schon wieder scheitert der religiöse Ansatz, denn hier wird exakt eine solche Auswirkung behauptet.
closs hat geschrieben:Das ist aber nicht das Problem dessen, was Wirklichkeit/Realität sein könnte - das ist allein Dein Problem
Wenn ich es richtig verstanden habe, sollte es doch mal bei der religiösen Behauptung exakt um mich gehen.
Es ist suboptimal, dass ich mich auf eine Behauptung einlassen soll, die ich mir nicht zusammenreimen kann.
closs hat geschrieben:Die Frage lautet eigentlich: Bist Du interessiert an dem, was wirklich/real sein kann, auch wenn es mit Deinem Wahrnehmungs-System nicht fassbar ist? Oder geht es Dir nicht um Wirklichkeit/Realität, sondern um die Erfüllung Deines Wahrnehmungs-Systems
Ich bin sehr interessiert an dem, was wirklich/real sein kann, deshalb achte ich tierisch auf Zusammenhänge.
Dass ich allerdings etwas für wirklich/real halten soll, was für mich nicht fassbar ist, ist nicht möglich, denn wenn etwas nicht fassbar ist, gibt es keine Zusammenhänge, die für wirklich/real gehalten werden können – da fehlt ein Stück.
-> Genauso ist es bei „Geist“ „Gott“ und anderen philosophisch/religiösen Ideen.
closs hat geschrieben:Du sollst dessen Existenz für möglich halten und auf dieser Basis meine Frage beantworten.
Ich soll mich in eine Rolle versetzen, die mit Voraussetzungen konstruiert ist, die aus meiner Sicht
nicht vorliegen können. Genau das habe ich aufgezeigt.
Du möchtest eine Weltsituation entwerfen, die nicht auf diese Weise entwerfbar ist und damit die „Es-Sich-Schön-Rede“-Aktion begründen.
closs hat geschrieben:Du bist nicht mit meiner Frage beschäftigt, sondern ausschließlich mit Deinem Wahrnehmungs-System.
Sorry, ich kann Fragen nur über „mein Wahrnehmungssystem“ beantworten.
Vielleicht liegt der Fehler von Philosophie und Religion ja genau darin, dass das Wahrnehmungssystem (Körper/Gehirn) zu wenig beachtet wird.
Man kümmert sich viel zu sehr um Stimmung als um Funktionalität.
Motto:
„wie kann ich ‚meine Wahrheit’ präsentieren, dass der Andere es akzeptieren muss (auch wenn ich eigentlich keine Ahnung habe)“
closs hat geschrieben:…Heidegger (der NICHT Christ ist)…
Oha
Ein
Blick in Wiki versetzt mich in Staunen:
“Der Vater war Küfermeister und versah an der örtlichen katholischen Kirche das Amt des Mesners. Die Familie lebte in einfachen, aber wohlgeordneten Verhältnissen. Die tiefgläubigen Eltern bemühten sich trotz knapper Geldmittel um eine möglichst gute Ausbildung ihrer Kinder und ließen darüber hinaus die Söhne schon früh in den Ministranten-Dienst berufen. Höhere Bildung jenseits der Gemeindeschule schien unerreichbar, bis der Ortspfarrer Camillo Brandhuber 1903 auf die Begabung Martins aufmerksam wurde und ihm ein Stipendium für das Konradihaus in Konstanz, ein erzbischöfliches Studienheim zur Heranbildung zukünftiger Geistlicher, ermöglichte.
Ab 1906 lebte Heidegger am bischöflichen Seminar in Freiburg und absolvierte das Gymnasium. Nach seinem Abitur trat er im September 1909 in Feldkirch (Vorarlberg) als Novize in den Jesuitenorden ein, verließ das Kloster aber wegen Herzbeschwerden schon nach einem Monat wieder.[2] Stattdessen wurde er Priesterseminarist und begann das Studium der Theologie und Philosophie an der Universität Freiburg. Heidegger veröffentlichte erste Artikel und Kommentare. Die geistliche Laufbahn schien ihm vorbestimmt zu sein, bis er 1911 das Theologiestudium aufgab und die Philosophie mit Mathematik, Geschichte und Naturwissenschaften ergänzte. Da in dieser Zeit an philosophischen Seminaren vor allem der Neukantianismus und eine durch ihn geprägte Ablehnung der vor-kantischen Ontologie vorherrschten, war Heideggers früher Bildungsweg durch seine Bindung an den Katholizismus eher atypisch.“
Ich kann mir nicht vorstellen, wie stark man die Augen zusammenpressen muss, um die religiöse Elementarprägung dieses Philosophen zu übersehen.