Hallo Pluto,
Pluto hat geschrieben:Solivagus hat geschrieben:Auch Gedanken können ganz real wahr (gültig) sein. Der Gedanke, dass ein Viereck über vier Seiten verfügt ist wirklich wahr und nicht gleich automatisch falsch, nur weil er ein Gedanke ist.
Darin hast du Recht. Allerdings ist der Gedanke "worüber hinaus nichts Größeres (Vollkommeneres) gedacht werden kann“ lediglich die Beschreibung eines Begriffs.
mit welcher Konsequenz? Gedanken sind jetzt plötzlich doch wieder zulässig, solange sie nur nicht zur Begriffsbestimmung mißbraucht werden?
Selbst in dem Gedanken, dass ein Viereck über vier Seiten verfügt, findet sich eine Beschreibung eines Begriffs. (Das Viereck wird hier als etwas umschreiben, das über vier Seiten verfügt.) Ist dieser Gedanke nun damit jetzt doch wieder ungültig?
Pluto hat geschrieben:Solivagus hat geschrieben:Dein Inselgleichnis funktioniert also deshalb nicht, weil sich aus deiner Insel nicht so einfach eine notwendige Entität machen lässt.
Es ist nicht mein Inselgleichnis, sondern fast 1000 Jahre alt.
Ich wollte dir damit auch nicht die Urheberschaft an diesem Gleichnis zuschieben, sondern nur im übertragenem Sinne ausdrücken, dass es sich dabei um das Gleichnis handelt, welches du in die Debatte eingeführt hast.
Pluto hat geschrieben:Allerdings ist es ein hieb un stichfestes Argument gegen das Gottesargument von Anselm. Anselm argumentiert falsch, denn sein Gedanke beschreibt nur den Begriff "Gott", und nicht Gott selbst.
Nein. Der Gedanke von Anselm beschreibt ontologisch eindeutig...:
... ein
Wesen und kein Begriff (keine mentale Abstraktion, kein semantisches Objekt) eines Wesens.
Pluto hat geschrieben:Wir haben das vor gut einem Jahr bereits im
Gödel-Thread diskutiert.
Danke für den Verweis. Werde ich mir bei Gelegenheit durchlesen.
Pluto hat geschrieben:Solivagus hat geschrieben:Darüberhinaus veranschaulicht deine Inselanalogie auch nicht die angebliche Schummelei zwischen den beiden Kategorien Denken und Wirklichkeit, sondern adressiert in erste Linie das ontologische Argument von Anselm, welches aber eigentlich gar nicht unser Thema war...
Doch denn auch hier wird bewusst der Begriff mit der Wirklichkeit verwechselt.
Mentale repräsentative Begriffe sind immer auch Abstraktionen. Bspw. wird unsere Erde auf die wir leben, niemals identisch mit dem Begriff "Erde" sein. Dennoch können wir mithilfe dieses Begriffes sinnvolle Aussagen aufstellen und Schlüsse ziehen. So gilt es als gesichert, dass die Erde "rund" ist.
Pluto hat geschrieben:Solivagus hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Welche wären diese "Attribute", und wie lassen sie sich überprüfen?
Die Allmacht, das Allwissen, die Allgegenwart, die Immaterialität, die Rechtschaffenheit, die Liebe, die Güte, die Gnade, die Notwendigkeit usw. Gottes, lassen sich alle mithilfe der Logik überprüfen.
Allmacht und Allwissenheit widersprechen sich.
[...]
Die Begriffe beißen sich in der klassischen Logik.
Kann Gott etwa seiner Allwissenheit die Macht finden, seine zukünftige Meinung zu ändern?
Gott kann seine Meinung genauso wenig ändern, wie er auch keinen rechteckigen Kreis oder keinen verheirateten Junggesellen erschaffen kann. Es ist logisch nicht möglich. Allwissenheit schließt eine Meinungsänderung aus, da bereits alles bekannt ist.
Pluto hat geschrieben:Immaterialität lässt sich mit NICHTS überprüfen. Außerdem widerspricht dies dem ersten Satz der klassischen Logik. Falls es ein immaterielles Wesen gibt, dann kann es unmöglich mit unserer Welt wechselwirken.
Nimm bspw. ein Gespenst, das durch Materie hindurch gehen kann. Das geht nur wenn wir nicht vorhanden sind.
Energie und Gravitation sind immateriell, können dennoch Auswirkungen auf Materie haben.