Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

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sven23
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#31 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von sven23 » Fr 6. Sep 2013, 06:59

closs hat geschrieben:
Das ist Quatsch - weil Homeschooling sowohl von intakten wie auch von nicht intakten gemacht wird. - Würde man das Intaktsein von Familien zum Maßstab nehmen, könnte man genauso staatliche Schulen verbieten - falsche Ebene.

Es ging ja um die Behauptung, man hätte die Kinder aus intakten Familien herausgerissen. Wenn man Kinder aus religiösen Gründen von der Gesellschaft abschottet und sie dazu noch mißhandelt, dann kann es mit der Intaktheit nicht so weit her sein (siehe Bericht)
Im übrigen ist Auswanderung auch nicht die Lösung, sondern lediglich Fortsetzung des Dramas an einem anderen Ort.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#32 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von sven23 » Fr 6. Sep 2013, 07:21

Pflanzenfreak hat geschrieben:Und woher weiss man, dass die Schüler die notwendigen, vergleichbaren Inhalte gelernt haben? Jede Schule schreibt alle 2 Jahre Bundeslandweit Vergleichsarbeiten. Wie sieht es mit privat unterrichtete Schüler aus? Lernen die was den Eltern in den Kram passt? Wie bekommen sie ihren Abschluss? Bekommen sie ihr Abi, weil die Eltern dafür unterschreiben oder sind sie wirklich vergleichbar?

Genau so ist es. Zukünftige Arbeitgeber werden keine Rücksicht darauf nehmen, ob Jemand an staatlichen Schulen gut ausgebildet wurde oder von religiösen Eigenbrötlern verformt wurde. Da ist der soziale Abstieg vorgezeichnet.
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closs
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#33 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von closs » Fr 6. Sep 2013, 08:37

sven23 hat geschrieben:Es ging ja um die Behauptung, man hätte die Kinder aus intakten Familien herausgerissen.
Das kann im Einzelfall sehr wohl so sein.

sven23 hat geschrieben:Wenn man Kinder aus religiösen Gründen von der Gesellschaft abschottet und sie dazu noch mißhandelt, dann kann es mit der Intaktheit nicht so weit her sein
Das wären dann aber andere Einzelfälle. - Du darfst da nicht pauschalisieren - das hätte etwas pogrom-artiges an sich.

Ob Kinder von einem Sekten-Mitglied oder von einem Agnostiker misshandelt wird, ist für das Kind gleich schlimm. Die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert, ist prozentual ähnlich hoch - das ist kein Ansatz, um Unterschiede herauszuarbeiten.

Magdalena61 hat geschrieben: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist..."
Naja - demnach dürfte das Paar die Kinder NICHT der öffentlichen Schule entziehen. Und wenn man das Obrigkeit-ist-gottgewollt-Argument dazu nimmt, schon gar nicht.

Magdalena61 hat geschrieben:Nach mehr als 25 Jahren, die ich Kinder in staatlichen Schulen habe, sehe ich dieses "Bildungssystem" mit sehr gemischten Gefühlen.
Wir auch. - Wir wollten damals die Kinder in eine Walldorfschule geben - nicht aus weltanschaulichen Gründen, sondern aus rein praktischen Gründen. Dort werden Lerninhalte erlebt und mit den Händen "begriffen" - der Schüler muss nicht auswendig lernen, sondern darf verstehen. - Ist leider am Geld gescheitert.

In staatlichen Schulen haben wir sehr viel Leerlauf erlebt - NICHT, was Stoffmenge oder Hausaufgaben angeht, sondern was Menschenbild und Bildung (im ursprünglichen Sinn des Wortes) angeht. Übrigens war auch der Religions-Unterricht extrem bescheuert und langweilig.

Das Hauptproblem scheint mir zu sein, dass das öffentliche Bildungssystem zu sehr auf den Wettbewerb (also den Komparativ) setzt. Es geht nicht darum, ob jemand wichtiges Wissen, guten Charakter und innere Kultur hat, sondern ob er sich gegen den anderen durchsetzt. Als ob das ein Kriterium wäre für Kompetenz. So gesehen ist - um es allgemein-gesellschaftlich zu übertragen - Stefan Raab "besser" als Dschungelcamp - dass beides Scheiße ist, interessiert keine Sau - Hauptsache Wettbewerb. - Es scheint keine absoluten Maßstäbe zu geben im Sinne von: Das-ist-gut-und-wichtig-für-alle-unabhängig-von-gesellschaftlichen-Wettbewerbs-Ritualen.

Allerdings wird auch hier nicht so heiß gegessen wie gekocht. - Ein halbwegs kulturell stabiles ELternhaus setzt sich da mit seinem Alltagsstandard am Ende durch - selbst wenn Pubertierende das erst mal anders sehen. - Aber wo gibt es noch kulturell stabile Elternhäuser? - 10% - ja, vielleicht.

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#34 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von piscator » Fr 6. Sep 2013, 08:51

[quote="Magdalena61]
Wer mit "Religioten" und "Geschreibsel mit einer besonderen Form von Dummheit" um sich wirft, der sollte sich besser nicht über "braunes Gedankengut" beschweren... menschenverachtender geht's wohl kaum. [/quote]
Menschenverachtend? Gehts noch?
Du vertrittst eine Lehre, die davon ausgeht, dass der überwiegende Teil der Menschheit nach seinen Tod in die Hölle kommt und manche extreme Vertreter dieser Lehre geilen sich gerade zu an denzu erwartenden Qualen geradezu auf. Davon gibt es in disen Forum ein gutes Beispiel.
Andere Weltanschauungen und Religionen seht ihr pauschal als Irrlehe an sprecht diesen Menschen latstark die Erlösung und das Heil einfach so ab.
piscator hat geschrieben:darüber hinaus behauptet dass unser Staat nationalsozialistisches Erbe pflegt
Es gibt so etwas wie ein Grundrecht auf Meinungsfreiheit.[/quote]
Genau, so ein Grundrecht gibt es, das heisst aber noch lange nicht, dass dies dazu benutzt werden darf, um jeden Dreck verkünden zu dürfen. Vielleicht ist dir bekannt, dass gerade dei Rechtsradikalen genau dieses Grundrecht anführen, wenn sie den Holocaust leugnen wollen.

Beschäftige dich doch mal mit dem Nazionalsozialismus und den Greueltaten, dieser verübt hat. Beschäftige dich auch mal mit den Aussagen mancher Evangelikalen, die der Ansicht sind, dass Hilter ein Werkzeug Gottes war, der gesandt wurde um die Juden zu prüfen wie sie Jesus nicht anerkannthaben?

piscator hat geschrieben:Mich wundert eh, dass die Christen hier diesen braunen Äußerungen nicht widersprechen, aber das war auch schon in Daves Forum so.
Wo, bitte, ist hier etwas "Braunes"? Ich meinte, das Gegenteil gelesen zu haben.
Bist du tatsächlich so naiv? Abischai hat die Braunen deutlich relativiert.

Magdalena, ganz einfach gesagt, mir graust es vor den meisten Evangelikalen. So langsam habe ich das Gefühl, dass Rechtsradikale und Evangelikale mehr verbindet als trennt.

Und noch was, meine Familei hatte unter dem Nationalsozialismus zu leiden, wie viele andere auch. Mein Großvater mütterlicherseits zum Beispeil ist am letzen Kriegstag ums Leben gekommen, weil verblendete Jungnazis meinten, sein Dorf gegen anrückende Amerikaner verteidigen zu müssen.

Gut, er war wahrscheinlich nicht gläubig und brennt deiner Ansicht wahrscheinlich deswegen in der Hölle.

Jedenfalls musste die Familie die Nachkriegsjahre ohne Vater überstehen und ich durfte meine Großvater nie kennenlernen.

Von den Familienmitgleidern, die in den KZs umgekommen sind, rede lieber mal nicht, sonst kommt hier noch jemand mit den Schandtaten der Kommunisten und den Toten in Dresden und den Rheinwiesenlagern an. :cry:
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#35 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von closs » Fr 6. Sep 2013, 09:09

Absolute Zustimmung zu Deiner Bewertung geschichtlicher Ereignisse - das ist das eine. - Das andere ist, dass man dringend zwischen "braun" und "konservativem" Familienbild unterscheiden sollte. Das ist damals schon bei Eva Herrmann nicht gelungen.

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sven23
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#36 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von sven23 » Fr 6. Sep 2013, 09:21

closs hat geschrieben: Das wären dann aber andere Einzelfälle. - Du darfst da nicht pauschalisieren - das hätte etwas pogrom-artiges an sich.

Ja klar, es ging hier ja um einen konkreten Fall. Der Grund für die Herausnahme der Kinder war die Verweigerung der Schulpflicht, die Mißhandlungen wurden sozusagen als Kolateralschaden aufgedeckt.
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#37 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von piscator » Fr 6. Sep 2013, 11:10

closs hat geschrieben:Absolute Zustimmung zu Deiner Bewertung geschichtlicher Ereignisse - das ist das eine. - Das andere ist, dass man dringend zwischen "braun" und "konservativem" Familienbild unterscheiden sollte. Das ist damals schon bei Eva Herrmann nicht gelungen.

Da sind wir einer Meinung. Das spezielle Problem bei Eva Herman war, dass sie selbst nicht abgegrenzt hat, das ist schon daran ersichtlich, dass sie anschließend für den rechts-offenen KOPP-Verlag tätig war.

Ich selbst bin der Ansicht, dass man Familienbilder nicht allzu streng definieren und primär das Kindeswohl berücksichtigen sollte. Obwohl ich selbst das klassische Familienbild vertrete, bin ich gegenüber anderen Formen des Zusammenlebens offen, das beinhaltet sowohl gleichgeschlechtliche Beziehungen als auch so genannte Patchwork-Familien.

Das ganze übertriebene Gender-Getue der (meist) grünen Gutmenschen stößt mich ebenso ab, wie die irrationale Angst der Konservativen und Religiösen, dass schwule Ehen und schwule Adoptionen den Untergang des Abendlands bedeuten.

Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass das verklärte Familienbild aus der Biedermeierzeit so nie existiert hat. In meiner Jugendzeit (fünfziger und sechziger Jahre) waren viele Mütter alleinerziehend, da die Väter auswärts gearbeitet haben und erst am Wochenende oder einmal im Monat zuhause waren. Die Mütter waren oft zusätzlich noch halbtags tätig, da das Geld nicht gereicht hat.

Also nichts mit Familenidylle, wie das so gern in religiösen Kreisen propagiert wird. Geschadet hat mir das nichts, ich bin weder Terrorist, Drogensüchtiger, Gebrauchtwagenhändler, Beamter oder Politiker geworden. Und da meine Eltern gearbeitet haben und keine Zeit für Spinnereien hatten, bin ich auch von Religion, Esoterik und sonstigen Dingen verschont geblieben.
Ich lasse mich nicht vereinnahmen, weder vom verschwommenen Jenseitserwartungen der Religiösen, noch von den Verheißungen der Strukturvertriebe oder seltsamen Heilslehren wie Homöopathie, Reiki etc.

Und dafür bin ich meinen Eltern unendlich dankbar.
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#38 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von closs » Fr 6. Sep 2013, 13:14

piscator hat geschrieben: und primär das Kindeswohl berücksichtigen sollte
Das ist genau das Problem - denn wie der eine mit diesem Argument gegen Homeschooling ist, ist der andere dafür.

piscator hat geschrieben: In meiner Jugendzeit (fünfziger und sechziger Jahre) waren viele Mütter alleinerziehend, da die Väter auswärts gearbeitet haben
... und viele auch noch aufgrund von Kriegsverletzungen früh starben.

piscator hat geschrieben:Die Mütter waren oft zusätzlich noch halbtags tätig, da das Geld nicht gereicht hat.
Das gab es in meinem Umfeld sehr selten - allein deshalb, weil der Haushalt unendlich anstrengender war als heute (keine Waschmaschine, wenig Kühlschränke, kaum Privat-PKWs, viele Kinder, etc.).

piscator hat geschrieben: Das spezielle Problem bei Eva Herman war, dass sie selbst nicht abgegrenzt hat
... und insgesamt sehr ungeschickt agiert hat. Aber "braun" war sie nie. - Mir ist in Erinnerung geblieben, dass die Medien damals schon bei Lieferung des "richtigen" Stichwortes pogrom-fähig waren - Demokratie-Faschismus hat es mal jemand genannt. - Keinerlei Interesse war ersichtlich, zu verstehen, was eigentlich gesagt wurde.

Um es mal vom Begriff des Christlichen abzukoppeln: Das heutige Familienbild, wonach Kinder NACH Erreichen der beruflichen Ziele der Eltern (Prio 1) eine ZUSÄTZLICHE "Herausforderung" (Prio 2) sind, ist so was von krank und wird noch seine Symptome zeigen. - Kinder werden zudem geradezu systematisch daran gehindert, Wurzeln zu ziehen (Entelterung nach 1 Jahr per KiTa). Aber so sieht man das heute nicht.
Zuletzt geändert von closs am Fr 6. Sep 2013, 13:35, insgesamt 1-mal geändert.

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#39 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von piscator » Fr 6. Sep 2013, 13:21

Abischai hat geschrieben: Das sog. Schulgesetz ist die nahtlose Fortführung des Reichspflichtschulgesetzes von 1938.

Die Nazis haben sogar das Tierschutzgesetz erneuert und die Straßenverkehrsordnung neu definiert. Nun wird niemand, der halbwegs bei normalem Verstand ist, Hunde und Katzen quälen, weil dieses Verbot auf die Nazis zurückgeht. Und dass man nicht mit Vollgas durch geschlossene Ortschaften rast, liegt nicht daran, die Straßenverkehrsordnung vom damaligen Reichsministerium ins Leben gerufen wurde.

Es gibt unzählige Gesetze und Verordnungen, die aus der Vorkriegszeit und der Nazizeit stammen und bis heute gültig sind, man kann nun mal nicht alles ideologisch sehen.

Sonst hätte die DDR nach ihrer Gründung auf den Straßen den Linksverkehr einführen müssen, um sich vom "Rechts"verkehr abzugrenzen. :mrgreen:
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#40 Re: Jugendamt nimmt Christen die Kinder weg

Beitrag von Pflanzenfreak » Fr 6. Sep 2013, 20:58

piscator hat geschrieben:Sonst hätte die DDR nach ihrer Gründung auf den Straßen den Linksverkehr einführen müssen, um sich vom "Rechts"verkehr abzugrenzen. :mrgreen:
...na, Du kommst auf Ideen.... :lol: Da sollten wir mal gut aufpassen bei der nächsten Wahl, dass wir richtig wählen und nicht Alle neue Rechtslenkerfahrzeuge zulegen müssen. :o

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