Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#21 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von Pluto » Sa 24. Jan 2015, 18:19

closs hat geschrieben:Was sind die gültigen Kriterien? - Materialistische Einschätzungen des Beleidigenden oder die Wirkung auf den/die Betroffenen?
Natürlich dürfen sich Christen bei deinem Beispiel verletzt fühlen.
Aber wie reagieren sie darauf? Etwa in dem sie den religiösen Krieg gegen die Karikaturisten erklären?

Würde ich den Papst auf abscheuliche Weise karikieren, wäre er zurecht beledigt und böse. Er würde mich, wäre ich Katholik vermutlich exkommunizieren, aber würde er die Schweizer Garde auf mich hetzen, um mir ihre Piken in den Allerwertesten zu stecken?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#22 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von closs » Sa 24. Jan 2015, 18:32

Pluto hat geschrieben:Aber wie reagieren sie darauf? Etwa in dem sie den religiösen Krieg gegen die Karikaturisten erklären?
Wenn sie es (inzwischen) nicht (mehr) tun, dann deshalb, weil sie kapiert haben, dass man Gott gar nicht beleidigen KANN. Und weil sie per Religion nicht aufgefordert sind, Gott zu "rächen" - es heisst nicht umsonst "Die Rache ist mein" (was in erster Linie bedeutet: "Mensch - halte Dich aus Sachen raus, die Du nicht verstehst").

Da scheint das Christentum stärker zu sein als der islam - wie ich es eh als Schwäche empfinde, beleidigt zu sein. - Wenn Du mich jetzt wüstest beschimpfen würdest, löste das schon Betroffenheit aus ("Wo könnte er recht haben?") - aber vordringlich wäre das Empfinden: "Was ist mit IHM los? Das passt nicht zu ihm - ist ihm etwas widerfahren? Steckt da ein Schicksalsschlag dahinter?" etc. - Genauso wie sich Eltern lächerlich machen, wenn sie vorgeben, von Kinder beleidigt werden zu können ("Du Arschloch!") - Zwar sollte man da schon eingreifen und deutlich machen, dass das so nicht geht - aber nicht, weil man selber beleidigt ist.

Unsere Gesellschaft ist aber gar nicht so - wenn man heute "10 kleine Negerlein" singt, fühlen sich Horden von Menschen persönlich beleidigt, weil damit eine Volksgruppe diskriminiert ist (was eh Quatsch ist). - Wenn man aber Jesus als Arsch-Ficker karikiert, gilt es als Ausdruck einer "aufgeklärter" Meinungs-Freiheit - es gibt kaum etwas Irrationaleres als eine vordergründig "aufgeklärte" Gesellschaft. :devil:

Pluto
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#23 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von Pluto » Sa 24. Jan 2015, 18:45

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber wie reagieren sie darauf? Etwa in dem sie den religiösen Krieg gegen die Karikaturisten erklären?
Wenn sie es (inzwischen) nicht (mehr) tun, dann deshalb, weil sie kapiert haben, dass man Gott gar nicht beleidigen KANN.
Genau darauf wollte ich hinaus.
Die Aufklärung der letzten 500 Jahren hat dem durchschnittlichen Christen gezeigt, dass religiöse Kriege nicht die Lösung für einen solchen Konflikt darstellen.
Diese Lektion der Aufklärung fehlt noch millionen von Moslems auf der ganzen Welt, die noch meinen mittelalterliche Gesetze seien die Lösung.
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closs
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#24 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von closs » Sa 24. Jan 2015, 19:37

Pluto hat geschrieben:Diese Lektion der Aufklärung fehlt noch millionen von Moslems auf der ganzen Welt, die noch meinen mittelalterliche Gesetze seien die Lösung.
Die meisten denken doch gar nicht so - allerdings ist richtig, dass die sozusagen noch im AT leben - da ist es schwieriger, einen Regel für Friedfertigkeit zwingend abzuleiten.

Übrigens: Diese Lektion der Aufklärung fehlt auch bei der säkularen Gesellschaft - schau Dir mal die großen Kriege der letzten Jahrhunderte (außer im inner-islamischen Bereich) an.

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#25 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von Scrypt0n » Sa 24. Jan 2015, 19:40

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Diese Lektion der Aufklärung fehlt noch millionen von Moslems auf der ganzen Welt, die noch meinen mittelalterliche Gesetze seien die Lösung.
Die meisten denken doch gar nicht so
Nicht?
Weil du das behauptest?
Es steht dir frei, deine Behauptung statistisch nachzuweisen. Kannst du das?

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#26 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von Pluto » Sa 24. Jan 2015, 19:53

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Diese Lektion der Aufklärung fehlt noch millionen von Moslems auf der ganzen Welt, die noch meinen mittelalterliche Gesetze seien die Lösung.
Die meisten denken doch gar nicht so - allerdings ist richtig, dass die sozusagen noch im AT leben - da ist es schwieriger, einen Regel für Friedfertigkeit zwingend abzuleiten.

Übrigens: Diese Lektion der Aufklärung fehlt auch bei der säkularen Gesellschaft - schau Dir mal die großen Kriege der letzten Jahrhunderte (außer im inner-islamischen Bereich) an.
Ruanda, Nordirland, WK-2, 30-jährige Krieg, Bosnien-Konflikt, Afghanistan...
Wieviele davon waren säkular, wie viele religiös motiviert?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von closs » Sa 24. Jan 2015, 20:07

Pluto hat geschrieben:Wieviele davon waren säkular, wie viele religiös motiviert?
WK 1, WK 2, 30-jähriger Krieg maximal halbe-halbe, Deutsch-Französischer Krieg 1870, Napoleon, Preussen-Kriege (gegen Österreich), Ukraine, Vietnam, Indochina, Irak-Krieg, Korea, Unabhängigkeitskrieg USA, Bürgerkrieg USA, etc. sind säkular.

Daneben gibt es einige kleinere Konflikte wie Nordirland, Bosnien, Afghanistan, die mehr religiös als säkular bedingt sind. - Also unterm Strich würde ich sagen, dass ca. 90% der Kriegsopfer der letzten Jahrhunderte kausal säkular bedingt sind.


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#29 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von closs » Sa 24. Jan 2015, 20:16

Scrypt0n hat geschrieben:Hitler hat sich auf Gott berufen... soviel zum zweiten Weltkrieg.
WK 2 war vollumfänglich säkular begründet - wenn Hitler meint, mit Gott-Bezug Leute zu binden, ist das PR und sonst nichts. - Das hat G.W. Bush auch gemacht - und trotzdem war der Irak-Krieg ein reiner Interessens-Krieg.

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#30 Re: Was sind eigentlich religiöse Gefühle?

Beitrag von Scrypt0n » Sa 24. Jan 2015, 20:18

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Hitler hat sich auf Gott berufen... soviel zum zweiten Weltkrieg.
WK 2 war vollumfänglich säkular begründet
WK 2 ist auf Hitler begründet; und Hitler berief sich auf Gott.
Punkt.

closs hat geschrieben:wenn Hitler meint, mit Gott-Bezug Leute zu binden
Hat er überhaupt nicht gemacht; er war davon überzeugt, Gottes Werk zu tun.
Willst du das leugnen?

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