“Thaddaeus“ hat geschrieben:Und zum Letzten: wenn es tatsächlich der Wille Gottes gewesen wäre, die Männer als beherrschendes Haupt über die Frauen stellen zu wollen, - dann hätte er die Männer zweifelsohne klüger gemacht und machen müssen.
Geh noch einen Schritt weiter:
Wozu überhaupt Frauen erschaffen, wenn es doch nur um die Männer gehen soll und es letztlich immer zu Druck und Konflikt kommen muss, weil ein „Gemeindevorsteher“ benötigt wird, der „Ordnung“ durchsetzt.
Dennoch ist die Ansicht „Männer seien den Frauen übergeordnet“ eine Interpretation – vermutlich eine, die tatsächlich mehr über den Interpreten aussagt, als inhaltlichen Sinn liefert, aber es ist eine Interpretation.
(Hinweis: ich sehe diese Interpretation als totalen Quatsch an)
Interpretationen sind das Resultat der antiken Textgrundlage, bei der die Übersetzung von der aus interpretiert wird, selbst wiederum durch Interpretation entsteht.
Exakt hier ist das Thema „Lehrverbot für Frauen“ und die Problematik rund um die „wichtige Vokabel“ exemplarisch. Man hat ein altgriechisches Wort, das nur einmal im NT vorkommt, dessen Bedeutung in anderen Quellen geschätzt werden muss und dessen Bedeutungsübertragbarkeit in den Zusammenhang der NT–Aussage nicht wirklich klar ist.
Das Resultat sind (natürlich/selbstverständlich) Interpretationen.
Nun habe ich ja
diesen Link gefunden, der einen ganz eigenen Ansatz der Interpretation liefert und wohl, als Qualitätsmerkmal, den historischen Kontext sehr plausibel abdeckt – eigentlich ein ganz gewaltiges Pfund und „lovetrail“ scheint mir auch einwenig damit zu „kämpfen“ („abc“ freut sich lieber über „die Entdeckung“ der Übersetzung, die er bereits schon vor der Entdeckung hatte - "Juhu"

).
Nun ist dieser „neue“ Ansatz ja auch schon ein paar Jahre auf dem Tisch und es ist vollkommen klar, dass dies ein Reissnagel auf dem Stuhl von so manchem „Gläubigen“ sein muss, also habe ich einfach mal nach Kritik gesucht und da muss man sich nur bei denen einschleichen, die Frauen das Lehren
nicht zugestehen wollen.
Dadurch habe ich wieder
einen Link gefunden.
(gleich vorne weg, ich habe diesen Text nur überflogen, weil ich nur nach dem einen Detail gesucht habe)
Ein dritter Einwand, der erhoben wird ist die Behauptung, dass das Lehrverbot von Paulus kontextuell auf die spezielle Situation in der Gemeinde zu Ephesus erteilt wurde. Um zu vermeiden, dass gewisse Frauen öffentlich Irrlehren verbreiteten, was scheinbar eine Gefahr in der Gemeinde in Ephesus war, verbot Paulus speziell diesen Frauen in dieser Gemeinde das Lehren, hatte aber eigentlich nie im Sinn ein allgemeines, zu allen Zeiten gültiges Lehr- und Leitverbot der Frauen im Sinn. Hierauf ist zu erwidern, dass es im ersten Timotheusbrief selbst keinen klaren Hinweis darauf gibt, dass Frauen tatsächlich falsche Lehren gelehrt hätten.[4] Überdies spricht Paulus nicht bestimmte Frauen an, sondern sagt klar und deutlich: „Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht. Und schließlich ist die Begründung, die Paulus für das Lehrverbot anführt, nicht die, dass falschen Lehren durch Frauen in der Gemeinde Einhalt geboten werden soll, sondern Paulus begründet sein Verbot mit der Schöpfung und dem Sündenfall (V. 13-14). Diese Gründe sind weiterhin gültig.
Als Gegenargumente lese ich hier heraus:
1. Es steht nicht explizit drin, dass die Aussage lokal begrenzt sein soll
2. Paulus spricht nicht bestimmte Frauen an
3. Die Begründung ist die Schöpfung und der Sündenfall
Zu 1: Der
ganze Text soll ein Brief an einen lokal ansässigen Kumpel sein und man hätte den Text bestimmt auch „Ephesus xy“ nennen können (wollte man diesen deutlichen Lokalitätsbezug nicht?)
Zu 2: Die literarische Figur spricht mit ihrem literarischen Kumpel, was ein direkter Personenbezug ist, mit dem ein Leser mit Hintergrundwissen darauf schliessen kann, über wen sie sprechen. Die Übersetzung lautet ja zudem nicht „ich erlaube
keiner Frau“, was wohl viel eindeutiger zu übersetzen gewesen wäre. Das gekünstelte Verneinen „ich erlaube einer Frau nicht“ ist ja gerade das Problem dieser Textstelle.
Zu 3. Die Schöpfung wird auch in dem „neuen“ Ansatz berücksichtigt. Zudem ist der Hinweis auf eine Schöpfungsbehauptung, die in zweifacher Ausführung und einem definitiv fehlenden Kamerateam vorliegt ("auch geht hier das Licht vor der Sonne an"), eine reine Hilflosigkeit und darf in keinem Fall zu Auflagen für heutige Menschen verwendet werden.
Insgesamt möchte ich mit dieser Kontroverse aufzeigen, wie schwach die Korrektheitsverlässlichkeit, also die Qualität der Behauptungen, hier ist.
Man schiebt ein wenig Zusammenhänge hin und her und je nach Neigung findet man es grossartig.
Nirgendwo ist „der eindeutige Knaller“ enthalten, der das Verständnis einrasten lassen könnte.
Macht man hier einen Schritt zurück und schaut sich diese Gesamtsituation an, dann wird genau aus dem fehlenden „Knaller“ der eigentliche Knaller, denn
1. wissen die meisten Hardliner nichts von dieser Situation (falls doch gehören sie regelrecht „eingesperrt“)
2. auf dieser Grundlage können keine Auflagen gegenüber Frauen im Hier und Jetzt begründet werden.
An alle, die mitinterpretieren wollen:
Ihr habt völlige Freiheit und könnt hineinlesen, was ihr wollt, ihr könnt den gesamten Brieftext ablehnen, ihr könnt „Paulus“ insgesamt ablehnen („Paulus“ ist ja nicht „Jesus“), ihr könnt die Bibel auch nur als eine Art „Beispiel“ ansehen, aus dem ihr Anregungen für Harmonie und Toleranz entnehmen wollt, ihr könntet sogar Würfeln, ob am heutigen Tage der Text als Lehrverbot zu interpretieren ist oder nicht – das volle Freiheitsprogramm und es wird
kein Gegenargument mit einem durchschlagenden Knalleffekt kommen können.
Aber:
Jegliches Durchsetzen einer dieser Ideen ist ein Vorgehen mit Macht und exakt mit der Machtqualität, mit der die Durchsetzung erfolgen soll, kann auch die Ablehnung erfolgen.
Derjenige, der es durchsetzen möchte, entscheidet sich für Streit und Zank.
=> das Durchsetzen an sich ist nicht das „Gute im Christentum“.