ThomasM hat geschrieben:
Konstruktive Kritik versucht das kritisierte Arguent zu akzeptieren und nicht beachtete Sichtweisen hinzuzufügen.
Das kann so sein, muß aber nicht. Wenn das Argument schlicht falsch ist, sehe ich mich nicht genötigt, es zu akzeptieren.
ThomasM hat geschrieben:
Du bezeichnest die Schlußfolgerungen als irrig und dich selbst als "vernünftig". Wie kannst du vernünftig sein, wenn du Aspekte vergisst und nicht nennst?
Welche habe ich denn vergessen?
ThomasM hat geschrieben:
- Inquisition war nicht liebevoll, aber der Versuch, einen Mißstand in Regelhafte Gesetze zu gießen und vom Volk gelebte Anarchie in staatlich gelenkte Prozesse zu bringen. Natürlich war das Staatsverständnis der damaligen Zeit völlig anders als heute.
Inquisition war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Von welcher Anarchie sprichst du? Etwa der "falschen" Glaubensauslegung. Inquisition wurde geschaffen, um Abweichler (sog. Häretiker, Ketzer) verfolgen zu können, und zwar einzig zu dem Zweck, weil die Kirche ihre Machtposition gefährdet sah. Abspaltungen in neue Glaubensrichtungen bedeuten auch immer Machtverlust für die Institution Kirche, die das alleinige Deutungsrecht für sich beanspruchte. Nicht umsonst war dem Volk das Bibellesen verboten.
ThomasM hat geschrieben:
- Die Bibel hat im Vergleich zu dem damals herrschenden Frauenbild durchaus revolutionäre Aussagen gemacht. Das hat nichts mit dem heutigen Begriff der Gleichberechtigung zu tun.
Revolutionär ist wohl ein wenig übertrieben. Von Gleichberechtigung war noch nicht mal im Ansatz die Rede. Frauen spielten sowohl im AT als auch beim Frauenversteher Paulus eine eher untergeordnete Rolle. Das zog sich auch quasi durch die ganze Kirchengeschichte, die diese biblische Tradition fortführte. Aber zugegeben: in punkto Benachteiligung der Frau hat das Christentum kein Alleinstellungsmerkmal, wie eine Pionierin der Frauenbewegung richtig sagt:
"Frauen schulden keiner einzigen Religion Dank für auch nur einen Impuls der Freiheit."
(Susan Brownell Anthony, am. Pionierin der Frauenbewegung, 1820-1906)
ThomasM hat geschrieben:
- Sklaverei war ein akzeptiertes Sozialsystem, Sklaven haben es auch akzeptiert, hauptsächlich mit dem Gedanken "Wenn ich mal Herr bin...". Es war eher so, das die Idee eines Gesellschaftssystems ohne Sklaverei undenkbar war.
Es gab auch eine Zeit, da hat man KZs akzeptiert. Das sagt aber überhaupt nichts über die ethische Rechtfertigung aus. In allen Jahrhunderten hat man Rechtfertigungen für die Sklaverei gefunden.
Auf die Idee, daß Sklaven das toll fanden, kann man nur kommen, wenn man zu viel alte Hollywood Filme gekuckt hat, in denen der einfältige Sklave in seinem weißen Herrn einen fürsorglichen Vater hat. Das Leben ist ein Ponyhof und wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt.
Nicht umsonst hat es viele Sklavenaufstände gegeben.
"Ein Sklavenaufstand ist eine gewaltsame Erhebung von Sklaven. Sklavenaufstände fanden beinahe in jeder Gesellschaft, in der Sklaverei vorkam, statt und wurden in der Regel blutig niedergeschlagen."
http://de.wikipedia.org/wiki/Sklavenaufstand
ThomasM hat geschrieben:
- Die Aufklärer haben Gedanken und Ideen, die in der kirchlichen Lehre vertreten wurden, ernst genommen und damit den Ansatz für Aufklärung gefunden. Die Kirche als menschliche Institution hat auch deshalb wenig entgegen zu setzen gehabt, weil sie ihre eigenen Ideale schon lange verlassen hatte.
War es nicht eher so, daß die Aufklärung der Anfang vom Ende der kirchlichen Macht war?
"Wenn man sich auf der Welt umsieht, so muß man feststellen, daß jedes bißchen Fortschritt im humanen Empfinden, jede Verbesserung der Strafgesetze, jede Maßnahme zur Verminderung der Kriege, jeder Schritt zur besseren Behandlung der farbigen Rassen oder jede Milderung der Sklaverei und jeder moralische Fortschritt auf der Erde durchweg von den organisierten Kirchen der Welt bekämpft wurde. Ich sage mit vollster Überzeugung, daß die in ihren Kirchen organisierte christliche Religion der Hauptfeind des moralischen Fortschrittes in der Welt war und ist."
(Bertrand Russell, engl. Philosoph, 1872-1970)
"Alle in theologischen Werken üblichen Verherrlichungen des Christentums, daß es im Mittelalter wenigstens die Sklaverei abgeschafft habe, beruhen auf krasser Unwissenheit oder verlogender Apologetik. Ungefähr das Gegenteil ist wahr...Wo sie in Europa aufhörte, sind politische und ökonomische Verhältnisse die Ursache; niemals aber ein Verbot der Kirche. Ja, die Sklaverei nimmt in Südeuropa gegen Ende des Mittelalters einen Aufschwung, und die Kirche ist nicht bloß am Sklavenbesitz beteiligt, sondern verhängt auch geradezu Versklavung als Strafe in den verschiedensten Fällen."
(Ernst Troeltsch, ev. Theologe, Philosoph u. Historiker,