Setzungen...

Alle Themen aus Naturwissenschaft & Technik die nicht in die Hauptthemen passen.
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#181 Re: Setzungen...

Beitrag von Pluto » Do 2. Jan 2014, 11:51

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Nicht-Sein, welches nicht messbar ist - das ist natürlich NICHT transzendent. Denn Transzendenz weist ja auf einen Seins-Zustand hin und nicht auf einen Nicht-Seins-Zustand.
Logisch, was nicht existiert, kann auch nicht nachgewiesen werden.
Mal 'ne Frage: Ist Denken transzendent?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#182 Re: Setzungen...

Beitrag von closs » Do 2. Jan 2014, 12:49

sven23 hat geschrieben:Es macht keinen Sinn, ein Gemälde in Quadratmeter oder Kilo zu bewerten. Ist es deshalb transzendent? Nein, es Farbe, die in mehr oder weniger kunstvoller Weise auf einer Leinwand verteilt wurde, also ein naturalistischer Vorgang.
Das Malen der "Monalisa", das Komponieren des Mozart-Requiems und das Schreiben von McBeth sind naturalistische Vorgänge und als solche beschreibbar. - Der mechanische Vorgang des Malens, Komponierens und Schreibens ist NICHT transzendent. - Auch der Segen eines Priesters ist als mechanischer Vorgang NICHT transzendent.


Pluto hat geschrieben:Mal 'ne Frage: Ist Denken transzendent?
Denken findet im Dasein ausschließlich mit Hilfe des Gehirns statt, welches ein diesseitiges Gerät ist - insofern sind mechanische/elektrische/chemische Tätigkeiten dieses Geräts nie transzendent.

Hier gilt dasselbe wie bei der Farbe eines Gemäldes: Es muss ein Handwerkszeug da sein, um Inhalte zu vermitteln. - Insofern sollte es da keine Missverständnisse geben.

Viel spannender ist die Frage nach den Inhalten des Denkens. - Hier gibt es sowohl transzendentes als auch nicht-transzendentes Denken.

Nicht-transzendent ist zum Beispiel, dass ich mit Hilfe meines Gehirns gerade einen Beitrag tippe. - Die dazu gehörige Steuerfunktion des Gehirns ist diesselbe, egal ob ich einen Einkaufszettel schreibe oder eine Ode auf den Heilgen Geist.

Transzendenz kommt ins Spiel, wenn ich den geistigen Gehalt der Matthäus-Passion oder des "Hamlet" gedanklich erspüre. SChließt man mich dabei an irgendwelche Geräte an, wird das Gehirn im Grundsatz diesselben Aktivitäts-Muster zeigen (vielleicht in spezifischen Arealen) - es wird also NICHT so sein, dass man nichts sieht, weil ich gerade transzendent unterwegs bin. - Aber die Inhalte sind transzendent.

Beantwortet das Deine Frage fürs Erste?

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#183 Re: Setzungen...

Beitrag von Pluto » Do 2. Jan 2014, 13:45

closs hat geschrieben:Viel spannender ist die Frage nach den Inhalten des Denkens. - Hier gibt es sowohl transzendentes als auch nicht-transzendentes Denken.
Aha?! -- Ist das auch eine Setzung?

Nicht-transzendent ist zum Beispiel, dass ich mit Hilfe meines Gehirns gerade einen Beitrag tippe.

Transzendenz kommt ins Spiel, wenn ich den geistigen Gehalt der Matthäus-Passion... gedanklich erspüre. SChließt man mich dabei an irgendwelche Geräte an, wird das Gehirn im Grundsatz diesselben Aktivitäts-Muster zeigen (vielleicht in spezifischen Arealen) - es wird also NICHT so sein, dass man nichts sieht, weil ich gerade transzendent unterwegs bin. - Aber die Inhalte sind transzendent.
Hmm.... also setzt du ganz willkürlich was transzendent ist (Matthäus-Passion) und was nicht (Beitrag schreiben).
Aber wirklich begründen kannst du es anhand der Hirn-Scans nicht?

Beantwortet das Deine Frage fürs Erste?
Nein.
Alles Denken materialisiert sich als Schwingungen von neuronalen Netzwerken.
Deine Definition dessen was transzendent sein soll, ist völlig beliebig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#184 Re: Setzungen...

Beitrag von sven23 » Do 2. Jan 2014, 14:36

closs hat geschrieben:Auch der Segen eines Priesters ist als mechanischer Vorgang NICHT transzendent.

Man kann noch weiter gehen.
Auch der spirtuellste Priester ist nicht in der Lage, Weihwasser von ungeweihtem zu unterscheiden. Was sagt das aber über Spititualität und Transzendenz aus? Richtig, es sind Begriffe, die rein aus dem Wunsch entstehen, daß es sowas wie Spiritualität und Transzendenz geben möge.
Die Welt als Wille und Vorstellung (Schopenhauer) ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#185 Re: Setzungen...

Beitrag von closs » Do 2. Jan 2014, 15:14

sven23 hat geschrieben:Auch der spirtuellste Priester ist nicht in der Lage, Weihwasser von ungeweihtem zu unterscheiden.
Naturalistisch kann er das selbstverständlich nicht. - Weihwasser hat KEINE naturalistische Wirkung.

Pluto hat geschrieben:Aber wirklich begründen kannst du es anhand der Hirn-Scans nicht?
Anhand des Hirn-Scans kann ich das nicht unterscheiden - ob es Fachleute können, weiß ich nicht. - Wie auch immer: Diese Unterscheidung ist für die Fragestellung belanglos.

Pluto hat geschrieben:Alles Denken materialisiert sich als Schwingungen von neuronalen Netzwerken.
Das glaube ich Dir aufs Wort. - Etwas anderes würde mich verwundern.

Pluto hat geschrieben:Deine Definition dessen, was transzendent sein soll, ist völlig beliebig.
Nein, ist es nicht. - Transzendent ist das, was sich bewusst oder unbewusst der (gesetzten) Realität außerhalb des Daseins zuwendet.

Wann das im Einzelfall der Fall ist, ist aus meiner Sicht objektiv nicht nachweisbar. - Annäherungsweise könnte man mit Intersubjektivität kommen - aber da Du sagst, dass es NICHT intersubjektiv ist, wenn (meinetwegen) 3 Milliarden Menschen in etwa diesselben transzendenten Gedanken haben, geht das wohl auch nicht.

Wir sollten uns daran gewöhnen, dass es Realität ohne objektiven Wahrnehmungs-Nachweis geben kann.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#186 Re: Setzungen...

Beitrag von sven23 » Do 2. Jan 2014, 15:32

closs hat geschrieben: Naturalistisch kann er das selbstverständlich nicht. - Weihwasser hat KEINE naturalistische Wirkung.

Das Problem ist nur, daß man es nicht nur naturalistisch nicht nachweisen kann, sondern auch nicht spirituell. Man kann es überhaupt nicht nachweisen, sondern lediglich behaupten. (setzen) ;)

Also auch die Eingeweihten (Priester) vollziehen einen spirituellen Kult, dessen Spiritualität sie selbst nicht erfassen können. Ist schon ein bedenklicher Vorgang.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#187 Re: Setzungen...

Beitrag von closs » Do 2. Jan 2014, 15:35

sven23 hat geschrieben:Man kann es überhaupt nicht nachweisen, sondern lediglich behaupten. (setzen)
Stimmt - wie die Naturwissenschaft funzt auch Spiritualität nicht ohne die Setzung - hier: dass es Gott gibt.

sven23 hat geschrieben:Also auch die Eingeweihten (Priester) vollziehen einen spirituellen Kult, dessen Spiritualität sie selbst nicht erfassen können.
Das ist falsch. - Wenn ein Priester seine gott-orientierte Spiritualität nicht erfasst, ist er eine glatte Fehlbesetzung.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#188 Re: Setzungen...

Beitrag von sven23 » Do 2. Jan 2014, 15:45

closs hat geschrieben: Stimmt - wie die Naturwissenschaft funzt auch Spiritualität nicht ohne die Setzung - hier: dass es Gott gibt.

Bleiben wir doch mal vorläufig beim Weihwasser :lol:

closs hat geschrieben: Das ist falsch. - Wenn ein Priester seine gott-orientierte Spiritualität nicht erfasst, ist er eine glatte Fehlbesetzung.

Dann sind alle Priester eine Fehlbesetzung, denn ich kenne keinen einzigen, der Weihwasser spirituell erfassen kann.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#189 Re: Setzungen...

Beitrag von Pluto » Do 2. Jan 2014, 17:10

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber wirklich begründen kannst du es anhand der Hirn-Scans nicht?
Anhand des Hirn-Scans kann ich das nicht unterscheiden - ob es Fachleute können, weiß ich nicht. - Wie auch immer: Diese Unterscheidung ist für die Fragestellung belanglos.
Ganz im Gegenteil, sie ist sehr relevant.
Wenn man das was du als transzendentes Denken definierst, nicht von anderen Gedanken unterscheiden kann, worin besteht dann objektiv der Unterschied? Das Gehirn denkt sich laufend Dinge aus, manchmal sind es Melodien, manchmal sind es Forumsbeiträge, aber diese geistige Aktivität entspringt IMMER einem materiellen Gehirn. Wie kann dann Materie eine Folge von Geist sein?
Nein, ist es nicht. - Transzendent ist das, was sich bewusst oder unbewusst der (gesetzten) Realität außerhalb des Daseins zuwendet.
Also völlig beliebig?
Z. Bsp.: Ich denke an ein rosarotes Einhorn, also ist das rosarote Einhorn transzendent? :?

Wann das im Einzelfall der Fall ist, ist aus meiner Sicht objektiv nicht nachweisbar. - Annäherungsweise könnte man mit Intersubjektivität kommen - aber da Du sagst, dass es NICHT intersubjektiv ist, wenn (meinetwegen) 3 Milliarden Menschen in etwa diesselben transzendenten Gedanken haben, geht das wohl auch nicht.
3 Milliarden sind gerade mal etwas mehr als ein Drittel der Wetlbevölkerung... :roll:

Wir sollten uns daran gewöhnen, dass es Realität ohne objektiven Wahrnehmungs-Nachweis geben kann.
Warum?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#190 Re: Setzungen...

Beitrag von Pluto » Do 2. Jan 2014, 17:16

closs hat geschrieben:wie die Naturwissenschaft funzt auch Spiritualität nicht ohne die Setzung.
Entscheidend ist aber die Frage, was man damit anfangen kann. Mit der Setzung, dass die Welt existiert, kann man sie (in Teilen) erklären. Mit Spiritualität kann man das nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten