Woher kommt unsere Moral?

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JackSparrow
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#351 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von JackSparrow » Sa 18. Okt 2014, 21:18

closs hat geschrieben:Warum besteht Geist zwingend aus Materie?
Unsere Nervenzellen bestehen aus Materie. Würde der Geist nicht ebenfalls aus Materie bestehen, könnte er auf unsere Nervenzellen nicht einwirken und wir könnten unseren Körper nicht beeinflussen. Der Geist wäre nur ein passiver Beobachter und der Körper ein willenloser Automat.

Obwohl, beobachten könnte der Geist ebenfalls nichts. Die Sinnesorgane sind ja von physikalischen und chemischen Reizen abhängig. Wäre der Geist nicht materiell, könnten diese Reize dort niemals ankommen. Wir würden in einer Fantasiewelt leben, in einer Matrix, ohne von unserem "wirklichen", also sich in einer Art von Paralleluniversum befindlichen, materiellen Körper jemals irgendwas zu erfahren.

closs
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#352 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » Sa 18. Okt 2014, 22:01

Pluto hat geschrieben:Logisch, oder?
Aus Daseins-Sicht kann man darauf kommen. - Der Strickfehler aus meiner Sicht besteht darin, dass Über-Zeitlichkeit auf etwas verweist, was wir nicht kennen - sonst wäre es ja nicht "über der Zeit". - Du aber interpretierst so, als sei "Über-Zeitlichkeit" gleichbedeutend mit "Stillstehen der Zeit" - das ist etwas ganz anderes.

Kann man nicht einfach die gute, alte (und offensichtlich nicht verstandene) Dialektik zum Verständnis zu Rate ziehen, dernach das Höhere nicht das Gegenteil des Niederen ist, sondern dessen Aufhebung? - Konkret: Das Überzeitliche ist nicht das Gegenteil von Zeit, sondern was beides, die "These Zeit" und die "Antithese Zeitlosigkeit", in EINES aufhebt. - WIE man sich das genau vorstellen muss, weiss ich nicht - es ist ein bewährter dialektischer Schluss.

closs
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#353 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » Sa 18. Okt 2014, 22:03

JackSparrow hat geschrieben:Unsere Nervenzellen bestehen aus Materie. Würde der Geist nicht ebenfalls aus Materie bestehen, könnte er auf unsere Nervenzellen nicht einwirken
Musik besteht aus Noten. - Würde Klang nicht ebenfalls aus Noten bestehen, könnte er nicht auf Noten einwirken. - Verstehst Du den Denkfehler?

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Münek
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#354 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Münek » Sa 18. Okt 2014, 22:33

Catholic hat geschrieben:Münek,schreib doch einfach,dass Du nur für existent hälst,was man sehen oder mittels eines empirischen Experimentes nachweisen kann.

Soweit würde ich nicht gehen. Das wäre vermessen.

Allerdings vermag ich NICHTS zu erkennen, was für die Existenz von Göttern spricht.
Vieles spricht dafür, dass Gottesgläubige aufgrund ihres Glückseligkeitsstrebens ihren
ganz persönlichen Wunschvorstellungen erlegen sind (nie endende Seligkeit etc.).

Mir ist noch kein Gläubiger begegnet, der die Existenz der von ihm bevorzugten Gott-
heit auch nur annähernd plausibel machen konnte. Jedenfalls in dieser Welt haben
die Götter erkennbar größten Wert darauf gelegt, keinerlei Spuren zu hinterlassen, die
auf ihre Existenz hindeuten könnten. Warum wohl? :)

Welche Gründe siehst Du für dieses Versteckspiel?

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#355 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Catholic » Sa 18. Okt 2014, 23:16

Münek hat geschrieben:Jedenfalls in dieser Welt haben
die Götter erkennbar größten Wert darauf gelegt, keinerlei Spuren zu hinterlassen, die
auf ihre Existenz hindeuten könnten. Warum wohl? :)

Welche Gründe siehst Du für dieses Versteckspiel?

Sie wollten sich nicht so weit herabbegeben,dass man ihre Existenz in einem Laborversuch nachweisen konnte`. ;)
im Ernst:Welche Spuren würdest Du (!) denn anerkennen,um zumindest zu tolerieren,dass es den im NT geschilderten Gott,von dem auch Jesus spricht,geben könnte?

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#356 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Pluto » So 19. Okt 2014, 00:01

closs hat geschrieben:Der Strickfehler aus meiner Sicht besteht darin, dass Über-Zeitlichkeit auf etwas verweist, was wir nicht kennen - sonst wäre es ja nicht "über der Zeit". - Du aber interpretierst so, als sei "Über-Zeitlichkeit" gleichbedeutend mit "Stillstehen der Zeit" - das ist etwas ganz anderes.
Wenn es aber so ist wie du sagst, dass wir nicht wissen was "über der Zeit" bedeutet, kannst du auch nicht sagen, dass meine Interpretation falsch ist. Plausibel und logisch ist sie aber allemal.

closs hat geschrieben:Das Überzeitliche ist nicht das Gegenteil von Zeit, sondern was beides, die "These Zeit" und die "Antithese Zeitlosigkeit", in EINES aufhebt. - WIE man sich das genau vorstellen muss, weiss ich nicht - es ist ein bewährter dialektischer Schluss.
Also, wenn du es nicht verstehst, wie solle ich es dann verstehen?

Im ernst...
Das ist die Art Philosophie, für die ich mich nicht begeistern kann, weil sie mir zu abgehoben erscheint.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#357 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von JackSparrow » So 19. Okt 2014, 11:45

closs hat geschrieben:Musik besteht aus Noten. - Würde Klang nicht ebenfalls aus Noten bestehen, könnte er nicht auf Noten einwirken. - Verstehst Du den Denkfehler?
Ja. Musik besteht aus Tönen und nicht aus Noten.

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#358 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 19. Okt 2014, 12:32

JackSparrow hat geschrieben: Musik besteht aus Tönen und nicht aus Noten.
Man kann sie aber nicht über Noten erleben, sondern nur messen - das ist exakt der Unterschied zwischen Transzendenz und Materialismus.

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#359 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 19. Okt 2014, 12:37

Pluto hat geschrieben:Wenn es aber so ist wie du sagst, dass wir nicht wissen was "über der Zeit" bedeutet, kannst du auch nicht sagen, dass meine Interpretation falsch ist.
Doch - weil sie aus Sicht der These und nicht der Synthese stattfindet. - Das ist so, als würde man eine Linie aus Sicht des Punktes verargumentieren - es greift zu kurz.

Pluto hat geschrieben:Also, wenn du es nicht verstehst, wie solle ich es dann verstehen?
Es gibt Dinge, die man dimensional verorten kann, UND von denen man weiß, dass sie nur andeutungsweise verstehbar sind. - Biblisch gibt es dazu den Spruch, dass man (sinngemäß) nicht Gott, sondern nur dessen Rockzipfel berühren könne.

Pluto hat geschrieben:Das ist die Art Philosophie, für die ich mich nicht begeistern kann, weil sie mir zu abgehoben erscheint.
Genau da geht es aber erst los - alles andere ist Suhlen in Beherrschbarem. - Ziel der Philosophie sollte sein zu erkennen, wo man etwas wissen kann und wo nicht. - Sokrates (?) hat es schon wörtlich gemeint, wenn er gesagt hat: "Ich weiß, dass ich nichts weiss". - Das ist keine rhetorische Bescheidenheits-Floskel, wie man es gerne darstellt.

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#360 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Scrypt0n » So 19. Okt 2014, 12:54

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Was sucht er denn?
Das, woraus der Mensch seine Moral (und nicht nur das) her hat.
Er hat sie für sich selbst festgelegt.

closs hat geschrieben:denn geistige Dinge sind eo ipso im Dasein nicht falsifizierbar
Deine irreführenden, sich trotz Korrekturen wiederholenden Formulierungen sind völlig belanglos, denn: Geistige Dinge sind überhaupt nicht falsifizierbar; weder im Dasein, noch im Sein noch sonst irgendwo. :)

closs hat geschrieben:Daraus zu schließen, dass es deshalb keine geistigen Dinge gäbe, wäre methodische Willkür.
Natürlich gibt es sie - nämlich den den Köpfen/Gedanken/Fantasien des Einzelnen.
Dass diese von deren Vorstellung unabhängig real existieren, davon ist nicht auszugehen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Wahrscheinlichkeit solcher Szenarien geht gegen null.
Das hängt vom gesetzten Wahrnehmungs-System ab.
Nein, das hängt davon ab ob wir jenes, welches vorliegt annehmen oder weitere "Wahrnehmungs-Systeme" dazu erfinden wie du es tust.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: um nicht Reales mit Phantasie zu vermischen
Diese Gefahr besteht in der Tat
Sie besteht nicht nur, sondern kann prinzipiell nie ausgeschlossen werden! ;0)

closs hat geschrieben:man kann geistig Reales mit geistiger Phantasie verwechseln.
Und weil man es kann, tut man es auch!
Was man nämlich nicht kann ist, eine Unterscheidung dingfest zu machen; "geistig reales" sowie "geistige Fantasie" wirken identisch.

closs hat geschrieben:Das ist aber nicht das Problem der geistigen Realität, sondern der Wahrnehmung des Menschen.
Fantasie ist KEINE Wahrnehmung!
Wenn ich mir einen Gott erdenke - oder eine Geschichte - hat das mit Wahrnehmung nichts zu tun.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Eine andere Ebene haben wir nicht.
Man kann das methodisch zu setzen
Es ist keine Setzung, sondern nur das ablehnen weiter willkürlichen, beliegigen zusätzlichen Setzung deinerseits - nämlich die einer von dir postulierten Ebene! :)

Nochmal:
closs hat geschrieben:Die Aussage, dass Wahrnehmung des Cogito sich auf "Realität" (in Deinem Sinne) und nicht auf Vorstellung beziehe, ist ein Dogma
Nein, Feststellung einer Tatsache.
Es steht dir frei eine weitere Ebene nachzuweisen; sie dir nur auszudenken und zu behaupten reicht nicht - zumal wir innerhalb jeder anderen Ebene nicht diskutieren können, da die Rahmenbedingungen dieser schlicht NICHT bekannt sind.

Bis dahin: Eine andere Ebene haben wir nicht. :)

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Wie willst Du erkenntnis-theoretisch sicher sein, dass es außer Dir und Deinen Vorstellungen von anderen überhaupt jemanden gibt?
Darum ging es nicht, sondern darum, dass die Annahme, die Welt (und somit alles andere einschließlich dich) ist real falsifizierbar ist, sofern die Annahme falsch ist - nämlich durch den Tod im Dasein, der Welt. :)
Somit KEIN Dogma.
Richtig
Auf einmal? ^_-

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