closs hat geschrieben:Man wäre natürlich leicht bescheuert, wenn man ein geozentrisches Modell zugrunde legen würde. - Aber "richtig" im Sinne von sachlich zutreffend sind beide Modelle.Zeus hat geschrieben: Letzteres Modell ist das richtige und wird durch die Gesetze der Gravitation und Bewegung bestätigt.
Kann es sein, dass man Praktikabilität mit Wahrheit verwechselt?
Kein naturwissenschaftliches Modell ist "richtig" und schon gar nicht "wahr", weil es keine ultimative Entscheidung darüber geben kann. Die "Falschheit" dagegen kann durch nicht mit Beobachtungen in Einklang zu bringenden Vorhersagen des Modells erwiesen werden.
Also "Wahrheit" ist -- zum wiederholten Male heraus gestellt -- nach derzeitigem Stand von Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie niemals eine Eigenschaft einer wissennschaftlichen Theorie bzw. eines wissenschaftlichen Modells.
Letztendlich verbleibt tatsächlich nur so etwas wie eine "Praktikabilität" als auch eine "Nützlichkeit" naturwissenschaftlichen Wissens. Deshalb liegt aber auch keine "Setzung" sensu closs in der Form einer vor-angenommenen Realität vor: Die Neigung zur Annahme einer Realität hinsichtlich der Naturwissenschaften resultiert eigentlich "nur" aus der erfolgreichen Nutzbarkeit derer Modelle. Man kann der Meinung sein bzw. annehmen, sie seien deshalb so "stabil" nutzbar, weil es eine stabile äußere Realität gibt, die durch die Modelle hinreichend genau gemäß den bekannten Beobachtungen (= den bekannten empirischen Phänomenen) beschrieben werden. Fundiert begründet wurde dies allerdings noch nicht.
Und niemals vergessen: Wenn 2 Modelle dieselben Voraussagen machen, sind sie trivialerweise nach dem entscheidenden Kriterium, nämlich der Vorhersage von Beobachtungen völlig "kongruent". Welchen Sinn macht es in solch einer Situation, das logisch oder rechentechnisch aufwendigere Modell zu benutzen?