Pluto hat geschrieben:Solche makroskopische Quanteneffekte lassen sich auch mit einem Bose/Einstein Kondensat erzielen. Das sind makroskopische Quantenobjekte, welche durch eine einzige Wellenfunktion beschrieben werden können.
Etwas präziser: in einem Bose-Einstein-Kondensat sind alle Teilchen im gleichen Zustand und haben daher alle die gleiche Wellenfunktion. Das ist deswegen möglich, weil es sich um Bosonen handelt, die anders als Fermionen nicht dem Pauli-Prinzip unterliegen.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Die Teilchen werden nach meinem bescheidenen Verständnis auch nicht durch Felder ersetzt, sondern durch Felder erklärt.
Das einfache Analogon dazu ist die Schrödingergleichung eines Wasserstoff-Atoms. Kann man nicht sagen, dass sich Teilchen durch Felder beschreiben lassen?
Nein, weil die Schrödinger-Gleichung zur QM gehört und nicht zur QFT. Da werden Teilchen durch Wellenfunktionen beschrieben, nicht durch Felder.
Macht man den Übergang von der QM zur QFT, so betrachtet man den Zustand in einem Wasserstoff-Atom als Eineleketronzustand, bei dem Elektronenfeld, d.h. das zu den Elektronen gehörende Quantenfeld, in einen einfach angeregten Zustand ist. Daneben gibt es z.B. Zweielektronenzustände, wie z.B. in einem Helium-Atom, oder auch einen Nullelektronzustand, also den Vakuumzustand des Elektronenfeldes.
Edit: ich glaube, jetzt erst verstehe ich den Hintergrund deiner Frage. Du willst darauf hinaus, dass die Wellenfunktion im Wasserstoffatom (die Lösung der Schrödingergleichung ist) ein Teilchen (Elektron) beschreibt, also durchaus ein Teilchen vorhanden ist. Ja, das ist vollkommen richtig. Und wenn man dann den Übergang von der QM zur QFT macht, wird dieses Teilchen durch ein zugehöriges Materiefeld (Elektronenfeld) beschrieben, auch da ist also unverändert ein Teilchen vorhanden. Aber: das liegt eben daran, dass im Wasserstoffatom das Elektronenfeld in einem Zustand ist, der ein Teilchen, also ein Elektron enthält, d.h. in einem Einelektron-Zustand. Mögliche andere Zustände für das Elektronfeld sind Zweielektronen-Zustände, da sind dann zwei Elektronen (=Teilchen) vorhanden, wie z.B. im Helium-Atom, oder Dreielektronen-Zustände, mit drei Teilchen (=Elektronen), oder eben der Vakuumzustand, als Nullelektronen-Zustand, in dem 0 Elektronen vorhanden sind, also gar keine Elektronen, und folglich keine Teilchen.
Anders gesagt: im Einelektron-Zustand beschreibt das Elektronefeld ein Teilchen, im Zweielektronen-Zustand zwei Teilchen, im Dreielektronen-Zustand drei Teilchen, usw. Und im Vakuumzustand = Nullelektronen-Zustand beschreibt es eben gar keine Teilchen, weil eben keine Teilchen da sind. Deswegen sind im Vakuumzustand keine Teilchen vorhanden, auch wenn das Elektronenfeld dann, wenn es gerade mal nicht im Vakuumzustand ist, sondern einem Einelektron-Zustand, Zweielektronen-Zustand oder einem sonstigen Zustand mit Teilchenzahl > 0, Teilchen beschreibt.
Pluto hat geschrieben:Wenn das so ist, muss deswegen doch ein Teilchen nicht verschwinden
Nein, das Teilchen verschwindet auch überhaupt nicht. Auch aus Sicht der QFT nicht, da es sich ja um einen Einelektronzustand, also einen Zustand mit einem Teilchen (eben einem Elektron) handelt. Anders sieht es im Vakuumzustand aus, das ist ein Nullelektronzustand, da ist kein Elektron vorhanden. Im Bild der QM kann so ein Zustand nicht beschrieben werden, in der ist mindestens ein Teilchen erforderlich, damit man eine Wellenfunktion definieren kann.
Man kann das Verhältnis von QM und QFT so umschreiben: die QFT kennt Zustände mit 0 Teilchen (Vakuumzustand), 1 Teilchen, 2 Teilchen usw. Ein Zustand mit 1 Teilchen kann in der QM durch eine Einteilchen-Wellenfunktion beschrieben werden, ein Zustand mit 2 Teilchen durch Zweiteilchen-Wellenfunktion, usw. Nur der Vakuumzustand mit 0 Teilchen, der lässt sich nicht auf die QM übertragen.
Pluto hat geschrieben:sonder es ist nur nicht mehr lokalisierbar (eine Folge der Unschärferelation?).
Dass die Wellenfunktion über einen gewissen Raumbereich delokalisiert sein muss (Ortsunschärfe > 0), das lässt sich mit der Unschärferelation zwischen Ort und Impuls begründen, ja. Eine scharf gepeakte Wellenfunktion mit Ortsunschärfe 0 würde eine hohe Impulsunschärfe bedeuten und damit eine hohe Unschärfe in der kinetischen Energie. Die hätte zur Folge, dass die elektrische Anziehung des Atomkerns nicht ausreichen würde, das Elektron festzuhalten.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Teilchen gibt es ja weiterhin, allerdings als lokale Anregungen von Quantenfeldern.
Genau! Was ist dann an der Teilch-Erklärung falsch?
An der populärwissenschaftlichen Darstellung mit virtuellen Teilchenpaaren im Vakuumzustand ist falsch, dass im Vakuumzustand keine Teilchen vorhanden sind, weil die Quantenfelder alle im Grundzustand sind. Im Grundzustand ist ein Quantenfeld nicht angeregt, und deswegen sind keine Anregungen (=Teilchen) des Feldes vorhanden.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Dass die QFT eine elegante Theorie ist, bestreite ich nicht. Aber ist sie wirklich so alternativlos?
Meines Wissens gegenwärtig ja. Mir ist jedenfalls keine Alternativtheorie bekannt, welche die SRT mit der QM vereinigt. Aus der QFT ergeben sich Feldtheorien, wie die Quantenelektrodynamik (QED) und Quantenchromodynamik (QCD).
Anders sieht es in den unvollständigen Theorien zur Quantengravitation aus. Dort konkurrieren insbesondere die Superstringtheorien mit der Loop-Quantengravitation.
Die Schleifenquantengravitation, ist der allererste Versuch
Die Loop-Quantengravitation (LQG) ist eine Alternativtheorie zur Superstringtheorie, aber nicht zur QFT, denn sie baut auf der QFT auf.
Pluto hat geschrieben:Das Argument der "populärwissenschaftlichen" Darstellung zieht nicht, denn es wäre das allererste Mal, dass Physiker einen so groß angelegten Versuch starten, der Welt "Salz in die Augen" zu streuen
Also das allererste Mal wäre das sicherlich nicht, da gibt es schon noch andere Beispiele für. Nimm z.B. den kleinen Bruder der QFT, die QM. In "Eine kurze Geschichte der Zeit" geht Hawking zwar auf die QM ein, schreibt aber nichts von der Wellenfunktion.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Das wusste ich nicht. Wo treten virtuelle Elektronen auf?
Überall dort wo es elektromagnetische Felder gibt.
Nein, nur da, wo diese an Wechselwirkungsprozessen beteiligt sind. Und man diese mit der Störungsrechnung behandelt.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Schließlich können wir bei unserem heutigen Wissensstand diese Fragen empirisch nicht klären, weshalb ich meine, in einer solchen Situation hilft eigentlich nur eins: weitere Daten sammeln, um so der Wahrheit näher zu kommen.
Und mit der Theorie arbeiten. In diesem Fall die einzige, die wir haben: die Quantenfeldthorie.
Es gibt in der Physik zwei Theorien: Einsteins RT und QFT. Bisher ließen sie sich nicht vereinen
Oh doch! Die spezielle Relativitätstheorie (SRT) lässt sich ganz gut mit der QFT vereinen, mehr noch, die QFT lässt sich auf die Vereinigung der SRT mit der Quantentheorie zurückführen. Nur die allgemeine Relavitätstheorie (ART) macht noch Probleme.
Pluto hat geschrieben:weil Erstere eine "glatte" Welt postuliert, während die Zweite ein eher granulare (körnige) Welt beschreibt.
Die SRT berücksichtigt keine Quantisierung, sie lässt sich aber sehr gut mit dieser kombinieren, das Resultat ist dann die QFT.
Pluto hat geschrieben:Der einzige bisherige Versuch, beide Sichten zu vereinen, umfasst die vielen Stringtheorien
Bei den Stringtheorien geht es - ähnlich wie bei der LQG - um die Quantengravitation, als die Kombination der Quantentheorie mit der ART, nicht mit der SRT. Die Kombination mit der SRT klappt bereits ganz gut.
Pluto hat geschrieben:aber auch sie gehen im Grunde von materiellen, teilchenartigen Strukturen (winzige Strings) aus.
Gerade weil diese Theorien als Grundbaustein, Teilchen verwenden, waren sie so erfolgreich.
Die Stringtheorien bauen ebenso wie die LQG auf der QFT auf, dass also Teilchen von Feldern abgeleitet sind. Nur sind die Teilchen in den Stringtheorien fadenförmig, nicht punktförmig, wie in vorherigen QFT-Varianten.