Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Der Welle-Teilchen-Dualismus war eine Beschreibung für Photonen in der frühen Quantenphysik.
Meinst du? Ich denke, dies ist heute noch eine gültige Sicht: man nennt sie nur anders ==> Superposition.
Der Welle-Teilchen-Dualismus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts formuliert, bevor die Quantenmechanik bekannt war. Der Zustand der Superposition geht weit darüber hinaus und beschreibt bpsw. auch die Überlagerung der Spinorientierung:
Zitat aus Skurrile Quantenwelt:
Nach der Theorie der Quantenmechanik besitzt das Teilchen, solange es nicht gemessen wird, überhaupt keine konkrete Spinrichtung. Es befindet sich anfangs (je nach Präparation) in einer Superposition aus mehreren, wenn nicht sogar unendlich vielen, möglichen Spinorientierungen. In Diracscher Notation schreibt sich der quantenmechanische Zustand des Teilchens daher im Superpositionszustand als
|Ψ> = a |↑> + b |↓>
Beim Doppelspaltexperiment tritt der Wellen-und-Teilchen-Charakter von Quantenobjekten zutage. Das Teilchen ist delokalisiert wie eine Welle und befindet sich an unendlich vielen Orten.
Zitat von Silvia Arroyo Camejo (Skurrile Quantenwelt - Seiten 113/114):
Nach jener physikalischen Deutung kommt der beim Doppelspaltexperiment auftretende Kollaps der Wellenfunktion durch den Messprozess zustande. Durch die Wechselwirkung von Quantenobjekt (z. B. einem Elektron) mit dem makrokosmischen Objekt (z. B. dem Projektionsschirm) geht folglich die Überlagerung/Superposition der verschiedenen Zustände des Quantenobjektes (in diesem Beispiel der Aufenthalt des Elektrons an den unendlich vielen Orten der Elektronen-Welle) verloren. Die Wechselwirkung des Quantenobjekts mit dem makrokosmischen Objekt bringt die Welle zum Einstürzen. Der Kollaps der Wellenfunktion ist also ein Resultat des Messprosses.
Die Wellenfunktion ψ umfasst alle möglichen Einzelzustände φ.
Zitat Skurrile Quantenwelt (Seiten 174/175):
Ein Partikel, welches den Doppelspalt durchquert, befindet sich in einer Superposition aus "zu soundso viel Prozent durch Spalt 1 gegangen" und "zu soundso viel Prozent durch Spalt 2 gegangen", einer Superposition aus zwei unterschiedlichen Einzelzuständen.
In der Analogie hierzu muss man sich auch den Zustand eines radioaktiven Atoms vorstellen. ... Viel mehr befindet es sich in einem superponierten Zustand aus zerfallenem und gleichzeitig unzerfallendem Atom.
Geht dies nicht weit über den Teilchen-Wellen-Dualismus hinaus?
So, wie ich dies verstehe, beschreibt die Wellenfunktion den Gesamtzustand |Ψ> aller Einzelzustände |φi> (|φi
1> +|φi
2> ... |φ
n>).
Vor der Messung befindet sich ein Quantenobjekt in einem superponierten Gesamtzustand, einem Zustand überlagernder Zustände. All diese Zustände werden durch die Wellenfunktion erfasst, dem Gesamtzustand der Superposition.
Daher ist beim Doppelspaltexperiment der genaue finale Detektionsort objektiv unbestimmt (
objektiver Zufall). Genaueres hierzu kannst Du auf
Seite 92 in Skurrile Quantenwelt nachlesen.
Die Überlagerung von Einzelzuständen wurde sogar schon bei einem mesokosmischen Objekt, welches mit bloßen Auge sichtbar ist, beobachtet?
Zitat aus
FAZ:
... Kürzlich hat eine amerikanische Forschergruppe die für Quantenobjekte typische Überlagerung von Zuständen erstmals bei einem mechanischen Oszillator beobachtet, der mit bloßem Auge sichtbar ist. ...
[...]
Auch diese Prüfung bestand der Oszillator
... Anschließend ließ man den Strom in der Leiterschleife gleichzeitig links- und rechtsherum zirkulieren, was einer quantenmechanischen Überlagerung von Grundzustand und angeregtem Zustand entsprach. ...
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:1. Die SRT wird mit der Quantenmechanik vereint. Der dynamische Cassimir-Effekt enthält ja mit 0,25 c bereits eine relativistische Geschwindigkeit, die SRT muss also berücksichtigt werden.
Ja, sicher.
Was ist denn der Einfluss der SRT?
Noch ein interessantes Experiment hatte ich in meinen Beitrag vom
Mi 2. Apr 2014, 15:22 vorgestellt.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:2. In der zweiten Quantensierung wird jedes reale Teilchen als eine lokale Anregung eines dazugehören Quantenfeldes interpretiert. Die Teilchen erweisen sich als sekundär, die Felder als primär.
Handelt es sich hier um "des Kaisers neue Kleider"?
Wenn ich das richtig verstehe, werden Teilchen in der QFT durch Felder quasi ersetzt, sodass der Begriff "Teilchen" nebulös wird. Doch das ändert nichts an der Realität der Quantenwelt, die wir (auch die Fachleute) mE nur unzureichend verstehen.
Kann es nicht sein, dass wo man früher von Welle/Teilchen Dualität sprach, man heute eigentlich von Feld/Teilchen Dualität reden sollte? Betrachte mal die Wellengleichung
Warum sollte ich dies tun? Hatte ich nicht erklärt, dass mir die nötige Schulbildung fehlt, um eine partielle Differentialgleichung zu verstehen?
Mein Eindruck ist, Du tätigst naturphilosophische Kritik an der QFT. Okay, wir können nicht mit absoluter Sicherheit wissen, ob sie die physikalische Realitität zutreffend beschreibt. Wir können aber (dank Agent Scullie) wissen, was die QFT beschreibt und dies ist eben keine Energieunschärfe im Vakuumzustand. Die Teilchenzahl ist eben nicht >0, sondern =0, auch beim statischen Casimir-Effekt.
Die Teilchen werden nach meinem bescheidenen Verständnis auch nicht durch Felder ersetzt, sondern durch Felder erklärt. Teilchen gibt es ja weiterhin, allerdings als lokale Anregungen von Quantenfeldern. So sind Photonen Anregungen des EM-Feldes. Diese Anregungen werden ja beschrieben. Fundamental sind allerdings die Felder.
Feldtheorien sind sehr elegant und erfolgreich. Ihre Erfolgsgeschichte beginnt mit Maxwells Feldtheorie.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Somit ist die QFT der QM überlegen, weil sie einen umfassenderen Geltungsbereich hat (also auch im LHC bei ultrarelativistischen Geschwindigkeiten usw.) und weil sie das gravitationsfreie Naturgeschen eleganter über Felder erklärt.
Dass die QFT eine elegante Theorie ist, bestreite ich nicht. Aber ist sie wirklich so alternativlos?
Meines Wissens gegenwärtig ja. Mir ist jedenfalls keine Alternativtheorie bekannt, welche die SRT mit der QM vereinigt. Aus der QFT ergeben sich Feldtherien, wie die Quantenelektrodynamik (QED) und Quantenchromodynamik (QCD).
Anders sieht es in den unvollständigen Theorien zur Quantengravitation aus. Dort konkurrieren insbesondere die Superstringtheorien mit der Loop-Quantengravitation.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Laien wie mich, speißt man offenbar gerne mit irgendwelchen "Kind-gerechten" Erklärungen ab und dann reden die Fachleute wieder unter sich. So jedenfalls mein Eindruck.
Das daf natürlich nicht sein. Deshalb halte ich dagegen, wenn behauptet wird Teilchen seien "nur" eine populärwissenschaftliche Darstellung.
Tja, da glaube ich Agent Scullie.
Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Oder man soll offen sagen, dass die Erklärung mit den Teilchen-Paaren nicht der fachlichen Darstellung entspricht, sondern es sich lediglich um eine Veranschaulichung handelt. Dann sollte noch erwähnt werden, dass man diese Veranschaulichung nicht mit den virtuellen Teilchen verwechseln sollte, welche die Kräfte/Wechswirkungen vermitteln.
Moment! Es gibt mehr als nur Eich-Bosonen. Elektronen (Leptonen) können durchaus auch virtuell sein; vielleicht auch Protonen oder Neutronen.
Das wusste ich nicht. Wo treten virtuelle Elektronen auf?
Pluto hat geschrieben:Wenn die QFT als die einzig richtige Erklärung gepriesen wird, kommt es aus dem deutschsprachigen Raum. Mich würden mal englische oder amerikanische wissenschaftliche Veröffentlichungen interessieren die die QFT als einzig wahre Beschreibung der Phänomene strittigen sieht. Gibt es denn keine?
Wie werden diese in der Fachwelt rezipiert?
Dies würde mich auch mal interessieren.
Pluto hat geschrieben:Mein Eindruck ist, hier im deutschsprachigen Raum hat sich eine Gruppe von QFT-Verfechtern durchgesetzt, die jede Erklärung mit Teilchen ablehnt. Im anglo-amerikanischen Raum geht man damit sehr viel lockerer um und akzeptiert AUCH eine Erklärung mit Teilchen. Mich würde interessieren...
(a) ob ich der Einzige bin der das so sieht, und
(b) warum die Teilchenerklärung so falsch ist.
Weil Vakuumfluktuationen von Quantenfeldern m.W. keine Wechselwirkungen zwischen Quantenfeldern sind.
Pluto hat geschrieben:Schließlich können wir bei unserem heutigen Wissensstand diese Fragen empirisch nicht klären, weshalb ich meine, in einer solchen Situation hilft eigentlich nur eins: weitere Daten sammeln, um so der Wahrheit näher zu kommen.
Und mit der Theorie arbeiten. In diesem Fall die einzige, die wir haben: die Quantenfeldthorie. Oder gibt es noch eine andere?