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JHWH sieht sich selbst als König seines Volkes. Ein irdischer König an seiner statt, kommt dem Verwerfen Gottes gleich.
Das ist der wahre, in Gen 3 fälschlicherweise hineininterpretierte „Sündenfall“. Hier steht er widerspruchsfrei und in aller Klarheit. Gott wird verworfen – weil der israelische Mensch über sich selbst herrschen und damit wie Gott sein will.
Eigenartig, dass diese Bibelstelle so aus dem Bewusstsein verdrängt wird. Hier geht es nämlich um das weltliche Königtum an sich, nicht um gute, fromme oder schlechte, götzenanbetende Könige. Hier geht es ums Prinzip.
Die Formel „Und Gott sprach ...“ wird oft zu einem „Im Namen des Volkes ...“ – und dahinter verbirgt sich letztlich ein von den machtpolitischen und priesterlichen Eliten zu ihrem eigenen Nutzen in die Welt gesetztes „Mit Gott für König und Vaterland“. Dieses Phänomen der Instrumentalisierung der Religion zum Nutzen der politischer Macht zieht sich bis zum heutigen Tag durch die Geschichte der Menschheit.
In der Folge wird David zum Idealbild eines angeblich von Gott gewollten Königs über Israel. David wird sogar zum Ur-Vater des künftigen Messias – dem Sohn Davids. Dass – ein gesalbter König – einerseits der Grund für die Verwerfung Gottes ist, aber – ein gesalbter König – andererseits der Grund für das Heil Israels sein sollte, ist völlig absurd – jedenfalls wenn der Wille Gottes dabei noch irgendeine Rolle spielen sollte.
In den Büchern Samuel, Könige und der Chronik ist lang und breit nachzulesen, dass das monarchische Staatssystem nie dauerhaft funktioniert hat. Gott war und ist zu keiner Zeit als „König“ qualitativ ersetzbar – weder durch David noch durch einen der vielen Könige Israels und Judäas und selbstverständlich auch nicht durch „den Messias“, selbst wenn er ein Sohn Davids wäre. Das wäre nur die Wiederholung eines Experimentes das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war und ist, weil Gott seltsamerweise nach eigenem Bekunden König seines Volkes sein will.
Seltsamerweise, weil „Gott“ größer und qualitativ anders ist als „König“. In diesem Sinne macht selbst der Begriff „Königsherrschaft im Reich Gottes“ wenig Sinn. Es kann nur einen geben. Welche Macht bliebe denn einem König auf dem Thron zur Rechten des Allmächtigen im Reiche Gottes? Oder anders herum: Gott wäre nicht mehr Gott, wenn er alle Macht an seinen (?) König abgäbe. Dann wäre der König Gott – aber was wäre dann aus Gott geworden? Die Übergabe hierarchischer „Ämter“ funktioniert nur im zeitlich eng begrenzten geistigen Horizont Sterblicher. Aus diesem Dilemma hilft weder ein Sohn Davids noch ein Sohn Gottes, wenn der Vater unsterblich und sein Reich ewig ist.
Schon lange "bevor" das Volk auch nur das Verlangen nach einem König hatte, sagt Moses:
Dtn 28,36 hat geschrieben:Der Herr bringt dich und den König, den du über dich eingesetzt hast, zu einem Volk, das du und deine Väter früher nicht einmal gekannt haben, und dort musst du anderen Göttern dienen, Göttern aus Holz und Stein.
1 Sam 8,18 hat geschrieben:An jenem Tag werdet ihr wegen des Königs, den ihr euch erwählt habt, um Hilfe schreien, aber der Herr wird euch an jenem Tag nicht antworten.
Daran kann man erkennen, dass in den Schriften von späteren Autoren viel in frühere Schriften redigiert wurde oder diese vermeintlichen Schriften erst viel später geschrieben wurden und nicht aus den Zeiten der beschriebenen Handlung "überliefert" wurden. Da braucht man keine historisch-kritische Wissenschaft dazu, wie ich meine.
Hier sagt JHWH, dass die Regierungsform Monarchie nicht in seinem Sinne ist, dass es der Abfall von Gott ist und er begründet ausführlich, welche Folgen es hat, wenn aus seinem Gottesstaat eine Monarchie wird.
1.Sam 8,4-20 hat geschrieben:Deshalb versammelten sich alle Ältesten Israels und gingen zu Samuel nach Rama. Sie sagten zu ihm: Du bist nun alt und deine Söhne gehen nicht auf deinen Wegen. Darum setze jetzt einen König bei uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern der Fall ist. Aber Samuel missfiel es, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns regieren soll. Samuel betete deshalb zum Herrn, und der Herr sagte zu Samuel: Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen. Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein. Das entspricht ganz ihren Taten, die sie (immer wieder) getan haben, seitdem ich sie aus Ägypten heraufgeführt habe, bis zum heutigen Tag; sie haben mich verlassen und anderen Göttern gedient. So machen sie es nun auch mit dir. Doch hör jetzt auf ihre Stimme, warne sie aber eindringlich und mach ihnen bekannt, welche Rechte der König hat, der über sie herrschen wird. Samuel teilte dem Volk, das einen König von ihm verlangte, alle Worte des Herrn mit. Er sagte: Das werden die Rechte des Königs sein, der über euch herrschen wird: Er wird eure Söhne holen und sie für sich bei seinen Wagen und seinen Pferden verwenden und sie werden vor seinem Wagen herlaufen. Er wird sie zu Obersten über (Abteilungen von) Tausend und zu Führern über (Abteilungen von) Fünfzig machen. Sie müssen sein Ackerland pflügen und seine Ernte einbringen. Sie müssen seine Kriegsgeräte und die Ausrüstung seiner Streitwagen anfertigen. Eure Töchter wird er holen, damit sie ihm Salben zubereiten und kochen und backen. Eure besten Felder, Weinberge und Ölbäume wird er euch wegnehmen und seinen Beamten geben. Von euren Äckern und euren Weinbergen wird er den Zehnten erheben und ihn seinen Höflingen und Beamten geben. Eure Knechte und Mägde, eure besten jungen Leute und eure Esel wird er holen und für sich arbeiten lassen. Von euren Schafherden wird er den Zehnten erheben. Ihr selber werdet seine Sklaven sein. An jenem Tag werdet ihr wegen des Königs, den ihr euch erwählt habt, um Hilfe schreien, aber der Herr wird euch an jenem Tag nicht antworten. Doch das Volk wollte nicht auf Samuel hören, sondern sagte: Nein, ein König soll über uns herrschen. Auch wir wollen wie alle anderen Völker sein. Unser König soll uns Recht sprechen, er soll vor uns herziehen und soll unsere Kriege führen.
Hier ist nun aus dem "König" ein "Fürst" und aus dem "Abfall von JHWH" ein "Hilfeschrei" geworden. Alles Worte von JHWH.
1.Sam 9,15-16 hat geschrieben:Der Herr aber hatte Samuel, einen Tag bevor Saul kam, das Ohr für eine Offenbarung geöffnet und gesagt:
Morgen um diese Zeit schicke ich einen Mann aus dem Gebiet Benjamins zu dir. Ihn sollst du zum Fürsten meines Volkes Israel salben. Er wird mein Volk aus der Gewalt der Philister befreien; denn ich habe die Not meines Volkes Israel gesehen und sein Hilfeschrei ist zu mir gedrungen.
Wieder Worte von JHWH.
2.Sam 7,4-16 hat geschrieben:Aber in jener Nacht erging das Wort des Herrn an Natan: Geh zu meinem Knecht David und sag zu ihm: So spricht der Herr: Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne? Seit dem Tag, als ich die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt habe, habe ich bis heute nie in einem Haus gewohnt, sondern bin in einer Zeltwohnung umhergezogen.
Habe ich in der Zeit, als ich bei den Israeliten von Ort zu Ort zog, jemals zu einem der Richter Israels, die ich als Hirten über mein Volk Israel eingesetzt hatte, ein Wort gesagt und sie gefragt: Warum habt ihr mir kein Haus aus Zedernholz gebaut? Sag also jetzt meinem Knecht David: So spricht der Herr der Heere: Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel wirst, und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist. Ich habe alle deine Feinde vor deinen Augen vernichtet und ich will dir einen großen Namen machen, der dem Namen der Großen auf der Erde gleich ist. Ich will meinem Volk Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort (sicher) wohnen kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher und auch von dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe. Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden. Nun verkündet dir der Herr, dass der Herr dir ein Haus bauen wird. Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen. Er wird für meinen Namen ein Haus bauen und ich werde seinem Königsthron ewigen Bestand verleihen. Ich will für ihn Vater sein und er wird für mich Sohn sein. Wenn er sich verfehlt, werde ich ihn nach Menschenart mit Ruten und mit Schlägen züchtigen. Meine Huld aber soll nicht von ihm weichen, wie sie von Saul gewichen ist, den ich vor deinen Augen verstoßen habe. Dein Haus und dein Königtum sollen durch mich auf ewig bestehen bleiben; dein Thron soll auf ewig Bestand haben.
Nun spricht JHWH nicht mehr vom Fürsten sondern wieder vom König und dass die Monarchie - welche nach den Worten von JHWH der Abfall von Gott ist - ewig Bestand haben wird.
JHWH nimmt Salomo als seinen Sohn an, wodurch Salomo zum Sohn Gottes wird.
Ferner wird beschrieben, dass das "ewig Bestand haben" der Königsherrschaft der David-Dynastie im Exil endete und nie wieder fortgesetzt wurde.