Ohne Gott keine Moral?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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sven23
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#91 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von sven23 » Mo 25. Mai 2015, 17:07

closs hat geschrieben:. - Eigentlich geht es darum (siehe Thread-Thema), ob es ein "inneres Gesetz" des Menschen ohne ebenbildliche Anbindung an das geben kann, woher der Mensch kommt - eigentlich ein anderes Thema, als hier gerade besprochen wird.
Richtig, und da bin ich der festen Überzeugung, daß Moral nicht prinzipiell an Gott gebunden sein muß. Zur Erinnerung: der AT Gott verhält sich selbst oft sehr unmoralisch/unethisch.
Nichtgläubige sind oft hochmoralisch in ihrem Handeln. Moral unterliegt auch immer dem Wandel der Zeiten. Eine Gesellschaft handelt das immer wieder neu aus, was als moralisch oder ethisch vertretbar angesehen wird.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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sven23
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#92 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von sven23 » Mo 25. Mai 2015, 17:10

Novalis hat geschrieben: Gefallen Dir Suggestiv-Fragen?
Yo, ist bin ein großer Fan von Suggestivfragen.

Übrigens, wie nennt man deine Frage:
"Du bist scheinbar das Geistige Kind der Eitelkeit und des Hochmuts, hm?..."
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Salome23
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#93 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Salome23 » Mo 25. Mai 2015, 17:11

sven23 hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Gefallen Dir Suggestiv-Fragen?

Übrigens, wie nennt man deine Frage:
"Du bist scheinbar das Geistige Kind der Eitelkeit und des Hochmuts, hm?..."
:lol:
Ich wollt grad das selbe schreiben ;)

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Savonlinna
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#94 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Savonlinna » Mo 25. Mai 2015, 17:16

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Der Atheismus auch? Die Naturwissenschaft auch?
"Bis zum 18. Jh." hatte ich eingeschränkt.

Ansonsten: Natürlich gibt es Dinge, die überhaupt nichts mit Christentum zu tun haben: Ackerbau, Naturwissenschaft, Handel, etc. - Meine Aussage war auf die weltanschauliche Grundlage des Abendlandes gemünzt - und Atheismus ist als Bewegung auch erst seit der Romantik da.
Der Atheismus ist seit den Vorsokratikern da.
Ohne den bewussten Atheismus der Vorsokratiker - der sich gegen die mythische Naturauffassung gestellt hat - gäbe es diesen ganzen breiten Strom nicht, der zur heutigen Dominanz der Naturwissenschaft geführt hat.
Wenn man das leugnen will, dann begeht man nicht nur Geschichtsfälschung, sondern kann auch dem nicht begegnen, das wir beide als große Gefahr sehen.

closs
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#95 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 17:17

Queequeg hat geschrieben:Allerdings fehlt hier die Quelle zum von Brecht ausgesagten Text selbst.
Habe was gefunden. - Es scheint sich um eine Anmerkung Brechts zu der "Dreigroschenoper" zu handeln und wird thematisiert in "Didaktik der Verfremdung – Bertolt Brechts Theater
und seine Bedeutung für die Pädagogik, gezeigt am Stück Die Dreigroschenoper" (Inauguraldissertation 2006/7/M.Bremsteller). - Ich guck mal weiter.

closs
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#96 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 17:22

Savonlinna hat geschrieben:Ohne den bewussten Atheismus der Vorsokratiker - der sich gegen die mythische Naturauffassung gestellt hat - gäbe es diesen ganzen breiten Strom nicht, der zur heutigen Dominanz der Naturwissenschaft geführt hat.
Ich habe nie verstanden, warum "Naturalismus" und "Mystik" im Gegensatz zu einander stehen sollten. - Es ist aus meiner Sicht ein grandioses Missverständnis, Naturwissenschaft und mythische Naturauffassung als Kontrahenten zu verstehen.

Meinst Du, dass ein dominanter Theismus Naturwissenschaft stören müsste?

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Queequeg
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#97 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Queequeg » Mo 25. Mai 2015, 17:25

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und warum dann die (Zwangs-) Missionierung?
Da geht es nicht um "Moral" - das ist eine Nebenerscheinung -, sondern um die Fragen
* "Wo komme ich her/Wo gehe ich hin"?
* "Wer BIN ich als Mensch?"

In der letzten ZEIT steht ein Artikel mit der Frage: Wie kann man Bach, Goethe, Th.Mann verstehen, ohne die christlich-abendländische Kultur zu verstehen? (In der ZEIT kommen gelegentlich auch Christen zu Wort).

Natürlich kann man diese Fragen con variazione auch buddhistisch oder islamisch beantworten - aber da werden die Antworten kulturell anders ausfallen. - Insofern: Das Christentum mit seinem Menschenbild, das die letzten 2000 Jahre (mit all seinen Pannen) geprägt hat, ist die Quelle dessen, was wir heute "Europa" nennen. - Das wird immer wieder vergessen.

Vielleicht noch einige Gedanken dazu, also abseits des bildungsbürgerlichen Philistertums.

Goethes Gesamtwerk ist eher ein Beispiel dafür, wie sich der Mensch aus den Ketten eines konfessionell versklavten Christentums befreit. Wobei allein schon Goethes weltanschauliche Gedichtzyklen hier einen genialen Gedanken-Kosmos offenbaren, der mit dem dogmatisierten und egomaniserten Christentum nichts, aber auch garnichts mehr gemein hat. Goethes Gottesverständnis dürfte ihn, einige Jahrhunderte früher geboren, sicherlich auf den Scheiterhaufen gebracht haben.

Thomas Mann sang in seinen Werken, auch in den Schriften mit christlichen Hintergrund, das Hohelied des Humanismus und schon im ersten Kapitel seiner Josephus-Tetralogie (Höllenfahrt), also seines mythenschwangeren Epos, da malt uns Thomas Mann dann eine Genesis vor die Sinne, die den meisten Christen gewiss nicht schmecken dürfte. Gott durchschleicht sozusagen auch das Werk Thomas Manns, aber dieser Gott ist ein Gott der Menschen und der Menschlichkeit, nicht der unterjochte und gezähmte Gott der Theologen, der selbsternannten Propheten und religiösen Misanthropen.

Hemul
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#98 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Hemul » Mo 25. Mai 2015, 17:26

sven23 hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Gefallen Dir Suggestiv-Fragen?
Yo, ist bin ein großer Fan von Suggestivfragen.

Übrigens, wie nennt man deine Frage:
"Du bist scheinbar das Geistige Kind der Eitelkeit und des Hochmuts, hm?..."

Das glatte Gegenteil von mir-gelle? 8-)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Queequeg
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#99 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Queequeg » Mo 25. Mai 2015, 17:26

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Allerdings fehlt hier die Quelle zum von Brecht ausgesagten Text selbst.
Habe was gefunden. - Es scheint sich um eine Anmerkung Brechts zu der "Dreigroschenoper" zu handeln und wird thematisiert in "Didaktik der Verfremdung – Bertolt Brechts Theater
und seine Bedeutung für die Pädagogik, gezeigt am Stück Die Dreigroschenoper" (Inauguraldissertation 2006/7/M.Bremsteller). - Ich guck mal weiter.

Danke, das ist eine feine Sache.

Novas
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#100 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Novas » Mo 25. Mai 2015, 17:32

sven23 hat geschrieben:Übrigens, wie nennt man deine Frage: "Du bist scheinbar das Geistige Kind der Eitelkeit und des Hochmuts, hm?..."

Eine ernst gemeinte Frage. Ich frage mich ob Du nach dem Motto verfährst "es sind ja eh nur Christen...", dann kann man sie von oben herab beurteilen... oder ob Du die Gegenseite menschlich wirklich ernst nimmst...

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