Pluto hat geschrieben:Doch du tust es immer wieder.
Aus meiner Sicht NICHT - aus DEINER Sicht erscheint es so, weil Du die "natürliche" Welt als "alles" siehst und somit eine Aufteilung nur innerhalb dieser stattfinden kann. - Wir haben unterschiedliche Prämissen.
Pluto hat geschrieben:Warum sollte es jenseits mehr geben können?
Warim NICHT? - Es gibt Anzeichen dafür, die man nicht intersubjektiv darstellen kann, weil diese Anzeichen logischerweise nicht naturalistischer Gestalt sein können.
Pluto hat geschrieben:Das ist keine Erklärung sondern ein Statement (Behauptung).
Es ist eine Erklärung im Rahmen dialektischen Denkens. - Behauptung ist es dann, wenn man dieser Erklärung als Realität vermutet (nicht alles, was dialektisch denkbar ist, "ist" deshalb).
Pluto hat geschrieben:Was also ist Überzeit? Eine etwas nebulöse Vorstellung von Ewigkeit vielleicht?
Nach meinem Verständnis JA - siehe "Visio Beatifica" bei den Katholiken.
Pluto hat geschrieben:E-ben
Das ist MEIN "E-ben".
Pluto hat geschrieben:Was bedeutet überhaupt "die Zeit ist aufgehoben"?
Im Hegelschen Sinne ist das gemeint (siehe wik):
Hegel sah in dem deutschen Wort Aufhebung den spekulativen Geist der Sprache, der in der Lage ist, gegensätzliche Bedeutungen in einem Wort zu vereinen. Er stellte die drei Momente der dialektischen Aufhebung folgendermaßen dar:
die Beendigung, Überwindung einer Entwicklungsstufe (Negation, tollere), z.B. Aufhebung eines Gesetzes, Erlasses.
das Erhalten ihrer zukunftsträchtigen Seiten (Aufbewahrung, conservare),
die Integration dieser Seiten in die höhere Stufe der Entwicklung, wodurch sie eine neue Funktion erlangen (Erhöhung, elevare)
Um ein einfaches Beispiel zu machen: Die Kreisfläche ist aufhebbar in die Kugel (weil der Kreis wesensmäßig eine Ableitung der Kugel ist - nur dass die Kugel 3-D ist und die Kreisfläche 2-D und die Kreislinie 1-D.
Ist die Kreisfläche in der Kugel aufgehoben, ist nicht mehr Kreis ("Negation"), sondern Teil der Kugel, in der die Fläche sozusagen wesensmäßig veredelt ist ("elevare"). - Ihr alten 2-D-Eigenschaften bleiben aber ("conservare") - man müsste nur von der Kugel aus den Schatten werfen, der als Kreisfläche in der Kugel integriert ist.
Auf die Zeit bezogen exakt dasselbe:
Unser Zeit-Verständnis ist in der "Über-Zeit" genauso negiert, konserviert und hochgehoben ("elevare") wie die Zeit in der Über-Zeit ("Über-Zeit" so zu verstehen, wie eine Kugel ein "Über-Kreis" ist - es gibt halt kein Wort in unserer Sprache, was über bei Zeit, was das benennt, was für die Kreisfläche die Kugel ist).
Wenn man das erst mal raus hat, kann man qualifiziert über Dinge sprechen, die man nicht kennen muss, deren Eigenschaften aber man kennt, falls es sie gibt.
Pluto hat geschrieben:Natürlich hat Ratzinger keine ethnologische Perspektive
Nein - aber eine theologische Perspektive zur vergleichenden Religions-Geschichte - das wird in theologischen Fakultäten gelehrt. - Ethnologie und Theologie behandeln also dasselbe Thema unter verschiedenen Perspektiven bzw. in verschiedenen Fakultäten.
Pluto hat geschrieben:Machen wir ein Gedankenexperiment.
Pragmatisch ist das richtig, wenn man sich zunächst auf einfache Dinge beschränkt: Die Aussage "Da steht ein Baum" ist natürlich eine andere als "Es gibt Gott". - PRagmatisch. - Denn es nur PRAGMATISCH so, weil wir PRINZIPIELL nicht wissen (ein Thema, das wir schon oft haben), ob unsere Wahrnehmung und somit auch unsere Messungen und somit auch unsere Kenntnisnahme der Messungen von Forscherkollegen nur Wahrnehmung oder real ist ("res cogitans" und "res extensa"). - Natürlich GLAUBE (!!!) ich, dass es real ist - aber ich WEISS es nicht - es ist nicht falsifizierbar. Denn man kann seine Wahrnehmung/Messung nicht durch sich selbst prüfen (Münchhausen).
Lässt man diese prinzipielle Argumentation weg, hast Du jedoch recht. - Aber auch pragmatisch wird es schwierig, wenn ein Modell nicht dem Objekt gerecht wird oder nur teilweise gerecht wird - siehe Historisch-Kritische Methode, die sich ja als "Wissenschaft" versteht. - Dort handelt es sich in Bezug auf das Objekt um ein Für-Wahr-Halten, weil nicht falsifizierbar ist, ob das gewählte Modell ausreichend zur Erfassung des Objekts.
Somit WEISS man, was innerhalb des Modells zutreffend ist, man weiss aber nicht, ob man damit dem "Objekt" (wir hatten das Thema: Parusie) ausreichend gerecht wird - also ist es ein Für-Wahr-Halten, wenn man die Modell-Ergebnisse aufs Objekt als "wahr" überträgt. - Hier gibt es dann keine Unterschiede mehr zu einer hermeneutisch oder dialektisch begründeten Behauptung.
Pluto hat geschrieben:Das ist Teil der Religion.
Das war so - richtig (und ist wieder so bei der IS). - Heute ist "Religion" ersetzt durch "Staat" - mit unter dem Strich demselben Ergebnis. - Ich vermag keine qualitativen Unterschiede zu erkennen - in beiden Fällen opfert man aus einem Glauben raus: Der eine glaubt, man müsse töten, damit die Sonne aufgeht - der andere glaubt, er müsse töten, weil die Ostukraine zum eigenen Staat gehört oder der Irak Fernstreckenraketen hat. - Beides sind Opfergaben an die theokratischen oder säkular-staatliche Glaubens-Erfordernisse.
Pluto hat geschrieben:Ja ich weiß es ist eine "Chiffre"; aber diese "Chiffre" ist die Erinnerung an das Blutopfer.
Das ist möglicherweise eine Umwandlung davon. - Da müsste man jetzt sehr tief einsteigen, um zu klären, welche Rolle "Blut" im theologischen Sinne hat.
Davon abgesehen: Spätestens mit dem Tod Jesu soll das alles ja abgestellt sein - seit 2000 Jahren gilt fundamental, dass dieses NICHT mehr gilt. - Das würde uns in theologische Begriffe hineinführen wie "Beschneidung der Vorhaut des Herzens", was im Grunde eine Umschreibung dafür ist, dass es keine äußeren Zeichen mehr geben soll, weil das Christentum eine verinnerlichte Religion ist.
Würde die Welt seit Jesu Tod nach dessen Vorstellungen funzen, hätte es seitdem nicht EINEN Krieg oder Mord gegeben. - Dass dieser Anspruch de facto unerfüllbar ist im "Fürstentum der Welt", ist auch klar - aber das ist die Messlatte.