closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Wenn man sich ausserhalb der prägenden Umweltverhältnisse „bewegt“, muss man zuerst die Gültigkeit der Schlussfolgerungen beweisen.
Naja - Gott ist eigentlich schon ein prägendes Umweltverhältnis
Diese Antwort kann ich nicht nachvollziehen.
Ich vermute darin den Anspruch, dass das menschliche Denken umfassende Richtigkeit besitzt – also genau den Anspruch, der von der Seite der Wahrnehmungstechnik aber auch von der Seite der Naturwissenschaften widerlegt wird.
closs hat geschrieben:Man kann Gott in Deiner Methodik nicht beweisen
OK, das liegt aber erst mal nicht an mir, sondern an dem Umstand, dass keine Vorstellung geliefert wird.
closs hat geschrieben:Wäre es für Dich ein Nachweis für Gott, wenn betende Menschen ein spezifisches neuronales Muster zeigen würden? - Ich nicht.
Jetzt versuchst du mich dazu zu verleiten, die Position eines Atheisten oder Agnostikers einzunehmen.
Das ist ein aussichtsloser Versuch, denn ich kann kein Beweisurteil für „etwas“ abgeben, zu dem ich die Vorstellung fehlt, was es sein soll.
closs hat geschrieben: SilverBullet hat geschrieben:Gläubige glauben sozusagen, dass das Wort „Gott“ irgendeinen Sinn macht, sie glauben aber ganz sicher nicht an diesen „Jemand“.
Da täuscht Du Dich. - Nun ist im Christentum Jesus quasi vorgeschalten - aber frage mal einen Juden oder Moslem, ob sie Dein Argument verstehen. - Vermutlich werden sie sagen: "Seid Ihr in Europa inzwischen soooo weit weg?"
Es kann sein, dass ich mich täusche – das ist die Schattenseite von Wahrnehmung.
Aber nicht nur ich kann mich täuschen.
Machen wir kurzen Prozess:
Nimm dir 1Minute Zeit und führe deinen Glauben bewusst (also beobachtend) durch.
Danach schreibst du alles auf, was „mental“ abgelaufen ist – versuch es zu analysieren (Gedanken, Emotionen usw.).
Das was du aufschreibst, wird am Ende darauf deuten, an was du glaubst.
(Ich bin gespannt, ob irgendetwas hinter dem Wort „Gott“ dabei ist – kann eigentlich nicht sein, denn dann hättest du es schon lange als Antwort einsetzen können)
Da dies vermutlich ein sehr privater Vorgang ist, schlage ich es nur vor (du darfst es ablehnen)
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Alles, was Ich als Teil eines Wahrnehmungssystems als „existent“ bezeichne, muss entweder direkt oder über eine Messtechnik meine Sinneszellen anregen, also eindeutig ins Wahrnehmungssystem eingespeist werden
Wenn es ihm Wahrnehmungs-Range liegt, stimmt das.
Sprachlich verräterisch ist, wenn Du "Sein" als "Teil eines Wahrnehmungssystems" bezeichnet. - Ich würde es genau umgekehrt machen: Wahrnehmung als Teil dessen, was "ist" (con-scientia). - Nicht nur bei Dir wackelt der Schwanz mit dem Hund.
Was meinst du mit „verräterisch“?
Falls du auf „Ich als Teil eins Wahrnehmungssystems“ abzielst, dann ist dies lediglich die Umgangssprache, mit der ich ausdrücke, dass sich das Bewusstsein (samt „Ich“) in den Berechnungen des Gehirns ergibt.
Vermutlich habe ich es unglücklich formuliert.
Wahrnehmung ist immer ein Auswertungsprozess – das Verstehen, also die „Wahrnehmungsinhalte“ haben dabei keine Existenz.
„Farben“, „Töne“, „Emotionen“, „Ich“ existieren nicht, wenn man das Wort „existieren“ im Sinn von Köper und Gehirn einsetzt.
Entweder „etwas“ ist eine Existenz oder ein Wahrnehmungprozess, beides zusammen ist mit der uns bekannten Wahrnehmungstechnik (Sensorik/Daten/Schaltauswertung) nicht möglich.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:weil „Existenz“ selbst ein Bedeutungszusammenhang aus der Wahrnehmung ist.
Theoretisch nein. - Denn Existenz von etwas "ist" - unabhängig von irgendwelcher Erwägung im Zusammenhang mit Wahrnehmung.
Theoretisch gesehen, bin ich der Meinung, dass „meine gesamte Situation“ auch auf eine sehr gute Simulation zurückgehen könnte. Man könnte dies mit einem Gehirn in einem Labor, oder ohne Gehirn, nur mit einem Berechnungsprozess durchführen, wobei die Eingangsdaten entsprechend einer Weltsituation aufbereitet sind.
Ich würde den Unterschied nicht merken.
closs hat geschrieben:Das wäre der erste Schritt. - Dann erst wäre der nächste Schritt: Wieviel Koinzidenz gibt es zwischen "Sein"/"Existenz" und Wahrnehmung. - Wenn sich dann 100% herausstellen würden (was ich bezweifle - aber es ist möglich), würde dies an der Unabhängigkeit von "Sein"/"Existenz" und Wahrnehmung nichts ändern - dann hätte man halt den Glücksfall einer 100%en Koinzidenz.
Du hast das schon oft erwähnt, aber wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du dich dabei nicht auf die uns „zugänglichen, materiellen Existenzen“ beschränken, sondern ein neues Konzept starten, bei dem eine Existenz als „nicht-materielle-Existenz“ vorhanden sein soll, zu der wir nie eine Wahrnehmung (also Vorstellung) aufbauen können.
Das entspricht in keiner Weise den Funktionsmöglichkeiten eines Wahrnehmungssystems.
Das Problem dabei ist vor allem, dass der Anlass, samt Idee, für diese Konstellation, aus einer Mustererkennung (der Wahrnehmung) stammt, die maximal fehleranfällig (im Sinne von Denktäuschung) ist. Mit dem abstrakten Denken, der Formulierung des Gegenteils, wird dann auf eine Nicht-XXXX-Welt geschlossen.
Dieser Ablauf funktioniert nur, wenn man dem menschlichen Denken eine absolute Gültigkeit einräumt. Man steckt sozusagen (wie bei allen „Gottesbeweisen“) das Resultat bereits am Anfang hinein, um es am Ende als Ergebnis zu präsentieren.
Aber genau dieser anfängliche Anspruch, wird von der Forschung widerlegt.
closs hat geschrieben:Vergiss das Wort "Beweis" - es geht hier um Sein oder Nicht-Sein.
ja, ich weiss, ohne Beweis „gibt“ es so manch ein „Sein“…
closs hat geschrieben:Natürlich werden Zellen beim Menschen aktiviert, wenn er gott-gläubig ist. - Aber daraus ist nicht ersichtlich, ob die damit verbundene Wahrnehmung eine Projektion ist oder "real" ist.
Richtig, es geht um den Auslöser der Aktivierung.
Bei Sinneszellen kommt er von aussen.
Beim „Erleben“ von Zusammenhängen, die einem Menschen zuerst „erzählt“ (suggeriert) werden, ist die direkteste Erklärung: Autosuggestion und Fehlinterpretation.
closs hat geschrieben:Deshalb ist es doch nicht nachweisbar, ob eine neuronale Reaktion durch Täuschung oder Realität ausgelöst wird - der Neurowissenschaftler wird dasselbe in beiden Fällen beobachten.
Das mag aktuell für die grobe Messtechnik gelten, aber wenn die Analysemöglichkeiten besser werden, wird man feststellen können, ob Neuronen „von alleine“ Impulse auslösen (was von der Bauart eher unwahrscheinlich ist) oder ob sie ihre Aktivität rein von den Eingangspotentialen abhängig machen.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Ich kann nur aus der Sicht von Wahrnehmung über Objekte sprechen - deshalb ist die Qualität der Wahrnehmung entscheidend.
Nicht für die Frage "Gibt es Gott als Sein" - dies ist eine reine Objekt-Frage. - Wie qualitativ man sich wahrnehmend diesem Objekt nähern kann, ist eine nachrangige Frage.
Für mich ist das ein klarer Denkfehler, denn es gibt kein „Wissen“, ob man sich hierbei überhaupt „einem Objekt“ nähert – es wird ja sogar das Nicht-XXXX festgelegt.
Da der Ausgangspunkt der Verdacht und die Idee eines Wahrnehmungssystems ist,
muss die Qualität untersucht und berücksichtigt werden.
closs hat geschrieben:Es soll so gehen, dass wir im Wissen um die Mangelhaftigkeit der Wahrnehmung einräumen, dass es deshalb Existenz/Realität gegen kann, die wir nicht erfassen - oder nur manche erfassen - oder intersubjektiv nicht erfasst werden können. - Das reicht schon.
Dann hören nämlich die unsäglichen Versuche auf, Gott über naturwissenschaftlicher Wahrnehmung zu erklären oder zu verwerfen. - Falsche Baustelle.
Auf mich wirkt es nicht ganz nachvollziehbar:
Zuerst soll das menschliche Denken ganz klar geeignet sein, um auf „Gott“ zu schliessen, wenn es aber dann darum geht, was „das“ eigentlich sein soll, darf es (genauso) klar keinen Zugang mehr geben.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Das „Sehen von Farben“, das „Hören von Tönen“ sind lediglich Bedeutungszusammenhänge, die vollständig berechnet sind.
Auch hier Zustimmung. - Nur: Man kann nicht beobachten, ob diese Rechenleistung dem Erschaffen von geistigen Erlebnissen via Musik dient oder deren Ermöglichung. .
…
Durch das Hirn werden geistige Bedeutungszusammenhänge abgebildet und transportiert, aber nicht geschaffen.
Das ist natürlich eine Behauptung, die aber genauso wenig falsifizierbar ist wie das Gegenteil - denn: In beiden Fällen beobachtet der Neurowissenschaftler dasselbe.
In deiner Formulierung erkenne ich den Versuch einer Gleichstellung von unterschiedlichen Qualitäten:
1.
Ich sage: das materiell vorhandene Gehirn berechnet über analysierbare Neuronenaktivität die im Bewusstsein auftretenden Inhalte.
2.
Du sagst: das materiell vorhandene Gehirn ist aktiv um einen unsichtbaren anderen Nicht-XXXX-Teil zu bedienen.
Diese beiden Aussagen sind nicht vergleichbar.
Bei meiner Aussage muss man (nur) nachschauen, ob es so stattfindet. Mit einer immer besser werdenden Messtechnik könnte dies durchaus gelingen.
Bei deiner Aussage fehlen gleich mehrere Bestandteile:
Was soll der Nicht-XXXX-Teil („Geist“) sein?
Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen Gehirn und „Geist“?
Wie funktionieren die Wechselwirkungen vor dem Hintergrund des Energieerhaltungssatzes?
Welche Aufgaben übernimmt das Gehirn und welche der „Geist“?
Wieso gibt es überhaupt ein Gehirn, wenn ein „Geist“ vorhanden ist?
Wieso weiss der „Geist“ nicht, was er ist?
Wieso kommunizieren die „Geist“-Anteile mehrerer Menschen nur über materielle Kommunikation?
Wieso und wie ist „Geist“ an das Gehirn gebunden?
(usw)