Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#1111 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 14. Okt 2015, 20:24

JackSparrow hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Nun hat das Zitat unter Weisheit ja "still werden" verstanden.
Ja, dann hat man viel Zeit für Spekulationen.
Ist noch nie jemand zu Dir gekommen, der sein Herz bei Dir ausschütten wollte?
Hast Du in der Zeit, wo der andere redete, "Spekulationen" angestellt oder bist Du innerlich still geworden, um den anderen verstehen zu können?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1112 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 14. Okt 2015, 21:09

JackSparrow hat geschrieben:Diese Fähigkeit besitzt auch ein Rauhaardackel. Hunde leben in sozialen Hierarchien, und dafür müssen sie ihre Handlungen reflektieren können.
Transzendent reflektieren?

Wie auch immer: Deine Anmerkung zeigt, wie weit unsere Definitionen auseinander sind.

JackSparrow hat geschrieben:Das Problem besteht darin, dass Wissenschaften wie Physik, Evolutionsbiologie oder Neurologie für Laien nicht so gut verständlich sind
Das kann man allgemein verständlich rüberbringen - das ist nicht das Problem. - Und WEIL das nicht das Problem ist, weiss ich, dass die Neurowissenschaften etwas ganz anderes tun als das, worum es hier geht.

JackSparrow hat geschrieben:Es besteht kein prinzipieller Unterschied zwischen lateinischen Sätzen und dem Bellen eines Hundes.
Wenn in lateinischer Sprache geschrieben transzendente Sätze nicht verstanden werden, dann ist das so. - Trotzdem: Wir reden komplett aneinander vorbei - weltanschauungs-bedingt (hat nichts mit Intelligenz-Gefälle so oder anders rum zu tun).

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#1113 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 14. Okt 2015, 21:17

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Diese Fähigkeit besitzt auch ein Rauhaardackel. Hunde leben in sozialen Hierarchien, und dafür müssen sie ihre Handlungen reflektieren können.
Transzendent reflektieren?
Ich lerne:
Hunde und Naturalisten reflektieren nicht transzendent. Der Rest der Menschheit reflektiert transzendent.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1114 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 14. Okt 2015, 21:18

SilverBullet hat geschrieben:Warum sind deiner Meinung nach neurologische Zusammenhänge etwas ganz anderes und was soll in deiner Vermutung „das Andere“ sein?
Es ist ein Unterschied, ob man das "Wie" beschreibt, oder die Frage stellt, welches "Was" dahintersteckt. - Das "Dahinter" ist nicht die Aufgabe der Wissenschaft - es wäre un-diszipliniert, dies als Aufgabe zu verstehen.

SilverBullet hat geschrieben:Das Wahrnehmungssystem soll sich sozusagen selbst überwinden und ohne Substanzgrundlage „erweitern“ können.
Nicht "Überwinden" der sinnlichen Wahrnehmung, sondern andere Wahrnehmung als die sinnliche Wahrnehmung.

SilverBullet hat geschrieben:Ich bleibe dabei: es ist nur deine Vermutung (noch dazu eine unvollständige)
Selbstverständlich ist es unter objektiven Gesichtspunkten nur eine "Vermutung" - so wie es für den Blinden eine Vermutung ist, dass es Farben gibt.

SilverBullet hat geschrieben:Naturwissenschaft kann sich nur mit vollständigen Vermutungen, also konkreten Inhalts-Vorstellungen beschäftigen, indem Tests/Experimente/Forschungsziele aufgestellt werden. Dein Ansatz erfüllt die Voraussetzungen noch nicht
Er wird sie auch nie erfüllen können. -

Wir sind schon wieder am Anfang: WÄRE das naturwissenschaftliche Prozedere geeignet, würde man es doch nutzen.

SilverBullet hat geschrieben:In diesem Sinne gilt der Satz selbstverständlich auch aus der Sicht von Tieren, die mit Bewusstsein ausgestattet sind.
Hier sind gleich zwei Stolpersteine drin:
1) Du meinst, Bewusstsein/Ego sei nur über Materie begründbar.
2) Du nutzt eine Bewusstseins-Definition, die nicht kompatibel ist mit der christlichen Bewusstseins-Definition.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1115 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 14. Okt 2015, 21:19

Savonlinna hat geschrieben:Hunde und Naturalisten reflektieren nicht transzendent. Der Rest der Menschheit reflektiert transzendent.
:lol: - Wenn DAS die Definition wäre, würde der Anteil des Rests in der westlichen Heminsphäre immer mehr zurückgehen.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#1116 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » Mi 14. Okt 2015, 21:45

Savonlinna hat geschrieben:Hast Du in der Zeit, wo der andere redete, "Spekulationen" angestellt oder bist Du innerlich still geworden, um den anderen verstehen zu können?
Das würde bedeuten, mich ihm zu unterwerfen. Wenn jemand mit mir spricht, gehe ich jedoch davon aus, dass er an meiner persönlichen Meinung interessiert ist und nicht daran, in all seinen Ansichten kritiklos bestätigt zu werden.


closs hat geschrieben:Wie auch immer: Deine Anmerkung zeigt, wie weit unsere Definitionen auseinander sind.
Und deine Antwort zeigt, dass der Mensch zwei identische Verhaltensweisen unterschiedlich bewertet, je nachdem, ob sie an einem Hund oder an einem Menschen beobachtet wurden. Deshalb nutzt die Wissenschaft mathematische Formeln statt blumiger Sprache. Weil Mathematik gegenüber persönlichen Vorlieben relativ immun ist.

Wenn in lateinischer Sprache geschrieben transzendente Sätze nicht verstanden werden, dann ist das so.
Dass du das Bellen eines Hundes nicht für ausreichend transzendent hältst, kannst du weder dem Hund noch der Wissenschaft anlasten.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1117 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Mi 14. Okt 2015, 21:46

Savonlinna hat geschrieben:Ach, seufz. Mit solchen "Argumentationen" müssen die heutigen Atheisten aufwarten, um überhaupt noch texten zu können.
Diese Form des Atheismus katapultiert sich selbst aus einem inelligenten Diskurs.

Die Aufklärer – von ihnen viele Wissenschaftler und Philosophen – erkämpften sich eine geistige Freiheit von den Fesseln der organisierten Religion, wohl auch mit dem Ziel der Deutungshoheit und Unabhängigkeit der Wissenschaft. Damals historisch verständlich, heute eigentlich längst überholt, glauben ihre selbsternannten „Nachfolger“ noch immer an diese arg simplifizierende Dichotomie von Religion und Wissenschaft.
Nach dem Motto: „Falls die Wissenschaft daran scheitert metaphysische Fragen zu beantworten, dann warte nur ein bisschen und bald wird sie diese beantworten. Es ist nur noch eine Detailsache, dann können wir ganz auf die veralteten religiösen Erklärungen verzichten und haben die Deutungshoheit für immer sicher gestellt.

Eine typische metaphysische Frage ist: „was ist Bewusstsein?“ die Wissenschaft hat einige Vorstellungen darüber entwickelt, aber keine wirkliche Erklärung.
Thomas Henry Huxley, ein bekannter Biologe, sagte folgendes: “How it is that anything so remarkable as a state of consciousness comes about as a result of irritating nervous tissue, is just as unaccountable as the appearance of Djin when Aladdin rubbed his lamp.”
Das Bewusstsein ähnelt dem Djin aus der Wunderlampe, der plötzlich auftaucht, wenn man an ihr reibt. Bis heute konnte niemand den Djin aus der Wunderlampe erklären.
Wie wäre es damit: Ich weiß, dass ich lebendig bin. Dieses Bewusstsein, dieser Akt des Wissens ist nicht-physisch.

Die „Seele“ - die innere Wirklichkeit des Menschen, die unser wahres Leben ausmacht – kann nicht in kleine Stücke und Bestandteile zerschnitten und zerlegt werden, wie ein materielles Ding.
Zuletzt geändert von Novas am Mi 14. Okt 2015, 23:58, insgesamt 3-mal geändert.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1118 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 14. Okt 2015, 22:04

JackSparrow hat geschrieben:Und deine Antwort zeigt, dass der Mensch zwei identische Verhaltensweisen unterschiedlich bewertet, je nachdem, ob sie an einem Hund oder an einem Menschen beobachtet wurden.
Was nützt die beste Methode, wenn deren Verwender dabei auf geistige Substanz verzichten?

INNERHALB der Naturwissenschaft geht das (es MUSS sogar so sein und gilt auch für bspw. christliche Wissenschaftler). - Aber wenn es über Fragen "Was beobachte ich?" hinausgeht und Sinnfragen gestellt werden, nützt das alles nichts.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1119 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Mi 14. Okt 2015, 22:14

Savonlinna hat geschrieben:Hunde und Naturalisten reflektieren nicht transzendent. Der Rest der Menschheit reflektiert transzendent.

Dann kennst Du meinen Hund noch nicht. ;)

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#1120 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Mi 14. Okt 2015, 22:17

JackSparrow hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Hast Du in der Zeit, wo der andere redete, "Spekulationen" angestellt oder bist Du innerlich still geworden, um den anderen verstehen zu können?
Das würde bedeuten, mich ihm zu unterwerfen.
Jemanden verstehen wollen, heißt in Deiner Sprache: sich ihm unterwerfen?

JackSparrow hat geschrieben:Wenn jemand mit mir spricht, gehe ich jedoch davon aus, dass er an meiner persönlichen Meinung interessiert ist und nicht daran, in all seinen Ansichten kritiklos bestätigt zu werden.
Richtig. Aber wenn Du den anderen gar nicht verstanden hast, schmeißt er Dich wieder raus.
Wenn Du also, statt zuzuhören, die Zeit nutzt, um "unbelegte Spekulationen" - Deine Worte! - zu machen.

Darin werden wir uns ja nun wohl hoffentlich einigen können.

Antworten