Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

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Rembremerding
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#1 Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Beitrag von Rembremerding » So 17. Nov 2013, 18:56

Hallo und einen segensreichen Tag des Herrn an alle Foristen! :)

Am 22.11.1963 starb in Oxford C. S. Lewis, einer der meistgelesenen christlichen Autoren des 20. Jahrhunderts.
1929 bekehrte sich der Atheist Lewis zunächst zum Theisten. Er schrieb später in seiner Selbstbiographie "Überrascht von Freude" darüber:
Die völlige Unterwerfung, der absolute Sprung ins Dunkle, wurde verlangt. Die Wirklichkeit, mit der sich kein Vertrag schließen läßt, hatte mich eingeholt. (...) Sie müssen sich vorstellen, wie ich allein Abend für Abend in jenem Zimmer in Magdalen saß und, wann immer mein Geist sich auch nur für eine Sekunde von meiner Arbeit erhob, das stetige, unaufhaltsame Nahen dessen spürte, dem nicht zu begegnen ich mir so ernsthaft wünschte. Was ich so sehr fürchtete, hatte mich endlich eingeholt. Im Trinity Term 1929 lenkte ich ein und gab zu, daß Gott Gott war, und kniete nieder und betete; vielleicht in jener Nacht der niedergeschlagenste und widerwilligste Bekehrte in ganz England. Ich sah damals noch nicht, was mir heute als das Leuchtendste und Offensichtlichste erscheint, nämlich die göttliche Demut, die einen Bekehrten selbst unter solchen Bedingungen annimmt. Der verlorene Sohn ging wenigstens auf seinen eigenen Füßen nach Hause. Doch wer könnte jene Liebe gebührend anbeten, die die hohen Tore einem Abtrünnigen öffnet, der um sich tretend, sich windend, trotzig und in allen Richtungen nach einer Chance zur Flucht Ausschau haltend hereingebracht wird?"

1931 schließlich hatte Lewis ein nächtliches Gespräch mit dem Anglikaner Hugo Dyson und dem Katholiken John R. R. Tolkien, das Lewis dazu bewog an Christus Jesus zu glauben.
Tolkien erschloss Lewis die theologische Dimension des Evangeliums bei gleichzeitigem Festhalten an dessen historischen Charakter. Es sei ein Mythos, der gleichzeitig historische Tatsache sei. Lewis hat dies später in seinem Essay "Der alte Mythos vom sterbenden Gott" (in: "Gott auf der Anklagebank") folgendermaßen ausgeführt:
"Wenn nun der Mythos die Welt des Denkens transzendiert, so transzendiert die Menschwerdung Gottes die Welt des Mythos. Das Herzstück des Christenglaubens ist ein Mythos, der zugleich eine historische Tatsache ist (...) Das ist der Ehebund zwischen Himmel und Erde: vollkommener Mythos und vollkommene Tatsache."
In "Ist Theologie Dichtung?" (in "Der innere Ring") schreibt er zudem:
"Es ist kein Zufall, dass das, was unter dem Aspekt des Geschöpflichen mit ‘Gott wurde Mensch’ wiedergegeben wird, unter dem Aspekt des menschlichen Wissens die Aussage ‘Mythos wurde Wirklichkeit’ umfasst."

Die Chroniken von Narnia sind das Meisterwerk von Lewis, er schrieb aber auch philosophische Werke wie "Über den Schmerz" und zahlreiche Essays.
In den Narniachroniken jedoch liegt uns das große christliche Werk von Lewis vor. Die Geschichte gab Lewis Gelegenheit, philosophische und theologische Themen in verfremdeter Gestalt darzustellen. "Der König von Narnia" hat den Sühnegedanken zum Thema, "Die Reise auf der Morgenröte" veranschaulicht Bekehrung im Sinne der paulinischen Neuschöpfung, "Der Ritt nach Narnia" beinhaltet interessante Lösungsperspektiven des Theodizeeproblems angesichts des Leidens, "Das Wunder von Narnia" bietet auf köstliche Weise eine vernichtende Kritik des Macchiavellismus.

Servus an alle :wave:
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closs
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#2 Re: Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Beitrag von closs » So 17. Nov 2013, 20:14

Rembremerding hat geschrieben:Die Chroniken von Narnia sind das Meisterwerk von Lewis
Eine Szene daraus habe ich mir gemerkt - aus dem Gedächtnis: Als das kleine Mädchen zum Löwen sagt, dass sie vorher einem anderen gedient hätte, sagt dieser: "Ich habe Dich dabei beobachtet und erkannt, dass Du das mit reinen Herzen gemacht hast. Deshalb werde ich Dir diese Jahre anrechnen, als hättest Du mir gedient". - Ein wertvoller Beitrag zum Verhältnis der Religionen zueinander.

Pluto
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#3 Re: Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Beitrag von Pluto » So 17. Nov 2013, 20:42

Rembremerding hat geschrieben:Die Chroniken von Narnia sind das Meisterwerk von Lewis...
Servus an alle :wave:
Servus Rembremerding. :mrgreen:
Schön, dass du uns an C.S. Lewis erinnerst.

Mich wundert ein wenig, dass Du als Christ gerade Die Chronken von Narnia als sein Hauptwerk hervorhebst, und dabei mit keinem Wort sein klassisches Missionswerk "Mere Christianity" (dt. "Pardon, ich bin Christ") erwähnst.
Wusstest du, dass Die Chronken von Narnia sehe ich als mystisch literarisches Märchen, enthält es doch neben den vielen christlichen Elementen die du erwähnst, auch viele Bestandteile aus der griechischen und römischen Myhthologie.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Rembremerding
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#4 Re: Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Beitrag von Rembremerding » So 17. Nov 2013, 21:14

Pluto hat geschrieben: Mich wundert ein wenig, dass Du als Christ gerade Die Chronken von Narnia als sein Hauptwerk hervorhebst, und dabei mit keinem Wort sein klassisches Missionswerk "Mere Christianity" (dt. "Pardon, ich bin Christ") erwähnst.
Wusstest du, dass Die Chronken von Narnia sehe ich als mystisch literarisches Märchen, enthält es doch neben den vielen christlichen Elementen die du erwähnst, auch viele Bestandteile aus der griechischen und römischen Myhthologie.

Nun, die Chroniken sind nun mal die bekanntesten Werke von Lewis. Neben "Mere Christianity" ist "Screwtape Letters" ("Dienstanweisung für einen Unterteufel") ein amüsantes christliches Werk von Lewis. Screwtape ist ein Unterstaatssekretär der Hölle, der seinem Neffen Wormwood in 31 Briefen Anweisungen gibt, wie man Menschen verführt. Ein Feuerwerk der Menschenkenntnis von Lewis!
Ein Auszug aus dem 25. Brief:
"Die Modeströmungen des Denkens benützen wir, um die Aufmerksamkeit der Menschen von den ihnen wirklich drohenden Gefahren abzulenken. Wir richten den modernen Entrüstungsschrei in jeder Generation gegen jene Laster, von denen sie am allerwenigsten zu fürchten hat. Dafür fixieren wir ihre Zustimmung auf jene Tugend, die dem Laster, dem wir die Vorherrschaft geben möchten, am nächsten liegt. Das Spiel besteht darin, alle mit Feuerlöschern umherjagen zu lassen, wenn in Wirklichkeit eine Überschwemmung hereinbricht..."
Ich habe geschrieben: Es wurden philosophische und theologische Themen in verfremdeter Gestalt dargestellt.
Natürlich sind in den märchenhaften Chroniken griechische und römische Mythologie eingeflossen, auch weil einige dieser Denkstrukturen ebenso im gewissen Umfang im Urchristentum vorhanden (nur ein Stichwort: "Sol invictus") sind, was die Kirche ja nicht bestreitet. ;)
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Malika
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#5 Re: Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Beitrag von Malika » Mi 20. Nov 2013, 12:57

Ich bin schon seit dem Teenageralter ein großer Fan der Bücher von C. S. Lewis und er ist einer der ganz wenigen christlichen Autoren, deren Bücher ich für wikrlich wertvoll halte.

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#6 Re: Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Beitrag von Catholic » Mi 20. Nov 2013, 22:42

Das ist übrigens zutiefst katholisch gedacht.
Die Katholische Kirche vertritt die Überzeugung,dass jemand errettet werden kann--letztlich ist und bleibt es eine Entscheidung Gottes --, wenn er zwar Jesus nicht kennt,sich aber taufen lassen würde,wenn er von Jesus erfahren würde.


closs hat geschrieben:Eine Szene daraus habe ich mir gemerkt - aus dem Gedächtnis: Als das kleine Mädchen zum Löwen sagt, dass sie vorher einem anderen gedient hätte, sagt dieser: "Ich habe Dich dabei beobachtet und erkannt, dass Du das mit reinen Herzen gemacht hast. Deshalb werde ich Dir diese Jahre anrechnen, als hättest Du mir gedient".

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#7 Re: Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Beitrag von Catholic » Mi 20. Nov 2013, 22:45

Hallo Rembremerding

"Natürlich sind in den märchenhaften Chroniken griechische und römische Mythologie eingeflossen, auch weil einige dieser Denkstrukturen ebenso im gewissen Umfang im Urchristentum vorhanden (nur ein Stichwort: "Sol invictus") sind, was die Kirche ja nicht bestreitet."

Die Aussage gilt auch für Tolkiens Ringe-Trilogie,nur ist diese nicht immer so offen apologetisch wie die Narnia-Chroniken.

Rembremerding
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#8 Re: Zum 50. Todestag von C. S. Lewis

Beitrag von Rembremerding » Do 21. Nov 2013, 11:26

Richtig @Catholic
Tolkien, der Allegorien in seinen Werken ablehnte, schrieb einmal (Brief vom 2. Dezember 1953 an Robert Murray):
"Der Herr der Ringe ist natürlich von Grund auf ein religiöses und katholisches Werk; unbewusstermaßen zuerst, aber bewusst im Rückblick".
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