Münek hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Münek hat geschrieben:
Blödsinn - hätte sich Galilei geweigert, vor dem Inquisitions-Tribunal seiner Lehre abzuschwören, wäre er auf dem Scheiterhaufen gelandet.
Das war im zweiten Verfahren.
Von nichts anderem rede ich: Vom Inquisitionsverfahren im Jahr 1633, in welchem Galilei gezwungen wurde, der heliozentrischen These des Kopernikus abzuschwören.
Das ist ja gerade die einseitige Sicht! "Von nichts anderem redet ihr" Scheuklappen auf und draufhauen, ohne die ganze Geschichte zur Kenntnis nehmen zu wollen.
Nochmal: Im zweiten Verfahren ging's nicht mehr um die Lehre sondern darum, dass Galilei sein Versprechen gebrochen hatte, es ging um die "Dialogo" deren Druckerlaubnis er sich auf unlautere Weise erschlichen hatte, in denen er Dinge als Tatsachen behauptete, ohne sie beweisen zu können, die Alternativ-Theorie von Tycho Brahe verschwieg und den Papst als "Simplicio", also Dummkopf dargestellt hatte.
Im ersten Verfahren wurde Galilei nicht verurteilt, musste nicht abschwören sondern bekam nur zur Auflage gemacht, seine Lehre nicht als Tatache sondern als Hypothese zu vertreten.
Und das war eine, auch aus heutiger Sicht, vertretbare Entscheidung. Galilei hätte sich dran halten können.
Münek hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Münek hat geschrieben: So wurde er trotz seines erzwungenen Widerrufs zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt, die später in lebenslangen Hausarrest umgewandelt wurde - unter der Auflage, sich der Lehre des Nikolaus Kopernikus fortan zu enthalten (Lehrverbot).
Er hat
keinen einzigen Tag in einem Kerker verbracht.
Nichts anderes habe ich geschrieben.
Dann lass doch einfach die Aussage "Kerkerhaft" weg, "die
später umgewandelt wurde".
Keinen einzigen Tag hat er in einem Kerker verbracht.
Münek hat geschrieben: Aber was heißt das schon? Empfändest Du es NICHT als drakonische Strafe, lebenslang in Deinem Haus eingesperrt zu sein? Ich schon.
Er war 1633 bereits 69 und krank, bekam reichlich Dienerschaft und hat in der prächtigen Florenzer Villa sein Hauptwerk verfassen können. Von drakonischer Strafe kann überhaupt keine Rede sein.
Münek hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Und in der Zeit seines Hausarrestes in einer prächtigen Villa in Florenz, hat er sein Hauptwerk verfasst und auch veröffentlicht. Es gab kein explizites Publikationsverbot.
Blödsinn. Hinsichtlich der Theorie des kopernikanisch-heliozentrischen Systems gab es ein ausdrückliches Lehr- und Publikationsverbot.
Das Inquisitionsurteil von 1633 enthielt kein explizites Publikationsverbot (siehe Wikipedia).
Und er hat auf Umwegen publiziert und niemand hat sich die Mühe gemacht, das zu verhindern.
Münek hat geschrieben: Papst Johannes Paul II. mag ein Freund der Wissenschaft gewesen zu sein. Von "hasserfüllten Halbwahrheiten" vermag ich in seiner Rehabilitationsansprache vor den Mitgliedern der "Päpstlichen Akademie der Wissenschaften" nichts zu erkennen.
Ich auch nicht. Johannes Paul II macht in der Rehabilitationsansprache genau auf das aufmerksam, was ich sage, dass Galilei "den ihm nahegelegten Hinweis […], das kopernikanische System bis zu seiner durch unwiderlegliche Beweise erwiesenen Geltung als Hypothese vorzutragen" abgelehnt hat, obwohl das "eine Forderung seiner experimentellen Methode" war, die er selbst eingeführt hatte.
Dass sich seine Lehre später als weitgehend richtig erwiesen hat, ist ja unstrittig.
Und dafür mag man ihn ja rehabilitieren. Aber zum Zeitpunkt des Urteils war das noch längst nicht klar.
Münek hat geschrieben: Er hat hinsichtlich der Fehler, Irrtümer und fehlenden Weitsicht der Kirche Tacheles geredet und sein dringender Aufruf ist nicht ohne
Grund: "Nie wieder ein Fall Galilei".
Im Text kommen die Worte "Fall Galilei" tatsächlich vor. Aber anders,
Johannes Paul II:
"Ausgehend vom Zeitalter der Aufklärung bis in unsere Tage hat der Fall Galilei eine
Art Mythos gebildet, in dem das dargelegte Bild der Ereignisse von der Wirklichkeit weit entfernt war. In dieser Perspektive war dann der Fall Galilei zum Symbol für die
angebliche Ablehnung des wissenschaftlichen Fortschritts durch die Kirche oder des dogmatischen »Obskurantentums« gegen die freie Erforschung der Wahrheit geworden.
Dieser Mythos hat in der Kultur eine erhebliche Rolle gespielt und dazu beigetragen, zahlreiche Männer der Wissenschaft in gutem Glauben denken zu lassen, der Geist der Wissenschaft und ihre Ethik der Forschung auf der einen Seite sei mit dem christlichen Glauben auf der anderen Seite unvereinbar. Ein tragisches gegenseitiges Unverständnis wurde als Folge eines grundsätzlichen Gegensatzes von Wissen und Glauben
hingestellt. Die durch die jüngeren historischen Forschungen erbrachten Klärungen gestatten uns nun die Feststellung, daß dieses schmerzliche Mißverständnis inzwischen der Vergangenheit angehört." (Unterstreichungen von mir)
M.a.W. wir wissen heute, dass die Kirche zum damaligen Zeitpunkt wissenschaftstheoretisch richtig geurteilt hat und eine Ablehnung des wissenschaftlichen Fortschritts durch die Kirche ein Mythos ist und es keinen grundsätzlichen Gegensatz von Wissen und Glauben gibt.
Münek hat geschrieben: Damit meinte er gewiss nicht die Wissenschaft oder Naturalisten, sondern graue "Eminenzen der RKK", die gedanklich-emotional noch im Mittelalter (in der guten alten Zeit

)verwurzelt sind. Kurz: Die Ewiggestrigen, denen der Geozentrismus heilig ist..
Nix "Ewiggestrig" und "Geozentrismus heilig", sondern nur behaupten, was man auch beweisen kann! Und in der Frage der Bewegung der Himmelskörper sind solche mathematischen Beweise möglich.
Galilei konnte das noch nicht. Deshalb sollte er seine Lehre als Hypothese vertreten.
"Genau damit hat die Heilige Inquisition damals aber schon den wissenschaftstheoretischen Standpunkt vorweg genommen, den die modernste theoretische Physik heute einnimmt – und nicht Galilei. Das war der Kern des Streits. In naturwissenschaftlicher Hinsicht war die Inquisition im Recht – und Galilei mit seiner Bibelerklärung!"
Walter Brandmüller, Chefhistoriker des Vatikans 2009