closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:
Der methodische Atheismus der Wissenschaften ist also keine infame Erfindung gehässiger Atheisten, die die Weltherrschaft an sich reißen möchten
Methodisch gesehen hast Du vollkommen recht - de facto ist es nicht so einfach, weil heute der methodische Atheismus der Wissenschaften auch zum Maßstab für Werte dient. - Methodik wird somit zur Grundlage für Weltanschauung - und damit entsteht ein Kollisionsfeld auf Werte-Ebene.
Nein, gerade nicht, denn der methodische Atheismus der Wissenschaften behauptet nicht die Nicht-Existenz Gottes oder sonstiger transnaturaler Wesen, sondern lediglich, sondern lediglich ihre Bedeutungslosigkeit für die wissenschaftliche Arbeit und für die wissenschaftliche Theoriebildung. Das hatte ich aber gerade schon geschrieben ...
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:das Ergebnis einer geistesgeschtlichen Entwicklung der Wissenschaften, die mühsam lernen mussten, dass subjektive und wahrheitsgarantierende religiöse oder metaphysische Überzeugungen die Wissenschaften in ihrem Fortgang aktiv behindern und die als intersubjektiv auch nicht als allgemeingültig vermittelbar, schlicht und ergreifend irrelevant und überflüssig sind.
Für Naturwissenschaft stimmt dies uneingeschränkt -
sobald es um Werte/den Menschen geht, wird es schwierig.
Kants Moralphilosophie ist intersubjektiv nachvollziehbar, da sie allein auf vernünftigen Überlegungen beruht. Alle philosophischen Ethiken und Moralen bauen auf die vernünftige Nachvollziehbarkeit. Deshalb muss man sie nicht schon überzeugend finden. Aber sie sind ihrem Anspruch nach allgemeingültig, eben weil jeder Mensch Vernunft besitzt. Die christliche Morallehre basiert dagegen auf subjektivem Glauben, der keine Allgemeingültigkeit für sich beanspruchen kann. Man kann an sie glauben oder es lassen. Sie bezieht ihre Legitimation nicht aus der Vernunft. Deshalb sind philosophische Ethiken und Morallehren
wissenschaftlich relevant, die christliche Morallehre aber nicht.
closs hat geschrieben:
Denn geht man bei Ermittung oder gar Erstellung von Werten auf Basis des methodischen Atheismus vor, kann man nicht werte-kompetent vorgehen.
Selbstverständlich kann man das.
closs hat geschrieben:
Gibt es außer-wissenschaftlich intersubjektive Werte-Kompetenz?
Natürlich.
closs hat geschrieben:
Weil die Wissenschaft in ihrem methodisch notwendigen Atheismus vor Werten steht wie ein (männlicher

) Computer vor einer schönen Frau. - Die Wissenschaft darf nicht anders, als wie der Ochs vorm Berg zu stehen. - Sollte die Wissenschaft es trotzdem dürfen? Nein, da sie ansonsten ihren USP (Unique Selling Proposition) als weltanschauungsfreie und somit wertefreie Instanz verlieren würde. - Und somit beißt sich hier die Katze in den Schwanz.
Da beißt sich gar nichts in den Schwanz. Selbstverständlich kann die Wissenschaft - in diesem Falle die philosophische Ethik - etwas zu Werten sagen und auch Werte hervorbringen, die dann aber eine vernünftige und keine Glaubensgrundlage haben.
closs hat geschrieben:
Und genau aus diesem Grund verstehen viele jenseits des Zeitgeistes Wissenschaft als Hilfsgröße innerhalb der Theologie - nicht um die Wissenschaft zu demütigen, sondern ihr ihren Status zu sichern - sicherlich auch, um materialistischen Philosophien das Wasser abzugraben, Wissenschaft für ihre Zwecke zu schänden. - Verstehst Du?
Nein, das funktioniert so natürlich nicht. Für eine Wertevermittlung bedarf es keines Glaubens an einen christlichen oder sonstigen Gott oder an eine Bibel oder einen Koran.