Alles Teufelszeug? IV

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Münek
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#421 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » Sa 24. Sep 2016, 13:53

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Hat Gott seine von Jesus und seinem Vorgänger landauf landab als nah angekündigte Königsherrschaft über die Erde/auf Erden angetreten? Ja oder nein?
Im apokalyptisch-"äußeren" Sinne nein - im spirituellen Sinne ja.
Allein entscheidend ist, was sich Jesus vorgestellt hat und nicht, was Du Dir vorstellst.

Und was bedeutet konkret "Gottesreich im spirituellen Sinn"?

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sven23
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#422 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von sven23 » Sa 24. Sep 2016, 14:27

closs hat geschrieben: Mit Theißen habe ich keine Probleme - er referiert im Rahmen seines Systems (und SAGT das sogar) -
Dann solltest du ihn richtig zitieren oder gar nicht. Er sagt nirgendwo, dass er "methodisch" bedingt etwas anderes glaubt als Privatmann. Das ist typisch closssche Eisegese.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was wäre dann das Forschungsziel der Kanoniker?
Zusammenhänge der Bibel unter der Setzung systematisch darzustellen, wenn es Gott gibt -
Was dabei rauskommt, sieht man an Ratzinger. Heilig, heilig, heilig, aus dem AT als Begründung für die Trinität. Was hat das noch mit Wissenschaft zu tun? :shock: :roll: :o
Dafür würde ein Student im 1. Semester mit Recht abgewatscht. :lol: Aber was hilfts. Auf diesem Niveau argumentiert die kanonische Exegese.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum nicht?
Weil die HKM aufgrund ihrer kritisch-rationalen Setzung überhaupt nicht die Frage stellen kann, ob Jesus "Gottes Sohn"/Gott ist - die HKM MUSS die Bibel so untersuchen, als gäbe es Gott nicht als Realität.
Diese Frage muss sie auch gar nicht stellen. Das ist immer wieder der gleiche Unsinn, den du wiederholst.
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closs
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#423 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Sa 24. Sep 2016, 14:41

Münek hat geschrieben:Allein entscheidend ist, was sich Jesus vorgestellt hat und nicht, was Du Dir vorstellst.
Guter Ansatz, der natürlich auch für die HKM gilt.

Münek hat geschrieben:Und was bedeutet konkret "Gottesreich im spirituellen Sinn"?
Dass das Reich Gottes mit der Erlösung eingetreten ist. - WARUM das so ist, ist ein extrem dickes Brett, das man von der Genesis her bohren muss.

sven23 hat geschrieben: Er sagt nirgendwo, dass er "methodisch" bedingt etwas anderes glaubt als Privatmann.
Von ihm kenne ich das nicht - er gibt zu erkennen, dass er weiß, was HKM sagen kann und was nicht. - Ich dachte an anderen Theologen, die hier zitiert wurden bzw. die ich persönlich kenne.

Die Aussage ist dann:
"Methodisch sind die Ergebnisse der HKM folgerichtig - in Bezug auf die Wirklichkeit verfehlen manche Ergebnisse das Ziel". Oder: "Als HKM-ler würde ich genauso denken - da ich aber vom Fall ausgehe, dass es Gott gibt, kommt was anderes raus". - Etc.

sven23 hat geschrieben:Diese Frage muss sie auch gar nicht stellen. Das ist immer wieder der gleiche Unsinn, den du wiederholst.
Mit "Unsinn" kann man das nicht abfertigen, wenn bei nächster Gelegenheit wieder gezeigt wird, dass es nicht verstanden wurde.

Richtig ist, dass sich die HKM diese Frage nicht stellen muss - sogar nicht DARF, weil die HKM eine kritisch-rationale Disziplin ist. - Das heisst aber AUCH und zwingend, dass sie den historisch möglichen Fall, dass Jesus "Gottes Sohn"/Gott ist nicht interpretieren kann. - Die HKM ist lediglich ergebnisoffen innerhalb ihres methodischen Rahmens. Wie oft denn noch?

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sven23
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#424 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von sven23 » Sa 24. Sep 2016, 18:00

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Er sagt nirgendwo, dass er "methodisch" bedingt etwas anderes glaubt als Privatmann.
Von ihm kenne ich das nicht - er gibt zu erkennen, dass er weiß, was HKM sagen kann und was nicht.
Natürlich weiss Theißen, was die historisch-kritische Methode kann. Deshalb schreibt er ja:
„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Und selbstverständlich ist das auch seine Meinung als Privatmann, wie man aus Aufsätzen und Reden lesen kann.

closs hat geschrieben: Die Aussage ist dann:
"Methodisch sind die Ergebnisse der HKM folgerichtig - in Bezug auf die Wirklichkeit verfehlen manche Ergebnisse das Ziel".
Das ist dummes Gerede. Bezogen auf die "Wirklichkeit", also die historische Wahrheit, hat nur die historisch-kritische Methode eine Chance, sich dieser zu nähern. Legenden, Mythen und erfundene Geschichten, auch Fälschungen, sind dazu nicht geeignet.

closs hat geschrieben: Richtig ist, dass sich die HKM diese Frage nicht stellen muss - sogar nicht DARF, weil die HKM eine kritisch-rationale Disziplin ist. - Das heisst aber AUCH und zwingend, dass sie den historisch möglichen Fall, dass Jesus "Gottes Sohn"/Gott ist nicht interpretieren kann. - Die HKM ist lediglich ergebnisoffen innerhalb ihres methodischen Rahmens. Wie oft denn noch?
Müssen also Fachleute für griechische Mythologe "setzen", dass Zeus der wahre oberste Gott im Olymp ist?. Wie oft denn noch?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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sven23
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#425 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von sven23 » Sa 24. Sep 2016, 18:06

Vermutlich hat Johannes der Täufer sogar Jesus auf den Naherwartungsgeschmack gebracht.

"War es ein Irrtum, als Jesus und die ersten Christen das nahe Ende der Welt und den Anfang einer neuen Welt erwarteten?
...
Jesus hat den Irrtum der Naherwartung geteilt, aber auch überwunden.
Er begann als Anhänger Johannes des Täufers. Der erwartete das Ende der Welt. Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt. Das Gericht kommt. Jesus hat sich taufen lassen, um ihm zu entgehen. Denn das Gericht kam so schnell, dass keine Zeit mehr war, die eigene Um
kehr unter Beweis zu stellen. Daher bot der Täufer einen Ersatz an. Gott akzeptiert die Taufe als symbolische Umkehr –noch im allerletzten Augenblick. Doch die Naherwartung des Täufers war ein Irrtum."

Gerd Theißen

"Texte wie Mt 3,7–10 EU par. Lk 3,7–9 EU sowie Mt 3,11f. EU par. Lk 3,16f. EU sind wort- und bildgewaltige Drohpredigten, die das nahe Endgericht Gottes verkünden."
Quelle: Wikipedia

"Auffällig ist, dass Matthäus den Täufer noch vor Beginn seiner Rede mit den programmatischen Worten zitiert: “Kehrt um! Denn nahegekommen ist die Königsherrschaft der Himmel (Mt 3,2)!” Das entspricht exakt jenen Worten, mit denen wenig später Jesus erstmals in Erscheinung treten wird (Mt 4,17; vgl. etwas volltönender Mk 1,15); ganz gleichlautend führen beide auch das Gerichtswort von dem unfruchtbaren Baum im Munde (Mt 3,10 / Mt 7,19). Matthäus macht durch diese strenge Parallelität deutlich: Der Täufer und Jesus ziehen sachlich an einem Strang. Ihre Botschaft stimmt vor allem darin überein, dass sie die nahe Gottesherrschaft ankündigen und zur Umkehr rufen."
Quelle: Bibelwissenschaft.de

Einem Gerd Lüdemann wird da immer noch zu viel durch die glaubensdogmatische Brille gedeutet.

"Bleibt zu hoffen, dass die kirchlichen Theologen, die noch immer von der "Frohen Botschaft" und der "Ewigen Wahrheit des Wortes Gottes" reden, ihre verstiegene Vorstellung von der "Pseudepigraphie des guten Gewissens" (Gerd Theissen, zit. nach ebd., p. 87) endlich aufgeben. Damit verbunden ist es auch schon lange an der Zeit einzugestehen, dass der Mythos von Reich Gottes und Wiederkunft Christi erst am Nimmerleinstag eintrifft"
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#426 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Sa 24. Sep 2016, 20:17

sven23 hat geschrieben:Natürlich weiss Theißen, was die historisch-kritische Methode kann. Deshalb schreibt er ja: ...
Das schreibt er INNERHALB des HKM-Terrains.

sven23 hat geschrieben:Und selbstverständlich ist das auch seine Meinung als Privatmann, wie man aus Aufsätzen und Reden lesen kann.
Natürlich kann das sein - muss aber nicht.

sven23 hat geschrieben:Bezogen auf die "Wirklichkeit", also die historische Wahrheit, hat nur die historisch-kritische Methode eine Chance, sich dieser zu nähern.
Leicht widerlegt:
Wenn Jesus "Gottes Sohn"/Gott ist, ist Dein Satz falsch.

sven23 hat geschrieben:Müssen also Fachleute für griechische Mythologe "setzen", dass Zeus der wahre oberste Gott im Olymp ist?. Wie oft denn noch?
Mit methodischen Tricks kann man "das, was der Fall ist" nicht beeindrucken.

Wollten die Fachleute die Figur Zeus historisch-kritisch untersuchen, müssten sie auch die Möglichkeit annehmen, dass Zeus der wahre oberste Gott im Olymp ist. - Und würden in diesem Fall mit großer Wahrscheinlichkeit zum Ergebnis kommen, dass Zeus keine historische Peson ist - damit wäre der Fall für sie erledigt.

Der Mythologe würde dem ohnehin zustimmen und dagegen fragen, welche ontologische Realität hinter der mythischen Verkleidung steckt - nach dem Motto: Historie sagt, was war - Mythos sagt, was ist.

Der christliche Theologe beschreibt das Verhältnis zwischen historischer Realität und Chiffre/Offenbarung/"Mythos", weil hier beides vorhanden ist. - Der säkulare Religions-/Kultur-Wissenschaftler kann sich zum Ziel nehmen, Christentum als Mythologie zu beschreiben, die so gut wie keinen historischen Bezug hat. - Und so beschreibt jeder aus seiner Perspektive und in seiner Weltanschauung.

sven23 hat geschrieben:Vermutlich hat Johannes der Täufer sogar Jesus auf den Naherwartungsgeschmack gebracht.
Alles, was Du da schreibst, ist unter säkular religions-/kultur-wissenschaftlichen Aspekten möglich. - Aber es ist nur EIN Ansatz, um dem näherzukommen, was vor 2000 Jahren "wirklich der Fall war" und somit auch historisch stattfand.

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sven23
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#427 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von sven23 » Sa 24. Sep 2016, 21:03

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich weiss Theißen, was die historisch-kritische Methode kann. Deshalb schreibt er ja: ...
Das schreibt er INNERHALB des HKM-Terrains.
Das schreibt er vor allem als Wissenschaftler, nicht als Glaubensogmatiker, der auf Glaubensentscheide angewiesen ist.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und selbstverständlich ist das auch seine Meinung als Privatmann, wie man aus Aufsätzen und Reden lesen kann.
Natürlich kann das sein - muss aber nicht.
Ist es aber, wie ich schon mehrfach belegt habe.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Bezogen auf die "Wirklichkeit", also die historische Wahrheit, hat nur die historisch-kritische Methode eine Chance, sich dieser zu nähern.
Leicht widerlegt:
Wenn Jesus "Gottes Sohn"/Gott ist, ist Dein Satz falsch.
Wenn er der Sohn Gottes ist, hat er sich ziemlich ungeschickt angestellt. Er ließ andere unklare Evangelien schreiben, die Anlass zu Auseinandersetzungen und Verfolgungen gaben. Er wäre damit zum Unheilsbringer geworden. Die Heilsgeschichte wäre zu einer Unheilsgeschichte mutiert.

closs hat geschrieben: Wollten die Fachleute die Figur Zeus historisch-kritisch untersuchen, müssten sie auch die Möglichkeit annehmen, dass Zeus der wahre oberste Gott im Olymp ist. -
Was hast du noch mal studiert? :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Vermutlich hat Johannes der Täufer sogar Jesus auf den Naherwartungsgeschmack gebracht.
Alles, was Du da schreibst, ist unter säkular religions-/kultur-wissenschaftlichen Aspekten möglich. - Aber es ist nur EIN Ansatz, um dem näherzukommen, was vor 2000 Jahren "wirklich der Fall war" und somit auch historisch stattfand.
Es ist Der Ansatz überhaupt. Mit Fiktion und Fantasy kommt man da nicht weit.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#428 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Sa 24. Sep 2016, 21:43

sven23 hat geschrieben:Das schreibt er vor allem als Wissenschaftler, nicht als Glaubensogmatiker
Logisch - innerhalb der HKM schreibt man historisch-kritisch.

sven23 hat geschrieben:Ist es aber, wie ich schon mehrfach belegt habe.
Um so lobenswerter ist es, dass er trotzdem darüber spricht, was HKM eigentlich kann - habe ich das aus Deinem damaligen Zitat wirklich falsch verstanden?

sven23 hat geschrieben:Wenn er der Sohn Gottes ist, hat er sich ziemlich ungeschickt angestellt.
Das ist erstmal wurscht - hier steht im Vordergrund, dass er es sein könnte und damit als solcher eine historische Größe wäre - die die HKM nicht thematisieren kann, weil sie methodisch gebunden ist.

sven23 hat geschrieben:Was hast du noch mal studiert?
Zumindest genug, um logische Abläufe zu erkennen.

sven23 hat geschrieben:Es ist Der Ansatz überhaupt.
Das ist eine ideologische Aussage.

sven23 hat geschrieben:Mit Fiktion und Fantasy kommt man da nicht weit.
Darüber wiederum sind wir uns einig.

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Ska'ara
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#429 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Ska'ara » Sa 24. Sep 2016, 22:19

sven23 hat geschrieben: Wenn er der Sohn Gottes ist, hat er sich ziemlich ungeschickt angestellt. Er ließ andere unklare Evangelien schreiben, die Anlass zu Auseinandersetzungen und Verfolgungen gaben. Er wäre damit zum Unheilsbringer geworden.
Es gibt auch ohne Bibel die Möglichkeit, Dinge ungeschickt oder falsch auszulegen. Das liegt am Menschen.

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Halman
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#430 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Halman » Sa 24. Sep 2016, 23:21

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Seit wann untersucht die HKM die griechische Mythologie?
Was Texte und Quellen angeht, tut sie es - das ist auch ihr Feld.
Die HKM wurde ins Leben gerufen um die Bibel zu untersuchen.
Dann ist also die Einleitung im Wikipedia-Artikel über die Historisch-kritische Methode falsch, wenn dort steht:
Die Historisch-kritische Methode ist ein im 18. und 19. Jahrhundert entwickelter Methodenapparat zur Untersuchung von historischen Texten. Bekannt ist sie vor allem aus der biblischen Exegese.
Hierzu zitiere ich Dir ein paar kurze Beiträge eines Historikers, der im SciFi-Forum im "Gläubig-Thread" einige meiner Meinung nach interessante Bemerkungen machte:
Zitat von endar:
Die Geschichtswissenschaft und sicherlich auch die Archäologie stellen sich die Frage nach der Existenz Gottes nicht.
Die Geschichtswissenschaft ist demzufolge offenbar weder theistisch, noch atheistisch, denn:
Zitat von endar:
Da muss man präzise sein: Eine Frage, die man sich nicht stellt, kann man auch nicht verneinen.

Man stellt immer nur notwendige Fragen. Und da die Geschichtswissenschaft Religion als einen sozial-gesellschaftlichen Prozess begreift und deren Zustandekommen und Auswirkungen untersucht, ist es nicht notwendig, den Wahrheitsgehalt der jeweiligen Religion zu untersuchen. Es ist natürlich freilich auch nicht möglich.

Folgender Beitrag ist meiner Meinung nach recht aufschlussreich:
Zitat von endar:
Ja. Der "Wahrheitsgehalt", den du hier meist, ist der der Faktizität. Fragen, ob z.B. diese oder jene Stadt abgebrannt ist oder ob es das Exil der Israeliten gegeben hat, können untersucht werden. Für den Historiker ist die Bibel eine Quelle wie jede andere auch, für die man dieselben Methoden anwendet, wie für andere Quellen auch. Genauso wie z.B. bei einer Stadtchronik oder etwas in der Art. Dabei kommt dann auch soetwas heraus wie: Das stimmt oder das stimmt nicht oder das stimmt nur halb etc. pp.

Ich sprach aber vom metaphysischen "Wahrheitsgehalt" religiöser Texte, auf den Spocky anspielte. Das ist auch nicht Aufgabe der Historiker und das hat auch keinen großen Erkenntnisgewinn. Denn es geht ja um Handlungen und Motive, d.h. es interessieren z.B. die Fragen: Wofür haben die Jünger/frühen Christen Jesus zu welchem Zeitpunkt gehalten? Wann wurde der Isis-Glaube auf Maria übertragen? Ob es Isis gibt oder gab, spielt da keine Rolle.

Ob David ein großer König oder kleiner war, ist dann so ein Mittelding. Da mag man zu dem Ergebnis kommen, dass sein Reich überschaubar war, aber die subjektive Wahrnehmung seiner Untertanen, er sei ein großer König, die nimmt man natürlich zur Kenntnis.

Ich habe aber keine besonderen Berührungsängste mit Werken katholischer oder protestantischer Historiker bzw. mit Werken aus derartigen Hochschulen. Kritisch muss man immer sein. Ich kann ich zudem gut vorstellen, dass man als gläubiger Bibelwissenschaftler zum Atheisten werden kann, denn es bleibt von den Wundern etc. letztendlich nur wenig übrig.

Bemerkenswert finde ich, dass @endar Geschichte und die Archäologie als empirische Wissenschaften klassifiziert.
Zitat von endar:
Die Geschichte und die Archäologie sind empirische Wissenschaften. Natürlich kann man versuchen, zu überprüfen, ob die Israeliten an diesem oder jenem Ort gewesen sind, zu dem sie Jahwe geschickt haben solle. Das impliziert aber gar nichts hinsichtlich der Existenz Gottes.

Dass sich in historischen Quellen die unterschiedlichsten Aspekte mischen, ist nicht nur bei der Bibel so. Dafür gibt es dann eben halt die verschiedenen Techniken zur Quelleninterpretation.

Pluto hat geschrieben:Griechische Mythologie ist was für Hermeneutiker und Historiker.
Bist Du immer noch dieser Meinung?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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