Wie Religionen funktionieren.

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sven23
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#41 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von sven23 » Fr 24. Jul 2015, 19:45

Queequeg hat geschrieben: Deshalb bleibt die Philosophie immer die Feinmechanik unter den Geisteswissenschaften, die Theologie kann und muss immer nur eine ideologische Dampframme sein.
Den Spruch muß ich mir merken. :thumbup:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Rembremerding
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#42 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von Rembremerding » Fr 24. Jul 2015, 19:53

closs hat geschrieben:
Umgekehrt wird das Christentum meiner Einschätzung nach eine steigende Bedeutung in Lateinamerika und Russland (Orthodoxie!!) bekommen - auch in Afrika.

Ein mir bekannter Priester des griechisch-katholischen Ritus in der Ukraine erzählt gerade heute, dass während der atheistischen Sowjetzeit dort von 17 Bischöfen 16 umgebracht wurden. Dazu etwas mehr als 1000 Priester und zwischen 16 und 17000 Gläubige (einige sind bis heute "verschollen"). Diese Teilkirche wurde über Jahrzehnte massiv verfolgt.
Die Pfarreien in der Westukraine sind deshalb und trotzdem, wie man es sehen will, heute voll von Gläubigen, es gibt so viele Priester, dass selbst die kleinsten Pfarreien besetzt werden können. Das Durchschnittsalter der Priester dort liegt bei 37 Jahren!
Menge allein ist weltlich gedacht. Der Glaube an den Herrn ist eine persönliche Sache jedes Einzelnen und hängt sich nicht an Zahlen auf.
Betrachtet man dennoch die Anzahl der katholischen Christen (da gibt es verlässliche Zahlen) weltweit, so stieg sie 2014 trotz zunehmender Verfolgung um 15 Mio gegenüber dem Vorjahr auf 1,228 Mrd. an. Relativ zur Weltbevölkerung (die ja auch ansteigt) sank der Anteil der katholischen Christen jedoch um 0,01%. Die Anzahl der Atheisten weltweit sank prozentual durch den Anstieg der Weltbevölkerung.
Vor 100 Jahren hatte Papst Benedikt XV noch 248 Mio "Schäfchen" weltweit. Fast hundert Jahre später war Benedikt XVI Hirte über 1,1 Mrd Christen. Die Kirche und die Christenheit wächst weltweit, die Ernte ist groß. Lt. Offb wird sich das jedoch auch ändern, aber dann ist große Freude angesagt, denn dann kommt unser Herr Jesus Christus! :Herz:
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closs
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#43 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von closs » Fr 24. Jul 2015, 20:02

Queequeg hat geschrieben:Oder der Islam höhlt sich, von innen, selbst aus.
Auch möglich - dann wäre es nur ein Zwischenspiel.

Queequeg hat geschrieben:Zumal der größte Fehler, des jetzigen extrem militanten Islam, ist das pervertierte Vorgehen gegen die eigenen Glaubensbrüder. Hierdurch wurde ein Wendepunkt erreicht, den die westliche Welt so nie hätte erreichen können.
Oder es gibt eine Entscheidung und der Gewinner geht gestärkt hervor - wir wissen es nicht.

Queequeg hat geschrieben:nun bringt Afrika den Europäern das Christentum zurück, das ist gescheitert
An das "Zurück-Bringen" habe ich gar nicht gedacht - ich meinte, in Afrika selbst.

Queequeg hat geschrieben:die Kirchen, also das Christentum an sich war dem Mammon schon immer näher als dem lieben Gott
Die Gleichstellung "Kirche" mit "Christentum" ist nicht korrekt - versteht man "Christentum" als Ideal für NT-Inhalte, ist es nicht identisch mit "Kirche".

Queequeg hat geschrieben:Das internationale Finanzsystem wird auch durch Christen repräsentiert
Natürlich - es gibt die unterschiedlichsten Denominationen, die die Unterwerfung der Welt als Christen-Pflicht verstehen. - Vieles, was unter dem Namen des Christentums fabriziert wird, ist lupenrein satanisch.

Queequeg hat geschrieben:as die Kirchen und die Armut überhaupt betrifft, nehmen wir als Beispiel Südamerika, das sind die Kirchen selbst das größte Hinderniss, um diese Armut zu beseitigen
Der jetzige Papst würde dem in eigener Person widersprechen. - Allerdings ist AUCH richtig, dass Pinochet damals von Johannes Paul II besucht wurde, was seelsorgerisch nachvollziehbar ist - aber so kam es ganz bestimmt nicht an.

Es gibt hier in der Tat ein unlösbares Problem: Man stelle sich einen Milliardär vor, der sich selbst auf seine Weise WIRKLICH als Christ versteht und womöglich einer ist (so etwas weiß ein Außenstehender NIE) und 100 Millionen für einen christlichen Zweck spendet - auch die Mafia, die sich ausdrücklich in ihrer Satzung auf Gott beruft, hat Ähnliches schon getan. - Lehnt man dieses Geld ab? Wenn ja, gilt man als kommunistisch, was ja Johannes Paul ganz sicher NICHT sein wollte. - Nimmt man es an? Dann wird man zum Kollaborateur des Mammon.

Unterm Strich scheint mit Franzsikus hier eine klarere Richtung ersichtlich zu werden - die Vatikan-Bank wurde ja offensichtlich erfolgreich entseucht.

Queequeg hat geschrieben:Wir sind uns einig darüber, das jeder Mythos mit beliebigen Inhalten gefüllt werden kann, so wie auch der Mythos des Christentums?
Das ist die luziferische Brillanz, die dies tagtäglich tut.

Queequeg hat geschrieben:wie will dieses Christentum in die Zukunft gehen, wenn es sich doch selbst, teilweise, der Zukunft mit allen Mitteln verweigert und entgegenstellt?
Was ist "Zukunft"? - Wenn Du unter "Zukunft" verstehst, dass homosexuelle Ehen dem Sakrament der Ehe gleichgestellt werden sollen, wird man sich dem ganz sicher verweigern - die Kirche denkt in Jahrhunderten und nicht in Hypes einer lächerlichen Epoche wie gerade unserer.

Queequeg hat geschrieben:Wie will es standhalten in einer Welt, in der der fanatische Islam die einzig prosperierende Religion ist
Aus Sicht des Christentum ist das genau der richtige Begriff: "Stand halten" - ob das am Ende 5 Milliarden sind oder 5000, ist ihr letztlich substantiell wurscht.

Schau Dir mal die Geschichte Israels an: Sklaverei in Ägypten - dann Gelobtes Land - dann Teilung des Landes in Nord und Süd - dann Babylonische Gefangenschaft - dann Restitution (Esra/Nehemia) des Judentums - dann Jesus - dann Zerstörung des Tempel 70 n.Chr. - dann Odyssee als Minderheit durch Europa (und anderswo) - trotzdem Überleben bis ins 20. Jh. - Shoa - kurz darauf Staatsgründung in heutiger Gestalt.

Da zieht sich etwas durch, was ständig bedroht ist und immer überlebt - das Christentum war in den letzten 1500 Jahren letztlich unbedroht - vielleicht dreht sich der Spieß mal um.

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#44 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von Pluto » Fr 24. Jul 2015, 20:17

closs hat geschrieben:Man stelle sich einen Milliardär vor, der sich selbst auf seine Weise WIRKLICH als Christ versteht und womöglich einer ist (so etwas weiß ein Außenstehender NIE) und 100 Millionen für einen christlichen Zweck spendet.
Den würde ich gerne mal kennenlernen. Meines Wissens waren die Philanthropen des 20/21. Jahrhunderts durchweg atheistisch.

closs hat geschrieben:Schau Dir mal die Geschichte Israels an: Sklaverei in Ägypten - dann Gelobtes Land - dann Teilung des Landes in Nord und Süd - dann Babylonische Gefangenschaft...
Wie du sicherlich weißt, wird die Sklaverei (wie auch der Exodus) historisch kritisch angezweifelt.
Und was die "Babylonische Gefangenschaft" betrifft, war das eher so eine Art Luxus-Urlaub.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#45 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von closs » Fr 24. Jul 2015, 20:21

Pluto hat geschrieben:Meines Wissens waren die Philanthropen des 20/21. Jahrhunderts durchweg atheistisch.
Es gibt in der Geschichte sehr viele christliche Do-Gooder - wenn es im 20./21. Jh. nicht mehr so sein sollte, kann es daran liegen, dass es nicht mehr viele christliche Milliardäre gibt.

Pluto hat geschrieben:Wie du sicherlich weißt, wird die Sklaverei (wie auch der Exodus) historisch kritisch angezweifelt.
Möglich - mir ging es um die Darstellung der Ups and Downs, die letztlich nicht zum Erlöschen des Judentum geführt haben - siehe nur die Regeneration des Judentums nach der Shoa.

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#46 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von 2Lena » Fr 24. Jul 2015, 20:38

queeqeeg hat geschrieben:Dir höchstselbstens noch einmal in Erinnerung gerufen: dieses Thema lautet immer noch - Wie Religionen funktionieren. Und es geht hier nicht um das Philistertum deiner Metaphernsymphonien.
Logisch nicht. Analog wäre zu sagen, bei einem Autounfall durch durchgeschnittene Bremsleitungen geht es auch "nur" um den Blechschaden beim Aufprall. Nur darüber siehst du was und ereiferst dich...

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Zeus
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#47 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von Zeus » Fr 24. Jul 2015, 20:57

Zum Thema:
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Man muss sich dieses religionsgeschichtliche Grundgesetz klar machen: Die ehrliche, existenzielle und für die aktuell Gläubigen unerschütterliche Glaubenswahrheit, für die sie leben und für die sie möglicherweise sogar ihr Leben zu geben bereit sind, verwandelt sich für die Nachgeborenen immer in eine Ansammlung von Skurrilitäten, Fehldeutungen und ein Verfehlen von Wirklichkeiten.
Die innere Überzeugung früherer Generationen ist der Aberglaube der späteren. Es ist das unabwendbare Schicksal des Glaubens, irgendwann als Aberglauben erkannt zu werden. Glaubensernst, wenn auch mit noch so viel Entschiedenheit vorgetragen und gelebt, wird von den Nachgeborenen irgendwann immer als lächerlich empfunden. Wie haben die nur damals an so was glauben können? (Kubitza - Der Dogmenwahn)
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#48 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von Queequeg » Fr 24. Jul 2015, 21:12

closs hat geschrieben:
Allerdings ist AUCH richtig, dass Pinochet damals von Johannes Paul II besucht wurde, was seelsorgerisch nachvollziehbar ist - aber so kam es ganz bestimmt nicht an.

Ich weiß nicht, Johannes Paul II tat die Freiheitstheologie in Acht und Bann, in Südamerika die populärste Theolgie beim Volk überhaupt, und stärkte mit seinem "seelsorgerischen" Besuch die Macht dieses faschistischen Diktators (ja, DER war einer).
Wenn du hier von einem seelsorgerischen Besuch schreibst, dann ist das einmal wieder eine deiner sonderlichen Humorigkeiten, die Welt sah es nicht so, ungezählte Menschen ebenfalls nicht. Man sollte trotz seiner Reisewut dieses tun aber jenes dann doch lieber lassen.
Aber der Stellvertreter Gottes muss ja nun nicht zwingend diplomatisches Fingerspitzengefühl...

Unterm Strich scheint mit Franzsikus hier eine klarere Richtung ersichtlich zu werden - die Vatikan-Bank wurde ja offensichtlich erfolgreich entseucht.

laut katholischer Propaganda, aber der gute Franziskus weiß schon, der er dieses Augiasstalles nicht Herr werden wird, auch wenn seine Amtszeit biblische Ausmaße erreichen sollte, denn schon sein Vorgänger ist ob dieses Stalles schier verzweifelt und gab auf.
(Die intelligenteste Entscheidung seiner Amtszeit überhaupt:

Da zieht sich etwas durch, was ständig bedroht ist und immer überlebt - das Christentum war in den letzten 1500 Jahren letztlich unbedroht - vielleicht dreht sich der Spieß mal um.

sollte dich deine Erinnerungen jetzt nicht täuschen, so hatten wir dieses Thema schon und ich wies dir nach, das es nicht so ist.

Was ist "Zukunft"? - Wenn Du unter "Zukunft" verstehst, dass homosexuelle Ehen dem Sakrament der Ehe gleichgestellt werden sollen, wird man sich dem ganz sicher verweigern - die Kirche denkt in Jahrhunderten und nicht in Hypes einer lächerlichen Epoche wie gerade unserer.

Homosexualität als der Kirche zukünftiger Pfahl im Fleische? Die Schwulen gefährden also die Zukunft der Kirche, wir belieben jetzt zu scherzen, oder?

Wenn du hier von einem Hype sprichtst, so spreche ich von einem völlig verknöcherten Traditionalismus, von einer Kirche der Beamten und der Bürokraten, von einer dogmatisierten und an dämonischen Lehrämtern geketteten Kirche, die sich vor grundlegenden Reformationen mehr füchtet, als der pferdefüßige Gottseibeiuns vor dem Weihwasser.

Eine rückwärtsgewandte Kirche, verloren in die apodịktische Sehnsüchte einer Vergangenheit, die geprägt ist von all dem, was wir in unserem heutigen Strafgesetzbuch wiederfinden, das wären Argumente.

Aber die Homosexuellen bedrohen die Zukunft der Kirche, nun ja, dann würde die Gewerkschaft ver.di, mit ihrem Arbeitskreis Prostituition, die Zukunft der Kirchen doch eigentlich noch viel mehr gefährden.

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#49 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von Queequeg » Fr 24. Jul 2015, 21:19

2Lena hat geschrieben:
queeqeeg hat geschrieben:Dir höchstselbstens noch einmal in Erinnerung gerufen: dieses Thema lautet immer noch - Wie Religionen funktionieren. Und es geht hier nicht um das Philistertum deiner Metaphernsymphonien.
Logisch nicht. Analog wäre zu sagen, bei einem Autounfall durch durchgeschnittene Bremsleitungen geht es auch "nur" um den Blechschaden beim Aufprall. Nur darüber siehst du was und ereiferst dich...

Werte Dame in Fernen und Weiten, auch du hast das Recht, dich hier zum Thema zu äußern.

Sollten dich gewisse Öffentlichkeitsängste zwicken und plagen, so ist Queequeg zu jeder nur erdenklichen Hilfestellung bereit, natürlich.

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#50 Re: Wie Religionen funktionieren.

Beitrag von Queequeg » Fr 24. Jul 2015, 21:36

Rembremerding hat geschrieben: Vor 100 Jahren hatte Papst Benedikt XV noch 248 Mio "Schäfchen" weltweit. Fast hundert Jahre später war Benedikt XVI Hirte über 1,1 Mrd Christen. Die Kirche und die Christenheit wächst weltweit, die Ernte ist groß. Lt. Offb wird sich das jedoch auch ändern, aber dann ist große Freude angesagt, denn dann kommt unser Herr Jesus Christus! :Herz:

Wobei viele Studien eindeutig belegen, das in einige Jahrzehnten der Anteil der Muslime, in der Welt, höher sein wird als der der Christen.

Nehmen wir und zum Beispiel diesen Artikel:

Studie zeigt Religionsverschiebung - Forscher sicher: Bis 2070 mehr Muslime als Christen

http://www.focus.de/politik/videos/stud ... 89769.html

daraus zitiert:

Der Islam ist die einzige Religion, deren Anhänger in den kommenden Jahrzehnten schneller wachsen werden als die Weltbevölkerung. Umstände wie dieser machen Forscher aus den USA sicher: Irgendwann gibt es mehr Muslime als Christen.

Schaut man sich einfach nur die Entwicklungen in dieser Welt an, so ist das ein folgerichtiger Prozess.

Die Welt wird zum großen Teil islamisiert sein. Wo bleiben dann die Christen?

To be, or not to be, that is the question
(Shakespeare, Hamlet)

Diese Frage wird dann für viele Menschen von existenzieller Bedeutung.

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