Alles Teufelszeug?

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sven23
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#371 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 13. Feb 2016, 10:32

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Theißen spekuliert nicht, sondern referiert das Ergebnis der mehrheitlichen Forschung
Dann muss man die Selbstsicht der HKM-ler unter die Lupe nehmen. - Ob Mehrheit oder nicht: Entweder es ist richtig ode falsch.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es richtig. Da ist sich die Mehrheit der Forschung einig und sie kann es nachvollziehbar hervorragend begründen.

closs hat geschrieben: Nebenbei: Du lässt Dich immer wieder dabei erwischen, dass Du "forschende Theologie" auf HKM beschränkst. - Das ist gerade so, als würde man das ZDF auf den Hausmeister beschränken. :devil:
Wie willst du dich sonst einem historischen jüdischen Jesus annähern? Etwa mit christlichen Glaubensdogmen, die Jahrhunderte später ex cathedra als "Wahrheit" verkündet wurden?
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closs
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#372 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Sa 13. Feb 2016, 10:36

Savonlinna hat geschrieben:Was Du als "geistig" bezeichnest, ist ein Synonym mit Deinem persönlichen Geschmack
Vollkommen daneben. - Es ist ein Synonym für den Gegenstand, um den es geht. - Du läufst Gefahr, dahingehend verstanden zu werden, als sei der Gegenstand ausschließlich die persönliche Wahrnehmung. - Dass diese dann (natürlich auch bei mir) subjektiv ist, ist klar - aber sie ist nicht der Gegenstand, sondern das Mittel zum Ziel. - Siehst Du dies etwa anders?

Savonlinna hat geschrieben:Nein, nicht "wir". Verallgemeinere nicht Deine persönliche Schranke.
Das ist DEINE Schranke. - Du erweckst den Eindruck, das Ziel Deiner Wahrnehmung sei die Wahrnehmung selbst. - Ratzinger meint dies ganz sicher nicht. - Ich versuche (wie er) dieses individualistische Reservat des Ichs nicht zum Universum selbst zu machen.

Savonlinna hat geschrieben:Du kannst von mir aus behaupten, dass Pflanzen nicht wachsen
Eine solche Behauptung ist nicht geplant. ;)

Savonlinna hat geschrieben:Nur ist das eben keine Philosophie, was Du da versuchst zu behaupten, sondern die Aussage eines starren Denkens
Aus meiner Sicht ist die ständige Selbst-Thematisierung eigener Wahrnehmungs-Prozesse, die man mit dem Ziel der Schein-Objektivierung in methodische Systeme fasst, weitaus starrer. - Als könne Bewegung innerhalt eines starren Verschlags glaubhaft universale Dynamik simulieren. - Ich muss jetzt auch mal deutlich werden, obwohl es mir bei Dir wirklich schwer fällt.

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#373 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Sa 13. Feb 2016, 10:41

sven23 hat geschrieben:Das Selbstbild Jesu läßt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz gut rekonstruieren.
Alle Deine Punkte laufen darauf hinaus, dass Jesus ein Sven oder Closs war. - Prämissen definieren Ergebnisse.

sven23 hat geschrieben:Diesen "Systemstreit" gibt es nur bei denjenigen, denen die Ergebnisse der Forschung nicht ins Weltbild passen.
Dass man diesen Streit vermeiden will, ist klar - da geht es an Pfründe.

sven23 hat geschrieben:Da ist sich die Mehrheit der Forschung einig und sie kann es nachvollziehbar hervorragend begründen.
*gebetsmühlenartig* Jaaa - kann sie - kann sie sogar wirklich, auch aus meiner Sicht - ABER: INNERHALB ihrer Prämissen. - Es gilt, die Prämissen zu hinterfragen.

sven23 hat geschrieben:Wie willst du dich sonst einem historischen jüdischen Jesus annähern?
Setzt man das Szenario "Jesus war ein Mensch wie Sven oder Closs", kann man sich ihm historisch nur per HKM nähern. - Diese meine Zustimmung ist wirklich echt - unter dieser Prämisse hast Du wirklich recht.

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sven23
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#374 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 13. Feb 2016, 11:37

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie willst du dich sonst einem historischen jüdischen Jesus annähern?
Setzt man das Szenario "Jesus war ein Mensch wie Sven oder Closs", kann man sich ihm historisch nur per HKM nähern. - Diese meine Zustimmung ist wirklich echt - unter dieser Prämisse hast Du wirklich recht.
Gott sei Dank, ich befürchtete schon, die Forschung wäre hier komplett auf dem Holzweg. :lol:
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#375 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von NIS » Sa 13. Feb 2016, 11:44

Jesus Christus war der Teufel, der Sohn Gottes, eine unschuldige Jungfrau am Kreuz ihrer Liebe auf Golgatha.

Der Teufel wußte nicht, was er tat, als der Adam und Eva im Paradies verführte!

† † †


AMEN
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Thaddäus
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#376 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Sa 13. Feb 2016, 11:55

closs hat geschrieben:Innerhalb des Mandats dessen, was die HKM sagen kann, ist dies ja auch korrekt.
Es gibt kein innerhalb des Mandats der HKM, wie es kein gleichberechtigtes außerhalb der HKM in dieser Sache gibt. Was es gibt, ist ein fundmantales wissenschaftstheoretisches Missverstänndnis deinerseits.

Deine Formulierung, die HKM habe ja recht, aber nur innerhalb ihres Mandats, ist exakt so widersinning, wie davon zu sprechen, die Physik habe mit ihren Ergebnissen ja recht, aber nur innerhalb ihres Mandats. Ansonsten gäbe es aber noch andere "Mandate", mit der Physik ganz anders betrieben werden könne und deren Ergebnisse seien völlig gleichberechtigt.
Es macht hier übrigens überhaupt keinen Unterschied, dass Physik eine Natur-, die HKM aber eine Methode der Geisteswissenschaft ist, weil es um das grundsätzliche (Miss-)Verständnis von Wissenschaft geht, nicht aber um die Unterschiede von Natur und Geist!

Wenn es dir gefällt, dann kannst du morgens jederzeit aufstehen und erklären, du habest Nachts im Traum die Wahrheit geträumt und weißt jetzt sicher, dass Jesus sich selbst als trinitarischen Gott verstanden hat. Das ist dann in der Tat eine "Einsicht" und Erleuchtung außerhalb der HKM, - aber dein Traumgesicht hat wissenschaftlich eben keinerlei Bedeutung. Du kannst dann gerne auf die Sicherheit deiner Erleuchtung pochen, aber deine Einsicht ist den wissenschaftlichen Ergebnissen der HKM eben gerade NICHT gleichberechtigt.

Die HKM - und nur die HKM - vermag nachvollziehbar begründend (eben wissenschaftlich) zu erklären, warum sich Jesus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht als trinitarischen Gottessohn verstanden haben kann. Zu seiner Zeit existierte das philosophisch hochdetaillierte, ontologisch-begriffliche Konzept der späteren Trinitätslehre mit seiner komplizierten Unterscheidung zwischen Wesensgleicheit bei gleichzeitiger Unterschiedlichkeit (Hypostase) von Gott Vater - Gott Sohn und hl. Geist nämlich noch gar nicht. Das ist eine philosophische ERFINDUNG erst des Konzils von Nicäa und es basiert auf der Begrifflichkeit griechisch-ontologischer Philosophie. Das ist der überzeugendste Grund, warum der Jude Jesus, der höchstwahrscheinlich kein Griechisch beherrschte, sich nicht als trinitarischen Gott im Geiste griechischer Philosophie verstanden haben kann, und es gibt noch tausend andere Gründe, die sich aus den Überlieferungsschichten des NT ergeben.

closs hat geschrieben: Es geht hier nicht um eine Kritik der HKM, sondern deren Zuständigkeitsbereich.
Der Zuständigkeitsbereich der HKM ist die wissenschaftliche Erforschung der biblischen Schriften mit gesicherten Methoden. Wenn man sich auf irgendeine andere Art den biblischen Texten nähert, ob über Traumgesichte, ein behauptetes Wirken des hl. Geistes in der Tradition der katholischen Kirche, welches die Wahrheit dieser Tradition garantiert; über persönliche Erfahrungen mit Gott, die man gemacht hat; über Zungenreden oder auch über wahrheitgarantierende kanonische Exegese, dann kann man das gerne tun, aber das hat dann mit Wissenschaft nichts zu tun, und sämtliche Einsichten und Erleuchtungen, die man so angeblich oder wirklich erhält, sind eben NICHT gleichberechtigt mit den allen Menschen nachvollziehbar begründendeten, wissenschaftlichen Einsichten der HKM.

Du verkennst völlig das Grundanliegen und die Grundaufgabe von Wissenschaft und wissenschaftlichen Arbeitens, welche in den Natur- und Geisteswissenschaften diesselben ist.

closs hat geschrieben: - Wie Du sicher an den Beiträgen von Rati, Savi und ThomasM beobachtet hast, gibt es ganz unterschiedliche Einordnungen dessen, was HKM mandats-bedingt kann und was nicht.
Nein, es gibt keine MIssvertändnisse darüber, was die HKM mandatsbedingt kann oder nicht. Ein solches Mandat ist freie Erfindung. Es gibt lediglich unterschiedliche Ansichten darüber, was die Wissenschaftlichkeit der HKM eigentlich bedeutet. Und in dieser Frage, gibt es vor allem MIssverständnisse, so wie deines, Wissenschaftlichkeit sei lediglich ein Mandat, so wie Zungenreden oder kanonische Exegese Mandate sein können und die je herauskommenden Ergebnisse seien alle gleichberechtigt. Aber nein, das sind sie eben nicht und Wissenschaft ist auch kein Mandat.

closs hat geschrieben: Die Aussage von Thaddäus, die HKM sei das Mittel der Wahl, um das Denken (sic!) Jesu zu ermitteln, ist nicht nur aus meiner Sicht ein grobes Missverständnis dessen, was HKM kann und was sie nicht kann.
Insofern man überhaupt etwas darüber herausfinden kann, wie Jesus selbst über ganz bestimmte theologische Aspekte gedacht hat und wie er sich vermutlich selbst gesehen hat, - DANN geht das nur über die HKM.

Was hat Jesus am Kreuz gesagt (was hat er also unter anderem gedacht) und wie hat er sich in diesem Moment selbst gesehen?
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht das, was bei Johannes steht: "Es ist vollbracht!" - Und dabei denkend, der göttliche Heilsplan erfülle sich nun endlich mit seinem Tod. Das hat Johannes gedacht, aber nicht Jesus am Kreuz!
Jesus sagte und dachte am Kreuz - u.a.(!) - und sein Kreuzestod ist höchstwahrscheinlich historisch: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!" Woher die HKM das so genau wissen kann?
Weil Jesus, der ein gläubiger Jude war, hier ein Psalmwort zitiert, welches er als gläubiger Jude auf jeden Fall kannte. Weil der Evangelist Markus es nicht etwa in griechischer Sprache Jesus in den Mund legt, sondern in aramäischer Transkription: "Eloi, Eloi, lama sabachthani!"
Das bedeutet, Markus liegt dieses Wort Jesu am Kreuz in Aramäisch vor, was wiederum bedeutet, dass es in Aramäisch, der Sprache, die Jesus gesprochen hat, überliefert worden ist bis zu Markus. Dies bedeutet weiter, dass es mit hoher Sicherheit ein authentisches Jesuswort ist und kein später erfundenes, wie z.B. Johannes' "Es ist vollbracht!" Markus legt offensichtlich Wert darauf, Jesu Wort in dessen aramäischer Sprache weiterzugeben, obwohl seine Leser Griechisch sprechen oder zumindest das Griechische beherrschen. Zudem ist dieses Wort Jesu am Kreuz die schwierigere Lesart (lectio difficilior), denn es ist in seiner Verzweiflung das genaue Gegenteil von Johannes "Es ist vollbracht!". Dieses Wort Jesu am Kreuz hat nicht gut geklungen in den Ohren derer, die ihn später als Gott verehren wollen, denn es zeugt davon, dass sich Jesus von Gott verlassen fühlte wie der Psalmist und er sich in diesem Moment gerade nicht als der göttliche Vollender einer Heilsgeschichte fühlt und versteht. Usw.usw.

Die Ergebnisse der HKM erreichen in ihrer Sicherheit die Wahrscheinlichkeit, die eben, den untersuchten Punkt betreffend, erreichbar ist. Nicht mehr und nicht weniger. Zudem können die Ergebnisse noch unterschiedlich interpretiert werden und nicht immer ist wissenschaftlich entscheidbar, welche Interpretation der Faktenlage die zutreffende ist. Dann gibt es eben mehrere gleichberechtigte Interpretationen. Damit die Interpretationen aber überhaupt ernst genommen werden können, müssen die ihnen zugrunde liegenden Fakten mit der HKM ermittel werden.
Eine andere Methode und Möglichkeit gibt es nicht!
Zuletzt geändert von Thaddäus am Sa 13. Feb 2016, 15:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Savonlinna
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#377 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 13. Feb 2016, 12:39

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was Du als "geistig" bezeichnest, ist ein Synonym mit Deinem persönlichen Geschmack
Vollkommen daneben. - Es ist ein Synonym für den Gegenstand, um den es geht.
Es ist darum nicht "daneben", und schon gar nicht "völlig", weil ich es Dir nachweisen kann.
Damit wir nicht aneinander vorbeireden, zitiere ich noch einmal Deinen Satz, auf den ich mich bezogen habe ->

closs hat geschrieben:Was Jesus gedacht hat, ist die erste Ebene, die wir nur "über Bande" entweder historisch-kritisch oder geistig erschließen können.
In dem Moment, wo Dir mir ein "geistiges Erschließen" vorlegst, werde ich Dir nachweisen, dass dann die persönliche Sicht des Verfassers vorliegt.

closs hat geschrieben:- Du läufst Gefahr, dahingehend verstanden zu werden, als sei der Gegenstand ausschließlich die persönliche Wahrnehmung. - Dass diese dann (natürlich auch bei mir) subjektiv ist, ist klar - aber sie ist nicht der Gegenstand, sondern das Mittel zum Ziel. - Siehst Du dies etwa anders?
Deine abstrakten Formulierungen interessieren mich letztlich nicht. Da kann man alles und jedes behaupten.
Genauso wie: "Ich bin ein hochintelligenter Analysator".
Das kann jemand behaupten, solange er will; solange er keine Analyse vorlegt, interessiert mich seine Selbsteinschätzung nicht.
Legt er aber eine Analyse vor, kann ich seine Aussage überprüfen und meine Kriterien, mit denen ich überprüft habe, darlegen.

Du scheinst der Meinung zu sein, dass "geistiges Auslegen" unisono von allen "Geistigen" identisch sei.
Auch das wäre widerlegbar.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Nein, nicht "wir". Verallgemeinere nicht Deine persönliche Schranke.
Das ist DEINE Schranke. - Du erweckst den Eindruck, das Ziel Deiner Wahrnehmung sei die Wahrnehmung selbst. - Ratzinger meint dies ganz sicher nicht. - Ich versuche (wie er) dieses individualistische Reservat des Ichs nicht zum Universum selbst zu machen.
Ratzinger macht keine leeren Behauptungen, die Du leider andauernd machst. Er denkt kristallklar, mauschelt nicht, weicht nicht aus. Er denkt konkret, nachvollziehbar.
Bei Ratzinger kann man sich wirklich von Dir erholen. Das war mir schon aufgefallen, als ich in das Buch erstmals reinlas.
Von ihm könntest Du wirklich lernen, wenn Du nur wolltest: sich stellen, wahr sein, nicht ins Abstrakte flüchten, wenn der konkrete Boden zu heiß wird.

Dein oben verkürztes Zitat werde ich noch einmal so bringen, dass man den Kontext versteht ->

closs hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was Jesus "ist", ist per se nicht klärbar.
Weil wir immer nur wahrnehmen, also auf sekundärer Ebene agieren.
Nein, nicht "wir". Verallgemeinere nicht Deine persönliche Schranke.
Hast Du verstanden, wie ich das begründet habe?
MIt "persönlicher Schranke" meine ich Deinen Wahrnehmungsbegriff, den zu hinterfragen Du Dich weigerst und an den Du mehr glaubst als an Gott.
Immerhin ist Gott für Dich nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit, aber Deinen Wahrnehmungsbegriff setzt Du absolut.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Nur ist das eben keine Philosophie, was Du da versuchst zu behaupten, sondern die Aussage eines starren Denkens
Aus meiner Sicht ist die ständige Selbst-Thematisierung eigener Wahrnehmungs-Prozesse, die man mit dem Ziel der Schein-Objektivierung in methodische Systeme fasst, weitaus starrer. - Als könne Bewegung innerhalt eines starren Verschlags glaubhaft universale Dynamik simulieren. - Ich muss jetzt auch mal deutlich werden, obwohl es mir bei Dir wirklich schwer fällt.
Ich weiß gar nicht, wovon Du redest.
Beim Thema Bleiben ist Deine Sache nicht, insofern lief mal alles wieder ins Leere.

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Savonlinna
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#378 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 13. Feb 2016, 12:50

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Ich glaube, dass Thaddäus da etwas verwechselt. - Es scheinen vollkommen unterschiedliche Auffassungen über Mandat und Möglichkeiten der HKM zu geben. -
Nein, Thäddäus gibt exakt das wider, was in der Forschung Alltagsgeschäft ist. Wir müssen da nichts neues erfinden, das geht sowieso in die Hose.
Mit anderen Worten: Was sven für richtig hält, ist richtig, alles andere geht in die Hose.
Bloß: Du selber hast das nicht überprüft.
Du "glaubst" es, weil Du es so glauben willst.

Woher weißt Du eigentlich, "was in der Forschung Alltagsgeschäft" ist`?
An welcher Uni arbeitest Du?

Diese Scheindebatten hier, die haben was.
Lauter Leute, die sich einbilden, Wissenschaftler an der Uni zu sein, aber nie was belegen.

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#379 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Sa 13. Feb 2016, 14:14

Thaddäus hat geschrieben:Was es gibt, ist ein fundmantales wissenschaftstheoretisches Missverstänndnis deinerseits.
Aber vielleicht kein ontologisches Missverständnis. Meine Aussage ist keine wissenschafts-theoretisch-interne, sondern eine ontologische Aussage (= das prinzipielle Verhältnis von "Sein"/"Realität" und "Seiendes"/"Wahrnehmung" betreffend).

Thaddäus hat geschrieben:Deine Formulierung, die HKM habe ja recht, aber nur innerhalb ihres Mandats, ist exakt so widersinning, wie davon zu sprechen, die Physik habe mit ihren Ergebnissen ja recht, aber nur innerhalb ihres Mandats.
Doch - das stimmt ebenso. - Begründung:

"Physik als Wissenschaft" ist eine Wahrnehmungs-Methodik, um Geschehen der Natur zu beschreiben. Innerhalb dieser Methodik kommt sie zu Ergebnissen - Punkt. - Wenn man Grundsatz-Diskussionen über das Verhältnis von "Res cogitans" und "Res extensa" an dieser Stelle beiseite lässt, stimmen diese wissenschaftlichen Ergebnisse sehr gut mit der Natur überein - also scheint es eine sehr gute Methodik zu sein, die der "Physik als Wissenschaft" zugrunde liegt. - Es scheint hier also eine hohe Übereinstimmung zwischen Wahrnehmung (= "Physik als Wissenschaft") und Sein (= Natur) zu geben. - Super.

Thaddäus hat geschrieben: Ansonsten gäbe es aber noch andere "Mandate", mit der Physik ganz anders betrieben werden könne und deren Ergebnisse seien völlig gleichberechtigt.
N ein. - Innerhalb der "Physik als Wissenschaft" gibt es keine anderen Mandate - genau es innerhalb der "HKM als historische Wissenschaft" keine anderen Mandate gibt. - Das war nie meine Aussage.

Thaddäus hat geschrieben: weil es um das grundsätzliche (Miss-)Verständnis von Wissenschaft geht
Liegt nicht das Missverständnis woanders? - Dass man meint, Wissenschaft sei in allen Bereichen das Mittel der Wahl zur Gewinnung von Erkenntnis?

Aus meiner Sicht ist Wissenschaft dadurch definiert, dass es den Regeln der kritisch-rationalen Methodik folgt. Es sei hier angemerkt, dass sich Popper ausdrücklich dagegen verwahrt hat, seinen KR als mehr als als Methodik zu verstehen - also keinesfalls als Philosophie, geschweige denn als Ideologie.

Genau diese Distanzierung kann ich heute nicht mehr erkennen. Man scheint dazu zu neigen, den KR, für den ja methodisch alles irrelevant ist, was nicht falsifizierbar ist (!!), als Philosophie zu verstehen, dernach ontologisch alles irrelevant sei, was nicht falsifizierbar ist. - Dies ist eine fatale Grenzüberschreitung des KR-Mandats.

Thaddäus hat geschrieben:Die HKM - und nur die HKM - vermag nachvollziehbar begründend (eben wissenschaftlich) zu erklären, warum sich Jesus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht als trinitarischen Gottessohn verstanden haben kann.
Allenfalls kann die HKM sagen, dass innerhalb ihres methodischen Regelwerks kein anderer Schluss möglich ist, muss aber hinzufügen, dass die Wirklichkeit ganz anders sein kann, weil Wirklichkeit keine abhängige Größe von methodischem Regelwerk ist.

Thaddäus hat geschrieben:Du kannst dann gerne auf die Sicherheit deiner Erleuchtung pochen, aber deine Einsicht ist den wissenschaftlichen Ergebnissen der HKM eben gerade NICHT gleichberechtigt.
Man muss keine "Erleuchtung" bemühen - eine gesamt-kanonische geistige Sicht tut es auch. - Und diese ist im Gegensatz zu einer persönlichen "Erleuchtung" immerhin in ihrer Begründung intersubjektiv nachvollziehbar.

Diese gesamt-kanonische Einsicht würde ihrerseits die HKM-Sicht NICHT als gleichberechtigt ansehen - wir haben also einen Glaubens-Streit. - Ratzinger begründet dies - vielleicht hast Du Auszüge bei Savonlinna gelesen. - Diese Begründung müsste inhaltlich entschärft werden - und das genau geht im Rahmen der HKM NICHT, weil man einen Rahmen seiner Disziplin erst gar nicht anerkennt. - Und somit haben wir einen Aspekt, warum es zur kanonischen Exegese gekommen ist (die, nebenbei, nichts anderes als ein Revival ist).

Thaddäus hat geschrieben:Zu seiner Zeit existierte das philosophisch hochdetaillierte, ontologisch-begriffliche Konzept der späteren Trinitätslehre mit seiner komplizierten Unterscheidung zwischen Wesensgleicheit bei gleichzeitiger Unterschiedlichkeit (Hypostase) von Gott Vater - Gott Sohn und hl. Geist nämlich noch gar nicht.
Das ist allen Theologen bekannt - so etwas würden weder Ratzinger noch Berger behaupten. - Das ist auch entscheidend.

Entscheidend ist, ob mit der Chiffre "Trinität" das Wesen Jesu wirklichkeits-nah aus Sicht Jesu getroffen ist. - WENN Jesus der ist, durch das es das Christentum überhaupt gibt, hat der Trinitäts-Gedanke gute Chance, von Jesus goutiert zu werden. - Das hat überhaupt nichts mit Deinem korrekten Einwand zu tun, dass es historisch damals diese Hypostase noch gar nicht gab. - Wie wollte die HKM hier interpretierend eingreifen können?

Thaddäus hat geschrieben:Der Zuständigkeitsbereich der HKM ist die wissenschaftliche Erforschung der biblischen Schriften mit gesicherten Methoden.
"Wissenschaft" kann man unterschiedlich definieren (auf Hoyingen-Hüne wurde mehrfach verwiesen). - WENN man Wissenschaft im Sinne des KR definiert, wonach nicht nur die Untersuchungs-Schritte verifiziert werden können, sondern auch das Ergebnis falsifizierbar ist, kann die HKM als Wissenschaft kein Wort über Gott verlieren, der logischerweise nicht falsifizierbar sein kann.

Und das führt zur weiteren Frage, was denn Theologie eigentlich sei: Eine KR-wissenschaftliche Untersuchung von Schriften oder die Lehre von Gott? - Wenn es lediglich eine KR-wissenschaftliche Untersuchung von Schriften sein sollte, hätte dies einen hohen Preis - denn dann gäbe es keine geistige Lehre mehr von Gott. - Wer sollte das denn dann machen? Und wie sollte man es dann nennen, wenn "Theologie" im Sprachgebrauch KR-mäßig usurpiert wäre? - Man müsste dann "Theologie" in diesem rein säkularen Sinne den Geschichts-Wissenschaften zuordnen und gut ist.

Thaddäus hat geschrieben:Wenn man sich auf irgendeine andere Art den biblischen Texten nähert, ob über Traumgesichte, ...
Das ist nicht die Alternative. - Die Alternative ist, ob man die Bibel auch unter der Prämisse untersucht, dass es Gott als Entität gibt. - Denn die HKM untersucht unter der Prämisse, dass es Gott als Entität NICHT gibt, da Gott nicht falsifizierbar ist.

Thaddäus hat geschrieben:welches in den Natur- und Geisteswissenschaften dasselbe ist.
Klares Nein. - Wenn man Geist nicht nur als Folge von Neuronen versteht (Qualia gibt es dann auch noch - woher diese kommen, wurde bisher nicht ersichtlich), muss man eine Quelle setzen, die naturwissenschaftlich nicht erreichbar ist, da sie dann NICHT neuronal ist.

Also kann man Geistes- und Natur-Wissenschaft nur dann methodisch gleichsetzen, wenn man a priori setzt, dass Geist primäre (!) Folge von Materie ist. - Dieser Setzung folgt aber nicht jeder, da andere setzen, dass Geist NICHT primär Folge von Materie ist.

Und schon haben wir dasselbe Problem con variazione wie oben bei "Theologie": Es entstehen zwei vollkommen unterschiedliche Disziplinen zum Thema "Philologie", von denen sich eine im KR-Sinne "wissenschaftlich" nennt, aber dadurch im Bezug zur anderen nur peripher äußern kann. - Kann man machen, wenn nur nicht das leidige Problem wäre, dass sich hier zwei fundamental unterschiedliche Disziplinen desselben Wortes bedienen. - So "Wirtschaft" in einem Fall etwas mit Ökonomie und im anderen Fall mit Bier zu tun hat - man kann dies mit semantischen Shifts erklären, aber das Problem liegt hier tiefer.

Thaddäus hat geschrieben: Ein solches Mandat ist freie Erfindung.
Nein - es ist Folge der eigenen (!) methodischen Definition.

Thaddäus hat geschrieben:die je herauskommenden Ergebnisse seien alle gleichberechtigt. Aber nein, das sind sie eben nicht
So allgemein formuliert stimme ich Dir zu - vor allem: Wer wäre die Instanz ÜBER den Mandaten, die dies entscheiden könnte?

Thaddäus hat geschrieben:Was hat Jesus am Kreuz gesagt (was hat er also unter anderem gedacht) und wie hat er sich in diesem Moment selbst gesehen?
Zunächst: Deinen folgenden Ausführungen kann ich inhaltlich folgen - sie sind geistig gut nachvollziehbar. - Aber:

Wir können nur auf Sekundär-Ebene darüber sprechen, ob Jesus etwas am Kreuz und gegebenfalls was er gesagt hat - denn: Sowohl Johannes als auch Johannes sind sekundäre Quellen zu dem, was wirklich passiert ist - ES SEI DENN die vorliegenden Quellen wären als Autographen von Markus und Johannes identifiziert. - Es kann also beides erfunden sein - es kann auch beides wahr sein. - Trotzdem: Deine Ausführungen sind in sich überzeugend.

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#380 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Sa 13. Feb 2016, 14:15

II.


Thaddäus hat geschrieben: "Es ist vollbracht!". Dieses Wort Jesus hat nicht gut geklungen in den Ohren derer, die ihn später als Gott verehren sollen, denn es zeugt davon, dass sich Jesus von Gott verlassen fühlte, wie der Psalmist und gerade nicht der göttliche Vollender einer Heilsgeschichte ist. Usw.usw.
Worauf sich jetzt eine ganz andere Diskussion anschließen könnte - nämlich über die Kontaminierung dessen, was wirklich geschehen ist, ab dem Jahr 33.

Man sollte aus meiner Sicht davon ausgehen, dass nach dem Tod Jesu sofort Rezeptions-Entwicklungen verschiedenster Art eingetreten sind:
1) Der eine (vielleicht Johannes) hat das Geschehene eher geschönt - und seine späteren Abschreiber haben noch eins drauf gesetzt.
2) Der andere (wer auch immer) ist mit der Zeit dem Geschehen immer näher gekommen - die Schriften werden also mit wachsendem Abstand authentischer zu dem, was wirklich stattfand.
3) Wieder ein anderer hat eine komplett eigene Suppe drauf gekocht - man wirft dies Paulus gelegentlich vor.

Das Problem:
Nachdem es keinen Maßstab eines Autographen gibt (Tonbänder und Videos gab es ja damals noch nicht), gibt es keinen Maßstab für die Fälle 1) bis 3). - Also muss man einen methodisch festlegen - dieser Ersatz-Maßstab kann mit der tatsächlichen Wirklichkeit übereinstimmen oder eben nicht. - Nicht falsifizierbar.

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