Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Pluto
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#291 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Pluto » Fr 19. Jul 2013, 23:36

Sola hat geschrieben:Oder gehst du prinzipiell davon aus, dass das Leben nun mal sowieso "sinnlos" ist?
Sven hat dazu vermutlich eine eigene Meinung, aber ich denke das Leben ist tatsächlich ohne Sinn.

Ich bin mir nicht sicher ob alles mit dem Tod zu ende geht. Jedoch spricht die Wahrscheinlichkeit sehr dafür, vor allem wenn man unsere "niedrige" Herkunft als Säugetiere berücksichtigt. Leben entstand/entsteht im Universum weil die Naturgesetze und Bedingungen erdähnliche Planeten zulassen. Auch intelligentes Leben (das sind u.a. wir) entsteht vermutlich an vielen Stellen im Universum.
Das birgt dann eine interessante Frage: Ist der Mensch das höchste Geschöpf der Evolution, oder werden nach uns in 100 oder gar 200 Millionen Jahren noch weitere Wesen kommen, die die Erde ebenso beherrschen. wie wir es heute tun?
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Das Leben wird (IMO) erst dann lebenswert, wenn man sich selbst einen Sinn schafft, in dem man sich Ziele im Leben setzt.
Manche wollen die höchsten Berge erklimmen, andere die schnellsten Läufer, oder F1-Rennfahrer werden. Das sind für sie edle Ziele, für die es sich lohnt zu leben.
Wieder andere Menschen (sehr viele sogar) verdrängen die Hoffnungslosigkeit eines Lebens ohne Sinn damit, dass sie im Übernatürlichen ihre Ziele suchen. Verstehe mich hier bitte nicht falsch, ich stichele nicht gegen den Glauben, denn Religion hat durchaus ihre guten Seiten.
Im Glauben sehen diese Menschen die Motivation Gutes zu tun, um am Ende sorglos in Ewigkeit weiterleben zu können.
Diese Hoffnung ist für mich das Positive am Glauben, denn dann kann man sich einreden, was immer auch geschieht, der irdische Streß war nicht ganz umsonst und letztlich Gerechtigkeit allen widerfahen wid.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#292 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 20. Jul 2013, 00:01

sven23 hat geschrieben: Es geht nicht nur um individuelle Leidensfähigkeit, sondern um das Ausmaß in seiner Gesamtheit.
Geistig geht es nur um das Leid des Individuums - weil es für den Einzelnen dasselbe ist, ob er allein leidet oder andere auch leiden. - Ein Bergrutsch mit einem Toten ist für diesen dasselbe wie ein Bergrutsch mit 10.000 Toten.

Ansonsten spielt die Quantität selbst verständlich eine Rolle.

Pluto hat geschrieben:Das Leben wird (IMO) erst dann lebenswert, wenn man sich selbst einen Sinn schafft, in dem man sich Ziele im Leben setzt.
Das ist die klassisch existenzialistische Haltung - "Erfinde Dich selbst". Aber: Da wird viel ausgegrenzt - wenn man an die Armen und Kranken der Welt denkt (also die Mehrheit) - es sei denn, man definiert "Sinn" damit, dass einmal in der Woche satt werden ein Lebensziel sein kann.

Ganz ehrlich: Ich habe mir NIE einen Sinn geschaffen - ich habe geguckt, wo einer ist. Insofern hat man als Christ weit weniger Stress - da macht es sogar nichts, wenn man früh stirbt.

Pluto
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#293 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Pluto » Sa 20. Jul 2013, 00:17

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das Leben wird (IMO) erst dann lebenswert, wenn man sich selbst einen Sinn schafft, in dem man sich Ziele im Leben setzt.
wenn man an die Armen und Kranken der Welt denkt (also die Mehrheit) - es sei denn, man definiert "Sinn" damit, dass einmal in der Woche satt werden ein Lebensziel sein kann.
Nein. Diese Menschen suchen ihren Sinn in der Gerschtigkeit des Gleichmachers (des Sänsemannes). Ihr Ziel ist die Chimäre eines besseren Leben nach dem Tod, wo "die Letzten die Ersten sein werden".... (Matthäus 19,30)

Ganz ehrlich: Ich habe mir NIE einen Sinn geschaffen - ich habe geguckt, wo einer ist.
Und worin siehst du einen Unterschied in deiner Suche?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#294 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 20. Jul 2013, 00:51

Pluto hat geschrieben:Und worin siehst du einen Unterschied in deiner Suche?
Dass ich nichts erfinden, sondern nur finden muss.

Pflanzenfreak
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#295 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Pflanzenfreak » Sa 20. Jul 2013, 00:57

Pluto hat geschrieben:[Das Leben wird (IMO) erst dann lebenswert, wenn man sich selbst einen Sinn schafft, in dem man sich Ziele im Leben setzt.
Manche wollen die höchsten Berge erklimmen, andere die schnellsten Läufer, oder F1-Rennfahrer werden. Das sind für sie edle Ziele, für die es sich lohnt zu leben.
Wieder andere Menschen (sehr viele sogar) verdrängen die Hoffnungslosigkeit eines Lebens ohne Sinn damit, dass sie im Übernatürlichen ihre Ziele suchen. Verstehe mich hier bitte nicht falsch, ich stichele nicht gegen den Glauben, denn Religion hat durchaus ihre guten Seiten.
Im Glauben sehen diese Menschen die Motivation Gutes zu tun, um am Ende sorglos in Ewigkeit weiterleben zu können.
Diese Hoffnung ist für mich das Positive am Glauben, denn dann kann man sich einreden, was immer auch geschieht, der irdische Streß war nicht ganz umsonst und letztlich Gerechtigkeit allen widerfahen wird.
Und wenn schon. Ob es eine Tatsache ist, oder ob ich mir das einrede wird sich zeigen. Das sehe ich eigentlich ziemlich entspannt. Mein Vertrauen ist gross genug. Es ist ja nicht so, dass man erst im Jenseits was von seinem Glauben hat. Auch jetzt und hier gibt er mir Kraft, Trost und Hoffnung. Jedenfalls genug, dass es sich für mich lohnt auch das eine oder andere Negative dafür in Kauf zu nehmen.

Sola
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#296 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Sola » Sa 20. Jul 2013, 01:25

Pluto hat geschrieben: Diese Hoffnung ist für mich das Positive am Glauben, denn dann kann man sich einreden, was immer auch geschieht, der irdische Streß war nicht ganz umsonst und letztlich Gerechtigkeit allen widerfahen wid.

Dann hast du aber eine völlig andere Vorstellung von "Glauben" als ich.
Für mich hat mein Glaube eine gestaltende Kraft für meine aktuelle Lebensrealität - es ist keine Hoffnung auf eine bessere Zunkunft, um den aktuellen Stress besser ertragen zu können.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich mit einer "Hypothese" lebe, aber es ist eine, die mein Leben so sehr bereichert, dass es sich in jedem Fall "gelohnt" hat. Es hat mein Leben nicht einfacher gemacht, denn ich war/bin dadurch gezwungen, mich mit vielen Fragen (gerade, was den "Sinn" betrifft) auseinander zu setzen, die von denjenigen einfach ausgeblendet werden, diedavon ausgehen, dass das Leben nur so viel Sinn hat, wie jeder Mensch ihm zu verleihen vermag und auch gar nicht mehr verlangen.

Aber du hast natürlich schon recht, es gibt solche gläubige Menschen, die vor allem die Augen verschliessen und ihre Hoffnung ausschliesslich auf de Zukunft setzen. Das ist aber in meinen Augen kein "lebendiger" Glaube, sondern nur "blindes", ängstliches sich an etwas Klammern, ohne Bezug zur Lebenswirklichkeit.

Lebendiger Glaube lebt in der ständigen Auseinandersetzung mit dem, was einem begegnet und mit sich selbst im Dialog mit Gott. Dadurch wächst er und gewinnt immer mehr Sicherheit aus der gelebten Erfahrung, gerade auch durch die Konfrontation mit der Negativität, mit Grenzerfahrungen und der Überwindung dieser Grenzen und das Erlebnis des "Über sich hinaus Wachsens" aus dem tiefsten Tal, wie es so schön beschrieben ist:

Jes 40,31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler
Liebe Grüsse
Sola

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#297 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Pluto » Sa 20. Jul 2013, 01:53

Sola hat geschrieben:Dann hast du aber eine völlig andere Vorstellung von "Glauben" als ich.
Nicht wirklich, nein, aber ich wollte es auf einfache Formel reduzieren — zu einfach, wie es scheint. :(

Jes 40,31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler
Den Vers muss ich mir merken!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#298 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 07:05

closs hat geschrieben:
Ganz ehrlich: Ich habe mir NIE einen Sinn geschaffen - ich habe geguckt, wo einer ist. Insofern hat man als Christ weit weniger Stress - da macht es sogar nichts, wenn man früh stirbt.

Dann macht es den verhungernden Kindern nichts aus, wenn sie sterben, solange sie Christen sind.
Oder die Aufregung um die Abtreibung wäre unnötig, wenn es doch gar nichts ausmacht, früh zu sterben.
Man kann ein sinnerfülltes Leben führen, ohne sich die Sinnfrage je gestellt oder mit Religion in Verbindung gebracht zu haben. Alles ist möglich.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#299 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 20. Jul 2013, 08:21

sven23 hat geschrieben:Dann macht es den verhungernden Kindern nichts aus, wenn sie sterben, solange sie Christen sind.
Als Kinder habe sie ganz sicher keinen bewussten Bezug zur Religion - insofern funktioniert das so nicht. - Aber Kinder sind ohnehin näher dran: Da kam mal ein Bericht über eine 8Jährige, die unheilbar an Krebs erkrankt war, die sinngemäß sagte, sie habe keine Angst vor dem Tod, mache sich aber Sorgen um ihre Mutter, wenn sie (da hat sie sich selbst gemeint) nicht mehr da wäre.

sven23 hat geschrieben:Oder die Aufregung um die Abtreibung wäre unnötig, wenn es doch gar nichts ausmacht, früh zu sterben.
Es ist ein großer geistiger Unterschied, ob Gott oder der Mensch das Leben nimmt. - Insofern ist es schon ein dramatischer Unterschied, ob jemand jung genommen wird oder getötet wird.

sven23 hat geschrieben:Man kann ein sinnerfülltes Leben führen, ohne sich die Sinnfrage je gestellt oder mit Religion in Verbindung gebracht zu haben.
Stimmt - die Sinnfrage beantwortet sich in der Praxis, auch wenn sie nicht bewusst gestellt wird. - Man darf nie vergessen: Jeder Mensch kommt aus dem gleichen Topf und hat (christlich gesehen) dieselben ebenbildlichen Eigenschaften. - Dazu gehört, dass man einen Sinn für das Woher und Wohin hat - was allerdings zeitgeist-bedingt aberzogen werden kann.

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#300 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von barbara » Sa 20. Jul 2013, 08:59

sven23 hat geschrieben: Ob das die 6 Millionen Holocaust Opfer auch so sehen, wage ich zu bezweifeln. Es geht nicht nur um individuelle Leidensfähigkeit, sondern um das Ausmaß in seiner Gesamtheit. Und das Ausmaß ist gigantisch, schon seit jeher.
Auch Religionen können darauf keine befriedigende Antworten geben, eher haben sie wie schon erwähnt zur Vergößerung des Leids beigetragen.

Ja, und wenn's jetzt halb so gross wäre, oder drei Mal so gross, oder nur ein Zehntel so gross, was würde das ändern? Sprich, wenn Menschen schon früher sterben würden, weil sie einen Schmerz nicht aushalten oder erst später? Das Ausmass wäre immer gleich unvorstellbar. Es wird immer Menschen geben, die die Grenzen des Möglichen suchen und sie überschreiben, im Guten wie im Bösen, ganz egal, wo diese Grenzen sind.

grüsse, barbara

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