Thaddäus hat geschrieben:Es gibt keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen einer wissenschaftlichen Erforschung der christlichen Religion durch die historisch-kritische Methodik und der "Musik" bzw. besser: der "Kunst" des Glaubens.
So ist es - wenn man es "richtig macht", gibt es diesen Widerspruch nicht.
Thaddäus hat geschrieben:Nicht der Glaube an sich wird durch die wissenschaftliche Analyse der biblischen Schriften angegriffen, sondern allenfalls das Fürwahrhalten ganz bestimmter Glaubensinhalte
Wenn es Glaubensinhalte sind, die historische Qualität haben, stimme ich Dir zu - das müsste man im Einzelfall untersuchen. - Hast Du konkrete Beispiele?
Thaddäus hat geschrieben:Wer von den Normalgläubigen glaubt denn bitteschön noch daran, dass Maria eine Jungfrau war, als sie Jesus gebar?
Das bspw. hat KEINE historische Qualität - wie wollte man dies historisch-kritisch widerlegen?
Thaddäus hat geschrieben:dass Jesus über das Wasser eines Sees gegangen ist, Wasser in Wein verwandelte, Dämonen hat in Schweine fahren lassen oder Lazarus von den Toten hat auferstehen lassen?
Dito.
Thaddäus hat geschrieben: Probleme mit den Ergebnissen der HKM haben vor allem die kirchlichen Institutionen und ihre offiziellen Vertreter
Möglich - aber bisher war noch nichts dabei, was historisch-kritisch relevant sein könnte - oder bist Du da anderer Meinung?
Thaddäus hat geschrieben:Denn wenn behauptet wird, es gäbe eine wahre christliche Lehre, von der kein Jota weggenommen werden darf, dann gibt es keine Freiheit des Glaubens mehr, die einen irritieren könnte.
Das ist ein zweischneidiges Schwert (lies dazu mal, wenn Du Zeit hast, die Auseinandersetzung zwischen Luther und Melanchthon, in der es um "sola scriptura" versus "Freigeisterei" ging.
Zweischneidig deshalb, weil es einerseits (auch aus meiner Sicht) nicht nur EINEN "wahren Glauben" geben kann, andererseits es aber keine "Freiheit des Glaubens" geben kann - letzteres klingt mir zu beliebig ("Meinungs-Gesellschaft"). - Hegel sagt irgendwo “Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeitâ€.
Thaddäus hat geschrieben:Die Naherwartung Jesu hat Tatsachenrang
Das wäre gleichbedeutend mit "Tatsache" und "wie es wirklich war" sind nicht identisch - das fände ich bedenklich. - Dass es im Sinne einer Methodik, also innerhalb eines methodischen Modells so sein kann, sei unbenommen - aber nicht-wissenschaftliche Menschen (und das bezieht sich auch auf die Medien) verstehen unter "Tatsache", dass es "sicher wirklich so war". - Und das ist schlicht anfechtbar - ich habe mehrfach begründet, warum es im Kontext der Gesamt-Bibel sogar unwahrscheinlich ist, dass Jesus selbst eine Naherwartung hatte - mit "Jesus" meine ich denjenigen, den wir antreffen würden, ließen wir uns 2000 Jahre zurück-beamen und wären Life-Zeugen dessen, was er sagt.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du trotzdem daran glauben willst, dass Jesus keine Naherwartung des Gottesreiches hatte, dann darfst du das, aber es ist höchstwahrscheinlich schlicht und einfach falsch.
Schau Dir nochmals meine Begründung dagegen an - sie müsste eigentlich auch innerhalb der HKM Thema sein (Rezeptions-Überprüfung ohne Kalibirierung an einem Autograph/von der Rezeption unverstandener Paradigmen-Wechsel durch Jesus). - Das hat nichts mit SChwärmerei zu tun.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du mit der Naherwartung Jesu nicht leben kannst, dann willst du offenbar an das Falsche glauben
Oder Du denkst automatisiert historisch-kritisch ohne Einbeziehung übergeordneter Parameter. - Auch das ist eine Art von Religion.
Thaddäus hat geschrieben:Es ist dir wirklich hoch anzurechnen, closs, dass du dich bemühst, die Wissenschaftlichkeit aus deinem Glauben nicht als Teufelswerk zu verbannen
Schön, dass Du das erkennst.
Thaddäus hat geschrieben: Es tut mir aber Leid und in der Seele weh, dir dabei zuzusehen, wie du dich als ein intelligenter Mann wie Don Quixote in einen aussichtslosen Kampf gegen Windmühlenflügel stürzt.
Das wäre eine Diskussion darüber wert, ob es methodische Dogmatismen gibt, die mehr an ihrer Selbst-Erfüllung als an universale Erkenntnis interessiert sind. - Spannendes Thema.
Meine Meinung ist wirklich, dass die Erhebung der METHODIK "Kritischer Rationalismus" zu einer Philosophie (ganz gegen den Willen Poppers) zu einer weltanschaulichen Dominanz im 20./21. Jh. geführt hat, die allenfalls durch die Dominanz der Kirche im Mittelalter getoppt werden kann. - Ich mag beides nicht - da gehen sämtliche Alarmlichter bei mir an.
Thaddäus hat geschrieben:als geistlicher Trost das herrliche Jubilet von Monteverdi, gesungen von der großartigen argentinischen Sopranistin Maria Cristina Kiehr
Die ist wirklich sehr, sehr gut. - Das zeigt wieder mal, dass Du ein geistiger Mensch ist - Punkt.
Kennst Du die "Marienvesper" - sehr, sehr schönes Stück. - Falls nein, hör Dir wenigsten mal das "Ave maris stella" an. - Übrigens ist die "Marienvesper" ziemlich schwer zu singen - es gibt Stücke, bei denen jede Stimmlage 4-fach geteilt ist.
