kamille hat geschrieben:Und selbst bei Schicksalsschlägen sehe ich keine bewußte Beteiligung Gottes.
Es ist sehr schwer zu formulieren, dass etwas aus dem geschieht, was man modern gerne als "freien Willen" bezeichnet, und gleichzeitig gefügt ist.
Versetzen wir uns einen Moment in das, was man Allpräsenz und Allmacht nennen könnte. - Dann sieht man (alias Gott), dass Closs (aus "freiem Willen") ständig Alkohol-Probleme hat und Sven (aus "freiem Willen") ständig Weiber-Geschichten hat. - Jetzt findet Gott das nicht super und "fügt", dass sich beide auf einem Forum treffen (das beide selbstverständlich aus "freiem Willen" besuchen). Dort sind sie derart mit Diskussionen über Fügung beschäftigt, dass Closs "aus freiem Willen" keine Zeit mehr fürs Saufen hat und Sven "aus freiem Willen" keine Zeit mehr für Weibergeschichten hat.
Am Ende stellen beide, Closs und Sven, fest, dass sie ihre Laster losgeworden sind (wobei ich mich weigere, Frauen als Laster zu verstehen

- aber das ist ein anderes Thema

) - behaupten von sich, dass sie es aus "freiem Willen" geschafft haben (was ja nicht mal falsch ist - es war ja nicht jemand anderes), und trotzdem hätten sie es nicht aus "freiem Willen" geschafft, wenn nicht etwas dazwischen-gefügt worden wäre.
Das ist jetzt etwas humorvoll dargestellt - kommt die Message rüber?
sven23 hat geschrieben:daß die Sintflut und andere Grausamkeiten des AT sehr wohl auf die Kappe Gottes gehen, wenn man der Bibel glauben kann.
Das ist jetzt die verschärfte Variante, weil es hier kein Happy End gibt. - Auch hier: Es gibt auch da Handlungen von Menschen, die Gott nicht super findet und die er auf die harte Tour abstellt. - Insofern stimmt das Muster, dass Menschen etwas aus "freiem Willen" tun und Gott daraus etwas fügt.
Allerdings sind jetzt vollkommen Unbeteiligte Betroffen (ob das die absaufenden Sintflut-Leute sind oder die Völker, die etwa von Josuah abgeräumt werden, damit die Israeliten Platz zum Leben haben). - Dies kann man in der Tat nur heilsgeschichtlich erklären - das heißt:
Israel als "Pilotprojekt" der göttlichen Fügung kann nicht untergehen, bevor es nicht seine Rolle als Pilotprojekt zu Ende geführt hat: 1.Mose28,15/Elberfelder: „Ich werde Dich nicht verlassen, bis ich getan, was ich zu Dir geredet habe.“ - im Sinne von : „Solange ich, Gott, mein Werk nicht erfüllt habe, wirst Du bei mir bleiben“. - In anderen Worten: "Ihr kriegt mich nicht los, weil Ihr das auserwählte Volk dafür seid". - Daraus folgen "Kollateralschäden", hinreichend bis zum Völkermord (siehe Joshua).
Alle daran Beteiligten (ob Gewinner oder Verlierer) agieren nach "freiem Willen". - Der "freie Wille" der Israeliten ist, diese Völker zu eliminieren - der "freie Wille" dieser Volker ist, es nicht zuzulassen. - Was beide nicht wissen, ist: 2.Kön. 19,25: "Schon vor langer Zeit habe ich es so gefügt, seit den Tagen der Vorzeit habe ich es so geplant; jetzt ließ ich es kommen. So konntest Du befestigte Städte zerstören und in Trümmer verwandeln". - Und sie DÜRFEN es auch nicht wissen, weil sonst ihr "freier Wille" beeinträchtigt wäre.
Was die Grausamkeiten solcher Vorkommnisse angeht, kann man sie nur dann rechtfertigen, wenn man das Daseins-Leben als Sekundär-Bühne der menschlichen Existenz versteht - das ist aus heutiger existenzialistischer Sicht vollends unverständlich. - Wir haben es also auch mit komplett unterschiedlichen Denkweisen in verschiedenen Epochen zu tun. - Ziel könnte sein, diese Denkweise (in folgender Reihenfolge!) a) zur Kenntnis zu nehmen, b) zu begreifen und dann erst c) zu bewerten. - Denn die eigene (zufällige) Epoche als Maßstab zu nehmen, lässt einen Geistes-Geschichte bzw. die Wurzeln des Seins NICHT verstehen.