So nah und doch so fern?

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sven23
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#151 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Fr 23. Aug 2013, 18:10

Naqual hat geschrieben:
Gefährlich wird es dann, wenn jemand zwischen Vorstellung und dem vorgestellen "Objekt" nicht trennt gedanklich.

Im Falle Gottes ist das extrem schwierig, denn ein Abgleich der eigenen Vorstellung mit dem Objekt ist ja nicht möglich. Somit muß jede Vorstellung spekulativ bleiben.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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sven23
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#152 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Fr 23. Aug 2013, 18:41

Zeus hat geschrieben:
Darauf haben religiöse Menschen ganz gewiss kein Monopol. Und wenn säkulare Menschen Gutes tun, dann kann man ziemlich sicher sein, dass ihre Werke von der Güte ihres Herzens motiviert sind, (ganz bestimmt nicht durch die egoistische Hoffnung auf Belohnung von irgend einem Gott).

Das halte ich für einen der entscheidenden Punkte. Was ist die Motivation für das eigene Handeln?
Sind es die Menschen, um derentwillen man etwas tut, oder ist es die Belohnung, die dafür erwartet wird?

ThomasM hat geschrieben:... ihre Karriere aufgeben, um als Ärzte im Dschungel zu arbeiten oder so.

Solche atheistischen Ärzte gibt es, die jedes Jahr ihren Urlaub opfern, um in Entwicklungsländern zu helfen, und zwar um der Menschen willen, ohne Belohnung in einem Jenseits zu erwarten. Das ist Humanismus pur. :thumbup:
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barbara
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#153 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von barbara » Sa 24. Aug 2013, 09:04

sven23 hat geschrieben: Gibt es denn so etwas wie einen Gottessinn? Wäre mir neu. :o

Den gibt es, und du kennst ihn auch; bloss benennst du ihn wohl anders: als Sinn für Wahrheit, Sinn für Schönheit, Sinn für das Gute, Sinn für Logik zum Beispiel; was alles verschiedene Namen Gottes sind.

grüsse, barbara

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sven23
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#154 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Sa 24. Aug 2013, 10:18

barbara hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Gibt es denn so etwas wie einen Gottessinn? Wäre mir neu. :o

Den gibt es, und du kennst ihn auch; bloss benennst du ihn wohl anders: als Sinn für Wahrheit, Sinn für Schönheit, Sinn für das Gute, Sinn für Logik zum Beispiel; was alles verschiedene Namen Gottes sind.

grüsse, barbara

Also Gott steht für das Gute und Positive?
Dann muß man sich aber konsequenterweise vom Gott des AT verabschieden.
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#155 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von barbara » Sa 24. Aug 2013, 11:14

sven23 hat geschrieben: Also Gott steht für das Gute und Positive?

Nein, für die Wahrheit. Für das Richtige, das Angemessene. (das "Gute" ist ein irreführender Begriff, sehe ich grad. Es wird allzu schnell mit "dem Angenehmen", mit "dem Bequemen" verwechselt. das ist aber nicht gemeint.)

Es gibt ja Wahrheiten, die durchaus als negativ bewertet werden, je nach Standpunkt. Zum Beispiel, wenn eine Wahrheit lauten sollte "du bist schwer krank" oder "du bist pleite". Dennoch, auch schlimme Wahrheiten befreien (Freiheit ist ein weiterer Name Gottes), denn sie erlauben, die Realität zu sehen und sich von Illusionen zu verabschieden. Und folglich erlauben sie, wenn die Realität erkannt wurde, angemessene Massnahmen zu treffen. Wasd durchaus bedeuten kann, dass die Massnahme drin besteht, sein Testament zu schreiben und sich von der Familie zu verabschieden, wenn man erkennt, der Tod ist nah.

Dann muß man sich aber konsequenterweise vom Gott des AT verabschieden.

Meine Konsequenz ist, dass ich den Darstellungen des AT mit einigem Vorbehalt gegenüber stehe. Die Welt von Nomaden von vor viertausend Jahren ist meiner Welt, der Städterin des 21. Jahrhunderts, doch sehr fremd. Aber ich war ja nie eine Vertreterin der wörtlichen Inspiriertheit. Ich hielt es immer für selbstverständich, auch als Christin die Bibel kritisieren und hinterfragen zu dürfen wie jedes andere Buch auch. Und das zu tun, was im Neuen Testament irgendwo empfohlen wird: "prüft alles, behaltet das Gute". Jene Teile des AT, wo Gott wie ein trotziger Vierjähriger alles kaputt haut und beleidigt ist, wenn Leute nicht tun, wie er will, waren noch nie Teil meines Gottesbilds.

grüsse, barbara

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sven23
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#156 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Sa 24. Aug 2013, 11:54

barbara hat geschrieben:
Nein, für die Wahrheit. Für das Richtige, das Angemessene.


Das könnte man aber auch im weitesten Sinne als gut bezeichnen. ;)



barbara hat geschrieben: Meine Konsequenz ist, dass ich den Darstellungen des AT mit einigem Vorbehalt gegenüber stehe. Die Welt von Nomaden von vor viertausend Jahren ist meiner Welt, der Städterin des 21. Jahrhunderts, doch sehr fremd. Aber ich war ja nie eine Vertreterin der wörtlichen Inspiriertheit. Ich hielt es immer für selbstverständich, auch als Christin die Bibel kritisieren und hinterfragen zu dürfen wie jedes andere Buch auch. Und das zu tun, was im Neuen Testament irgendwo empfohlen wird: "prüft alles, behaltet das Gute". Jene Teile des AT, wo Gott wie ein trotziger Vierjähriger alles kaputt haut und beleidigt ist, wenn Leute nicht tun, wie er will, waren noch nie Teil meines Gottesbilds.

grüsse, barbara

Da kann und will ich nicht widersprechen. :thumbup:
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#157 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Magdalena61 » Sa 24. Aug 2013, 12:35

sven23 hat geschrieben:Das sagt ja auch niemand, aber die Natur und ihre physikalischen Eigenschaften lassen sich beobachten, prüfen, messen, beschreiben.
Bei Gott ist nichts zu überprüfen, da er sich als Produkt menschlicher Vorstellung jeglicher Überprüfung entzieht.
Doch, man kann "prüfen", sachlich, kritisch... und die Ergebnisse registrieren.
Allerdings muß man die richtige Taktik anwenden- sonst funktioniert das nicht:
Mal. 3,7 (Luther): So bekehrt euch nun zu mir, so will ich mich auch zu euch kehren, spricht der HERR Zebaoth.
Jemand, der sich "zu Gott be-kehrt", wird Ihn erfahren.
Wenn Teil 1 nicht ordnungsgemäß erledigt ist, dann klappt das mit dem 2. Teil meist auch nicht.

Gott forderte das Volk Israel sogar dazu auf, Ihn zu "prüfen" und verheißt, Er würde darauf reagieren.
Diese "Formel" versagt aber, wenn jemand in der mißtrauischen Beobachterposition verharrt und Gott lediglich herausfordern oder "vorführen" will.

Eine Illustration: Ein Singlemann hat in einer Partnerbörse eine Frau kennengelernt, die ihm sympathisch ist. Über einen längeren Zeitraum hinweg tauschen sie sich per Mail aus... auch auf andere Art. Man schätzt sich, checkt ab... aber wenn man sich nur per Internet kennt, kann man keine konkreten Entscheidungen treffen, sondern bestenfalls Tagträume produzieren.

Irgendwann möcht er nun seine Mailpartnerin auch ganz gerne mal live sehen. Er wohnt nicht gerade um die Ecke.
Es ergibt sich, dass er beruflich in der Gegend zu tun hat, in welcher die Frau zu Hause ist.

Der Mann macht einen kleinen Umweg, weil er sehen möchte, wo und wie sie wohnt. Er findet das Haus und fährt einige Male daran vorbei.
Aber er steigt nicht aus, er ruft auch nicht an, um zu fragen, ob er auf einen Kaffee vorbeikommen könne. Er zögert... kann sich nicht dazu überwinden, den nächsten Schritt zu gehen...
Nach einiger Zeit fährt er weiter, unerledigter Dinge, er lässt diese Gelegenheit vorübergehen.

Was ich da schreibe, das hat sich wirklich zugetragen.
Ich fand's .... nun ja.... nicht so übermäßig toll. :roll:
Normalerweise mag ich Besuche ohne Vorwarnung nicht sonderlich, weil mein Tagesablauf meist stramm geplant und ziemlich vollgepackt ist, und heutzutage gibt es ja Mails und Handys, mittels derer man spontane Aktionen koordinieren kann.
Aber es kommt auf den Besucher an. Hin und wieder landet ein "Internetkontakt" vor meiner Haustüre, auch überraschend, und wenn man sich seit Jahren kennt, sich aber noch nie gesehen hatte, dann ist das schon interessant. :D
Klar, kann ich umdisponieren und Arbeiten/ Vorhaben verschieben... das ist doch kein Problem.

Und jetzt stelle ich mir vor, wie das für Gott ist.
Jemand ist interessiert daran, Gott kennen zu lernen und verringert die Distanz; möchte Gott näher kommen.

Er sollte halt den Sicherheitsabstand mal wirklich aufgeben und hineingehen, ins Haus. Mindestens sollte er an der Tür klingeln, aber dann bitte nicht davonlaufen, bevor Gott Gelegenheit hatte, diese zu öffnen.
Gott tanzt nicht nach menschlicher Pfeife... selbst die großen Männer Gottes mußten immer wieder Wartezeiten in Kauf nehmen.

Wer nach Hause will, muß sich auf den Weg machen
Quelle
LG
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#158 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Sa 24. Aug 2013, 16:33

Tja, nette Geschichte, aber wenn sich die Parusie erfüllt hätte, bräuchten wir heute nicht mehr zu diskutieren, wo Gott wohnt und ob überhaupt. ;)

Ich weiß, hätte, hätte, Fahrradkette
Aber so ist nun mal die Faktenlage. :engel:
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#159 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » So 15. Sep 2013, 09:25

closs hat geschrieben:Da scheint eh etwas falsch übersetzt zu sein: Das, was mit "bald" wiedergegeben wird ("Jesus kommt bald wieder"), ist auch übersetzbar (und vor allem plausibel) als "plötzlich" ("Wenn Jesus kommt, wird es plötzlich sein"). - Dass Jesus innerhalb weniger Jahre wiederkommen wollte, erscheint aus vielen Gründen als irrig.

In den beiden Bibelzitaten von mir steht nichts von bald. Auf welches Zitat beziehst du dich?
Und warum soll die Naherwartung irrig sein. Sie war fester Bestandteil der damaligen Glaubenswelt.
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#160 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von closs » So 15. Sep 2013, 10:24

sven23 hat geschrieben: Auf welches Zitat beziehst du dich?
Müsste ich suchen - das Thema war an anderer Stelle unter der Überschrift "Parusie" aktuell - und da hat irgendjemand die diesbezügliche Stelle eingestellt.

sven23 hat geschrieben:Und warum soll die Naherwartung irrig sein. Sie war fester Bestandteil der damaligen Glaubenswelt.
Naja - sie ist ja falsifiziert - wenn man 2000 Jahre als "nicht nah" definiert.

Dass "man" damals so gedacht hat, ist wahrscheinlich unbestritten. - Es geht darum, was Jesus gemeint hat - und da ist es aus meinem Verständnis ausgeschlossen, dass er es so gesagt hat - und da kommt jetzt dieser Übersetzungsfehler ins Spiel (und anderes wahrscheinlich auch noch).

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