Andreas hat geschrieben:Die Objekte die untersucht werden sind die Quellen, Archäologische Funde, Handschriften, Dokumente usw. Aus den Untersuchungsergebnisen der Quellen wird ein historisches Modell von Jesus rekonstruiert.
Das hast Du gut recherchiert - Du scheinst Dich zur Zeit damit vertieft zu beschäftigen. - Das ist das eine - das andere: So arg anders habe ich es nicht gesagt, oder?
Andreas hat geschrieben:Weil du das nicht WIRKLICH verstanden hast, behauptest du immer wieder, dass das, was der Fall sei, der Maßstab wäre - "unabhängig von unserer Wahrnehmung."
Hehe - jetzt hast Du was nicht verstanden (ist Dir nebenbei eigentlich schon mal aufgefallen, dass ich viel defensiver damit umgehe, wenn ich in einer Sache mehr weiß?).
Selbstverständlich ist der letzte Maßstab mit absolutem Vetorecht "das, was der Fall ist" - IMMER. - Und zwar unabhängig von unserer Wahrnehmung - richtig. - Das, was "ist", schert sich nämlich nicht darum, was wir methodisch oder sonstwie machen: Entweder unsere menschlichen Versuche sind auf der richtigen Spur oder nicht.
Schnitt - nächste Einstellung: Wahrnehmungsebene: Ja - da hast Du recht. - Aber gerade WEIL Du recht hast, versuche ich doch seit Äonen, menschliche Wahrnehmung/MOdelle/etc. zu relativieren im Sinne, wie Du Theißen zitiert hast. - In anderen Worten: WEIL ich es verstanden habe, sage ich es so - und nicht, weil ich es NICHT verstanden habe.
Andreas hat geschrieben:Deine "realen historischen Möglichkeiten" sind keine in der Wirklichkeit beobachtbaren und messbaren Tatsachen - sie sind so istig wie nichtig.
1) Richtig - sie sind nicht beobachtbar und messbar.
2) Falsch - sie sind ontisch NICHT nichtig, sondern das Einzige,was istig ist. - Sie sind auf WAHRNEHMUNGS-Ebene sowohl-als-auch-weder-nocht istig-nichtig.
Machst Du etwa denselben Fehler, dass Du Wahrnehmungs-Ebene und Seins-Ebene vermischst?
Andreas hat geschrieben:Du gehst immer von deinem Denkmodell aus, und hättest gerne, dass dieses Modell das sei, was der Fall sei
Gerade nicht - NICHT. - Ein Denkmodell ist das eben NICHT - andererseits macht ein Denkmodell keinen Sinn, wenn das, wozu es ein Modell macht, nicht istig ist.
Andreas hat geschrieben:das man sich an dem, was unabhängig von der Wahrnehmung ist, zu orientieren habe, wohl wissend, dass das nicht geht
Genau so ist es. - Wenn ich ein Objekt untersuche, ist dieses Objekt der letzte Maßstab - allerdings mit dem SChönheitsfehler, dass dem Subjekt IMMER dieser Maßstab unzugänglich ist - trotzdem ist es der Maßstab. - Man muss also selbst-verwendbare Maßstäbe suchen, um diesem unerreichbaren ontischen Maßstab so nah wie möglich zu kommen. - Das meint eigentlich der "Hermeneutische Zirkel".
Andreas hat geschrieben:Das, was der Fall ist, ist aber nicht logisch, nicht konsistent, nicht universell und nichts ist daran zu definieren, weil alles widersprüchlich sei - in sagen wir mal meinem Denkmodell.
Das kann sein - dann stellt man dies im hermeneutischen Prozess fest und ändert dementsprechend seine Hermeneutik. - Aber es ändert nichts an der Wirklichkeit - und diese ist nie unlogisch oder unkonsistent - sie "ist".
Andreas hat geschrieben:Also erzähl mir nix, denn du weißt ja selbst, dass du selbst nix weißt, über das, was der Fall ist.
Letztlich wissen wir alle nichts - warum, glaubst Du, zitiere ich ständig "Ich weiß, dass ich nichts weiß" ---??--- Scheint nicht so ganz ernst genommen zu werden, ist aber von den Philosophen, die es gesagt haben, ernst gemeint - das ist kein Bonmot.
Warum untersuchen wir dann trotzdem? - Weil wir unseren möglichen Teil (con-scientia) erkennen möchten. - Und wie tun wir das? - In der Wissenschaft mit Modellen, spirituell mit geistigem Suchen. - Und kein Theologe wird sagen "Ich WEISS, dass Jesus keine Naherwartung sagen", sondern "Falls mein Glaubensentscheid richtig ist, hatte er keine".
Wir haben doch diese unheimlich lange Diskussion deshalb, weil die "andere Fraktion" dies alles NICHT erkennt und deshalb NICHT in der LAge ist zu sagen "Nur falls mein Ansatz/mein Modell richtig ist, hatte er eine". - Eben WEIL man das eigene Modell und dessen Ergebnisse zum Maßstab macht für "das, was ist/war". - Anthropogene Maßstäbe sind zur Orientierung der Wahrnehmung wichtig, aber nicht mehr - es sind keine Maßstäbe für "das, was ist" - denn "das, was ist" ist letzter und für uns unzugänglicher Maßstab und hat ein Vetorecht in Bezug auf unsere anthropogenen Maßstäbchen.
Andreas hat geschrieben:Das weiß ich schon lange und da bin ich mit "Alle Gottesbilder sind falsch, auch meines" näher dran als du, der dauernd anderen etwas darüber erzählt, wie es ist.
Auch hier sollteste Du besser zuhören: Du wirst keine Behauptung von mir hören, deren Voraussetzungen von mir nicht benannt worden wären. - Von mir hörst Du immer nur "Falls x, dann y".
"Nur falls Gott wohlwollend ist (um Descartes' Argument heranzuziehen), können wir sicher sein, dass die Res extensae Entität sind"/"Nur falls Jesus göttlich war, hatte er keine Naherwartung"/etc. - Falls Du sonst noch jemanden kennst, der so vorsichtig mit eigenen Behauptungen umgeht, informiere mich.