Münek hat geschrieben:Eine Begründung muss Hand und Fuß haben. Sonst verdient sie ihren Namen nicht.
Stimmt.

- Aber WER entscheidet, was "Hand und Fuß" ist? - "Hand und Fuß" ist doch für einen materiösen HKM-ler etwas anderes als für einen hermeneutischen Theologen.
Münek hat geschrieben:Der Knackpunkt ist immer die "Setzung" - nicht die Schlussfolgerungen. Diese sind immer falsch, wenn die Setzung nichts taugt.
Auch hier sind wir uns einig. - Aber auch hier: WER entscheidet, was eine "etwas taugende Setzung" ist und was nicht? - Aus Sicht der materiösen HKM taugen hermeneutische Setzungen nichts - aus Sicht hermeneutischer Methodik taugen HKM-Setzungen nichts.
Nebenbei: In der Praxis ist es unter echten Profis viel einfacher: Man weiß so in etwa, welche Setzung/Methodik zu welcher Fragestellung passt.
Münek hat geschrieben:Dass das Reich Gottes nicht gekommen ist, sollte man nicht den Exegeten anlasten.
Voraussetzung ("Reich ist nicht gekommen") ist falsch - Schlussfolgerung daraus ("Die Exegeten können nichts dafür") ist richtig. - Altes Drama.
Wenn man über "Naherwartung" spricht, muss man sich bewusst sein, dass damit
a) unmittelbar eintretendes physikalisches Reich Gottes (statt Augustus sitzt jetzt GOtt auf dem Thron in Rom oder Jerusalem) gemeint sein
b) apokalyptisch eintretendes Reich Gottes am Ende der "Weltzeit" irgendwann in 100 oder 100.000 Jahren gemeint sein
c) das Eintreten des göttlichen Reiches durch Jesus gemeint sein kann.
Insofern ist die Aussage "Reich ist nicht gekommen" weltanschaulich belegt im Sinne von Version a).
Münek hat geschrieben:Die wirklich renommierten tiefgläubigen Theologen Rahner, Kasper und Küng haben der Versuchung widerstanden, sich selbst um des Glaubens willen in die Tasche zu lügen
Auch dieser ständig von Dir wiederholter Satz ist rein weltanschaulich belegt und somit wissenschaftlich unredlich.
Redlich wäre, die Geschichte der HKM zu verfolgen, um dann festzustellen, dass es Gründe gab, die Bibel aus der HKM heraus zu verstehen - was heute in der Theologie als gescheitert gilt. - Wichtig war es deshalb, weil es in der Tat sehr viel dogmatischen Schmalz gab - aber diese Zeit ist vorbei. - Und dass der frühere Küng-Assistent Kasper am ehesten an der HKM festhält, ist nicht überraschend. - Das ist ok. - Aber deshalb anderen, die NICHT oder nicht mehr an diesem Ansatz festhalten, zu unterstellen, sie würden sich "in die Tasche lügen", ist einfach nicht satisfaktionsfähig - das ist schlechtes Niveau.
Münek hat geschrieben:Was hat die "christliche Hermeneutik" davon, wenn sie versucht HERAUSZUFINDEN, was es bedeutet, WENN ihre Setzung richtig ist ?
Was hat die HKM davon, wenn sie herausfinden will, zu welchen Erkenntnissen ihre methodischen Setzungen führen?
Antwort: Genau darum geht es doch: Wie weit komme ich mit meinem Ansatz? - Was denn sonst?
Münek hat geschrieben: die HKM versucht, sich der historischen Wirklichkeit anzunähern.
In der Tat: Das versucht sie - und in vielen Fällen mit großem Erfolg.
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese denkt nicht im Traum daran, die Bibel kirchlich-dogmatisch auszulegen.
Sagt doch keiner. - Aber es KÖNNTE doch ein Interesse bestehen herauszufinden, was mit einem Text in aller Tiefe gemeint ist.
Münek hat geschrieben:Du irrst Dich - selbstverständlich sind die Exegeten auch "theologisch" unterwegs, interpretieren die Schriften und schreiben tiefsinnige Kommentare.
Bitte genau lesen: Ich sprach von der HKM als Methodik und nicht von den Exegeten. - Natürlich sind die Exegeten theologisch unterwegs, aber sie stehen halt im Zwiespalt zwischen methodischen Erfordernissen der HKM und theologischem Blick. - Was dabei rauskommen kann, hast Du beim STERN-Gespräch mit Linnemann (?) gesehen.
Wissenschaftlich sauber gedacht heisst das: Eine historisch-kritische Exegese kann nicht theologisch sein, wenn man sie methodisch ernst nimmt. - In diesem Sinne wäre es aus meiner Sicht besser, wenn man von einer historisch-gestützten theologischen Exegese sprechen würde.