Münek hat geschrieben: Nur hast Du diesen seinen Satz wohlweislich nicht mitzitiert. Diese Unart verstümmelten Zitierens kennt man von Dir leider zur Genüge.
Was ich weglasse, ändert nichts an meiner Aussage. - Wenn es Dich beruhigt, kann ich Post komplett zitieren - aber was bringt das?
Ich stelle nur fest, dass bei wachsender Komplexität einer Fragestellung regelmäßig Ausweichmanöver kommen "Zu kompliziert"/"Nicht vollständig zitiert"/ etc. - Wenn wirklich mal was Entscheidendes meinerseits nicht mitzitiert wird, reiche ich es gerne nach. - Und ganz nebenbei: Manches zitiere ich nicht mit, dass in meinem Antwortpost insgesamt ein sachlicher Tenor herrscht - da lasse ich die wüstesten weltanschaulichen Ausfälle des Zitats, auf das ich antworte, regelmäßig weg.
Münek hat geschrieben:Welche exegetische Methodik zur Rekonstruktion geschichtlicher Geschehnisse gibt es denn noch, die in seriöse Konkurrenz zur Leitexegese (HKM) treten könnte?
Moment - da geschieht jetzt was, was Du umgekehrt als "unredlich" bezeichnen würde:
ICH spreche von "historischer Realität", Du sprichst von der "Rekonstruktion geschichtlicher Geschehnisse" - das sind zwei Paar Stiefel (selbst wenn es wieder "zu kompliziert" wird.
1) Mit "historischer Realität" meine ich in unserem Kontext das, was Jesus gemeint hat - was also in ihm vorgegangen ist. - Und wenn er etwas "so" gemeint hat, ist es "historische Realität".
2) Du sprichst von äußeren Abläufen der Geschichte.
Deshalb meine Antwort:
In Bezug auf 2) kenne ich keine bessere Disziplin als die HKM - da will die Theologie auch keine Konkurrenz zur HKM machen, weil sie es gar nicht kann - und eben auch gar nicht WILL.
In Bezug auf 1) dagegen kann die HKM nur sehr periphär mitreden, weil sie ja methodisch ausschließt, es wollen zu können. - Du scheinst aber zu meinen, dass 1) automatisch in 2) drin wäre, was ein Hyper-Irrtum ist. - Dass ist so, als würde ein Skalpell-Hersteller meinen, er sei Chirurg.
Münek hat geschrieben:So ist es.
Meine Antwort war zu verstehen als "Das wird wohl so sein, dass Du keinen Unterschied erkennst".
Münek hat geschrieben:Das gilt aber NICHT für die angeblich ewiggültigen Glaubensdogmen der Katholischen Kirche.
Aber diese Ecksätze ändern sich doch ständig in ihrer Auslegung - beim Fall "Gott ist der Schöpfer der Welt" hatten wird doch schon den Fall, dass dieses Dogma kompatibel gemacht wurde mit "Die Evolutions-Theorie hat biologisch recht". - Da tut sich ständig was.
Das ist - nur zu Deinem Verständnis - so, als würde ein Mathematiker seine Axiome begründen und sagen: Der Satz "2+2=4" gilt als unumstößlich. - Mit der Zeit wird dieses Dogma erweitert auf "Das gilt auch für 5-1". - Wenn Du Dogmen nicht nur kritisieren, sondern auch verstehen willst, wäre dies ein geeigneter gedanklicher Zugang.
Münek hat geschrieben:Wie Du vor Kurzem selbst eingeräumt hast, gäbe es ohne die Geburtsgeschichten der Evangelisten Lukas und Matthäus das Dogma der immerwährenden Jungfräulichkeit Marias überhaupt nicht.
Möglich. - Dieses Dogma ist auch nicht überlebensnötig für die Kirche - aber es ist geistig-spirituell extrem gut begründbar.
Nun meint die Kirche, dass geistige Realität durch die Autorität der Bibel ein Hinweis auf eine historische Realität ist - darüber kann man sich streiten. - Jedenfalls kann man es nicht falsifizieren. - Und wo dann ein HKM-ler komplett überfordert ist, ist ab dem Punkt, an dem die Theologie darauf hinweist, dass "Geschichte" nichts anderes ist als die materielle Plattform der "Heilsgeschichte".
Unter wissenschaftlicher Redlichkeit würde ich hier verstehen:
1. "Wir, HKM, haben keine Hinweise, dass Maria jungfräulich geboren hat".
2. "Uns, HKM, ist es aus methodischen Gründen nicht möglich, über das Verhältnis von "Geschichte" und "Heilsgeschichte" nachzudenken".
3. "Wir, HKM, verstehen uns deshalb als historischer Dienstleister der Theologie und nicht als Teil der Theologie".
Davon abgesehen, dass die HKM Ãn der Theologie im wesentlichen genau so verstanden wird, frage ich mich immer wieder, warum seitens der HKM-Vertreter ständig weltanschaulicher Streit vom Zaun gebrochen wird. - Bei wissenschaftlicher Disziplin könnte es diesen Streit nicht geben.
Münek hat geschrieben:. Dieser persönlichen Einschätzung steht entgegen, dass die Evangelische Kirche da offensichtlich nicht mitzieht und auch katholische Theologen mit diesem Dogma ihre nicht geringen Schwierigkeiten haben.
Das hat etwas mit der Verweltlichung der Theologie zu tun, von der die evangelische Kirche stärker betroffen ist als die katholische. - Denn wenn man Theologie versucht, aus naturalistischer Sicht zu betreiben, hat man schon verloren. - Es geht nicht anthropozentrisch, sondern nur theozentrisch alias ontologisch.
Münek hat geschrieben:Der evangelische Theologieprofessor Lindemann beantwortete eine Frage des SPIEGEL, bei der es NICHT um SEINE Position ging, sondern um die ihm bekannten Ansichten katholischer Exegeten und sonstiger katholischer Theologen zum Jungfräulichkeitsdogma. Seine kenntnisreiche Aussage als Insider zeigt sehr deutlich, dass mit diesem Dogma auch in der Katholischen Kirche im Grunde genommen "kein Staat mehr zu machen ist".
Selbe Antwort wie oben. - Du glaubst nicht, wie viele, auch renommierte, Theologen ihren Job anthropozentrisch angehen - das ist eine Krankheit unserer Zeit - sagt übrigens ziemlich wörtlich Papst Franziskus im letzt-wöchigen ZEIT-Interview: "Wer ist der Satan?" - "Der weltliche Geist".
Münek hat geschrieben:Deine Antwort zeigt wieder einmal mehr, wie weit Du Dich von der Realität entfernt hast.
Da ist auf andere Weise, als Du jetzt meinst, sogar was dran. - Ich möchte nach wie vor unsere Welt, so gut es geht, genießen: Aber der "weltliche Geist" widert mich wirklich immer mehr an.