Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Pluto
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#111 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Pluto » Do 19. Sep 2013, 23:39

closs hat geschrieben:Nee - das stimmt nicht ganz. - Es ist ein Unterschied, ob man etwas logisch nachweist und es dann "G" nennt oder ob man einfach nur gut drauf ist und ein Pferd mit Flügeln erfindet.
Falsch. Das was im ontologschen Beweis bewisen wird, ist einzig die Vorstellung Gottes. Das ist auch das "G" bei Gödel. Beide machen danach den Gedankensprung zum "realen" Gott, aber dieser Vorgang ist von der Logik her nicht zulässig.
Der Begriff Gottes ist nun mal nicht dasselbe wie Gott.
Ob nun der darunterliegende "wahre" Gott transzendent oder real ist, ist deshalb nicht relevant.
Man kommt einfach nicht vom gedachten Ding zum Ding an sich.

Vergessen sollte man immer wieder nicht, dass JEDE Wahrnehmung ein Gedanken-Konstrukt ist - auch die naturalistische. Denn niemand von uns kann beweisen, ob das, was wir als Natur/Universum wahrnehmen, auch ohne unsere Wahrnehmung sein würde. [/quote Es ist dieselbe Frage wie, "Wenn ein Baum im Wald umfällt, macht er auch dann Lärm, wenn Niemand zuhört?" Sehr wahrscheinlich, aber auch das kann man nicht beweisen.

Es mag sein, dass außerhalb unseres Geistes nichts existiert, und alles nur ein Konstrukt unseres Gehirns ist. Wenn das so wäre, dann ändert sich aber nichts an unserer Welt. Und genau das macht diese Vorstellung zu einem verschwenderischen Gedanken den man locker Occams Rasiermesser opfern kann.
Er ist ein Gedanke der direkt in die Absurdität des Soliipsismus führt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#112 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von closs » Do 19. Sep 2013, 23:52

Pluto hat geschrieben:Ob nun der darunterliegende "wahre" Gott transzendent oder real ist, ist deshalb nicht relevant.
Wobei sich transzendent und real nicht ausschließen - WENN man unter "real" versteht, was "der Fall sein kann".

Pluto hat geschrieben:Es mag sein, dass außerhalb unseres Geistes nichts existiert, und alles nur ein Konstrukt unseres Gehirns ist. Wenn das so wäre, dann ändert sich aber nichts an unserer Welt.
WÄRE es, würde sich an der Illusion der Welt nichts ändern - aber sie wäre dann nicht "der Fall". - Unter "Realität" verstehe ich alles, was auch ohne unsere Wahrnehmung "der Fall" ist.

Die Unterscheidung von "naturalistisch" und "transzendent" ist streng genommen eine Schein-Unterscheidung.

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#113 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Pluto » Do 19. Sep 2013, 23:59

closs hat geschrieben: Wobei sich transzendent und real nicht ausschließen - WENN man unter "real" versteht, was "der Fall sein kann".
Mir ging es nur darum, zu erklären, das ein Gedachter Gott noch längst kein wirklicher Gott ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#114 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von closs » Fr 20. Sep 2013, 00:07

Pluto hat geschrieben:das ein Gedachter Gott noch längst kein wirklicher Gott ist.
Das stimmt auch. - Und ich wollte sagen, dass ein subjektiv wahrgenommener ("gedachter") Gott erkenntnis-theoretisch (oder ontologisch) nichts anderes ist als eine subjektiv wahrgenommene Natur (auch objektive Messungen stammen vom Subjekt!!!).

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#115 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Pluto » Fr 20. Sep 2013, 00:15

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:das ein Gedachter Gott noch längst kein wirklicher Gott ist.
Das stimmt auch. -
Wenn das so ist, dann ist der ontologische Gottesbeweis Anselms oder Gödels nichts weiter als des Kaisers neue Kleider. :lol:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#116 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Lamarck » Fr 20. Sep 2013, 00:16

Hi Thaddäus!

Thaddäus hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Auch Wittgenstein ist am Induktionsproblem gescheitert. Sein Satz 1 ist aber sehr schön, sollte aber besser lauten, "Die Welt ist alles, was ist". Es zählt hier die Kombination von Allquantor und Existenzquantor.
Nein und Nein.
1. Wittgenstein hat sich - meines Wissens - mit dem Induktionsproblem im Tractatus gar nicht beschäftigt. Ich lasse mich aber gerne belehren.

Wittgenstein hat sich damit vor allem in seinem Spätwerk beschäftigt. Du kennst sicher dies hier:





Wittgenstein (Tractatus) hat geschrieben:
  • 6.363 Der Vorgang der Induktion besteht darin, dass wir das einfachste Gesetz annehmen, das mit unseren Erfahrungen in Einklang zu bringen ist.
    6.3631 Dieser Vorgang hat aber keine logische, sondern nur eine psychologische Begründung. Es ist klar, dass kein Grund vorhanden ist, zu glauben, es werde nun auch wirklich der einfachste Fall eintreten.
    6.36311 Dass die Sonne morgen aufgehen wird, ist eine Hypothese; und das heißt: wir 'wissen' nicht, ob sie aufgehen wird.





Thaddäus hat geschrieben: 2. "Die Welt ist alles, was ist" wäre ein bloße Tautologie. Die Aussage: "Die Welt ist alles, was der Fall ist" ist aber keine, denn es muss bestimmt werden, was es bedeutet, wenn etwas der Fall ist.

Definitionen sind bekanntlich immer tautologisch: Der rechte Teil lässt sich durch den linken ersetzen:

  • Welt := (ÆŽ) |Es gilt bemerkenswerterweise: (ÆŽ) = ⌐(⌐Ǝ)

Hieraus nehme ich das einfachste Gesetz an, dass mit der Erfahrung in Einklang zu bringen ist (vgl. Satz 6.363):

  • A1 Welt = (ÆŽ)

Dies also habe ich per Induktion gewonnen. Nichts anderes ist die Technik, ein Axiom zu gewinnen: Über eine Def. durch Induktion zum Axiom.


Es ist leicht zu sehen, dass Wittgenstein nicht so recht damit fertig wird, was der Ausdruck "was der Fall ist" bedeuten soll. Das ist das Induktionsproblem!




Cheers,

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#117 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von closs » Fr 20. Sep 2013, 00:19

Pluto hat geschrieben:Wenn das so ist, dann ist der ontologische Gottesbeweis Anselms oder Gödels nichts weiter als des Kaisers neue Kleider.
Naturwissenschaftliche Nachweise aber auch - das ist der Preis, wenn man logische Wahrnehmung als Illusion versteht.

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#118 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Pluto » Fr 20. Sep 2013, 00:21

Definiere bitte "logische Wahrnehmung".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#119 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von Lamarck » Fr 20. Sep 2013, 00:22

Hi Thaddäus!

Thaddäus hat geschrieben: Lieber Lamarck,

das ist nicht meine Art philosophisch zu arbeiten.

Du bist eben ein :engel: und ich bin ein ganz ein :devil: ... .




Thaddäus hat geschrieben: Ich glaube ebenfalls nicht, dass Anselms Beweis wirklich korrekt sein kann, aber ich würde niemals von einem Fehlschluss von ihm sprechen, wenn ich nicht im gleichen Absatz exakt darlege, worin genau dieser Fehlschluss besteht. Ich finde, soviel Respekt ist man einem durchaus klugen Denker wie Anselm schuldig.

Das ist nun sehr interessant: Du bist also der Ansicht, Anselms Beweis muss fehlerhaft sein, aber Du weißt nicht, warum. Wie kommst Du auf dieses Urteil des Glaubens?

Und dabei habe ich doch gesagt:




Lamarck hat geschrieben: Der ontologische Gottesbeweis erschwindelt nur aus der Existenz der Vorstellung von x die Existenz von x.

Also:

Ǝ Vorstellung(x) ≠ Ǝ x


Anselms ontologischer Gottesbeweis im Detail:




Wikipedia hat geschrieben:
  1. Annahme des Gegenteils: Das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann [d. i. Gott], existiert nicht in Wirklichkeit, sondern nur im Verstand.
  2. Wenn (1), dann kann etwas gedacht werden, das größer ist als das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann (nämlich ebendieses, jedoch mit der zusätzlichen Qualität, dass es auch in Wirklichkeit existiert, was dann größer ist als das lediglich Gedachte ohne dass dieses in Wirklichkeit existiert).
  3. Wenn etwas gedacht werden kann, das größer ist als das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, dann ist das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, etwas, worüber hinaus Größeres gedacht werden kann.
  4. Das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, ist etwas, worüber hinaus Größeres gedacht werden kann [aus (1), (2) und (3) durch zweimalige Anwendung des Modus ponens].
  5. (4) ist widersprüchlich und daher (1) falsch, d. h.: Das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann [d. i. Gott], existiert in Wirklichkeit und nicht nur im Verstand [aus (1)-(4) durch reductio ad absurdum].

In (1) findet sich mit nichts Größeres ein red herring. Denn ein "Was ist nun das Größte? - Natürlich Gott!" ist zunächst erst einmal (a) eine unbegründete Behauptung, die (b) eine getarnte ethische Bewertung enthält (Sein-Sollen-Fehlschluss). Das größte bekannte existierende Individuum stellt der Honigpilz Armillaria ostoyae, dieser benötigt eine Fläche von knapp neun Quadratkilometern. Aber hier ist mit dem Größten eben ganz was anderes gemeint. Präzise gefasst muss es hier also lauten:

  • (1) Gott existiert nicht wirklich, sondern nur als Fantasiefigur.

Dies also soll als Ausgangspunkt einer reductio ad absurdum dienlich sein. Sollte dies funktionieren, so sollte dies auch für Beliebiges zutreffen, etwa auch für diese Untersuchung tauglich sein:

  • (1') Mickey Mouse existiert nicht wirklich, sondern nur als Fantasiefigur.

Es ist hier also analog per Widerspruchsbeweis zu zeigen, dass das Wesen Mickey Mouse keine Fantasievorstellung ist, sondern real existiert. Vorab: Es ist allerdings keine logische Operation möglich, die aus einem Fantasieprodukt reale Existenz herzuleiten schafft. Der Versuch ist strafbar und wird als Kategorienfehler gebrandmarkt. Und dann wird es maximal absurd:

In Schritt (2) wird es aus nicht näher bezeichneten Gründen als vorteilhaft angesehen, dass eine real existierende Mickey Mouse irgendwie besser ist, als eine nur in der Fantasie existierende Mickey Mouse. Indem ich diesen Vorgang als mehr Mickey Mouse/bessere Mickey Mouse ansehe, dann ist die Mickey Mouse der Fantasie keine Mickey Mouse der Fantasie mehr, weil diese Mickey Mouse genau deshalb als reale Mickey Mouse postuliert wird. Wenn aber etwas als von größerer Qualität definiert werden soll, wenn es nicht nur fiktiv, sondern real existiert, dann muss hierdurch noch lange nicht Fiktivem eine Realität bescheinigt werden, die eben woanders liegt, als im Fiktiven.

  • (2) Wenn n|n = {n+1}, dann n > n+1

(3) und (4) bilden einen einzigen performativen Selbstwiderspruch - eine gewaltige Massenkarambolage auf der Autobahn der Logik. Zunächst eine mehr als befremdliche Induktion:

  • (3) Wenn n > n, dann n > n, wobei n > n = n

Durch zweimalige Anwendung des modus ponens an Obigem soll also angeblich dies hier herauskommen, sagenhaft ... :

  • (4) Wenn n ≤ n, dann n > n

Ja, (4) ist in der Tat ein wenig widersprüchlich. Aber eine reductio ad absurdum von (1) war dies gewiß nicht ... .




Cheers,

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#120 Re: Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis

Beitrag von closs » Fr 20. Sep 2013, 00:45

Pluto hat geschrieben:Definiere bitte "logische Wahrnehmung".
a)Eine Wahrnehmung (wie alles für uns Wahrnehmung ist), die b) in sich logisch schlüssig ist.

In unserem Zusammenhang: Die objektive Arbeitsweise der Naturwissenschaft ist ein Indiz, dass naturwissenschaftliche Wahrnehmung koinzidiert mit dem, "was der Fall ist". Dieses Indiz kann auch logische Wahrnehmung (Beispiel: Gödel) für sich beanspruchen. - Dieses Indiz kann nicht beansprucht werden, wenn man sich spontan ein Spaghetti-Monster ausdenkt.

Trotzdem gilt: Indiz ist nicht Beweis. - Also KANN auch naturwissenschaftliche und logische Wahrnehmung Illusion sein (= also nie der Fall gewesen sein außer in unserem Kopf).

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