Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
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Ska'ara
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#961 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Fr 28. Okt 2016, 01:19

Münek hat geschrieben:Nichtgläubige haben keinen Grund, Abwehrstrategien zu entwickeln und anzuwenden. Sollte definitiv feststehen, dass es Gott tatsächlich gibt, hätten Atheisten doch Spaß ohne Ende (wegen der winkenden Belohnung im ewigen Paradies :thumbup: ). Sollte sich aber definitiv herausstellen, es gibt keinen Gott, wäre dies unzweifelhaft für alle Gläubigen eine beispiellose niederschmetternde traumatische Katastrophe.
Du meinst, die Atheisten werden von Gott belohnt, während andersherum die Gläubigen nach ihrem Tod noch etwas merken?

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Münek
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#962 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Fr 28. Okt 2016, 07:45

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Von Ideologie kann - im Gegensatz zur dogmatisch erstarrten katholischen Kirche - natürlich ernsthaft keine Rede sein.
Doch - ein sich als alternativlos wähnender Naturalismus ist ideologisch.
Der Naturalismus postuliert keine absoluten, unhinterfragbaren Wahrheiten. Erst dann wäre er ideologisch.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Springe aus dem dritten Stock Deines Hauses und Du wirst spätestens dann eines Besseren belehrt werden.
Auch damit ist die Frage nicht beantwortet.
Setzungen schaffen weder Realität noch können sie diese verändern. Wenn Du das schaffst, kannst Du Dir gratulieren. :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nee nee - der Naturalismus geht sehr wohl davon aus, dass es Dinge gibt, die sich de facto für immer wissenschaftlicher Erkenntnis entziehen.
Wir reden nicht von de facto, sondern von prinzipiell.
Ich sehe hier keinen prinzipiellen Unterschied.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Moment - den Begriff "kleingläubig" hast Du in Bezug auf deine mitchristlichen Schwestern und Brüder benutzt.
Ja - wenn sie belohnungs-geil sind.
Paulus und der Johannesevangelist propagieren das genaue Gegenteil.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Erkennst Du nun den Unterschied?
In Sachen "Glaubensgewissheit" gibt es keine Unterschiede.
Das Thema war nicht Glaubensgewissheit, sondern die völlig unterschiedlichen Reaktionen der Nichtgläubigen und Gläubigen.

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#963 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Fr 28. Okt 2016, 07:55

Ska'ara hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nichtgläubige haben keinen Grund, Abwehrstrategien zu entwickeln und anzuwenden. Sollte definitiv feststehen, dass es Gott tatsächlich gibt, hätten Atheisten doch Spaß ohne Ende (wegen der winkenden Belohnung im ewigen Paradies :thumbup: ). Sollte sich aber definitiv herausstellen, es gibt keinen Gott, wäre dies unzweifelhaft für alle Gläubigen eine beispiellose niederschmetternde traumatische Katastrophe.
Du meinst, die Atheisten werden von Gott belohnt, während andersherum die Gläubigen nach ihrem Tod noch etwas merken?
Warum sollte Gott (ehemalige) Atheisten nicht belohnen, wenn er sieht, wie sehr sie sich über seine Anwesenheit freuen.

Vor ihrem Tod wären Gläubige wegen der Hiobsbotschaft sehr, sehr enttäuscht; bereits Verstorbene können keine Hiobsbotschaften mehr empfangen.

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#964 Re: Theodizee

Beitrag von 2Lena » Fr 28. Okt 2016, 09:32

Münek hat geschrieben:Der Naturalismus postuliert keine absoluten, unhinterfragbaren Wahrheiten. Erst dann wäre er ideologisch.
Er hinterfragt sowas gar nicht erst. Das ist sein Fehler.

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#965 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 28. Okt 2016, 09:39

Münek hat geschrieben:Der Naturalismus postuliert keine absoluten, unhinterfragbaren Wahrheiten. Erst dann wäre er ideologisch.
Seine Ideologie ist, dass für ihn nichts wahr ist, was er nicht mit seiner Methodik abdeckt.

Münek hat geschrieben:Setzungen schaffen weder Realität noch können sie diese verändern.
Meine Rede.

Münek hat geschrieben:Ich sehe hier keinen prinzipiellen Unterschied.
Du handeltst aber in Deinem Denken so, sonst würdest Du spirituellle Denkweise für wahrheits-orientiert für möglich halten.

Münek hat geschrieben:Paulus und der Johannesevangelist propagieren das genaue Gegenteil.
Möglich - das wäre aus meiner Sicht alttestamentarisch eingefärbt.

Münek hat geschrieben:Das Thema war nicht Glaubensgewissheit, sondern die völlig unterschiedlichen Reaktionen der Nichtgläubigen und Gläubigen.
Ja - die der jeweiligen Glaubensgewissheit entspringen.

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#966 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Fr 28. Okt 2016, 17:03

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Naturalismus postuliert keine absoluten, unhinterfragbaren Wahrheiten. Erst dann wäre er ideologisch.
Seine Ideologie ist, dass für ihn nichts wahr ist, was er nicht mit seiner Methodik abdeckt.
Es hat nichts mit Ideologie zu tun, dass man nicht jeden subjektiv geglaubten Unsinn schluckt, der einem so aufgetischt wird. Spekulative Behauptungen sollten nicht beliebig, sondern prüfbar und bis zu einem gewissen Grad plausibel sein.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich sehe hier keinen prinzipiellen Unterschied.
Du handeltst aber in Deinem Denken so, sonst würdest Du spirituellle Denkweise für wahrheits-orientiert für möglich halten.
Nee nee - ich halte es schon für möglich, dass Gläubige à la couleur "spirituell" auf der Suche nach der Wahrheit sind - und ich schließe
es keinesfalls aus, dass es einen Gott gibt, allerdings nicht den anthropomorphen Gott der Bibel. Dessen Existenz schließe ich aus guten Gründen aus. Nee - den gibbet nich.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Paulus und der Johannesevangelist propagieren das genaue Gegenteil.
Möglich - das wäre aus meiner Sicht alttestamentarisch eingefärbt.
Na und? Du ahnst gar nicht, wieviel im "Neuen Testament" alttestamentarisch eingefärbt ist bzw. wie oft sich neutestamentliche Autoren auf alttestamentliche Texte berufen. Die den Christen als Belohnung versprochene "visio beatifica" scheint mir eher eine Erfindung der Urchristen ohne Anhalt im Tanach zu sein.

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#967 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 28. Okt 2016, 17:13

Münek hat geschrieben:Spekulative Behauptungen sollten nicht beliebig, sondern prüfbar und bis zu einem gewissen Grad plausibel sein.
Kritisch-rational KÖNNEN sie nicht überprüfbar sein. - Plausibel sind sie unter spirituellen Gesichtspunkten sehr wohl - das ist nicht das Problem. Wenn man sie unter naturalistischen Gesichtspunkten nicht für plausibel hält, ist dies system-bedingt.

Münek hat geschrieben:ich schließe es keinesfalls aus, dass es einen Gott gibt, allerdings nicht den anthropomorphen Gott der Bibel
Da sind wir uns einig. - In der Bibel findest Du Selbst-Offenbarungen Gottes in menschenverständlicher Gestalt ("anthropomorph") - das geht nicht anders.

Münek hat geschrieben:Die den Christen als Belohnung versprochene "visio beatifica" scheint mir eher eine Erfindung der Urchristen ohne Anhalt im Tanach zu sein.
Eben - sie ist neutestamentarisch - und plausibel unter NT-Gesichtspunkten.

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#968 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Fr 28. Okt 2016, 21:17

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Spekulative Behauptungen sollten nicht beliebig, sondern prüfbar und bis zu einem gewissen Grad plausibel sein.
Kritisch-rational KÖNNEN sie nicht überprüfbar sein. - Plausibel sind sie unter spirituellen Gesichtspunkten sehr wohl - das ist nicht das Problem. Wenn man sie unter naturalistischen Gesichtspunkten nicht für plausibel hält, ist dies system-bedingt.
Ich kann nicht ausschließen, dass Anhänger des Spiritismus, des Einflusses der Gestirne auf das Schicksal des Menschen und des ganzen esoterischen Nonsens ihren Glauben tatsächlich für plausibel halten.

Übrigens: Meines Wissens hielt Paulus sein von ihm den Heiden verkündigtes Evangelium Christi nicht für plausibel.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:ich schließe es keinesfalls aus, dass es einen Gott gibt, allerdings nicht den anthropomorphen Gott der Bibel
Da sind wir uns einig. - In der Bibel findest Du Selbst-Offenbarungen Gottes in menschenverständlicher Gestalt ("anthropomorph") - das geht nicht anders.
Zu dem menschenähnlichen Gott gesellt sich noch die als heilsgeschichtlich notwendig erachtete blutig-primitive Mythologie und und und.

Ich sehe es so wie Einstein, der sich in einem Brief zum Thema Gott so äußerte: "Ich habe wiederholt
gesagt, dass die Idee eines personengebundenen Gottes meiner Meinung nach eine kindische ist".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die den Christen als Belohnung versprochene "visio beatifica" scheint mir eher eine Erfindung der Urchristen ohne Anhalt im Tanach zu sein.
Eben - sie ist neutestamentarisch - und plausibel unter NT-Gesichtspunkten.
Wieso bezeichnest Du dann Christen, die sich auf die ihnen als Belohnung zugesagte "visio beatifica" freuen, als belohnungsgeil und kleingläubig?

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#969 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Fr 28. Okt 2016, 22:19

Münek hat geschrieben:Ich kann nicht ausschließen, dass Anhänger des Spiritismus, des Einflusses der Gestirne auf das Schicksal des Menschen und des ganzen esoterischen Nonsens ihren Glauben tatsächlich für plausibel halten.
Und ich kann nicht ausschließen, dass MAterialisten aus der Tatsache, dass es Korrelationen zwischen Geist und Materie gibt, schließen, dass Geist Folge von Materie ist.

Für solche Beispiele gibt es eine große Bandbreite - entscheidend ist, was letztlich der Fall ist. Und das kann der Mensch nie absolut wissen (bis aufs "Ich), sondern nur innerhalb einer System-Perspektive. - Das heisst: Er kann sich in allen Fällen irren.

Münek hat geschrieben:Meines Wissens hielt Paulus sein von ihm den Heiden verkündigtes Evangelium Christi nicht für plausibel.
Aber für wahr, oder nicht? - Hat er "plausibel" auf sich bezogen oder auf die, die es hören, aber nicht verstehen?

Münek hat geschrieben:"Ich habe wiederholt gesagt, dass die Idee eines personengebundenen Gottes meiner Meinung nach eine kindische ist".
Dann hat er wiederholt eine Perspektive eingenommen, aus der es so scheint. - Das ist menschlich.

Münek hat geschrieben:Wieso bezeichnest Du dann Christen, die sich auf die ihnen als Belohnung zugesagte "visio beatifica" freuen, als belohnungsgeil und kleingläubig?
Weil kein reifer Christ seinen Glauben lebt, indem er die Arschbacken zusammenkneift und die Zähne zusammenbeißt, nur um zur "Visio Beatifica" zu kommen. - Die "Visio Beatifica" kann man nicht per "Leistung" erwerben, sondern nur durch Erkenntnis verstehen.

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#970 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 29. Okt 2016, 00:51

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich kann nicht ausschließen, dass Anhänger des Spiritismus, des Einflusses der Gestirne auf das Schicksal des Menschen und des ganzen esoterischen Nonsens ihren Glauben tatsächlich für plausibel halten.
Und ich kann nicht ausschließen, dass MAterialisten aus der Tatsache, dass es Korrelationen zwischen Geist und Materie gibt, schließen, dass Geist Folge von Materie ist.
Ich auch nicht. :lol:

closs hat geschrieben:Für solche Beispiele gibt es eine große Bandbreite - entscheidend ist, was letztlich der Fall ist. Und das kann der Mensch nie absolut wissen (bis aufs "Ich), sondern nur innerhalb einer System-Perspektive.
Sorry - auch innerhalb einer System-Perspektive kann der Mensch NIE ABSOLUT WISSEN.

Das heisst: Er kann sich in allen Fällen irren.
Der Wissenschaft ist das völlig klar, aber warum der katholischen Kirche nicht? Bekanntlich stehen ihre Dogmen nicht unter einem Irrtumsvorbehalt - ganz im Gegenteil.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Meines Wissens hielt Paulus sein von ihm den Heiden verkündigtes Evangelium Christi nicht für plausibel.
Aber für wahr, oder nicht? - Hat er "plausibel" auf sich bezogen oder auf die, die es hören, aber nicht verstehen?
Was hat subjektives "Fürwahrhalten" mit Plausibilität zu tun? Natürlich kann man auch an etwas glauben, was man eigentlich für unplausibel (= nicht einleuchtend) ansieht.

1. Kor. 1:21: "... gefiel es Gott wohl, durch die Torheit [= Unvernunft, Dummheit] der Predigt die zu retten, die glauben."

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:"Ich habe wiederholt gesagt, dass die Idee eines personengebundenen Gottes meiner Meinung nach eine kindische ist".
Dann hat er wiederholt eine Perspektive eingenommen, aus der es so scheint. - Das ist menschlich.
In der Tat - Albert Einsteins religiöses Bekenntnis war das Bekenntnis eines Menschen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wieso bezeichnest Du dann Christen, die sich auf die ihnen als Belohnung zugesagte "visio beatifica" freuen, als belohnungsgeil und kleingläubig?
Weil kein reifer Christ seinen Glauben lebt, indem er die Arschbacken zusammenkneift und die Zähne zusammenbeißt, nur um zur "Visio Beatifica" zu kommen. - Die "Visio Beatifica" kann man nicht per "Leistung" erwerben, sondern nur durch Erkenntnis verstehen.
Nicht durch Erkenntnis, sondern durch Glauben. Ist Glauben eine Leistung? Die Gläubigen in Aussicht gestellte "visio beatifica", die beseligende ewige Anschauung Gottes, ist jedenfalls ein nicht zu unterschätzender Glaubens-Motivationsschub für unsere Heiligen.

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