Pluto hat geschrieben:Ziska hat geschrieben:Der religiöse Schriftsteller Jonathan Dymond schrieb [...]
Erst als „das Christentum verdarb“, so heißt es in einem anderen Werk, wurden Christen Soldaten.
Dazu mal ein paar Fragen...
1.) Stimmt es, dass das Christentum verdorben wurde?
2.) Falls ja, wodurch wurde es verdorben?
3.) Falls ja, war es ein langsamer Prozess über Jahrhunderte, oder war der Auslöser ein bestimmtes Ereignis?
Die Fragen gingen mir auch durch den Kopf. Letztlich gibt es zu genau der Zeit, die gemeint war so gut wie keine historischen Zeugnisse. Es ginge ja um die ersten drei, vielleicht vier Jahrzehnte nach der Kreuzigung (Ziska: diejenigen, die von Jesus oder den Aposteln belehrt wurden). Nehmen wir mal an, es war tatsächlich so romantisch verklärt in der damaligen Realität:
dann sind wir genau in der Situation wie der Wehrdienstverweigerer, der nur existieren kann, weil andere es nicht tun und ihn gleich mit verteidigen. Die Kirche war da ganz pragmatisch, die "Drecksarbeiten" durfte der Staat machen. Eine ganz besondere Allianz. Die christliche Kirche hätte die Jahrhunderte nicht überleben können, wären die alle so, wie die romantisch verklärten Vertreter der Urchristenheit. Sie hat überlebt und das recht gut.
Das andere ist, dass die m.E. gar nicht so konsequent die romantisch verklärte Version christlicher Nächstenliebe der Neuzeit vertreten hätten. Jesus sagte zu den Soldaten nicht: "desertiert, tretet aus der römischen Armee aus." Sondern: "mordet" nicht. Das heißt schlicht: Soldat durfte man für Jesus schon sein, aber die Ermordung von z.B. wehrlosen Frauen und Kindern war nicht statthaft. Töten von anderen Soldaten wäre mit dem Begriff "Mord" nicht umfasst.
Auch die total "unpolitische Haltung" der Urchristenheit kollidiert ein wenig mit Paulus. "Seid Untertan der Obrigkeit, die Macht über euch hat". Damit wird man automatisch zum Handlanger des Systems. Man zahlte an die auch Steuern, damit die ihre römische Armee besser halten können als Besatzungsmacht (!). (Siehe auch Jesus Aufforderung, an den römischen Staat die Steuern zu zahlen: "Gebet dem Kaiser (!) was des (römischen) Kaisers ist, und Gott was Gottes ist".
Grundsätzlich haben die also auch mit den Römern (der Staatsmacht) zusammengearbeitet. Das ist alles andere als "unpolitisch".
Im Alten Testament waren die natürlich direkt viel politischer. Sie hatten ja die Macht. Zum Beispiel das mosaische Recht verbindlich zu machen und notfalls mit Steinigungen durchzusetzen.
Im Neuen Testament waren die Urchristen politisch völlig hilflos diesbezüglich. Sie haben sie aber positioniert: "Es ist keine Obrigkeit ohne von Gott".