Dogmen

Rund um Bibel und Glaube
Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#311 Re: Dogmen

Beitrag von Münek » Di 23. Aug 2016, 00:27

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:= Aufgabe der Bibelwissenschaft.
Nein. - Man muss nur beachten, dass Exegese aus unterschiedlichsten Perspektiven machen kann - und so ist es ja auch. - Dein Problem ist, dass Du unter "wissenschaftlicher Exegese" nur die "historisch-kritische Exegese" zu meinen scheinst.
Bisher hatte ich es hier im Forum neben der etablierten Standardmethode (HKM) nur mit der sog. "kanonischen Exegese" zu tun. Diese setzt allerdings eine Glaubensentscheidung des Exegeten voraus. Unter dieser dogmatischen Bedingung hat diese Methode mit Wissenschaft nichts zu tun.

Deshalb räume ich ihr keine Chance ein, an den Universitäten Fuß zu fassen.

closs hat geschrieben:Das könnte man sogar stehen lassen, wenn man darunter reine nüchterne Sacharbeit verstehen würde, die sich inhaltliche Kontext-Interpretationen verbietet.
Wenn Du damit meinst, sie solle sich aus Glaubensfragen heraushalten, läufst Du bei ihr offene Türen ein. Aber das weißt Du ja selbst.

closs hat geschrieben:Aber Deine HKM ist eine rein weltanschauliche Veranstaltung - da liegt das eigentliche Problem. - Ich bin überzeugt, dass die HKM in der Praxis weit seriöser ist als das, was ihr hier zugeschustert wird.
Ich gehe davon aus, dass es sich bei den Theologen, die von einen Irrtum Jesu überzeugt sind (Konsens), um sehr seriöse Menschen handelt, die ihr Aufgabengebiet professionell und excellent beherrschen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Mt. 25,31
"Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit". Gott hat weder einen Thron noch einen Hintern dazu - das sind Erklärungs-Muster, damit es der einfache Mensch versteht.
Was Gott hat oder nicht hat, weiß niemand - auch Du nicht. Immerhin heißt es im Glaubensbekenntnis von Jesus: "...sitzend zur Rechten Gottes..." Auch in verschiedenen Szenen in der Offenbarung thronen Vater und Sohn nebeneinander.

Aber eigentlich ging es ja um die Frage, wo nach der Auffassung Jesu das Gericht über die Völker stattfindet. Da der richtende Menschensohn für alle sichtbar in Begleitung von Engelscharen mit den Wolken herabkommt, dürfte sich die Frage erübrigt haben.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#312 Re: Dogmen

Beitrag von Münek » Di 23. Aug 2016, 00:43

2Lena hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Jesu eklatanter Irrtum beweist, dass er ein gewöhnlicher, irrtumsfähiger Mensch war.
Ist falsch rum angezogen und tut ziemlich weh ...
Irrtumsfähiger Müneki, kannst ganz leicht Wasser in Wein verwandeln, gell?
Ich will nicht zu viel verraten: Ich habe es vor knapp 2000 Jahren auf Bitten meiner Mutter auf einer Hochzeit in Kana versucht. Da ist es mir trotz meiner Irrtumsfähigkeit noch locker gelungen.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#313 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Di 23. Aug 2016, 01:06

Münek hat geschrieben:Bisher hatte ich es hier im Forum neben der etablierten Standardmethode (HKM) nur mit der sog. "kanonischen Exegese" zu tun. Diese setzt allerdings eine Glaubensentscheidung des Exegeten voraus. Unter dieser dogmatischen Bedingung hat diese Methode mit Wissenschaft nichts zu tun.
Auch wenn Du es nicht wahrhaben willst: JEDER methodische Ansatz ist eine Setzung, die system-immanent dogmatischen Charakter hat. - Deine Unterscheidung ist künstlich.

Münek hat geschrieben:Ich gehe davon aus, dass es sich bei den Theologen, die von einen Irrtum Jesu überzeugt sind (Konsens), um sehr seriöse Menschen handelt
Zumindest meistens. - Ich kenne übrigens Theologen, die sagen, dass sie nach den Vorgaben der HKM ebenfalls zum Ergebnis "Jesus hatte eine Naherwartung" kommen würden - dies aber aus übergeordneten Gründen (= andere Perspektive) ausschließen.

Echte Wissenschafts-Profis wissen, dass jeder Ansatz in seinem Sinne präjudizierend ist - deshalb vergleicht man unterschiedliche Ansätze. - Oft gibt es dabei eine Übereinstimmung - manchmal aber halt nicht.

Münek hat geschrieben:Immerhin heißt es im Glaubensbekenntnis von Jesus: "...sitzend zur Rechten Gottes..."
Natürlich - das ist eine Bildsprache. - Nochmals: Gott ist Geist (steht ebenfalls in der Bibel) - er hat keinen Hintern, mit dem er sich auf einen Thron setzen könnte.

Münek hat geschrieben:Aber eigentlich ging es ja um die Frage, wo nach der Auffassung Jesu das Gericht über die Völker stattfindet.
In der Apokalypse ist es so dargestellt - ja. Aber meinst Du ernsthaft, das sei naturalistisch gemeint? - Wenn ja, bist Du in guter Gesellschaft mit fundamentalistischen Kreisen innerhalb des Christentums.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#314 Re: Dogmen

Beitrag von Münek » Di 23. Aug 2016, 01:35

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Bisher hatte ich es hier im Forum neben der etablierten Standardmethode (HKM) nur mit der sog. "kanonischen Exegese" zu tun. Diese setzt allerdings eine Glaubensentscheidung des Exegeten voraus. Unter dieser dogmatischen Bedingung hat diese Methode mit Wissenschaft nichts zu tun.
Auch wenn Du es nicht wahrhaben willst: JEDER methodische Ansatz ist eine Setzung, die system-immanent dogmatischen Charakter hat. - Deine Unterscheidung ist künstlich.
Das Thema ist nicht "Setzung", sondern die Wissenschaftlichkeit exegetischer Methoden. Diese muss in jedem Einzelfall überprüft werden.

Wird der Exeget zu bestimmten kirchlich-dogmatischen Annahmen verpflichtet, ist die Auslegungsmethode raus aus der Wissenschaft.

closs hat geschrieben:Ich kenne übrigens Theologen, die sagen, dass sie nach den Vorgaben der HKM ebenfalls zum Ergebnis "Jesus hatte eine Naherwartung" kommen würden - dies aber aus übergeordneten Gründen (= andere Perspektive) ausschließen.
Jeder wie er mag. Welche Schlussfolgerungen jemand aus den Ergebnissen der historisch-kritischen Forschung für sich zieht, bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#315 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Di 23. Aug 2016, 07:36

Münek hat geschrieben:Das Thema ist nicht "Setzung"
Doch - dass Du es nicht erkennst, ist exakt das Problem. Denn damit bist du Deinem Weltbild unreflektierend ausgeliefert.

Münek hat geschrieben:Welche Schlussfolgerungen jemand aus den Ergebnissen der historisch-kritischen Forschung für sich zieht, bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen.
Die Frage lautet: Kann der Mensch aus verschiedenen Perspektiven denken oder ist er fixiert auf ein einziges Modell? - Natürlich ist auch die kirchliche Theologie auf EIN perspektivisches Modell fixiert - aber sie macht deutlich, dass es ihr bewusst ist, indem sie es als "Glaubensentscheidung" bezeichnet.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#316 Re: Dogmen

Beitrag von Pluto » Di 23. Aug 2016, 08:25

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das Thema ist nicht "Setzung"
Doch - dass Du es nicht erkennst, ist exakt das Problem. Denn damit bist du Deinem Weltbild unreflektierend ausgeliefert.
Du machst den Fehler von deinem Weltbild auf andere zu schließen.
Dass du für DEIN Weltbild auf Setzungen angewiesen bist, wissen wir. Aber in der Wissenschaft werden Setzungen nicht gebraucht.

closs hat geschrieben:Natürlich ist auch die kirchliche Theologie auf EIN perspektivisches Modell fixiert - aber sie macht deutlich, dass es ihr bewusst ist, indem sie es als "Glaubensentscheidung" bezeichnet.
Siehst du.... Wissenschaft braucht nicht einmal das.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#317 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Di 23. Aug 2016, 08:39

Pluto hat geschrieben:Aber in der Wissenschaft werden Setzungen nicht gebraucht.
Das ist genau der Irrtum, der um so tragischer ist, dass er zur Selbst-Immunisierung führt ("Wieso? Wir haben doch keine Setzungen").

Und damit präsentieren wir im Forum im Kleinen, was auch im Großen passiert: Zwei gegenüberliegende Glaubens-Systeme, die nicht vereinbar sind.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#318 Re: Dogmen

Beitrag von Pluto » Di 23. Aug 2016, 08:44

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber in der Wissenschaft werden Setzungen nicht gebraucht.
Das ist genau der Irrtum, der um so tragischer ist, dass er zur Selbst-Immunisierung führt.
Ist kein Irrtum.
Wissenschaft ist eine empirische Disziplin und kommt ohne Setzung aus. Um es zu verstehen, muss man allerdings ideologische Weltbilder beiseite legen.

closs hat geschrieben:("Wieso? Wir haben doch keine Setzungen").
Nenne mir doch die Setzungen der Wissenschaft, und ich zeige dir worin der Irrtum liegt.

closs hat geschrieben:Und damit präsentieren wir im Forum im Kleinen, was auch im Großen passiert: Zwei gegenüberliegende Glaubens-Systeme, die nicht vereinbar sind.
Gehe davon aus, dass erfolgreiche Wissenschaft auf Empirie gründet. Wo bleibt da noch Raum für ein Glaubens-System?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 832
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

#319 Re: Dogmen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Di 23. Aug 2016, 10:45

sven23 hat geschrieben:Sicher nicht von allen, aber manche geben die Hoffnung bis heute nicht auf. ;)
Gibts da namenhafte Vertreter ?

Pluto hat geschrieben:Gehe davon aus, dass erfolgreiche Wissenschaft auf Empirie gründet. Wo bleibt da noch Raum für ein Glaubens-System?
Dann ist die HKM mit ihren Quellen Hypothesen aber sicher nicht als erfolgreich zu bezeichnen.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#320 Re: Dogmen

Beitrag von Pluto » Di 23. Aug 2016, 10:48

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Gehe davon aus, dass erfolgreiche Wissenschaft auf Empirie gründet. Wo bleibt da noch Raum für ein Glaubens-System?
Dann ist die HKM mit ihren Quellen Hypothesen aber sicher nicht als erfolgreich zu bezeichnen.
Natürlich fordert deine Weltanschauung diese Antwort.
Ich weise sie aber zurück, es sei denn du kannst konkrete Beispiele nennen, dass es so ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten