Ich verstehe.Janina hat geschrieben:Widerlegen lässt sich dabei nichts, da es auch nichts zu beobachten gibt. Es ist immer noch nur Interpretation.PeB hat geschrieben:Ich dachte, dies sei die gängige Lehrmeinung und die Gegenposition sei widerlegt.Janina hat geschrieben:Stop! Das ist eine fatale Fehldeutung und widerspricht der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik.
Die K.D. besagt: Das Betragsquadrat der Wellenfunktion ist die Wahrscheinlichkeit.
Eine Wahrscheinlichkeit ist eine statistische Größe.
Eine statistische Größe kann nicht auf Einzelereignisse reagieren. Eine Kollaps aber wäre genau das, eine Reaktion auf ein Einzelereignis.
Das Beispiel zeigt, wie schlecht wir von widersprüchlichen Vorstellungen lassen können.
Was hier also eigentlich "kollabiert" - wenn man das so sagen kann - ist das statistische Verteilungsmuster. Das Einzelphoton trifft dagegen IMMER an einer zufälligen Stelle auf dem Schirm indeterminiert auf, unabhängig davon, ob es gemessen wurde oder nicht. Was sich ändert ist lediglich die statistische Aufenthaltswahrscheinlichkeit, die ohne Messung eine Interferenz und mit Messung eine gauss'sche Verteilung zeigt.
Weil wir uns - glaube ich - einig sind, dass in der physikalischen Terminologie der Begriff der "Beobachtung" primär die Bedeutung von "Messung" besitzt. Mir geht es ebenso wenig um den Wahrnehmungsbegriff. Der steht auf einem ganz anderen Blatt und ist sekundär in dieser Betrachtung.Janina hat geschrieben:Das habe ich nicht bewusst unterschieden. Wüsste auch nicht wieso.SilverBullet hat geschrieben:Auch wenn du hier eher auf „das Nicht-Kollabieren“ abzielst, so fällt auf, dass du von Messung sprichst und nicht den Wahrnehmungsbegriff „Beobachtung“ aufgreifst.
Ja, da stimme ich zu. Esoterisch wird es dann, wenn eine Deutung keine ausreichende wissenschaftliche Begründung hat.Janina hat geschrieben:Das weiß ich nicht. Immerhin ist Wahrscheinlichkeit unabhängig von punktueller Beobachtung von Einzelereignissen. Allerdings bilden sehr viele Einzelereignisse wiederum eine belastbare Wahrscheinlichkeit. Aber ich glaube ich weiß was du meinst: Wenn es anfängt esoterisch zu klingen, ist es daneben.SilverBullet hat geschrieben:Kann man damit die unsägliche Suggestion von „Wahrnehmung (im Sinne von: Bewusstsein) verursacht Existenz“ entsorgen
https://de.wikipedia.org/wiki/Esoterik
Esoterik (von altgriechisch á¼ÏƒÏ‰Ï„εÏικός esÅterikós ‚innerlich‘, dem inneren Bereich zugehörig‘) ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich ist, im Gegensatz zu Exoterik als allgemein zugänglichem Wissen. Andere traditionelle Wortbedeutungen beziehen sich auf einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg, etwa synonym mit Mystik, oder auf ein „höheres“, „absolutes“ Wissen.
Hier geht es aber um etwas anderes - was man auch mir zugestehen darf, sofern man keine Vorurteile gegen mich hegt, nur weil ich kein Atheist bin.
Hier geht es um die Änderung eines Versuchsergebnisses, abhängig vom Vorgang der Messung. Ich glaube, es ist sowohl von naturwissenschaftlichem als auch von philosophischem Interesse, in welcher Art hier eine Wechselwirkung zwischen Beobachtung/ Messung und dem gemessenen Vorgang stattfindet. Wenn ausgesagt werden kann, dass jeweils bei einer Messung eines Vorgangs der Vorgang selber dadurch beeinflusst wird, muss man sich Gedanken darüber machen, inwieweit diese Beeinflussung statistisch relevant bezüglich der wissenschaftlichen Aussage zum gemessenen Vorgang ist.
Anders gefragt - und das ist keine Esoterik, sondern eine wissenschaftlich begründbare Frage: inwieweit, bzw. bis zu welchem Grad, können wir uns auf die Messung als Grundlage unserer Erkenntnis von Wirklichkeit verlassen, wenn wir feststellen müssen, dass die Messung selbst das Messergebnis beeinflusst?
Das ist ein Phänomen, auf das die Naturwissenschaften erst jetzt - nachdem sie sehr weit in die Tiefe gehen mussten - stoßen, das aber in den Geisteswissenschaften schon seit jeher ein Problem und ein wissenschaftlicher Konflikt ist: inwieweit beeinflusst die subjektive Untersuchung das Objekt der Untersuchung?
Ein populäres Beispiel dafür ist das angebliche "Dogon-Rätsel", wonach dieser afrikanische Stamm in Mali eine mutmaßliche Herkunftslegende vom (optisch nicht am Nachthimmel erkennbaren) Stern Sirius B erzähle.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dogon
Tatsächlich kann aber nachgewiesen werden, dass hier die "Messung" das Messergebnis beeinflusst hat:
"Detaillierte Nachforschungen von Markus Pössel und Klaus Richter zum Sirius-Rätsel der Dogon ergaben, dass es kein Sirius-Rätsel bei den Dogon gibt. Der belgische Ethnologe Walter van Beek hatte durch jahrelange Studien bei den Dogon herausgefunden, dass Marcel Griaule die Befragung der Dogon methodisch fehlerhaft durchgeführt und so Informationen bei den Dogon suggeriert hat."
Was ich an diesem Beispiel zeigen möchte, ist nicht etwa eine Gleichsetzung von Geistes- und Naturwissenschaften; da gibt es völlig unterschiedliche Forschungsmethoden. Sondern ich will darauf hinweisen, dass in den Geisteswissenschaften das Problem der Beeinflussung bekannt ist und ein wesentlicher Bestandteil geisteswissenschaftlicher Forschung daher auch die Quellenkritik ist. Womöglich brauchte es zukünftig auch in den Naturwissenschaften einen entsprechenden quellenkritischen Ansatz.