Gottes Name

Rund um Bibel und Glaube
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1Johannes4
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#111 Re: Gottes Name

Beitrag von 1Johannes4 » Sa 15. Jul 2017, 11:31

Hallo Erich,

Erich hat geschrieben:Du bestreitest also, dass über dem Haupt Jesu am Kreuz die Wahrheit stand?
Mir ist die Aussage der Henker Jesu nicht gut genug um darauf eine Argumentation zu begründen - insbesondere auch weil diejenigen Jesus verspotteten.

Erich hat geschrieben:Es stand über dem Haupt Christi nämlich sein Name in drei Sprachen, hebräisch, lateinisch und griechisch, geschrieben:
Jeschua (hebräisch: יֵשׁוּעַ ješûa') - IÄ“sous (griechisch: Ἰησοῦς) - Jesus (lateinisch: Iesus)

Naja - im Johannes-Evangelium kann ich zwar lesen, dass es in drei Sprachen geschrieben wurde, aber nicht wie es in den drei Sprachen gelautet hat. Kannst Du belegen, dass der hebräische Name Jesu im Hebräischen "Jeschua (hebräisch: יֵשׁוּעַ ješûa')" gewesen sein muss?

Erich hat geschrieben:Hat da Jesus oder irgendein Apostel widersprochen?
Mit einer solchen Argumentationsführung kannst Du vielleicht Kinder beeindrucken, aber es ist keineswegs so, dass in der Bibel jede Falschaussage mit einem ausdrücklichen Widerspruch beantwortet würde. Ein Beispiel bei Paulus:
Apostelgeschichte 28, 1 - 6 (Elberfelder) hat geschrieben:1 Und als wir gerettet waren, da erfuhren wir, dass die Insel Melite1 heiße. 2 Die Eingeborenen2 aber erwiesen uns eine nicht gewöhnliche Freundlichkeit, denn sie zündeten ein Feuer an und nahmen uns alle zu sich wegen des eingetretenen Regens und wegen der Kälte. 3 Als aber Paulus eine Menge Reisig zusammenraffte und auf das Feuer legte, kam infolge der Hitze eine Giftschlange heraus und hängte sich an seine Hand. 4 Als aber die Eingeborenen3 das Tier an seiner Hand hängen sahen, sagten sie zueinander: Jedenfalls ist dieser Mensch ein Mörder, den Dike4, obschon er aus dem Meer gerettet ist, nicht leben lässt. 5 Er nun schüttelte das Tier in das Feuer ab und erlitt nichts Schlimmes. 6 Sie aber erwarteten, dass er anschwellen oder plötzlich tot hinfallen werde. Als sie aber lange warteten und sahen, dass ihm nichts Ungewöhnliches geschah, änderten sie ihre Meinung und sagten, er sei ein Gott.
Weder heißt es in der Bibel, dass Paulus widersprochen hätte als diese Leute meinten er müsse ein Mörder sein, noch als diese Leute meinten, er sei ein Gott. Das Ausbleiben eines Widerspruches bzw. das Ausbleiben der entsprechenden Überlieferung dessen bedeutet also keineswegs, dass eine Aussage deswegen stimmen müsse.

Erich hat geschrieben:Außerdem, zum X-ten Mal: JHWH = Jesus!
An Pfingsten erklärte Petrus in Erfüllung mit dem Heiligen Geist:
Apostelgeschichte 2, 22 - 24 (Elberfelder) hat geschrieben:22 Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazoräer9, einen Mann, der von Gott euch gegenüber erwiesen worden ist durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst - 23 diesen Mann, der nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes hingegeben worden ist, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht. 24 Den hat Gott auferweckt, nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich war, dass er von ihm behalten würde.
Petrus erklärt ausdrücklich, dass Gott durch Jesus wirkte, nicht aber, dass Jesus Gott sei. Gott ist derjenige, der Jesus aus den Toten auferweckte.

Erkläre doch mal, wie diese Aussage des Petrus mit Deinen Äußerungen vereinbar sein soll.

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

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Thaddäus
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#112 Re: Gottes Name

Beitrag von Thaddäus » Sa 15. Jul 2017, 11:58

Pluto hat geschrieben:
Ziska hat geschrieben:Hallo Erich!
Warum sagst du zum Sohn Gottes "Jesus"? Warum sprichst du ihn so aus?
Weißt du denn nicht, dass er Jehoshua oder Jeshua heißt?
Rechtfertigt damit den Namen "Jehova" für den Vater?
Nein, die Aussprache "JEHOVA" rührt von einem Missverständnis her. Da das Tetragramm JHWH als heiliger Name von gläubigen Juden nicht ausgesprochen werden sollte, wurden im masoretischen Text des AT die Vokale der alternativen Gottesnamen "Elohim" und "Adonai" genommen und als Punkte bzw. Striche (= Punktation) unter bzw. in das Tetragramm gesetzt (im Hebräischen schreibt man nur Konsonanten und setzt bei Bedarf die Vokale in dieser Form. Deshalb finden sich im hebräischen AT-Text unterschiedliche Vokalisationen des Tetragramms:
יְהוָה (Jehwáh)
יְהוִה (Jehwíh)
יְהֹוָה (Jehowáh)
יְהֹוִה (Jehowíh)

Der Leser des Textes wusste natürlich, dass JHWH an diesen Stellen mit der Punktation von Elohim und Adonai versehen worden ist, damit er statt "Jahwe" eben Elohim oder Adonai aussprechen sollte, denn die durften ausgesprochen werden. "Jehova" wurde gerade nicht ausgesprochen, da in dieser Aussprache ja immer noch die Konsonaten des heiligen Tetragramms, also des unaussprechbaren Gottesnamens, enthalten waren. Auch das wäre blasphemisch gewesen. So halten es die Juden meines Wissens auch heute noch. In der christlichen Tradition wurde diese Eigenart des masoretischen Textes allerdings vergessen und so kam es zu dem Missverständnis. Die Aussprache "Jehova" gab es nicht.

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Andreas
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#113 Re: Gottes Name

Beitrag von Andreas » Sa 15. Jul 2017, 12:39

Thaddäus, weißt du eine Quelle, der man entnehmen kann, seit wann die Juden JHWH nicht mehr aussprechen durften? Die Punktation der Masoreten (?) ist sehr spät eingeführt worden. Daraus darf man vermutlich nicht schließen, dass das Aussprechen des Namens "immer schon" verboten gewesen wäre. Wie war das vor dem Exil? Weiß man da was genaues?

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Thaddäus
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#114 Re: Gottes Name

Beitrag von Thaddäus » Sa 15. Jul 2017, 14:40

Andreas hat geschrieben:Thaddäus, weißt du eine Quelle, der man entnehmen kann, seit wann die Juden JHWH nicht mehr aussprechen durften? Die Punktation der Masoreten (?) ist sehr spät eingeführt worden. Daraus darf man vermutlich nicht schließen, dass das Aussprechen des Namens "immer schon" verboten gewesen wäre. Wie war das vor dem Exil? Weiß man da was genaues?
Leider kann man das praktisch nicht mehr rekonstruieren, weil es keinerlei direkte Zeugnisse dafür gibt, wann genau JHWH nicht mehr ausgesprochen werden durfte. Aber HIER findet sich ein ganz brauchbarer Überblick. Der deckt sich ungefähr nur viel kürzer mit dem was man in "Michael Tilly, Wolfgang Zwickel; Religionsgeschichte Israels. Von der Vorzeit bis zu den Anfängen des Christentums, WBG, 2011" dazu findet.

Die ältesten Nennungen des Namens "Jahwe" finden sich auf zwei ägyptischen Ortsnamenlisten (aus Soleb [Sudan] und Amara West) in ägyptischer Schreibweise (hieroglyphic phrase: t3 sh3sw ya-h-wa) aus der Zeit Amenophis III. (1390-1352 v.Chr.) und als Abschrift aus der Zeit Ramses II: (1279-1213 v.Chr). Die Listen nennen die Länder der Schasu-Nomaden, offenbar Gebiete des Ostjordanlandes und des Libanon. Die ägyptische Phrase wird mit "Land der Schasu-Nomaden von Jahwe" übersetzt. Wo aber ursprünglich die Heimat des Gottes Jahwe lag, bleibt unklar. Ziemlich sicher war er aber ursprünglich ein Gott von Nomaden und kein Kulturland- oder Stadtgott. Wann das Volk (bzw. Stamm) der Isra-el-iten, die ja noch den Götternamen El in ihrem Namen tragen, den Kriegsgott El gegen den Berg und Wettergott (vgl. Ri. 5,4f.) Jahwe austauschten ist ebenfalls nicht ganz klar. Der Aufstieg Jahwes zu einem National-Gott (neben noch anderen) muss aber zur Zeit Davids (ca. 1000 v.Chr.) stattgefunden haben, zu dessen etwa 400 bis 600 Männer umfassenden Kämpfertruppe etliche Vetraute gehörten, die Jahwe-haltige Personennamen tragen (Benaja, Joa, Joschafat etc.). Zu dieser Zeit durfte Jahwe mit Sicherheit noch ausgesprochen werden.

Vermutlich wird die Betonung der Heiligkeit des Tetragramms und der damit verbundene Verzicht auf das Aussprechen entweder zur Zeit Josias (640 bis 609 v. Chr.) gewesen sein, der den Jahwe-Kult durchsetzte (und andere unter den Israeliten verbreitete Gottheiten entfernen ließ) oder das geschah erst nach der Rückkehr der israelischen Eliten aus der babylobischen Gefangenschaft (ab 539 v.Chr.), was den Jahwe-Kult noch einmal erheblich als monotheistischen Jahwe-Allein-Kult radikalisierte, was man weiß, weil aus der Zeit nach der Rückkehr der Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft keinerlei Statuen und Statuetten anderer Gottheiten in Israel mehr gefunden wurden, vor dem babylonischen Exil sind solche Funde aber zahlreich. Zu diesem Zeitpunkt standen in so gut wie jedem israelitischen haushalt kleine Figuren anderer Götter, zu denen ebenfalls gebetet wurde.

Hemul
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#115 Re: Gottes Name

Beitrag von Hemul » Sa 15. Jul 2017, 15:52

An alle Spitzbuben und Spitzbuben-Damen die den Namen Gottes genau wie der vorletzte kathl. "HEILIGE VATER" verschwinden lassen möchten:
http://www.kath.net/news/20590
‚… den Namen Gottes nicht aussprechen
Vatikan: Der alttestamentliche Gottesname, das Tetragramm "JHWH", soll aus Respekt vor der jüdisch-christlichen Tradition in der katholischen Liturgie nicht mehr ausgesprochen werden.
Vatikan (kath.net) Der hebräische Gottesname „Jahwe“ soll nicht mehr in Liedern oder Texten für den Gottesdienst vorkommen. Dieses Anliegen aus dem Vatikan teilte der zuständige US-Bischof für Liturgiefragen, Arthur J. Serratelli von Paterson (Bundesstaat New Jersey) seinen Mitbrüdern vergangenen Freitag mit, wie CNS am Mittwoch berichtete.Dass die Kirche also vermeidet, das Tetragramm des Gottesnamens auszusprechen, hat seine Gründe: Außer einem bloß philologischen Motiv geht es auch darum, der kirchlichen Tradition treu zu bleiben, dass von Anfang an das heilige Tetragramm in christlichem Kontext weder ausgesprochen noch übersetzt … wurde.“
:thumbdown:
Was nicht nur mir sondern auch dem Gott der Bibel nachweislich wie es aus Jeremia 23:26+27 unmissverständlich ersichtlich ebenfalls immer noch die Zornesröte ins Gesicht treibt:
26 Wie lange soll das noch gehen? Haben diese Propheten, die Lügen verbreiten und ihre Hirngespinste als Weissagung ausgeben, etwa im Sinn, 27 meinen Namen bei meinem Volk in Vergessenheit zu bringen, so wie ihre Vorfahren mich über dem Baal vergaßen? Ist das ihre Absicht, wenn sie einander ihre Träume erzählen?
Ein ganz besonders devoter hiesiger Spitzbube ging um den Namen Gottes verschwinden zu lassen sogar so weit-vorsätzlich die Bibel zu fälschen. :thumbdown: Bei Bedarf kann dafür der Beweis erbracht werden-gelle Erich? ;) Aber zurück zu den nicht ganz so devoten Buben und Mädchen. Glaubt ihr denn wirklich, dass der Gott der Bibel nicht dazu fähig ist- seinen Anbetern seinen wirklichen Namen kenntlich zu machen? Ihnen diesen nicht durch seinen Geist zu offenbaren wie dieser geschrieben und ausgesprochen wird? :shock: Vor allen vor dem Hintergrund, dass sein Sohn Jesus-Christus gem. Matthäus 6:9 die Heiligung des Namens seines größeren Vaters im sogenannten "Vater Unser" allen anderen Dingen voranstellte:
Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.
Welchen Namen sollte ein Christ denn heiligen? Der Name Jesus kann es doch unmöglich sein, denn Jesus ist nicht gleichzeitig sein eigener Vater. Es kann doch nur derjenige sein, der sich wie von Petrus in Apostelgeschichte 15:14+15 prophezeit ein Volk für seinen eigenen persönlichen Namen erwählen würde:
13 Danach, als sie schwiegen, antwortete Jakobus und sprach: Ihr Männer, liebe Brüder, hört mir zu! 14 Simon hat erzählt, wie zuerst Gott darauf geschaut hat, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen zu gewinnen. 15 Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht (Amos 9,11-12):
Da sich der Apostel Petrus hier auf Amos 9:11+12 bezieht kann auch hier unmöglich Jesus gemeint sein:
11 "An dem Tag werde ich die eingefallene Hütte Davids wieder aufrichten. Ihre Risse mauere ich zu, und ihre eingestürzten Wände ziehe ich neu hoch, sodass sie dasteht wie seit uralter Zeit. 12 Dann werden die Israeliten den Rest von Edom in Besitz nehmen und alle Nachbarländer, über denen mein Name ausgerufen war", spricht Jahwe, der es auch tun wird.
Und dass der Gott der Bibel nicht fähig sein sollte seinen Anbetern zu offenbaren wie sein Name richtig ausgesprochen wird-mag jemand glauben der sich seinen Schlüpfer über seine Birne (Erich?) anzieht, ich persönlich kann und werde es niemals glauben.
Zuletzt geändert von Hemul am Sa 15. Jul 2017, 16:24, insgesamt 2-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Andreas
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#116 Re: Gottes Name

Beitrag von Andreas » Sa 15. Jul 2017, 16:21

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Thaddäus hat geschrieben:Leider kann man das praktisch nicht mehr rekonstruieren, weil es keinerlei direkte Zeugnisse dafür gibt, wann genau JHWH nicht mehr ausgesprochen werden durfte.
Sieht wohl so aus. Ich suche da schon seit längerem eine Antwort, weil ich diese Behauptung nicht ungeprüft glauben will. Außerdem ist da immer von "den Juden" die Rede. Das Nordreich Israel waren ja gerade nicht "die Juden" des Südreichs, hatten aber dem AT zu folge den selben Gott, wenn auch keinen Tempel sondern zwei Kultstätten, was von "den Juden" als verwerflich angesehen wurde. Die vorexilischen "geschichtlichen" Darstellungen des AT sind aus historischer Sicht eh nur mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Thaddäus hat geschrieben:Aber HIER findet sich ein ganz brauchbarer Überblick.
Der Artikel des Bibellexikons war mir bekannt, trotzdem Danke. Die Verweise in das AT halte ich allerdings nicht für sehr überzeugend.
Ex 20,7 Einheitsübersetzung hat geschrieben:Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Fußnoten zu Ex 20,7:
Menge: A) Genauer: mit Unwahrhaftigkeit aussprechen.
Elberfelder 2006: A) o. zu Falschem; o. zu Lügenhaftem
Septuaginta Deutsch: a) für Nichtiges verwenden: wörtlich für Nichtiges (auf die Lippen) aufnehmen.
Das deckt sich sinngemäß mit:
Ex 20,7 Die Schrift, Buber/Rosenfeld hat geschrieben:Trage nicht
SEINEN deines Gottes Namen
auf das Wahnhafte,
denn nicht straffrei läßt ER ihn,
der seinen Namen auf das Wahnhafte trägt.
Kommentare:
Stuttgarter Erklärungsbibel hat geschrieben:Der Name Gottes (->HERR) wird angerufen im Gebet, aber auch zur Bekräftigung einer Aussage vor Gericht oder im täglichen Leben (vgl. Rut 3,13; 1Sam 19,6; 20,21; 2Sam 12,5; 14,11) – und er wird missbraucht, wo dies in betrügerischer Absicht geschieht. Die christliche Auslegung findet hier vor allem das gedankenlose Fluchen, d.h. den Missbrauch des Gottesnamens als Schimpfwort, angesprochen.
Stuttgarter AT/NT, Zenger hat geschrieben: Die sprachliche Form der nun folgenden Gebote ist in Abhängigkeit zur Eröffnung formuliert. Es sind im Kern für die Zukunft formulierte Aussagen, die als Fortsetzung zur Eröffnung auch durch »du wirst nicht …« wiedergegeben werden können. Der starke Verbotscharakter der Sätze entsteht im Hebräischen wie im Deutschen erst durch die besondere Betonung der futurischen Aussagesätze.
...
Gottes Namen … Eng mit dem Bilderverbot zusammen hängt das Namensmissbrauchsverbot, denn oft übernimmt im Altertum der Name einer Gottheit eine ähnliche Funktion wie deren Bild. Namen gehören auch zu Bildern, denn erst durch einen Götternamen wird ein Kultbild ansprechbar und durch ihren Namen kann eine Gottheit auch in magisch-rituellen Praktiken habhaft gemacht werden. Bei der Moseberufung ist das Besondere des Gottesnamens schon angeklungen (3,14), doch nach der Sünde des Volkes steht bei der Bundeserneuerung die Namensoffenbarung (34,6ff) im Mittelpunkt. Dort erweist sich, dass der Name mit der einzigartigen Beziehung von Israel und JHWH zu tun hat. Das Namensmissbrauchsverbot zielt nicht darauf ab, Gott zu schützen, sondern den Menschen, indem es ihn vor einem leichtfertigen Umgang mit Gott warnt. Wenn die jüdische Tradition dem Missbrauch des Gottesnamens dadurch zu begegnen sucht, dass sie ihn auszusprechen ganz untersagt, dann führt sie die Intention des Verbotes konsequent weiter.
Alles gut und schön. Unterm Strich kann ich da noch kein generelles Verbot den Namen JHWH auszusprechen erkennen.

Was den dort erwähnten Psalmvers angeht:
Psalm Ps 30,9 Luther 84 hat geschrieben:Zu dir, HERR, rief ich, und zum Herrn flehte ich:
Laut Strongcodierung meines Bibelprogramms steht dort für beide - HERR und Herrn - im hebr. JHWH.
Sehe ich mir allerdings den hebräischen Text der BHS an, erkenne ich nur ein JHWH eindeutig. Den Namen Gottes JHWH am Anfang des Verses kann ich erkennen. Da ich aber nicht hebräisch lesen kann, müsste das jemand checken der da Firm ist, denn am Ende des Verses könnten auch noch zwei "He" nahe bei einander stehen, könnten aber auch zwei "Chet" sein. Ich kann's nicht gut erkennen, weil es so klein ist. Wenn die Übersetzung oben stimmt, müsste das Herrn wohl ein adon oder Adonai sein.
Über die Aussprache gibt dieser Vers keine Auskunft, ich verstehe ihn aber in beiden möglichen Fällen eher so, dass man den Nahmen JHWH gerufen hat.

Der Hinweis auf den Papyrus Amherst 63 führt auch in Leere, wenn stimmt was bei Wikipedia darüber steht.
Einige der enthaltenen Texte gehen möglicherweise auf Vorstufen zurück, die am Heiligtum in Bethel tradiert wurden. Für die Bibelwissenschaft interessant ist, dass in Kolumne 12,11-19 offenbar ein mit Psalm 20 verwandter poetischer Text enthalten ist. Ob darin der Gottesname Yaho erwähnt wird, ist aufgrund der Entzifferungsprobleme des Demotischen an den betreffenden Stellen umstritten.
Wobei Bethel eine der beiden Kultstätten des Nordreichs Israel ist, die von den Juden des Südreichs verachtet wurden.

Lexikon Bibelwissenschaft, Jahweh hat geschrieben:Aussprechen durfte den Gottesnamen nach jüdischer Überlieferung nur der Hohepriester am Versöhnungstag, wobei der laute Gesang der levitischen Priester dies akustisch überdeckte. Mit der Tempelzerstörung im Jahr 70 n. Chr. endete auch diese Praxis im Judentum. Die → Samaritaner haben immer noch die Tradition, dass die Aussprache des Tetragramms als ein Geheimnis durch die Hohenpriester vom Vater auf den Sohn weitergegeben wird (Rösel 2000, 5-8). Im modernen Judentum hat sich die Idee der Heiligkeit des Namens auf das appellative Nomen „Gott“ ausgeweitet. Deswegen schreibt man im Englischen z.B. G’d oder G-d, im Deutschen G’tt.
Hier ist zuerst wieder von jüdischer Überlieferung die Rede und unten von der Ausweitung auf den Ausdruck "Gott" im modernen Judentum. Dazwischen die Samaritaner, deren Verhältnis zu den Juden erst schlecht, dann in der Zeit der Makkabäer relativ gut war und später wieder bis zum heutigen Tag schlecht ist.

Also mich überzeugt das alles nicht, dass der Name JHWH "immer schon" nicht ausgesprochen wurde. Ich stufe das für mich bis auf weiteres als dogmatische Parole ein, die man nur oft genug wiederholt hat, bis sie sich in den Köpfen festsetzte.

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Thaddäus
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#117 Re: Gottes Name

Beitrag von Thaddäus » Sa 15. Jul 2017, 16:50

Andreas hat geschrieben: Also mich überzeugt das alles nicht, dass der Name JHWH "immer schon" nicht ausgesprochen wurde. Ich stufe das für mich bis auf weiteres als dogmatische Parole ein, die man nur oft genug wiederholt hat, bis sie sich in den Köpfen festsetzte.
Dass der Name JHWH immer schon nicht ausgesprochen wurde, ist ohnehin mit Sicherheit falsch. Andererseits gibt es aber spätestens seit dem masoretischen Text die künstliche Punktierung des Tetragramms mit den Vokalen von Adonai und Elohim, was wenig Sinn ergibt, wenn man JHWH als Jahwe ausgesprochen hätte. Es ist nicht ungewöhnlich in den Religionen, dass sich um die Namen Gottes sprachmagische Vorstellungen entwickelt haben. So gibt es in der Mystik des Islam die 99 schönen Namen ALLAHS, deren jeder eine besondere Eigenschaft Allahs zum Ausdruck bringt, und der Gläubige kann sich diese aneignen, wenn er sie ausspricht im Gebet. Und wenn jemand den 100en schönen Namen Allahs ausspricht, den niemand kennt, dann wird die Welt vergehen. Sogar im Deutschen gibt es noch umgangssprachliche sprachmagische Redeweisen. Z.B. "Beschreie es nicht!", was offenbar zum Ausdruck bringt, dass man ein Unheil nicht bennen sollte, damit es nicht eintritt. Im jüdischen Golem-Mythos wird der Prager Golem, der ja nur aus Ton, glaube ich, besteht, dadurch zum Leben erweckt, dass man ihm das hebräische Wort für "leben" in die Stirn ritzt usw. Verbote, den Namen des Gottes auszusprechen gibt es in mehreren Religionen und ist wohl nichts Ungewöhnliches. Was stört dich denn an diesem letztlich sprachmagischen Verbot?

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#118 Re: Gottes Name

Beitrag von Andreas » Sa 15. Jul 2017, 17:27

Thaddäus hat geschrieben:Was stört dich denn an diesem letztlich sprachmagischen Verbot?
Nichts.
Sollen die Samaritaner und Juden das so halten, wenn sie es wollen. Ich glaube ja nicht an Magie und auch nicht an die magischen Praktiken und Rituale der christlichen Kirchen, auch wenn sie das natürlich anders nennen.

Mich stört es, wenn mit diesem "die Aussprache des Namen Gottes war immer schon so ganz generell seit Mose Zeiten verboten" argumentiert wird. Denn damit macht man eigentlich genau das, was in Ex 20,7 tatsächlich verboten wird: den Namen Gottes zu missbrauchen indem man das JHWH lügenhaft, oder wahnhaft verwendet. Das ist halt ziemlich inkonsequent, gerade von den Leuten, die genau das tun und es selbst nicht mal checken, weil sie nur nachplappern, was sie irgendwo aufgeschnappt haben ohne es je ernsthaft zu hinterfragen.

Die Punktation durch die Masoreten entstand meines Halbwissens erst irgendwann im Mittelalter. 8. Jahrhundert hab ich im Ohr, kann mich aber irren. Davon wussten die Verfasser des AT rein gar nichts und deswegen ist dieses Argument schwach, damit das HERR oder das Jehova in deutschen Bibelübersetzungen zu begründen. Meines Wissens sind die Schriften vom Toten Meer nicht punktiert. Ich bestreite ja auch nicht, dass das kyrios statt dem Tetragrammaton seit der Septuaginta in Gebrauch ist, aber alt genug ist die Septuaginta auch wieder nicht, um das HERR zu begründen, dass die Verfasser hebräischer Texte ja bis heute nicht nutzten und nie genutzt haben. Man kann ja sehen, wie eigenartig nicht nur in diesem Thread argumentiert wird, wenn es um den Namen Gottes geht. Das ist ja grauenhaft.

Besonders die RKK macht ja mit den Bibeltexten die tollsten Verwirrspielchen. Offiziell gültig ist die lateinische Vulgata, übersetzt wir aus dem hebräischen Text, der aber alle Nase lang durch die griechische Septuaginta "korrigiert" wird. Aha. Wenns schee macht.

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Halman
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#119 Re: Gottes Name

Beitrag von Halman » Sa 15. Jul 2017, 21:04

DAS könnte interessant sein (oder auch nicht).
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#120 Re: Gottes Name

Beitrag von Hemul » Sa 15. Jul 2017, 21:16

Halman hat geschrieben:DAS könnte interessant sein (oder auch nicht).
Zwar nix neues-aber trotzdem sehr interessant. ;) Aber ob das auch den lieben Erich vom Hocker wirft wage ich ganz arg zu bezweifeln-gelle werter Don? :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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