Der Boom - die Wiederauflage - des pietistischen Christentums mit seinem Wörtlichlesen, und der Boolm von Fantasywelten, in die man abtauchen kann inklusive der Variante, dass man Fantasyromane wie naturwissenschaftliche Berichte erfundener Welten analysiert:ThomasM hat geschrieben:Interessant ist, dass es in unserer Zeit meines Erachtens eine regelrechte Sehnsucht nach Fiktion gibt. Und zwar auch und gerade eingebettet in unsere Realität und trotzdem stark abweichend.Savonlinna hat geschrieben: Das ist das Spiel zwischen Realität und Fiktion, das in unserer Zeit ohnehin ein wesentlicher Faktor innerhalb der Kunst ist.
diese beiden Booms entstanden gleichzeitig.
Es steckt hinter beiden, wenn man einen historischen Blick schon mal wagen darf, das gleiche Bedürfnis. Ich nenne das mal frech "das trnaszendente Bedürfnis", das man aber beschreiben will wie Busch und Vogel in unserer Welt.
Es ist - nach meiner Beobachtung - eine Gegenbewegung gegen die Dominanz der Naturwissenschaft mit der Tragik, dass man der Naturwissenschaft gleichzeitig hörig ist.ThomasM hat geschrieben:Anders kann ich mir die Erfolge von Romanen wie Harry Potter oder die Biss-Serie nicht erklären. Gerade die Gebiete der "urban fantasy", wo sich für die (meist jungen und weiblichen) Protagonisten hinter dem langweilen Alltag plötzlich eine wunderbare Fantasy Welt öffnet, feiern ziemliche Auflagenstärken.
Man entwirft ohne Ende alternative Welten, in die man vor unserer Realität flüchten will - das gestehen die Fantasyfans ohne Weiteres selber -, aber diese alternativen Welten werden von den Fans naturwissenschaftlich untersucht.
Ja. Und auch da ist dieser tragische Widerspruch aufzeigbar: man erkennt diese Phantasiewelt nicht als solche in ihrer Eigenwertigkeit, sondern misst sie an historischer Faktizität - die dann freilich blind als bewiesen geglaubt wird.ThomasM hat geschrieben:Dahinter steckt meines Erachtens eine Sehnsucht nach "Magie", nach etwas, was nicht durch sachlich-kalte Wissenschaft verstanden werden kann. Das führt dann auch zu Erfolgen wie die von Dan Brown, wo es um Verschwörungen und dunkle Geheimnisse geht.
Inzwischen meine ich da aber tatsächlich sich einen Paradigmenwechsel abzeichnen zu sehen, eine Art Sehnsucht nach Synthese.
Nicht mehr hie die Realität, da die Überrealität, sondern:
in unserer Realität das Überreale aufspüren wollen. Überwindung des Dualismus, des Entweder-Oder. Etwas ist gleichzeitig real und nicht-real.