Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
closs
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#601 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Sa 2. Nov 2019, 21:11

Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 20:49
warum soll man an die Historizität aller Geschichten glauben müssen, um wahrhaftig glauben zu können?
Das ist doch nicht meine Aussage. - Meine Aussage ist, dass historische Fragen und Wunder-Fragen offen gehalten werden sollten, weil sie letztlich nicht klärbar sind, sondern nur apriorisch auf verschiedene Weise interpretierbar sind.
Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 20:49
Du begreifst halt nichts, deshalb produzierst du Unsinn, der hinter längst erreichte Fragestellungen zurückwirft.
Halte es für möglich, dass ich da weiter bin als Du. ---- Fortschritt der Erkenntnis muss nicht identisch sein mit "Fortschritt innerhalb des Vorverständnisses von Thaddäus".
Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 20:49
Schau dir das kurze Video an, dann begreifst du vielleicht, obwohl ich da wenig Hoffnung habe.
"Begreifen" ist nicht das Problem - Zustimmen ist das Problem. ---- Nach wie vor erweckst Du den Eindruck, dass Deine spezielle Hermeneutik die einzig Wahre sei.



 

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ProfDrVonUndZu
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#602 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Sa 2. Nov 2019, 21:21

Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 19:06
Wenn man heute als Gläubiger darauf besteht (warum eigentlich?), dass Jesus wirklich jedes in den Evv. berichtete Wunder auch tatsächlich historisch korrekt so gewirkt hat, ist man ein bisschen so, wie diese eine Zeichenhandlung fordernden Pharisäer.

Warum aber brauchen das manche Gläubige eigentlich? Warum können sie nur glauben, wenn sich alles exakt so wie berichtet, auch historisch ereignet hat? (In meinen Augen ist das ein Zeichen für einen schwachen Glauben, nicht für einen starken.)

Sag das mal den Autoren. Deren Glaube war so schwach, dass sie historische Tatsachen mit Unwahrheiten ausschmücken mussten. Warum soll ich jemandem glauben, der selbst seinen Verkündigungen nicht glaubt ?
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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Münek
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#603 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Münek » Sa 2. Nov 2019, 21:31

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 14:48
Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 13:42
Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 13:35
Die "verschlossene Tür" hat der Verfasser des Johannesevangeliums dem älteren Bericht des Evangelisten Lukas hinzugefügt.
Ein schönes Beispiel für die literarische Verstärkung eines Wunders im Überlieferungsprozess.

Mit der simplen Erklärung des Johannesevangeliums als unhistorisch macht es sich die historisch kritische Forschung zu einfach finde ich.
Die neutestamentliche Forschung macht es sich ganz gewiss NICHT zu einfach.

ProfVonUndZu hat geschrieben:Die Motivation hinter der "literarischen Verstärkung" müsste auch geklärt werden, so wie deren tatsächlich Bedeutung, die man vielleicht ebenfalls missversteht.
Ich gehe davon aus, dass die Motivation des Johannesevangelisten zur Wunderverstärkung (siehe z.B. die Auferweckung der bereits in Verwesung übergegangenen Leiche des Lazarus) hinreichend und plausibel geklärt ist.

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Münek
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#604 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Münek » Sa 2. Nov 2019, 21:57

closs hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 21:11
Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 20:49
warum soll man an die Historizität aller Geschichten glauben müssen, um wahrhaftig glauben zu können?
Das ist doch nicht meine Aussage.
Dafür legt Ratzinger umso mehr Wert auf die Historizität der überlieferten Geschehnisse.

closs hat geschrieben:Meine Aussage ist, dass historische Fragen und Wunder-Fragen offen gehalten werden sollten.
Deine Aussage ist insofern irrelevant, als es Aufgabe der historisch-kritischen Exegese ist, historische Fragen so gut wie möglich zu beantworten.

Für Wunder interessiert sie sich nicht.

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ProfDrVonUndZu
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#605 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Sa 2. Nov 2019, 22:10

Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 21:31
Die neutestamentliche Forschung macht es sich ganz gewiss NICHT zu einfach.

Ich meinte ein als unhistorisch vorausgesetztes Johannesevangelium.  Das ist ein Ausgangspunkt, kein Ergebnis einer Untersuchung.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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#606 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Sa 2. Nov 2019, 22:23

Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 21:57
Dafür legt Ratzinger umso mehr Wert auf die Historizität der überlieferten Geschehnisse.
Zumindest der wesentlichen Punkte - richtig. Entweder er hat recht damit oder nicht.
Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 21:57
Deine Aussage ist insofern irrelevant, als es Aufgabe der historisch-kritischen Exegese ist, historische Fragen so gut wie möglich zu beantworten.
Wir reden hier nicht von der HKE, sondern davon, was wirklich der Fall war. - Da es sich meistens nicht beweisen lässt, sondern nur je nach Vorverständnis so oder so plausibel dargestellt werden kann, sollte man es offen lassen.

PERSÖNLICH glaube auch ich, dass nicht alles, was als historisch dargestellt wurde, historisch ist - aber auch ich kann es nicht beweisen - es ist Bewertungssache.

 

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#607 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Münek » Sa 2. Nov 2019, 22:29

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 22:10
Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 21:31
Die neutestamentliche Forschung macht es sich ganz gewiss NICHT zu einfach.

Ich meinte ein als unhistorisch vorausgesetztes Johannesevangelium.  Das ist ein Ausgangspunkt, kein Ergebnis einer Untersuchung.
Die HKE setzt die (fast ausschließliche) Unhistorizität des Johannesevangeliums keineswegs einfach voraus. Ihr niederschmetterndes Urteil ist das Resultat jahrzehntelanger akribischer Forschung.

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#608 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Münek » Sa 2. Nov 2019, 22:49

closs hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 22:23
Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 21:57
Dafür legt Ratzinger umso mehr Wert auf die Historizität der überlieferten Geschehnisse.
Zumindest der wesentlichen Punkte - richtig. Entweder er hat recht damit oder nicht.
Ich wollte nur klarstellen, dass zumindest Ratzinger Deine Auffassung nicht teilt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 21:57
Deine Aussage ist insofern irrelevant, als es Aufgabe der historisch-kritischen Exegese ist, historische Fragen so gut wie möglich zu beantworten.
Wir reden hier nicht von der HKE, sondern davon, was wirklich der Fall war.
Oder davon, was NICHT der Fall ist. :D

Um es tautologisch zu sagen: Wenn Gott NICHT existiert, dann existiert er NICHT. Dein ganzes Gerede von "dem, was der Fall ist", ist keinen Pfifferling wert - ist erkenntnis- und sinnfrei.


closs hat geschrieben:Da es sich meistens nicht beweisen lässt, sondern nur je nach Vorverständnis so oder so plausibel dargestellt werden kann, sollte man es offen lassen.
Nein - historische Fragen sollten so gut es eben möglich ist, fachkompetent beantwortet werden. Glaubenssetzungen haben hier allerdings seriöserweise nichts zu suchen.

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#609 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Sa 2. Nov 2019, 22:53

Eine verschlossene Tür ist ja auch sowas von unvorstellbar :)
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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#610 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Sa 2. Nov 2019, 23:07

Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 22:49
Ich wollte nur klarstellen, dass zumindest Ratzinger Deine Auffassung nicht teilt.
Ich würde in der Tat Historizität nicht so streng fassen, wie es bei Ratzinger den Anschein hat.
Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 22:49
Dein ganzes Gerede von "dem, was der Fall ist", ist keinen Pfifferling wert - ist erkenntnis- und sinnfrei.
Das, was der Fall ist, ist das A und O. - Oder willst Du jeweilige System-Erkenntnis-PRodukte zum Maßstab machen?
Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 22:49
Münek hat geschrieben:
Sa 2. Nov 2019, 22:49
 
Nein - historische Fragen sollten so gut es eben möglich ist, fachkompetent beantwortet werden. Glaubenssetzungen haben hier allerdings seriöserweise nichts zu suchen.
Dein alter Fehler: Du übersiehst, dass HKE-INTERPRETATIONEN jenseits der Bearbeitung der Methodenschritte ebenfalss ein Vorverständnis/"Glaubenssetzungen" haben. - Vorverständnis/"Glaubenssetzung" und Wissenschaft schließen sich nicht aus.



 

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