Münek hat geschrieben:Dann verwechselst Du das "Königsreich Gottes" mit dem "Heiligen Geist".
Münek hat geschrieben:Ganz offensichtlich verstehst Du den Begriff "textkritisch" falsch.
Du bist sehr agil mit Deinen Aussagen. Das geht nur bei ein-dimensionaler Betrachtung - da geht alles leicht.
Münek hat geschrieben:Dann verwechselst Du das "Königsreich Gottes" mit dem "Heiligen Geist".
Der Heilige Geist ist immer irgendwo da - im AT heisst er öfter mal "Geistbraus", generell ist er erkannt oder unerkannt im Menschen zu allen Zeiten präsent oder nicht präsent, inkarniert ist er in Jesus, als Ereignis erscheinend ist er bspw. an Pfingsten. - Die Nähe des Reichs Gottes hat natürlich auch etwas mit dem HG zu tun - allein deshalb, weil der HG eine Offenbarungsform Gottes ist, also immer da ist, wo Gott ist.
Ob nun diese Nähe Gottes in Gestalt eines äußeren Königreichs im Sinne der Offenbarungs-Bildhaftigkeit oder aks innere Nähe dargestellt wird, ist deshalb wurscht - wo Gott ist, ist auch der HG.
Dazu kommt noch, dass das, was die Schreiber aus ihrer AT-Formatierung als "Königreich Gottes" darstellen, im NT-Sinne durchaus auch "innere Nähe Gottes" bedeuten kann - warum das so ist, haben wir jetzt lange genug diskutiert. - Und somit vermischen sich kommunikativ zeitlich nahe äußere Vorstellungen mit substantiell nahen inneren Vorstellungen.
Keiner behauptet, dass man in jedem Fall dem Text entnehmen kann, ob ein Ausdruck alttestamentarisch äußerlich oder neutestamentarisch innerlich gemeint ist - dazu ist die Rezeption des durch Jesus Gesagten (und vor allem Gemeinten) zu unklar nachvollziehbar.
Münek hat geschrieben:Ganz offensichtlich verstehst Du den Begriff "textkritisch" falsch.
Deine Definition ist aus meiner Sicht im Kern richtig - aber es gibt doch schon Überlappungen mit historischen Dingen, weil Textfassungen aus unterschiedlichen Zeiten historisch unterschiedlich bewertbar sein können.
Klassisches Beispiel: Wenn Ihr darauf hinweist, dass die auf eine lange Zeitdauer hinweisenden Texte in Bezug auf die Wiederkunft Jesu eher späteren Datums sind, ist dies genau ein gutes Beispiel für die Überlappung textkritischer und historisch-kritischer Belange.
Übrigens: "Textkritik" heisst AUCH, dass man nicht nur Urtexte aus verschiedenen Quellen rekonstruiert, sondern auch aus ihrer jeweiligen Zeit UND unter Einbeziehung der Person des Verfassers interpretiert. - Zwei Beispiele:
Wenn Goethe sein "Dichtung und Wahrheit" und Adenauer seine Memoiren schreiben, MUSS man unter textkritischen Gesichtspunkten wissen, dass beide Bücher geschrieben wurden, als beide noch in der Öffentlichkeit standen - also der Inhalt nicht unbedingt der reinen Wahrheit gewidmet sind, sondern öffentlicher Wirkung verpflichtet sind. - Das gehört auch dazu.
Wo jetzt genau die Grenze zwischen textkritisch und historisch-kritisch ist, weiss ich ehrlicherweise auch nicht ganz genau. - Wir haben es an der Uni so gehalten, dass wir alles rein Textliche und den Autor Betreffende unter "Textkritik" subsummiert haben, während wir äußere Erscheinungen zur Zeit der Textverfassungen (Politik, Naturkatastrophen, gesellschaftliche Trends, etc.) unter "historisch-kritisch" gebucht haben. - Das ist plausibel und funktioniert in der Praxis ganz gut.