abc hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2019, 10:56
Hallo Thaddaeus, die Philosophie liegt mir auch sehr am Herzen
(Das Herz eines Laien), vielleicht fänden wir ein gemeinsames Thema, über das sich nachsinnen ließ. Gibt es etwas, das dich aktuell beschäftigt - einen Philosophen, den du bevorzugst liest?
Philosophisch ist eine zentrale Frage des Glaubens, in welcher Weise Gott für dich existieren muss, damit du ihn ernst nehmen kannst?
Muss er für dich als transzendente Wesenheit existieren - jenseits der physischen Welt - die aber dennoch
physisch in diese Welt eingreift, z.B. dadurch, dass er Naturgesetze bricht (um Wunder zu wirken) oder diese Welt physisch erschafft? In diesem Sinne könnte Gott in Mannheim am Bahnhof lokalisiert werden, wenn es ihm gefiele, dort aufzutauchen.
Oder ist Gott eine Idee des Menschen, der durch seinen - evolutionär entstandenen - Geist darauf angelegt ist, sich selbst zu transzendieren, um dadurch etwas zu denken, das größer ist, als er selbst?
Letzteres
hört sich so an, als ob man Gott nicht recht ernst nähme, da er ja "nur" eine Idee des Menschen ist - (und also gar nicht "wirklich" existiert).
Aber ist das wirklich so?
Zweifelsohne gibt es die gegenständlichen Dinge. An denen stoßen wir uns den Kopf und holen uns blaue Flecken. Insofern sind sie ernst zu nehmen.
Im ersten Artikel des Grundgesetzes steht, dass die Würde des Menschen unantatsbar ist, und sie zu schützen und zu wahren das Ziel aller staatlichen Gewalt sein soll. Das ist nichts Gegenständliches, - und dennoch hat es einen maximalen Einfluss auf die Gesetzgebung eines ganzen Staates und seiner Institutionen. An der Würde des Menschen können wir uns keine blauen Flecken holen, - und dennoch hat diese Idee einen maximalen Einfluss.
Um sich über die
physische Auffassung transzendenter Wesenheiten lustig zu machen, hat Joseph Campbel in einer seiner Schriften folgendes geschrieben: Wenn Ezechiel, Jesus und Maria, seine Mutter, tatsächlich leiblich zum Himmel aufgefahren sind (was die katholische Dogmatik behauptet) - und sie sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen -, dann haben sie unsere Galaxie immer noch nicht verlassen!
In welcher Weise muss Gott für dich existieren?
Das ist eine Frage der Ontologie.
Harry Potter hat auf junge Menschen mittlerweile mehr Einfluss, als Jesus Christus. Von Harry Potter steht es außer Frage, dass er "nur"(!) eine fiktionale Figur ist. Dennoch hat diese fiktionale Figur erheblichen Einfluss darauf, wie junge Mensche denken und was sie für richtiges und falsches moralisches Handeln halten.
Um die Frage nach Gott zu klären, müssen wir uns also über Ontologie unterhalten. Und da hat mein Lieblingsphilosoph Markus Gabriel das letzte philosophische Wort zu gesprochen ...