Darf ich Dich bitten, so kurz wie möglich zu umreißen, was mit den Teildisziplinen gemeint ist? Vielleicht auch am Beispiel vom Theologieexamen (Zenger, 1. Link).Savonlinna hat geschrieben:Wikipedia:
Die von mir rotgefärbten Begriffe stammen mit Ausnahme der "Traditionskritik" alle aus der Literaturwissenschaft.Die Historisch-kritische Methode ist ein im 18. und 19. Jahrhundert entwickelter Methodenapparat zur Untersuchung von historischen Texten. Bekannt ist sie vor allem aus der biblischen Exegese. Sie hat zum Ziel, einen (biblischen) Text in seinem damaligen historischen Kontext zu verstehen und schließlich auszulegen, wobei die Rekonstruktion der vermuteten Vor- und Entstehungsgeschichte des Textes und seine situative Einbindung in das historische Geschehen eine besondere Rolle spielt. Wichtige methodische Teildisziplinen der historisch-kritischen Methode sind die Textkritik, die Textanalyse, Redaktionskritik, Literarkritik, Formkritik und die Traditionskritik.
http://de.wikipedia.org/wiki/Historisch ... he_Methode
Das Inhaltsverzeichnis in dem Artikel zeigt noch einmal recht übersichtlich auf, was diese Methode alles untersucht und wie streng textbasiert das ist.
Ich werde mal versuchen kurz zu erläutern, was ich unter den sechs Teildisziplinen verstehe:
Textkritik
Da geht es darum, die Überlieferung des biblischen Textes kritisch anhand des Handschriftenbefundes zu hinterfragen.
Ein Beispiel wäre der Vergleich von 1QJesA und den masoretischen Jesaja-Text, der eine hervorragende Überlieferungsqualität des jesajanischen Texte in Hebräisch belegt.
Ein anderes Bespiel wäre die Buchrolle Samuel, dessen hebräische Form im masoretischen Text in der Golath-Geschichte umfangreicher ist, als
4QSam^a-c. Der altnebräische Qumrantext von Samuel weist größere Übereinstimmung mit LXX auf.
LXX ist für die Textkritik sehr bedeutsam. Es geht m.W. um die Frage: Was ist eigentlich der Grundtext?
Textanalyse
Ich könnte mir vorstellen, dass es hier u.a. um innertextliche Widersprüche geht. - Laut Zenger ist dies allerdings Teil der Literaturkritik. Hm ...
Angenommen man untersucht Lyrik, dann geht es wohl darum zu bestimmen, ob bspw. ein Sonett oder eine Hymne vorliegt, richtig? Geht es hier um die Textgattungen, auf die Berger so großen Wert legt?
Redaktionskritik
Allgemein geht man wohl davon aus, dass die biblischen Texte in der Zeit der Fortschreibung reÂdiÂgieÂrt wurden. Mit der Kanonisierung endete die Redaktion (spätere Redaktion wird nicht kathegorisch ausgeschlossen) und die Texte wurden von Schriftgelehrten abgeschrieben.
Zitat von E. Zenger:
• Die Kanonisierung schreibt nicht den Buchstaben fest, sondern die Sinnrichtung und Offenbarung.
Dabei geht es darum herauszuarbeiten welche Textpassagen spätere Einfügungen sind, bspw. ob der Text zum paulinischen Urtext gehört, oder von einem späteren Redakteur eingeschoben wurde. (Es geht hierbei nicht um den Vergleich von Handschriften.)
Literarkritik
Mein Freund nannte die literaturkritische Exegese. Falls damit die Literaturkritik gemeint ist, wäre sie eine Teildisziplinen der historisch-kritischen Methode.
Zitat von Prof. Erich Zenger:
Methode der Literarkritik (Einheitlichkeit eines Textes, sachliche undterminologische Spannungen und Widersprüche, Wiederholungen, syntaktische Brüche, konkurierende Vorstellungen - Schluß auf die Herkunft der Textteile).
Formkritik
Darunter kann ich mir nicht so recht was vorstellen.
Traditionskritik
Dies ist wohl die historische Kritik, also die Frage, welche Traditionen herrschten vor und flossen in den Text ein. Oder?