Darkside hat geschrieben:.....closs hat geschrieben:Was ist eigentlich der substantielle Unterschied zwischen christlichem Unitarismus und Judentum? Sicherlich gibt es da welche - aber ist der Unterschied zwischen unitarischer christlicher und trinitarischer christlicher Religion nicht größer?
Im Judentum ist Jesus NICHT Gottes Sohn; in jeglicher christlichen Religion (Trinitätslehre hin oder her) aber durchaus. Der gesamte Heilsplan wird somit völlig anders verstanden...
Denke hier muss man auf zwei verschiedenen Gleisen denken.
Judentum und Christentum haben sich ja schon sehr bald getrennt und waren sich nicht gerade hold gesonnen. Da ist natürlich schon der Name Jesus wohl schon eine leichte Provokation für die jüdische Seite. So nehme ich an.
Andererseits wenn Jesus als Mensch oder als ein "mehr als ein Mensch" ("über den Engeln") verstanden wird, sehe ich hier keine Inkompatibilitäten mit dem jüdischen Glauben. Wesen oberhalb der Menschen gibt es auch in der jüdischen Mythologie.
Im AT kommen auch "Söhne Gottes" mehrfach vor. Aber eben nicht Sohn Gottes im trinitarischen Verständnis, die bei "Sohn Gottes" von vornherein "Gott, der Sohn" lesen und nicht "Vater und Sohn sind zwei".
Ein springender Punkt aus meiner Sicht wurde in der Diskussion schon angeschnitten (z.B. bei Darkside):
Ist Jesus im Heilsplan zwingend erforderlich auch für den einzelnen Gläubigen, oder geht es auch ohne den Glauben an Jesus?
Man kann die Bibel nämlich auch so lesen, dass der Glaube an Jesus Christus zwar äußert sinnvoll und richtiger ist, aber der Nichtglaube an Jesus kein Verdammungsgrund (letzteres steht in der Bibel sowieso nicht explizit, genausowenig wie irgendwo die "heilsrelevanten Mindestinhalte" christlichen Glaubens im NT aufgeführt werden).
Man muss beim Bibellesen eh höllisch aufpassen, dass man sie nicht von vornherein aus der Brille christlicher Dogmatik liest.
Wenn es z.B. heißt "(Jesus sagt:) Niemand kommt zum Vater denn durch mich." Dann bedeutet dies nicht, dass der Glaube an Jesus Christus der heilsrelevante Punkt ist. Da im Kontext Jesus als der Richter am Zeitende dargestellt wird, kommt keiner an dem Richter vorbei. Die Anforderungen des Richters an den Glauben sind aber schlicht ein anderer Punkt.
Zweifelsfrei hat die christliche Dogmengeschichte den Verlauf genommen, den Glauben an die Person Jesu in den Mittelpunkt zu stellen. Aber man kann aus guten Gründen diskutieren, ob es die Autoren im NT auch so gesehen haben.
Um zu Closs zu kommen und eine "übergreifende Sicht": Letztlich ist es piepegal, ob Jesus unitarisch oder trinitär verstanden wird. Deswegen, weil Jesus die 100 Prozentige Gottesnähe ausdrückt, wenn man ihn unitär als "Nicht Gott, aber knapp daneben zu seiner Rechten" versteht. Oder auf die persönliche Ebene gedrängt: der Abstand von mir zu Jesus ist immens groß. Egal ob dieser der Gott ist oder zu seiner Rechten.
Geschichtlich hat die Kirche jedoch die Unitarier so verteufelt, dass sie die Gemeinsamkeiten gar nicht mehr wahrnehmen, weil sofort das Feindbild über die Sicht gestülpt wird: "Das ist ein (verächtlich) Arier, oder Neo-Arier der Moderne".