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von dagegen » Do 31. Jul 2014, 17:49
Hi sven23
interessante Frage, die du aufwirfst. Ich denke auch, dass die Frage nach dem "ewigen Leben" eine Art Schlüsselstellung in vielen Religionen einnimmt. Es ist schon eine Art Menschheitstraum. Aber ich meine, man muss dabei doch vorsichtig sein. Aus christlicher Perspektive geht es gerade nicht darum, noch einmal auf die Welt zu kommen und gleichsam sein gleiches, irdisches Leben noch einmal zu leben, aber diesmal für immer, also zeitlich linear ins Unendliche verschoben. Es geht nicht um physisch Toten, die plötzlich wieder lebendig werden. Es geht nicht um Zombies. Es geht um "Leben in Fülle". Was ist das, "Leben in Fülle"?
Zunächst: Ein Leben in Fülle kann natürlich nur der haben, der -biologisch betrachtet- noch lebt. Der Tote, der auferweckt wird, und der dann das Leben in Fülle hat, ist also nicht der physisch Tote, sondern der Mensch, der sozial und menschlich gesehen tot ist. Der Mensch ist dann in christlicher Hinsicht tot, wenn er sein eigentliches Menschsein nicht entfaltet und auf sich beschränkt lebt. Menschsein heisst in Beziehung leben, nicht nur im Sinne einer win-win-Beziehung, auf die man auch verzichten könnte, sondern ganz wesentlich: nach christlichem Verständnis definiert sich der Mensch am und über den anderen. Diesen Gedanken kann man in dem "cogitor ergo sum" ausdrücken: "ich werde gedacht, also bin ich".
So kann man auf die Frage, was denn das sei, das Leben in Fülle, antworten: Wer aus seiner Autarkie ausbrechen kann, wer wirklich Mensch wird, der hat das Leben in Fülle, der hat das "ewige Leben". Und wie kommt man dazu, Mensch, wirklicher Mensch zu werden? Indem man den christlichen Glauben versteht, annimmt und verinnerlicht. Denn dieser dreht sich einzig um die Frage, wie aus einem mehr oder minder beseelten Erdklumpen namens "Adam" ein Mensch wird...
LG dagegen