Diesbezüglich verweise ich die Seiten 64 bis 75 aus Skurrile Quantenwelt. Darin wird es plausibel und nachvollziehbar erklärt.closs hat geschrieben:In diesem Sinne ist eine Unschärfe aus Sicht des Subjekts nicht notwendigerweise (nach meiner Ansicht gar nicht) Eigenschaft des Objekts (aus dessen Perspektive).
An dieser Stelle möchte ich an meine Postings auf Seite 4 anschließen, indem ich etwas zum Doppelspaltexperiment schrieb.
Ergänzend sei erwähnt, dass die Spalten sehr schmal sein müssen, nahe der Wellenlänge des kohärenten Lichtees. Es handelt sich um Spaltenbreiten von 50 Nanometern und einem Spaltenabstand von 100 nm, sowie um Fluglängen von einigen zehntel Millimetern.
Dies mag die Frage aufwerfen, wo denn die "Grenze" liegt. Oder noch provokativer: Gibt es überhaupt eine Grenze zwischen Mikrokosmos und Mesokosmos?
Grundsätzlich gilt die Unschärfe unabhängig von der Größe, kann aber für den Meso- und Makrokosmos vernachlässig werden. Ein Tennisball bspw. hat eine Wellenlänge von 10^-34 m (zum Vergleich: der Durchmesser eines Protons beträgt etwa 1,7 * 10^-15 m). Die Unschärfe eines mesokosmischen Objektes ist also vernachlässigbar klein und liegt beim Tennisball nur eine Größeneinheit über der Planck-Länge von 1,616199 • 10^−35 m (der vermutlich kleinsten Längeneinheit, der physikalische Relevanz zugesprochen werden kann).
Gem. dem Buch „Skurrile Quantenwelt“ von Silvia Arroyo Camejo aus dem Jahre 2005 (welches ich übrigens wärmstens empfehlen kann), waren die größten Quantenobjekte Moleküle mit 60 bis über 80 Atomen. In „Spektrum der Wissenschaft“ (Oktober 2012) wird in dem Aufsatz „Schrödingers Katze auf dem Prüfstand“ sogar von Molekülen aus bis zu 100 Atomen berichtet.
Es ist übrigens ein weit verbreiteter Trugschluss, dass die Unschärfe auf ein Messproblem zurückgeht. Die Unschärferelation beschreibt mitnichten ein Messproblem, als vielmehr eine fundamentale Eigenschaft von Quantenobjekten. Die Formel für die Heisenberg'sche Unschärferelation lautet:
Δx * Δp > ħ / 2
D.h, je genauer oder schärfer Δx bestimmt wird (also je genauer es lokalisiert ist), je unschärfer ist der Wert für den Impuls Δp (umgekehrt gilt das Gleiche).
Da den Quantenobjekten also die Eigenschaften fehlen, dass Ort und Impuls gleichermaßen „scharf“ bestimmt sind (ganz anders, als in unserer mesokosmischen Erfahrungswelt), ist es auch unsinnig, ihnen solche Eigenschaften zuschreiben zu wollen.
Es gibt verschiedene Deutungen des Doppelspaltexperiments. Die eine besagt, dass die Wellenfunktion des Quantenobjektes in dem Augenblick kollabiert, indem es den Detektorschirm trifft und so gemessen wird. Vor dem Auftreffen befindet sich das Teilchen im Zustand der Superposition und kann daher nicht auf einen Spalt lokalisiert werden. Impuls und Position von Quantenobjekten sind unscharf. Und je schärfer die Position wird, je unschärfer wird der Impuls (gilt auch umgekehrt).
Um tiefer in die Materie einzutauchen, las ich das Buch Skurrile Quantenwelt von Silvia Arroyo Camejo. Hieraus mal ein Zitat:
Daher ersann Einstein die Idee der lokalen verborgenen Parameter, welche aber durch die Bell'sche Ungleichung experimentell falsifiziert wurden. Lehnt man den Interdeterminismus der QM ab, bleiben nur die nichtlokalen verborgenen Parameter oder die recht populäre Viele-Welten-Deutung.Zitat aus Skurrile Quantenwelt:
Die Schrödinger-Gleichung vermag uns keine Information darüber zu geben, wo die Wellenfunktion letztlich im Moment der Messung kollabieren wird.
Sehen wir also die Beschreibung durch den quantenmechanischen Formalismus als vollständig an, so kann der Ort des Kollapses nur zufällig gewählt sein. Für die finale Wirkung gibt es laut der Quantenmechanik tatsächlich keine Ursache.
Diesen fundamentalen Interdeterminismus, der den Charakter der Quantenmechanik maßgeblich bestimmt, konnte Einstein aber keinesfalls hinnehmen. ... Die Annahme eines den Interdeterminismus implizierenden Kosmos widersprach einfach grundlegend seinem Naturverständnis.
Ich lehne letzte ab, verstehe kaum die Bohmschen Mechanik, in der die nichtlokalen verborgenen Parameter vorkommen und behelfe mich daher mit dem ehrwürdigen Kopenhagener Kollaps (s.o.).
Dies brachte Erwin Schrödinger auf das berühmte Gedankenexperiment von Schrödingers Katze, welches hier grafisch dargestellt ist:

Bildquelle
Das Schicksal der Katze hängt von einem einzelnen radioaktiven Isotop ab (einem Quantenobjekt, welches sich gem. der QM verhält und dem daher eine Wellenfunktion ψ zuzuschreiben ist). Welches Schicksal erleidet die Katze? Oder gibt es viele Katzen in vielen Welten?
Aber zunächst zurück zum Doppelspaltexperiment: Ein ganz entscheidender Faktor sind Wechselwirkungen. Modifiziert man das Doppelspaltexperiment, indem man bspw. eine Blasenkammer an einer Spaltöffnung montiert, welche die Teilchen dedektiert, so erscheint kein Interferenzmuster.
Der Messvorgang lässt die Wellenfunktion bereits am Spalt kollabieren. Daher wird auch kein Interferenzmuster auf der Photoplatte gebildet.
Wenn z.B. ein Laser auf einen der Spaltöffnungen gerichtet wird, erscheint kein Interferenzmuster. Grundsätzlich können Störungen das Messergebnis beeinträchtigen. Bei Experimenten mit Licht wird i.d.R. monochromatisches, kohärentes Licht verwendet, um ein klares Messergebnis zu erhalten.
Die Kopenhagener Interpretation geht davon aus, dass nur eine aller Möglichkeiten auch tatsächlich eintritt. Da das Interferenzmuster auf dem Detektorschirm aber nur mit der Wellenmechanik erklärbar ist, aber dessen ungeachtet ein punktförmiges Teilchen gemessen wird, wird dies damit erklärt, dass die Wellenfunktion des Quantenobjektes im Moment der Messung kollabiert. Die vielen „überlagerten Zustände“ des Quantenobjektes im Zustand der Superposition kollabieren also zu einem einzigen Zustand.
Allerdings ist dieser Kollaps selbst nicht beobachtbar. Ferner unterstellt diese Deutung einen instantanen Kollaps (anstelle einer zeitlichen Verzögerung, wie sie aus der Lichtgeschwindigkeit folgt). Daher erscheint mir die Kopenhagener Deutung pragmatisch und unelegant.
Manche Physiker ziehen es vor, die Kopenhagener Interpretation mit den mysteriösen Kollaps der Wellenfunktion zu umgehen. Hugh Everett folgerte, dass alle Einzelzustände der Wellenfunktion real existierende „Zweige“ des Gesamtsystems sind. Hierzu ging er von folgenden Annahmen aus:
QUELLE1. Die Wellenfunktion ist nicht nur einfach eine Beschreibung des Zustands eines Objektes sondern sie ist das Objekt. Diese Annahme teilt sie mit anderen Interpretationen.
2. Beobachtung spielt keine spezielle Rolle anders als z.B. in der Kopenhagener Interpretation.
Daher wurden auch alternative Deutungen ersonnen, um eine „realistische Theorie“ zu formulieren. Eine davon ist die sog. „Viele-Welten-Deutung“. Sie besagt, dass alle Möglichkeiten auch immer eintreten und wir eben nur jene beobachten können, die in unserem Universum realisiert wird.
Bryce DeWitt entwickelte die populäre Viele-Welten-Deutung. So befremdlich diese Interpretation auch erscheinen mag, so stellt sie doch eine logisch konsistente Theorie dar, welche gegenüber der Kopenhagener Deutung einige Vorzüge besitzt. In meinem Uni-Protokoll-Link heißt es hierzu:
Anstelle des instantanen und damit uneleganten Kollapses, wird hier die Viele-Welten-Deutung von Dewitt und Everett favorisiert, über die Silvia Arroyo Camejo schrieb:Zitat aus "Viele-Welten-Interpretation" (siebenter Absatz):
Mathematisch und physikalisch ist die Viele-Welten-Interpretation einfacher als die Kopenhagener Interpretation. Der Vorgang des Messens oder Beobachtens hat keinen Sonderstatus und die Interpretation des Amplitudenbetrags der Wellenfunktion als Wahrscheinlichkeit ist eine Folgerung der Theorie anstatt ein notwendiges Axiom. Allerdings lehnen viele Physiker die Folgerung nicht beobachtbarer alternativer Universen auf der Basis von Ockhams Rasiermesser ab (beide Seiten argumentieren mit Ockhams Rasiermesser wenden es aber an unterschiedlichen Stellen an). Einige Physiker haben festgestellt dass die Unterstützung für die Viele-Welten-Interpretation zunimmt vor allem deshalb weil sich aus ihr Voraussagen zum Prozess der Quanten-Dekohärenz in einer natürlichen Weise zu ergeben scheinen statt dass sie in ad-hoc-Manier hinzugefügt werden müssen.
Zitat aus Skurrile Quantenwelt (Seiten 192):
Die quantenmechanischen Superpositionen eines Quantenobjekts werden folglich gar nicht als lokal an ebendiesem gleichzeitig vorliegend betrachtet, sondern als simultan in unendlich vielen Paralleluniversen existierend angesehen.
Es sei angemerkt, dass der Welle-Teilchen-Dualismus nur in den Anfängen der Quantenphysik bis etwa 1925 galt. In der Quantenmechanik spielt er keine Rolle mehr.